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Mittelalter (Epoche): Fragen und Antworten

Wie wird die Epoche des Mittelalters unterteilt? Was bedeuten die Begriffe Feudalismus und Ständeordnung? Wie war das Lehswesen strukturiert? Wie lebten Bauern, Ritter, Bader und andere mehr? Wie sahen die ersten Siedlungsformen aus? Wurde im Mittelalter gereist? Gab es Herbergen? Was sind Karawansereien? Wie war es um die Hygiene bestellt? Gab es Freudenhäuser? Wie hielten es die Menschen des Mittelalters mit dem Sex? Wer waren die Scholaren? Diese und weitere Fragen möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Zeitliche Abgrenzung

Welche Zeitabschnitte bestimmen das Mittelalter?

Als heute weitestgehend allgemeingültig, wird das Mittelalter zeitlich zwischen dem Zerfall des antiken Rom (etwa Mitte des 6. Jahrhunderts) und dem Beginn der Neuzeit (etwa Mitte/Ende des 15. Jahrhunderts) festgemacht. Außerdem wird dieser Zeitraum in drei Phasen unterteilt: Früh-, Hoch- und Spätmittelalter.

Frühmittelalter

Im Laufe des 6. Jahrhunderts verlor das sogenannte Antike Rom zunehmend an Stärke und Einfluss. Germanische Völker – zum Beispiel die Franken, Sachsen und Langobarden – hatten sich im Süden und Westen des Römischen Reiches niedergelassen, etablierten ihre eigenen Sitten und Bräuche, gründeten neue Königreiche, assimilierten die römischen Bürger und christianisierten die von ihnen unterworfenen Völker.

Das kulturelle Erbe des antiken Rom verlor sich dabei mehr oder weniger in einer Gesellschaft,

  • die Viehzucht und Ackerbau zum überlebensnotwendigen Kriterium erhob,
  • Bereiche wie Kultur, Wissen und Bildung fast ausschließlich nur in Klöster ausüben ließ,
  • Lesen und Schreiben Sache der Mönche war und
  • die Macht der Bischöfe und Äbte wuchs.

Letztere entschieden über das, was der gute Christ erfahren sollte – oder auch nicht.

Übergang

Eingang in das Bildungswesen fanden Kunst, Literatur und Architektur (Karolingische Renaissance) langsam wieder unter Karl dem Großen (747/78-814), auf den auch der Begriff "Vater Europas" zurückzuführen ist.

Mit der Teilung des Karolingerreiches 843 durch seine Nachfolger, begannen für diese die Schwierigkeiten der Besitzstandswahrung in der Auseinandersetzung mit Wikingern und Magyaren.

Dann, mit der Wiederherstellung militärischer und politischer Macht sowie der Gründung des Heiligen Römischen Reiches 962 durch Otto I., dem Großen, wird – nach landläufiger Meinung der Geschichtsforschung – schließlich der Beginn des Hochmittelalters gleichgesetzt.

Hochmittelalter

Die Epoche des Hochmittelalters – etwa von Mitte des 11. Jahrhunderts bis Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts – war geprägt durch Bevölkerungswachstum und Stadtentwicklung. Faktoren, die eine Reihe gesellschaftlicher Veränderungen nach sich zogen. Neue Siedlungen und landwirtschaftliche Nutzflächen mussten erschlossen, Produktionsmethoden angepasst werden. So wurde

  • der Handel treibende Kraft,
  • das Handwerk fasste Fuß,
  • die Basis für das Geld- und Bankwesens wurde gelegt,
  • die Menschen besuchten Dom- oder Klosterschulen,
  • lernten lesen und schreiben,
  • gingen an Universitäten, studierten Medizin, Jura oder Philosophie (nicht jeder, aber doch viele) und es entstand
  • das Rittertum – bei dem es unter anderem um Tugenden wie Tapferkeit, Ehre und Loyalität ging.

Die weltlichen Herrscherdynastien der Zeit waren die Ottonen, Salier und Staufer. Deren Herrschaft gründete sich im Wesentlichen auf gegenseitige Treueide (Lehnswesen; Feudalismus) und politisch kämpften Kirche und Staat um ihre Vormachtstellung. Die Auseinandersetzungen darüber, gipfelten im sogenannten Investiturstreit (Papst Gregor VII., Heinrich IV., "Gang nach Canossa" 1076/77).

Ende des 11. Jahrhunderts (1095/1099) nahm die Kreuzzugsbewegung ihren Anfang.

Spätmittelalter

Der Begriff „Spätmittelalter“ bezeichnet die Zeit ab etwa Mitte/Ende des 13. Jahrhunderts bis ungefähr zum Ende des 15. Jahrhunderts. Vielleicht auch etwas früher, so ganz genau lässt es sich nicht festmachen.

Wie auch immer. In diese circa 200 bis 250 Jahre fallen so elementare Ereignisse und Entwicklungen wie Hungersnöte, die Pest, Entvölkerung, der langsame aber stetige Niedergang Ostroms (Byzanz) und des Rittertums sowie der 100-jährige Krieg (1337-1453) zwischen Frankreich und England.

Neben diesen eher schrecklichen Geschehnissen, war das Spätmittelalter unter anderem aber auch die Zeit der

  • Entdeckungen (Christoph Columbus, Vasco da Gama),
  • der Hanse,
  • der Fugger, Welser und der Medici.

Neue Handelswege und Märkte wurden erschlossen, was wiederum die Wirtschaft boomen ließ.

Die durch erfolgreiches kaufmännisches Handeln und Wirken zu Reichtum gekommenen Patrizierfamilien der Fugger, Welser und Medici gerierten sich als Finanziers von Kaisern, Königen und Päpsten. Ein in der Folgezeit sich mehr und mehr durchsetzendes Finanz-, Kredit- und Bankwesen war entstanden.

Die Wiederentdeckung griechischer und römischer Kultur – einhergehend mit der Erfindung des Buchdrucks – führte schließlich zu einer geistigen, politischen und gesellschaftlichen Veränderung, die das Spätmittelalter in der Epoche der Renaissance aufgehen ließ.

Kirche, Staat, Gesellschaft

Welchen Einfluss hatte die Kirche auf Staat und Gesellschaft?

Voraus geschickt – die Menschen des Mittelalters lebten, an heutigen Maßstäben gemessen, in einer überschaubaren Gesellschaft, die im Wesentlichen vom Adel, der Kirche und dem Bauernstand geprägt war.

Die Regeln, die das persönliche und öffentliche Verhalten des jeweiligen Standesangehörigen festschrieben, schienen unabänderlich und die Individualität des Einzelnen zweitrangig zu sein.

Den berechtigten Ängsten vor Hungersnöten, Seuchen und/oder anderen Misslichkeiten des ohnehin beschwerlichen Alltags, begegneten die Menschen mit einer tiefen Religiosität. Ein Umstand, den die Kirche geschickt zu nutzen wusste und Regeln (z.B. Gottesfürchtigkeit, Demut, Vergebung, Barmherzigkeit) vorgab, nach denen sich das Tun und Lassen der Bevölkerung zu orientieren hatte.

Aber, obwohl die Kirche im einen oder anderen Fall durchaus auch Menschen aus sozialschwachen Gesellschaftsschichten die Chance auf Bildung bot, wurde andererseits bei Fehlverhalten auch gern mit dem Fegefeuer, dem Jüngsten Gericht und, etwa ab 1231, mit der durch Papst Gregor IX. (Papst von 1227-1241) sanktionierten Inquisition gedroht und Druck auf die gläubigen Schäflein ausgeübt.

Bedingt durch den Eingriff der Kirche in fast jeden Lebensbereich der Bevölkerung und die Beeinflussung der Menschen in Bezug auf Wertvorstellungen und Denken nach kirchlichem Gusto, festigte die Institution Kirche routiniert ihre Machtstellung im Reich.

Ursache und Wirkung

Der Ursprung dieser Machtstellung lag bereits in der Pippinischen Schenkung von 754. Mit dieser Schenkung erhielt die Kirche Ländereien, die die Basis des späteren Kirchen-/Vatikanstaates bildeten. Im Gegenzug unterstützte der Papst, also die Kirche, Pippin III. den Jüngeren (714-768) bei dessen Königswahl.

Das damit verknüpfte Vorrecht der Kirche zur Verleihung des Königs- und Kaisertitels (der Bischof salbte den König, der Papst krönte den Kaiser), sollte sich im weiteren Verlauf des Mittelalters als wirkungsvolles, machtpolitisches Instrument gegenüber den weltlichen Gegenspielern erweisen.

Allerdings nicht immer zur Freude der amtierenden Herrscher, die zwar einerseits stets bemüht sein mussten, zur Erreichung ihrer Königs- bzw. Kaiserwürde für gut Wetter bei den Päpsten zu sorgen, andererseits aber auch nicht vor verbalen oder gar militärischen Auseinandersetzungen um Vormachtstellung, Privilegien und Territorien Halt zu machen gedachten.

Und da gab es viel zu tun, hatten doch die Könige und Kaiser des Mittelalters mit einer unglaublichen Anzahl oberster Vertreter des "Heiligen Stuhls" zu kämpfen.

Zum Vergleich

In der  Zeit ab

  • Karl dem Großen (König ab 768; Kaiser ab 800) bis zu
  • Friedrich III. (König ab 1440; ab 1452 bis zu seinem Tod 1493 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches),

standen den etwa sieben- bis achtunddreißig amtierenden römisch-deutschen Königen und Kaisern während diesen Zeitraums, grob gerechnet, einhundertsiebenundfünfzig – den Streit ebenfalls nicht scheuenden – Päpste und Gegenpäpste gegenüber.

Obwohl nicht alle Protagonisten dieser Betrachtung über einen Kamm zu scheren sind, ziehen sich die Querelen beider rivalisierenden Gruppen um Macht und Einfluss trotzdem wie ein roter Faden durch das Mittelalter …

Staatsoberhäupter

Konnte im Mittelalter jedermann König oder Kaiser werden?

Nein, das wäre nicht vorstellbar gewesen. Während nach dem Grundgesetz (Art. 54,1) der Bundesrepublik (theoretisch) jeder, der das Wahlrecht zum Bundestag besitzt und das 40. Lebensjahr vollendet hat, Bundespräsident werden kann, war das für das König- und Kaiserwerden im Mittelalter alles um ein Vielfaches aufwendiger.

Um überhaupt als König und/oder Kaiser an die Spitze des Reiches zu kommen, bedurfte es einiger elementarer Bedingungen, die mit heutigen Gepflogenheiten so gut wie nichts, oder doch nur marginal, zu tun haben.

Anforderungen

Für den Einstieg in dieses schwierige Geschäft sollten – unter anderem – folgende Voraussetzungen gegeben sein:

  • Eine willensstarke, durchsetzungsfähige, manchmal auch „über Leichen gehende“ Persönlichkeitsstruktur sowie
  • eine gehörige Portion Charisma.

Hilfreich waren auch eine

  • adelige Herkunft,
  • ein möglichst freundliches Einvernehmen mit den Päpsten,
  • uneingeschränkter Rückenwind der Länderfürsten und, last but not least,
  • war auch ein günstiges pekuniäres Polster, in Form erblichen territorialen Besitzes, von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Wer hatte es während des Mittelalters geschafft, ein ganz Großer zu werden?

Die Liste der gekrönten, gesalbten und hin und wieder auch aus dem Amt katapultierten Häupter, umfasst:

  • die Merowinger,
  • diverse Pippins und immerhin
  • sieben- bis achtunddreißig Könige und Kaiser zwischen 768 und 1493.

Nachstehend lediglich eine Handvoll, allerdings ganz besonders bedeutende und aus der Vielzahl der Herrschenden herausragende Figuren waren, zum Beispiel:

der Karolinger

  • Karl der Große (748-814),

die Ottonen

  • Heinrich I. der Vogler (876-936) und
  • Otto I. der Große (912-973),

die Salier

  • Heinrich IV. (1050-1106) und
  • Heinrich V. (1081-1125),

die Staufer

  • Friedrich I. Barbarossa (1122-1190) und
  • Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250),

der erste Habsburger

  • Rudolf I., Graf von Habsburg (1218-1291),

der Wittelsbacher

  • Ludwig IV. der Bayer (1282-1347) sowie 

der Luxemburger

  • Karl IV. (1316-1378)

Ausklang

Wann war das Mittelalter zu Ende?

Schwer zu sagen. Nach allem, was darüber zu erfahren ist, soll das irgendwann im Laufe des ausgehenden 15. und/oder frühen 16. Jahrhunderts der Fall gewesen sein. Aber so, wie auch der Übergang von der Antike zum Mittelalter (lat.: medium aevum) nicht eindeutig zu bestimmen ist, kann der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ebenfalls nur vage bestimmt werden.

Beide Übergänge verlaufen fließend, und die landläufig angenommene Zeitspanne des Mittelalters von 500 bis 1500 dient lediglich einer einigermaßen befriedigenden Orientierung.

Überdies wurde der Begriff Mittelalter von den Zeitgenossen nicht benutzt. Er taucht erst etwa gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf, und wurde von den Humanisten – als im Grunde abschätzige Bewertung der Zeit von der Antike bis in die damalige Gegenwart – benutzt.

Als geschichtliche Epoche wurde der Zeitraum zwischen Altertum und dem Beginn der Neuzeit erstmals 1688 vom Hochschulprofessor Christoph Cellarius (1638-1707) mit dem Begriff Mittelalter bezeichnet. Und doch blieben Festlegungen irgendwelcher exakten Fixpunkte für den tatsächlichen Beginn und das Ende des Mittelalters bis heute im Ungefähren.

Lange Rede, kurzer Sinn

In der Betrachtung des ausklingenden Mittelalters kommen die unterschiedlichsten historischen Ereignisse zu Ehren. Je nachdem, unter welchem Gesichtspunkt diese Begebenheiten gesehen werden, können das zum Beispiel sein:

  • die letzte Krönung eines Kaisers des Heiligen Römischen Reiches 1452, des Habsburgers Friedrich III. (1415-1493) durch Papst Nicolaus V. (1397-1455),
  • die Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen/Türken, was gleichzeitig auch das Ende des Byzantinischen Reiches bedeutete,
  • die Entdeckung Amerikas 1492 durch Christoph Kolumbus,
  • die Reformbewegung Martin Luthers und dessen 95 an der Tür der Schlosskirche Wittenbergs angeschlagenen Thesen im Oktober 1517 oder auch
  • die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (1400-1468) etwa zur Mitte des 15. Jahrhunderts.

Während nun aus der Sicht deutscher Geschichte für das Mittelalter nach wie vor kein ganz genaues Datum auszumachen ist, begann die  Neuzeit in Italien mit der Renaissance bereits im Laufe des 15. Jahrhunderts – womit die Italiener mit dem Begriff Neuzeit die Nase vorn hatten/haben …

Sozialstruktur

Wie war die mittelalterliche Gesellschaft gegliedert?

Im Grunde genommen sehr schlicht: "Krone, Kirche, Acker", das heißt, eine Elite von etwa fünf Prozent bestimmte über den großen Rest der in Abhängigkeit vom

  • Adel (Kaiser, König, Grafen, Herzöge) und
  • Klerus (Papst, Bischöfe, Äbte)

lebenden Bevölkerung.

Feudalismus – was ist das?

Der Begriff Feudalismus (lat.: feudum/feodum = Lehen) bezeichnet die sich etwa ab Ende des 9. Jahrhunderts entwickelnde wirtschaftliche, soziale und politische Gesellschaftsordnung – das Lehnswesen.

Eine vergleichsweise kleine Schar aus der mittelalterlichen Hautevolee (Adel, Klerus) verfügte nicht nur über den größten Teil an Gütern, Grund und Boden, sondern – bedingt durch diesen Vorteil – auch über die Mehrheit der damaligen Otto Normalverbraucher (Bauern, Handwerker, etc.). Letztere wiederum gerieten durch die Lehensvergabe des Grundherrn (Lehnsherr) zu diesem in Abhängigkeit.

Ständeordnung

Was ist unter dem Begriff Ständeordnung zu verstehen?

Mit dem Begriff Ständeordnung wird die Struktur des staatlich-gesellschaftlichen Miteinanders im Mittelalter

  • vom Niedergang des antiken Römischen Reiches – etwa ab dem 4/5. Jahrhundert – bis zum Beginn der Renaissance im 15. Jahrhundert

bis zur sich daran anschließenden

  • "Frühen Neuzeit", also die Zeitspanne von der Renaissance bis zur französischen Revolution im späten 18. Jahrhundert

bezeichnet.

Gemeint ist damit in der Regel die sogenannte "Drei-Stände-Ordnung":

  • Klerus (Bischöfe, Äbte),
  • Adel (Markgrafen, Herzöge),
  • Rest der Bevölkerung (Bürger, Bauern).

An der Spitze der Pyramide stand jeweils der Papst (Klerus), beziehungsweise der König/Kaiser (Adel).

Worin lagen die wesentlichen Aufgaben der Stände?

Kurz gesagt

Der

  • erste Stand (Klerus) war für das seelische Heil und Wohl der Menschen zuständig, der
  • zweite Stand (Herzöge etc., incl. König und Kaiser) hatte Schaden von Klerus und Volk abzuwehren und der
  • dritte Stand (Bauern und einfache Bürger) war schlicht der Arbeit für die Lehnsherren verpflichtet.

War die Zugehörigkeit zu den Ständen statisch?

Grundsätzlich, ja. Aber im Laufe der Zeit kam es durchaus zu einer gewissen Aufweichung dieser bis dahin festgeschriebenen Struktur.

So war im Besonderen die Möglichkeit gegeben, als Bauer oder Handwerker – günstige Umstände vorausgesetzt – in den geistlichen Stand aufzusteigen. Und etwa ab dem 14. Jahrhundert konnte es sogar vorkommen, dass ein Angehöriger des dritten Standes bei guter Leistung von seinem Adelsherrn mit einem Adelstitel belohnt wurde.

Gab es innerhalb der Stände weitere Untergliederungen?

Ja, die gab es. Da wurde streng auf eine hierarchische Ordnung geachtet. So gab es sowohl den hohen und niederen Klerus, als auch den hohen und niederen Adel.

Der hohe Klerus rekrutierte sich zumeist aus adelig Geborenen, die zum Beispiel als Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte amtierten. Zum niederen Klerus zählten unter anderen Diakone, Priester, Mönche und Nonnen.

Die Zugehörigkeit zum zweiten Stand, dem des Hochadels (Herzöge, Fürsten, Grafen), war durch Geburt vorgegeben. Hatte allerdings jemand – wodurch auch immer – Macht und Wohlstand eingebüßt, änderte das zwar nichts an seinem Titel, rückte ihn aber auf eine unbedeutendere Stufe der Adelshierarchie.

Der Begriff "Niederer Adel" stand für zu Grundbesitz und Vermögen gekommene Lehnsträger sowie – etwas später (etwa ab dem 12. Jahrhundert) – auch für zum Ritter erhobene ehemalige Hofbeamte (Ministerialen). Diese beiden Gruppen bildeten den sogenannten Ritterstand.

Was bedeutete der "dritte Stand" für die Bauern?

Die Bauern des Mittelalters gehörten zum unterprivilegierten dritten Stand, deren Angehörige zusätzlich noch zu unterscheiden waren in

  • freie (Eigentümer des von ihnen bewirtschafteten Grund und Bodens),
  • halbfreie (persönlich zwar frei, aber zur Zahlung von Abgaben an den Grundherrn verpflichtet) und
  • unfreie (ganz "arme Schweine"; die lediglich Pächter ihrer Ackerfläche, aber – zusätzlich zur Grundabgabe –, auch noch zu einer Art Kopfprämie für sich und jeden auf dem Grund lebenden Mitstreiter verdonnert waren)

Obwohl am unteren Rand der Gesellschaftsskala stehend, teils sogar wenig geschätzt und von der Eintönigkeit des Alltags geprägt, machten die Bauern durch ihr tägliches Schuften letztlich Adel und Klerus reich, und stellten gleichermaßen die Versorgung der Bevölkerung sicher.

Lehnswesen

Wie funktionierte das Lehnswesen?

Der begüterte Lehnsherr vergab ein Lehen (Grundbesitz) an einen Lehnsmann, auch Vasall genannt.

Für die von diesem geleisteten Dienste (Abgaben an den Lehensgeber/Grundherrn aus der Nutzung des Lehens – zum Beispiel Ackerbau und Viehzucht) sowie unbedingter Loyalität gegenüber dem Lehnsherrn in Friedens- wie in Kriegszeiten, gewährte Letzterer wiederum Schutz und Unterhalt. Eine win, win-Situation sozusagen. In der Regel war das Lehen lediglich – allerdings oft auf Lebenszeit – geliehen. Eigentümer des Lehens blieb der Lehnsherr.

Gab es eine Rangordnung innerhalb des Lehnswesens?

Unbedingt, denn darauf beruhte das pyramidenähnlich angelegte feudale System, das etwa so aussah (weltlich):

  • Kaiser
  • König
  • Herzog
  • Land-, Pfalz- und Markgraf
  • Fürst
  • Edelmann (Freiherr, Baron)
  • Ritter
  • Bauer.

Oberste Lehnsherren waren unangefochten die Kaiser und/oder Könige sowie die Herzöge (vergleichbar mit heutigen Ministerpräsidenten), die nach Gusto ihre Lehen an den nächst niederen Stand vergaben. Grafen, Fürsten, Ritter und freie Bauern konnten, wenn ihre pekuniären Möglichkeiten es zuließen, ebenfalls Lehen übertragen. Für die unfreien und leibeigenen Bauern oder sonstigen kleinen Leute, gab es diese Perspektive nicht.

Vergabe, Pflichten, Rechte

Selbstverständlich war die Vergabe eines Lehens auch an Pflichten, weniger an Rechte gebunden.

Die Überlassung eines Lehens war keineswegs ein selbstloser Akt des Lehnsherrn, sondern war an Treue und Kriegsdienst ihm gegenüber gebunden. Im Gegenzug sicherte der Lehnsherr dem Lehnsmann Schutz vor weltlichem Unbill zu. Bekräftigt wurde alles mit einem Lehnseid (Treueid), den der Lehnsmann zu leisten hatte.

Lehnsfolge

Lehnsfolge bedeutete so etwas wie Erbfolge des Lehensbesitzes und war tatsächlich möglich.

Allerdings blieb dabei das vom Lehnsmann geliehene Nutzungsrecht an Grund und Boden, Gütern, Rechten oder Ämtern natürlich immer im ursprünglichen Besitz des Lehnsherrn. Hatte ein Lehnsmann niemanden, an den er etwas vererben konnte, fiel das Lehen ohne wenn und aber an den Lehnsherrn zurück.

Was geschah mit einem Lehen bei einem Treuebruch des Lehnsmannes?

Ganz einfach – das Lehen wurde ihm entzogen, mit Bestrafung war zu rechnen. Das galt auch dann, wenn der Lehnsmann unsachgemäß oder gar nachlässig mit seinem Lehen umging.

Die Sache mit der Illoyalität allerdings, konnte für den Lehnsmann im sogenannten Hochmittelalter (von etwa 1000 bis 1300) schon mal schwierig werden. Das war nämlich die Zeit, in der es statthaft wurde, mehreren Lehnsherren zu dienen. Hatten die aber – was durchaus vorkam – Zoff miteinander, geriet der Diener mehrerer Herren naturgemäß in Gewissenskonflikte. Wie das im einen oder anderen Fall vom Lehnsmann gelöst wurde, bleibt weitestgehend offen. Vermutet werden kann allerdings, dass das äußerst unangenehme Folgen gehabt haben kann.

Leibeigenschaft

Wer oder was waren Leibeigene?

Auf der untersten Stufe der mittelalterlichen Abhängigkeitshierarchie standen die Leibeigenen. Das konnte jemand sein, der – ähnlich den Halbfreien/Hörigen – ein Stück Land gegen nicht unerhebliche Abgaben an den Lehnsherrn bewirtschaftete, oder als Bäcker, Schreiner, Koch und Viehhirte seinen Frondienst leistete.

Allen gemeinsam war, dass diese armen Teufel im Grunde nichts besaßen – keine Freiheit, keine Selbständigkeit, keinen Besitz. Ohne Zustimmung des Herrn durfte nicht geheiratet werden. Bekam aber jemand die Einwilligung und die eheliche Verbindung war mit Kindern gesegnet, gehörten diese Kinder ebenfalls dem Herrn, das heißt, Leibeigenschaft war sozusagen vererbbar. Kurz gesagt: Das Leben der Leibeigenen war vergleichbar mit Sklaverei.

Obwohl – ganz sicher gab es solche und solche Herrn. Wie so oft im Leben, waren Verhalten und Behandlung gegenüber den Leibeigenen abhängig von der Persönlichkeit und den Charaktereigenschaften des Grund-, Lehnsherren. Zum anderen, heißt es, setzte sich im Laufe der Zeit so etwas wie eine Rechtsordnung zum Schutz der Leibeigenen gegen Willkür und Ungesetzlichkeit durch.

Wer oder was waren halbfreie/hörige und unfreie Bauern?

Als Halbfreie/Hörige blieben die Betroffenen zwar persönlich frei, mussten jedoch zukünftig ihre Dienste einem Lehnsherrn unterstellen und ihm aus dem erwirtschafteten Ertrag Abgaben leisten.

Der Unterschied zur nächst niederen Stufe, den Unfreien, bestand darin, dass Letztere zusätzlich zu den ohnehin schon unangenehmen Auflagen, auch noch eine pro Kopf Abgabe aller auf dem Hof lebenden Menschen an den Lehnsherren entrichten mussten.

Wer oder was waren die freien Bauern?

Den im Mittelalter vergleichsweise wenigen freien Bauern gehörte das Land, das sie bewirtschafteten, möglicherweise bereits seit Generationen.

Als Grundherren des – in der Regel ge- und vererbten – Besitzes, unterlagen sie den Pflichten und Rechten des sogenannten Volksrechts (Stammes-, Germanenrecht) und waren manchmal sogar wohlhabend. Wurden sie allerdings von Schicksalsschlägen (Krankheit, Missernten, Hungersnöten, Kriegsdienst etc.) getroffen, konnte es passieren, dass sie Haus, Hof und Status verloren und somit unfreiwillig zu Halbfreien/Hörigen, Unfreien oder – im schlimmsten Fall – zu Leibeigenen wurden.

Alltagstrott

Wie lebten die Bauern des Mittelalters?

Einfach, um nicht zu sagen: Beschwerlich! Wohnraum, Stallungen und Speicher waren unter einem Dach, die Möblierung spärlich. Von Komfort konnte keine Rede sein. Der Arbeitstag begann mit Sonnenaufgang und endete mit Einsetzen der Dunkelheit. Die Tätigkeit bestand – jeweils den Jahreszeiten angepasst – schlicht in allem, was eben mit Ackerbau und Viehzucht zu tun hat.

Kinder, Küche, Kirche

Über die Feldarbeit hinaus, hatten die Frauen jener Zeit für den Haushalt zu sorgen, zu schneidern und – natürlich – für die Erziehung der (meistens) zahlreichen Kinder zu sorgen: Kinder, Küche, Kirche! Zusätzlich umfasste die Arbeit auf dem Hof alle handwerklich notwenigen Tätigkeiten, die sich, mit dem Aufkommen der Städte, in selbstständige Handwerksberufe wandelten.

Ehe & Kinder

Eheliche Verbindungen wurden überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen. Die Mitgift der Braut war dabei ein wesentlicher Aspekt. Und die Fortpflanzung! Kinder trugen notwendigerweise zur Unterstützung in der Feldarbeit bei. Allerdings, die Kindersterblichkeit war hoch, die Schwangerschaften daher häufig. Die allgemeine Lebenserwartung lag etwa zwischen (im Durchschnitt) vierzig und fünfzig Jahren. Bis ins Spätmittelalter hinein, also bis zum langsamen Entstehen von Schulen, gab es für den dritten Stand so gut wie keine Bildungsmöglichkeiten.

Kirchweihfeste

Alles in allem, das Leben der Bauern, das sich überwiegend in dörflichen Gemeinschaften abspielte, war – mit den Ausnahmen, die die Regel bestätigen – nicht gerade prickelnd und im Laufe der Epoche des Mittelalters durchaus auch gesellschaftlichen Veränderungen (manchmal besser, manchmal schlechter) unterworfen. Wie auch immer. Hin und wieder gab es selbstverständlich auch Gelegenheiten, Kirchweihfeste zum Beispiel, bei denen die Menschen durchaus ausgelassen und oft auch zügellos feierten – Schlägereien dabei nicht ausgeschlossen.

Zu betrachten ist das, unter anderen, in den Gemälden der beiden niederländischen Bruegels, Pieter dem Älteren und Pieter dem Jüngeren, die im 16/17. Jahrhundert sowohl die Arbeitsbedingungen, als auch die feucht-fröhlichen Feste der Bauern in ihren Werken festgehalten haben.

Dörfer und Weiler

Wie und wann entstanden die mittelalterlichen "Dörfer"?

Alles begann mit der Völkerwanderung (etwa 4. bis 6. Jahrhundert), der Zeit zwischen Spätantike und frühem Mittelalter.

Anfänge

Das Weströmische Reich befand sich im Niedergang; germanische Stämme, zum Beispiel Franken, Sachsen, Thüringer, Alemannen und andere, teilten die eroberten Gebiete sozusagen unter sich auf, und wurden zumeist auf Einzelhöfen oder in kleineren Siedlungen (das waren Zusammenlegungen weniger, getrennt von einander liegender Höfe zu einer Dorfgemeinschaft), sesshaft.

Relikte aus römischer Zeit

Städte gab es zu der Zeit noch nicht, und die nicht nennenswerte Anzahl aus römischer Zeit nachgebliebener Orte – wie zum Beispiel Trier, Köln, Bonn, Xanten oder Augsburg – waren im Frühmittelalter so gut wie unbewohnt und mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben.

Dörfer

Mit der Zunahme des Bevölkerungswachstums (etwa ab dem 11. Jahrhundert), wuchsen dann die Siedlungen und mit ihnen die durch Rodung erweiterten Anbauflächen. Es entstanden unter anderen sogenannte Reihen-, Straßen-, Anger-, Haufen- und Rundlingsdörfer. Für die Bewohner entwickelte sich diese Siedlungsform zum sozialen, wirtschaftlichen und politisch/gerichtlichen Mittelpunkt ihrer Lebensbedingungen. In der Regel gab es in jedem Dorf einen zentralen Platz mit Kirche, Friedhof und gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen, wie zum Beispiel Mühle, Backhaus, Schmiede oder ähnlichem mehr.

Der "Schultheiß"

Mit der Auflösung des Fronwesens (etwa 12. Jahrhundert), die den Bauern – trotz zwar gelockerter, aber weiterhin bestehender Abhängigkeit vom Grundherren – mehr Selbständigkeit brachte, entstand so etwas wie eine Dorfverwaltung, wahrgenommen von einem vom Grundherrn eingesetzten Verwalter, dem Schultheiß.

Wie sahen sie aus – die dörflichen Siedlungsformen des Mittelalters?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die sich aus Einzelhöfen und kleineren Siedlungen nach der Völkerwanderung entwickelnden Dörfer vorzugsweise dort entstanden, wo es Wasser – Bäche, Flüsse, Seen, Quellen – gab.

Die durchschnittliche Einwohnerzahl lag bei etwa siebzig bis einhundert Menschen, die sich in ungefähr zehn bis 15 einzelnen Hofstätten/Höfen (Ställe, Scheune, Wohnhaus, Garten) zur Dorfgemeinschaft zusammenschlossen. Um das Dorf herum erstreckte sich das in Marken eingeteilte Ackerland, die Wiesen und – natürlich – Wald, viel Wald.

Was ist unter Dorfform, Mark und Dreifelderwirtschaft zu verstehen?

Die sich im Laufe des Mittelalters entwickelnden Dorfformen waren zum Beispiel das:

  • Haufendorf : unregelmäßig um einen zentralen Platz angeordnete Höfe,
  • Reihendorf: an einem langgestreckten, landschaftlich vorgegebenen Objekt (Fluss, Weg, Deich, etc.) angesiedelte Höfe in einer Reihe nebeneinander,
  • Straßendorf: beidseitig einer Straße oder eines Weges angeordnete, mehr oder weniger dicht nebeneinander stehende Häuser bzw. Höfe,
  • Angerdorf: Dörfer mit einem freien, oft langgestreckten, Grasplatz (manchmal auch mit einem Teich),
  • Rundlingsdorf: ländliche, aus wenigen Höfen bestehende Siedlung (sozusagen ein Mittelding zwischen Dorf und Einzelgehöft), deren Häuser um einen runden Platz gebaut sind,
  • Mark: Grenze; also das seiner Zeit durch Steine, Pfähle oder ähnlichem gekennzeichnete Wirtschaftsgebiet einer Siedlung,

Mit Dreifelderwirtschaft wird ein etwa zwischen dem 8. und frühen zwölften Jahrhundert entwickeltes System einer für die Zeit verbesserten Nutzung der Anbauflächen bezeichnet, die jeweils dreigeteilt entweder wechselseitig (Sommerfrucht/Winterfrucht) beackert wurden, oder zwischendurch brach liegen blieben (Brache). 

Hygiene und Reinlichkeit

Wie war das so mit der Körperpflege im Mittelalter?

Unterschiedlich. Das heißt: Im Wesentlichen scheint es eine Sache der wirtschaftlichen Verhältnisse gewesen zu sein.

Während anzunehmen ist, dass der Adel, die Oberschicht der Bürger in den sich entwickelnden Städten sowie die eine oder andere Gruppe der Mittelschicht (Handwerker, Geistliche, Ärzte u.a.m.) Körperpflege durchaus zu schätzen wusste, wurde tägliches Waschen im Mittelalter alles in allem eher zurückhaltend betrieben – was sicherlich auch auf mangelnde Möglichkeiten einer entsprechenden Wasserversorgung zurückzuführen sein mag.

Haare waschen wichtiger als Zähne putzen

Zum Glück gab es aber die segensreiche Einrichtung der Badehäuser, die vor Festtagen und sonstigen wichtigen Begebenheiten, aber traditionell auch oft an Samstagen ausgiebig genutzt wurde.

Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Pflege der Haare gelegt. Haare waschen, färben und sorgfältig kämmen, scheint – den Annalen zur Folge – ein gesellschaftliches Muss gewesen zu sein. Männer ließen sich vom Bader rasieren und, bei Bedarf, die Bärte stutzen. Dass auch das Zähneputzen eigentlich eine wichtige Angelegenheit sein könnte, darüber wurde im Mittelalter nicht weiter nachgedacht.

Niemand scheint mehr gewusst zu haben, dass Zahnpflege bereits bei den Ägyptern und Römern Teil der Körperpflege gewesen war.

Welchem Zweck dienten die mittelalterlichen Badehäuser?

Über lange Zeit waren die bereits den Römern bekannten Badestuben in Vergessenheit geraten; durch die Heimkehrer der Kreuzzüge erfuhren sie eine Renaissance. Die sich im Mittelalter etablierenden Badehäuser dienten einerseits der – im Grunde lediglich sporadisch wahrgenommenen – Körperpflege, andererseits aber auch zur Behebung möglicher medizinischer Probleme durch den Bader.

Meistens jedoch ging es den Besuchern um  Wellness und geselliges Beisammensein. Bäderkuren, Massagen, Schwitzbäder wurden en vogue. Als keineswegs unangenehm wurde dabei die gleichzeitige Möglichkeit feucht-fröhlicher Ausgelassenheit empfunden.

Kurz gesagt: In den mittelalterlichen Badehäusern wurde nicht nur gebadet, geschwitzt, gereinigt und manchmal geheilt – es wurde gegessen, getrunken, gelacht und durchaus deftig geliebt.

Badestuben hatten ihre Hochzeit im Hochmittelalter, dann – gegen Ende des Spätmittelalters – trat zum einen erneut der Klerus auf den Plan, der das Nichtwaschen frischweg zum Ausdruck von Sittlichkeit erklärte; zum anderen setzte (u.a.) die Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa grassierende Pest, dem fröhlichen Treiben in den Badestuben ein Ende.

Welche Funktion übte ein Bader aus, und – wie wurde man Bader?

Zum einen war der Bader Betreiber der Badestuben, zum anderen war er im weitesten Sinne so etwas wie heutzutage der Notfallarzt.

Neben seiner Tätigkeit als Friseur und/oder Masseur verrichtete der Bader auch das Geschäft der Ersten Hilfe – vom zur Ader lassen über das Zähneziehen und das Versorgen von Brüchen bis hin zu kleineren – durchaus blutigen – Operationen.

Obwohl der Medicus, also ein Arzt/Mediziner, im Gegensatz zum Bader eine Universitätsausbildung hatte, kannte sich der Bader aufgrund seiner praktischen Tätigkeit häufig sehr viel besser mit der menschlichen Anatomie aus. Allerdings musste auch der Bader zuvor eine Ausbildung absolvieren. Und die war nicht ohne. An drei Jahre Lehre sowie eine Reihe weiterer Jahre in Ausübung seiner Kenntnisse auf Wanderschaft schloss sich eine kostenintensive Prüfung vor seiner Zunft an. Erst dann, bei bestandener Prüfung, durfte er sich Bader nennen und seine eigene Praxis, in der Regel ein Badehaus, eröffnen.

Bader, Freudenhäuser, Sexualleben,

Bader und Zuhälter – wie ging das zusammen?

Schon immer waren/sind Menschen, wenn es sich einrichten lässt, an einträglichen Nebenverdiensten interessiert. Die Badehäuser, neben Baden und beabsichtigter Pflege des Körpers oft auch Orte ausschweifenden Vergnügens, boten sich für die Nebentätigkeit als Zuhälter geradezu an.

Zwar achtete wohl die Mehrzahl der Bader auf den guten Ruf ihres Etablissements, doch – wie überall und zu jeder Zeit – gab es die Ausnahmen von der Regel. Gern wurden ein Auge (oder beide) zugedrückt, wenn sich die angestellten Bademägde den Kunden für Liebesdienste (gegen Entgelt) anboten – wovon natürlich auch der Bader üppig profitierte.

Sex im Mittelalter – gab es das?

Und ob! Trotz Stigmatisierung seitens der Kirche, die alles Körperliche – sofern es nicht allein der Fortpflanzung galt – aufs Schärfste als Sünde verdammte und durchaus auch mit empfindlichen Strafen belegte, lebten die Menschen – davon unbeeindruckt – ihre Sexualität aus. Ohnehin war Nacktheit eigentlich nichts Außergewöhnliches.

Zum Beispiel schlief man, in Ermangelung geeigneter Nachtkleidung, zu Hause, in Herbergen und Gasthäusern nackt oder besuchte die im Hoch- und Spätmittelalter stark frequentierten Badestuben. Das waren nicht nur Orte, die der Möglichkeit sporadischer Reinlichkeit dienten, sondern gleichzeitig auch Treffpunkte der Geselligkeit – und das nicht etwa getrennt nach Männlein/Weiblein. Oh, nein! Manchmal waren die als Badehaus deklarierten Etablissements wohl auch sogenannte Frauenhäuser. Heute würde man Bordell dazu sagen.

Alles in allem gestaltete sich das Sexual- und Liebesleben der Menschen im Mittelalter im Grunde genommen nicht wesentlich anders als heute. Und die krampfhafte Durchsetzung kirchlicher Verbote seitens des Klerus ist inzwischen auch überwunden. Bis auf das Relikt des Verhütungsdogmas (Präservativverbot), des Zölibats sowie der Verweigerung des Priesteramtes für Frauen.

Das älteste Gewerbe der Welt – wie war es organisiert?

Im Grunde genommen wie zu allen Zeiten, wurde das älteste Gewerbe der Welt sowohl von der Kirche, als auch von der Gesellschaft teils scharf verurteilt, teils als notwendiges Übel toleriert.

Während Prostituierte bis ins 13. Jahrhundert hinein zum fahrenden Volk der Gaukler, Bettler, Händler und Heerzüge zählten, wurden mit dem Aufkommen der Städte im Spätmittelalter (etwa Mitte/Ende 13. bis annähernd gegen Ende des 15. Jahrhunderts) von der städtischen Obrigkeit, gelegentlich sogar von Klöstern, sogenannte Frauenhäuser errichtet. Wohl in der gutgemeinten Absicht, mehr Transparenz in das als unschicklich und anstößig bewertete Treiben der "gemeinen Weiber" zu bringen. Daneben mutierten nun auch eine Vielzahl der im Volk allseits beliebten Badestuben munter zu Bordellen.

Unterlagen die "Frauenhäuser" bestimmten Auflagen?

Durchaus! Frauenhäuser (Bordelle) sollten zum Beispiel keinesfalls stadtnah sowie möglichst fernab kirchlicher Einrichtungen gelegen sein (was sich allerdings nicht in jedem Fall durchsetzen ließ). Außerdem verlangten die Verantwortlichen der zuständigen Stadtämter

  • ein für die Zeit respektables Hygienebewusstsein,
  • gestatteten den Besuch dieser Etablissements ausschließlich ledigen Männern (was allerdings nicht ausschloss, dass auch Ehe- und Kirchenmänner ausgiebig von den sich bietenden Verlockungen Gebrauch machten),
  • verboten die Öffnung der Häuser anlässlich kirchlicher Feiertage,
  • untersagten dem sogenannten Frauenwirt das Schlagen der Frauen und – last but not least –
  • unterlagen die Prostituierten einer bestimmten Kleiderordnung (zur besseren Unterscheidung von ehrbaren Frauen) in den Schandfarben Rot, Gelb und/oder Grün.

War Prostitution im Mittelalter gesellschaftlich anerkannt?

Nein, war es nicht! Pharisäisch und heuchlerisch wurden die Dienstleistungen der Gunstgewerblerinnen zwar bereits im Mittelalter mehr oder weniger toleriert (und ausgiebig wahrgenommen!), großartige Rechte besaßen sie dagegen nicht. Im Gegenteil!

So war den Prostituierten die Erlangung der Bürgerrechte verwehrt, zur Unterscheidung von den sogenannten ehrbaren Frauen wurden sie, wie schon gesagt, durch das Tragen auffälliger Kleidung stigmatisiert und – vom Leben ohnehin nicht gerade verwöhnt und oft aus wirtschaftlichen Engpässen heraus zu diesem Job gekommen – erhielten sie vom Erlös ihrer Tätigkeit in der Regel lediglich einen Bruchteil.

Und, obwohl als I-Tüpfelchen auf Hochzeiten und sonstigen Festivitäten als die Party bereichernde Entertainerinnen durchaus gern gesehen, wurden Prostituierte gesellschaftlich gleichgesetzt mit Gauklern, Henkern, Totengräbern und sogar mit ihren Chefs, den Frauenwirten. Auf der Gesellschaftsskala standen Prostituierte demnach auf der untersten Stufe. Sie wurden diskriminiert, überfallen und vergewaltigt.

Eine Rückkehr ins normale Leben war schwierig. Hin und wieder gelang das durch Heirat, manchmal durch den Eintritt in einen kirchlichen Orden. In den meisten Fällen verliefen derartige Vorhaben allerdings wenig erfolgreich.

Reisen im Mittelalter

War das Mittelalter "mobil"?

Das Mittelalter war durchaus eine Zeit des Reisens. Allerdings weniger des Vergnügens wegen, sondern mehr oder weniger zweckgebunden. So waren zum Beispiel die mittelalterlichen Herrscher unablässig unterwegs. Einen festen Wohnsitz, einen Ort also, von dem aus sie regierten, gab es (noch) nicht.

Um ihren Untertanen Macht und Autorität zu demonstrieren, Hof- und Gerichtstage abzuhalten oder auch um – zu welchem Zweck auch immer – Feierlichkeiten abzuhalten, reisten sie unermüdlich von Pfalz zu Pfalz, hin und her zwischen Königs-, Herzogs-, Fürsten- und Bischofshof, von Burg zu Burg und/oder von Kloster zu Kloster. Präsenz zeigen, war das Motto. Andere reisten aus religiösen oder beruflichen Gründen. Manchmal auch der Ausbildung wegen.

Auch die kleinen Leute waren unterwegs

Christen, Juden und Moslems unternahmen – jede Glaubensrichtung für sich, versteht sich – Pilgerreisen nach Mekka, Medina, Jerusalem oder sonstigen Wallfahrtsorten und Anbetungsstätten großer Heiliger.

  • Boten hatten, auf Anordnung sowohl weltlicher als auch kirchlicher Auftraggeber, für die Nachrichtenübermittlung zu sorgen,
  • Missionare und Mönche waren in Sachen Christentum unterwegs,
  • Handwerksgesellen, Maler und Bildhauer reisten von Meister zu Meister,
  • Händler und Kaufleute organisierten Handelsfahrten

und später, als Universitäten – zuerst in Italien, dann im Süden des heutigen Deutschland – entstanden, reisten auch die

  • Studenten, fahrende Scholaren genannt, von Uni zu Uni.

Aber, was bedeutete Reisen im Mittelalter?

Reisen im Mittelalter war keineswegs ein angenehmer, lustiger oder gar bequemer Zeitvertreib. Meistens waren die Menschen auf Schusters Rappen unterwegs. Nur wenige – und das waren in der Regel Adelige, Ritter oder begüterte Kirchenleute – konnten auf Ochsen, Esel, Maultiere oder gar Pferde und Kutschen zurückgreifen.

Nicht nur die Gefahren der Natur, die unterschiedlich zum Reisen geeigneten Umstände der Jahreszeiten, des Klimas oder die Wahl geeigneter Kleidung waren zu beachten, auch vor Wegelagerern, korrupten Wirts- Fähr- und Zollleuten oder sonstigen Spitzbuben hieß es, sich zu schützen. Wenn irgend möglich, wurde daher gern in Gruppen gereist – nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark.

Und dann gab es noch die Gemeinheiten schlecht ausgebauter Straßen und Wege, fehlender oder zerstörter Brücken sowie oft unpassierbarer Gebirgspässe – alles in allem waren das denkbar ungünstige Begleiterscheinungen für ein entspanntes Reisen. Das wurde für Wallfahrer, Kaufleute, Missionare, Ritter, Bettler, Vagabunden, Kuriere, Studenten, Gesellen oder wer auch immer sonst noch von A nach B musste, erst ab etwa Mitte des 13. Jahrhunderts mit der Einsicht in die Verbesserung der Infrastruktur langsam etwas komfortabler. Straßen, Wege und Brücken wurden ausgebaut.

Fazit

Wer im Mittelalter – aus militärischen, politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen – reisen musste, hatte in jedem Fall ein beschwerliches Unterfangen zu bewältigen. Mit Erholungs- oder Ferienreisen hatte das nichts zu tun.

Gab es im Mittelalter so etwas wie Hotels oder Gasthäuser?

Hotels im heutigen Sinne gab es natürlich nicht. Aber es gab Wirts- und Gasthäuser, Futter- und Pferdewechselstationen sowie ein funktionierendes Karawansereiwesen.

Erhob allerdings eine Herberge den Anspruch eines Gasthauses, musste es als solches durch ein entsprechendes Schild kenntlich gemacht und mindestens ein bis drei Gästebetten nachweisen können, deren Belegung in der Regel für mindestens zwei, wenn nicht sogar mehr Personen ausgelegt sein musste. Überwiegend wurde allerdings ohnehin in Gemeinschaftsräumen genächtigt. Und das – in Ermangelung passender Nachtkleidung – in aller Regel nackt.

Reisende des Mittelalters durften weder prüde sein, noch sich von Unannehmlichkeiten aller Art abschrecken lassen. So blieb dem Gast die Frage nach dem letzten Wechsel des Bettzeugs aller Wahrscheinlichkeit nach unbeantwortet.

Woher stammt der Begriff Karawanserei – und was ist/war das?

Der Begriff Karawanserei kommt aus dem Persischen. Die ersten dieser gegen Ende des zehnten Jahrhunderts quadratisch oder rechteckig angelegten, von einer Mauer umgebenen Herbergen, werden den aus Zentralasien stammenden Seldschuken zugeschrieben.

Sie, die Karawansereien, waren an Handelsstraßen gelegen und boten dem Reisenden Unterkunft, Verpflegung, Unterhaltung und – sofern gewünscht – Reparaturwerkstätten, Seelsorge und ärztliche Versorgung. Außerdem dienten sie als Umtauschplatz von Waren aller Art.

Herbergen und Hygiene – was konnte der Reisende erwarten?

Wenig, sehr wenig. Das Hygienebewusstsein jener Zeit war, wie bereits erwähnt, nicht sehr ausgeprägt. Aber der Reisende hat wohl auch nicht viel vermisst, war der Mensch des Mittelalters doch an Gestank gewöhnt.

Abfall, Trödel, Kehricht und Fäkalien fanden ihren Weg durchs Fenster auf Straßen und Wege. Entsorgung light, sozusagen. Und alles blieb – mangels nicht vorhandener Müllentsorgung – liegen: Tierkadaver, Schlachtabfälle, Gerümpel und anderes mehr.

Da sich auch die Körperpflege (von der Nutzung der Badehäuser einmal abgesehen) in engen Grenzen hielt, Waschen und Baden oft mangels passender Möglichkeiten mehr oder weniger Seltenheitscharakter hatten, muss üppiger Körpergeruch allgegenwärtig gewesen sein.

Also, was machte es dann, wenn Toiletten und Bad nur in Ausnahmefällen in den Herbergen vorzufinden waren? Manchmal standen Nachttöpfe zur Verfügung. Auch nicht prickelnd, wenn da niemand ist, an den das Entleeren delegiert werden kann. In den häufigsten Fällen wurden dieserart Geschäfte daher schlicht und einfach im Freien erledigt.

Was haben "Pilgern" und "Pilgerfahrten" mit Reisen zu tun?

Pilger pilgerten im Namen Christi. Sie hatten sich zur Aufgabe gemacht, die Missionierung Ungläubiger voranzutreiben.

Der Begriff Pilgern ist zurückzuführen auf das lateinische Wort peregrinatio (Leben in der Fremde) oder auch auf die Wortkombination peregrinatio relegiosa (in missionarischer Absicht unterwegs sein). Damit begonnen haben zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert die irisch-schottischen Mönche.

Neben den Mönchen Patrick von Irland (385-461), Kolumban dem Jüngeren (540-673) und Gallus (550-640), gilt letztlich Bonifatius aus Exeter/England als bekanntester Missionar des Fränkischen Reiches.

Im Gegensatz zu den Benediktinern, so genannt nach dem Ordensgründer Heiliger Benedikt von Nursia (480-547), deren Credo die Sesshaftigkeit vor Ort war, zogen die Mönche/Missionare der britischen Inseln auf ihren Pilgerfahrten – oftmals ihr Leben lang – durch die Lande. Sie, die Briten, hatten sich der uneingeschränkten Christianisierung des europäischen Kontinents verschrieben.

Die Pilger des Mittelalters führten dann diese Art des Reisens weiter, indem sie Pilgerfahrten zur Heilsfindung – zum Beispiel – nach Jerusalem, Santiago de Compostela, Rom oder anderen Wallfahrtsorten unternahmen.

Exkurs

Wer waren Patrick von Irland, Kolumban der Jüngere und Gallus?

Der heilige Patrick von Irland stammte wahrscheinlich (so genau ist das nicht mehr festzustellen) aus Wales, gilt als Christianisierer der Iren und wird von diesen noch heute mit dem St. Patricks Day – am 17. März – geehrt und gefeiert.

Kolumban der Jüngere war ebenfalls ein irischer Mönch, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, die fränkischen Merowinger zur Regierungszeit Childeberts II. (570-596) vom Christentum zu überzeugen und Klöster zu gründen – was ihm und seinen Anhängern mit den Klöstern Annegray, Luxeuil und Fontaines auch gelungen ist.

Dann gab es noch einen gewissen heiligen Gallus mit nicht eindeutig zu klärender Herkunft, der aber wohl nachweislich die Bistümer Chur (Schweiz) und Konstanz gegründet und der Stadt St. Gallen in der Schweiz seinen Namen gegeben haben soll.

Akademischer Nachwuchs

"Fahrende Scholaren" – was waren das für Typen?

Die Studenten (Scholaren) des Mittelalters rekrutierten sich überwiegend aus Söhnen des Adels. Entsprechend blasiert, hochfahrend, aufsässig und ungehorsam traten sie auf.

Natürlich gab es zu dieser Spezies auch junge Leute, deren wirtschaftliche Situation nicht zu ausschweifendem Studentenleben einlud. Viele verschuldeten sich und wechselten daher, um der Schuldeinlösung zu entgehen, oft die Universität – und damit die Stadt (= fahrende Scholaren).

Wie und wo lebten die Scholaren?

Studenten (und Lehrer) des Mittelalters lebten nach strengen Regeln. Sofern nicht die Möglichkeit privater Unterbringung (bei Eltern, nahen Verwandten) gegeben war, lebten sie in sogenannten Bursen (ursprünglich lat.: Bursa = Beutel, Börse; später synonym für Gemeinschaftskasse. Heute würde man Studentenwohnheim dazu sagen).

Um 20 Uhr war Zapfenstreich, wenig später hieß es: Licht aus!. Allgemeine Umgangssprache innerhalb der Universität und der Bursa war Latein. Hielt sich jemand nicht daran, wurde er bestraft. Überhaupt war so ziemlich alles das, was Spaß macht, verboten.

So war das Einschleusen der holden Weiblichkeit in die Räumlichkeiten der Uni untersagt, ebenso das Ärgern unbescholtener Bürger, das Glücksspiel und/oder der Umgang mit Dirnen, Gauklern oder anderen Ausgestoßenen. Zogen die Scholaren es vor, außerhalb der Uni zu wohnen, kamen sie in der Regel vom Regen in die Traufe.

Da gab es zum Beispiel die Pilgerherbergen, in denen man zusammen mit Kranken und Bedürftigen aller Art wohnte und lebte sowie die im Mittelalter als Kollegium bezeichneten klosterähnlichen Einrichtungen, in denen selbst das Singen nicht erlaubt war. Es sei denn, man nahm gerade an einer der obligatorischen Gebetsveranstaltungen teil.

Kurzum

Das Studentenleben war absolut kein Zuckerschlecken. Studieren war teuer, alles musste irgendwie bezahlt werden – die Immatrikulation, die Prüfungen, das reglementierte Outfit ebenso wie die Erlangung der Doktorwürde sowie die damit einhergehenden Abschlussfeierlichkeiten. Wer das bis zum Ende durchgehalten hat – alle Achtung!

Wie "vergnügten" sich die Scholaren dennoch?

Oft etwas pubertär, könnte man sagen. Studenten begannen das Studium häufig schon mit vierzehn Jahren. Also war Rabatz machen das Stichwort. Vorzugsweise suchte sich der Adrenalinstau sein Ventil in Raufereien.

Eigentlich auch kein Wunder, denn – um es noch einmal zu sagen – fast alles war verboten:

  • das Waffentragen,
  • das Einschmuggeln der Freundin, was bei Zuwiderhandlung den sofortigen Rausschmiss von der Uni zur Folge hatte,
  • Glücksspiele,
  • Bürger drangsalieren,
  • zur Aufstockung ihres Budgets Handel treiben oder gar
  • mit Underdogs (Bettlern, Schaustellern, Dirnen) herumzulungern.

Wenn es also die wirtschaftlichen Voraussetzungen zuließen, zogen die Studenten/Scholaren – oft sogar gemeinsam mit ihren Dozenten – ausschweifend um die Häuser. Dabei lockte alles, was eigentlich verboten war. Es wurde getrunken, gerauft, geliebt, geprügelt und kurzweg alles zu Bruch gemacht, was nicht niet- und nagelfest war. Und, obwohl das Waffentragen strengstens untersagt war, saßen die Messer locker – Mord und Totschlag waren keineswegs unüblich.

Autor:

Quellen:

  • "Das Mittelalter" (Hywel Williams/National Geographic History)
  • "Kaiser, Ritter und Scholaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Der ferne Spiegel" (Barbara Tuchmann/Spiegel Edition/32)
  • "Das Leben im Mittelalter" (Robert Fossier/Piper Verlag)
  • "Die Ritter: Geschichte und Kultur" (Joachim Ehlers/C.H. Beck; Beck'sche Reihe: Wissen)
  • "Geschichte: Heft 2/08" (Sailer Verlag Nürnberg)
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