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Kaiser Friedrich I. Barbarossa: Fragen und Antworten

Wer war Barbarossa, und was bedeutet dieser Name? Wie war Barbarossas Jugend? War Barbarossa verheiratet? Wenn ja wie oft und mit wem? Hat sich Barbarossa auf den Königsthron geschummelt? Wie war Barbarossas Verhaeltnis zur katholischen Kirche? Warum und wie oft reiste Barbarossa nach Italien? Wie lebte es sich am Hof des Staufers Barbarossa? Wer waren Arnold von Brescia, Hildegard von Bingen, Albrecht der Bär und Otto von Wittelsbach? Was macht Barbarossa auf dem Kyffhäuser? Diese und einige weitere Fragen, möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Einführung

Wer war Kaiser Friedrich I. Barbarossa?

Friedrich (1122-1190) war zu Beginn seiner Laufbahn: Herzog Friedrich III. von Schwaben. Seine Mutter, Judith von Bayern, stammte aus dem Adelsgeschlecht der Welfen, sein Vater, Herzog von Schwaben Friedrich II., der Einäugige (1090-1147), aus dem Hause der Staufer.

Der Begriff Staufer war, so heißt es, zu Lebzeiten Friedrichs I. Barbarossa nicht bekannt. Friedrich soll sich auch nie als Staufer bezeichnet haben. Angenommen wird dagegen heute, dass dieser Begriff von frühen Historikern erst im späten 15. Jahrhundert – möglicherweise im Hinblick auf den 684 m (NN) hohen Kegelberg Hohenstaufen, zwischen Göppingen und Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg gelegen in den Sprachgebrauch übernommen wurde. Aber, ob das tatsächlich der Ursprung des Namens Staufer ist, bleibt weiterhin nicht eindeutig zu bestimmen.

Wie auch immer

Ob Friedrich sich als Schwabe, Staufer, Salier, Waiblinger (nach seinem angenommenen Geburtsort Waiblingen/Nähe Stuttgart) oder gar Welfe (wegen der Verwandtschaft mütterlicherseits) gefühlt hat, weiß man also nicht. Verbrieft hingegen, scheint in der Tat zu sein, dass über die ersten dreißig Jahre Friedrichs historisch nur wenig bekannt, aber in allen Geschichtsbüchern nachzulesen ist, dass er

  • von 1147 bis 1152 Herzog von Schwaben war,
  • kurz vor Konrads III. Tod 1152 von diesem zu dessen Nachfolger bestimmt,
  • tatsächlich zwei/drei Wochen nach Konrads Hinscheiden, im März d. J. – mit weitestgehender Einstimmigkeit der Fürsten – zum römisch-deutschen König gewählt sowie
  • fünf Tage später in Aachen vom Kölner Erzbischof Arnold gekrönt wurde.

Im Spätherbst des Jahres 1154 reiste Friedrich nach Rom, wo ihn der englische Papst Hadrian IV. (1100/1120??-1159) im Juni 1155 zum Kaiser Friedrich I. salbte. Seinen Beinamen "Barbarossa" (Rotbart) erhielt Friedrich, wegen seines rötlichen Bartes (ital.: barba/Bart, rossa/rot, rötlich), von den Italienern.

Barbarossa ertrank im Juni 1190, anlässlich des Dritten Kreuzzuges (1189-1192), im Fluss Saleph (heute Göksu/Türkei) – möglicherweise verursacht durch einen Hitz-/Herzschlag, was aber ebenfalls bis heute nicht eindeutig zu klären ist.

Kindheit, Jugend und Persönlichkeit

Privates

War Barbarossa verheiratet – wenn ja wie oft, und mit wem?

Ja, das war er. Zweimal.

In erster Ehe (1147; auf Betreiben König Konrads III.) mit Adela von Vohburg (1128-1187), Tochter des Markgrafen Diepold III. von Vohburg; in zweiter Ehe mit Beatrix von Burgund (1140-1184).

Erste Ehe

Adelas Mitgift,

  • das ihrer Familie zu Zeiten Heinrichs IV. (1050-1106) zugewachsene und vom Vater stabilisierte Egerland (Tschechien),

kam dem jungen Barbarossa zwar zu Pass, seine siebenjährige Ehe mit der aus dem schwäbisch-bayrischen Adelsgeschlecht der Diepoldinger-Rapotonen stammenden jungen Frau, erwies sich dagegen als Flop. Barbarossas Interesse an ihr, verflüchtigte sich schon bald wie Butter unter der Sonne.

Mit fragwürdigen Argumenten, wie zum Beispiel

  • Untreue (was ihr niemand nachsagen konnte),
  • Unfruchtbarkeit (die in ihrer nächsten Ehe mit einem gewissen Dietho von Ravensburg ad absurdum geführt wurde) und
  • angeblich zu enger Verwandtschaftsbande (ihre Ururgroßmutter war die Schwester von Barbarossas Urgroßvater),

wurde die Ehe 1153 durch den Erzbischof Hermann von Konstanz geschieden.

Zweite Ehe

Drei Jahre später (1156) heiratete Barbarossa ein zweites Mal. Beatrix von Burgund (etwa 1140-1184). Die zu dem Zeitpunkt, so wird angenommen, zwölfjährige Tochter des Grafen Rainald III. von Burgund.

Diese Ehe war zweifelsfrei ein machtpolitisches Plus für Barbarossa! Hatten sich doch die Burgunder in der Vergangenheit eher zurückhaltend in ihrer Zuneigung zu den Vorgängern Barbarossas verhalten. Und, Ironie der Geschichte: Beatrix war mit ihrem Gatten im gleichen Grad verwandt, wie es zuvor auch Adela von Vohburg gewesen war.

Beatrix, intelligent, nicht bildungsfern und gutaussehend, vermachte (angeblich) ihrem Angetrauten anlässlich der Hochzeit in Würzburg

  • fünftausend prachtvoll ausgestattete Krieger,
  • griff ihm 1160 bei seinem zweiten Italienzug mit einer weiteren Truppeneinheit aus ihrer Heimat unter die Arme,
  • wurde 1167 in Rom zur Kaiserin und 1178 zur Königin von Burgund gekrönt

und schenkte dem leistungsstarken Barbarossa acht Söhne und drei Töchter.

Wer waren diese Kinder?

Die Kinder Barbarossas, der fast ständig mit dem Papst über Kreuz lag, sich pausenlos mit seinem Vetter Heinrich dem Löwen stritt, mit seinem Kreuzzug Jerusalem zurückerobern wollte, dabei aber tragischer Weise beim Baden in einem Fluss ertrank, waren:

  • Beatrix (1160-1162)
  • Friedrich (1164-1170) – Herzog von Schwaben
  • Heinrich VI. (1165-1197) – König und Kaiser sowie König von Sizilien
  • Konrad (1167-1191) – ab 1171 wurde aus Konrad -> Friedrich VI., Herzog von Schwaben
  • Gisela? (1168-1184)
  • Otto I. (1170-1200) – Pfalzgraf von Burgund
  • Konrad (1172-1196) – Herzog von Schwaben
  • Rainald (1173-??)
  • Wilhelm (1176-??)
  • Philipp (1177-1208 ermordet) – Herzog von Schwaben; römisch-deutscher König
  • Agnes (1178-1184) 

Königswahl

Hofhaltung

Wie hat man sich das Residieren Barbarossas vorzustellen?

Meldeadresse

Um es mit vergleichsweise geringen Worten zu sagen: Auch zur Zeit Barbarossas herrschten Könige/Kaiser nach wie vor vom Sattel ihrer Pferde aus. Reiten zu können, war also auch für Barbarossa oberstes Gebot. Denn, obwohl nachzulesen ist, dass Aachen als so etwas wie der Sitz des Reiches Barbarossas dargestellt wird, gab es bei weitem keine fest zu verortende Administration.

Und, um in seinem vom heutigen Schleswig-Holstein im Norden bis in den Süden Italiens und von den Ardennen im Westen bis nach Polen reichenden Herrschaftsgebiet so oft wie möglich präsent zu sein, war auch Barbarossa unermüdlich unterwegs. Wie Kai aus der Kiste, tauchte er an den unterschiedlichsten Orten auf.

Nicht immer stieß er dabei, wegen der durch seinen Besuch verursachten immensen Kosten, auf große Begeisterung.

Neben dem Hin und Her auf dem Rücken der Pferde, gab es gelegentlich aber durchaus auch Möglichkeiten eines längeren Aufenthaltes vor Ort. Dann wurde von Städten, Pfalzen oder Burgen aus regiert.

Oft genug mussten zu diesem Zweck allerdings Zelte genügen, die selbstverständlich – im Gegensatz zum niederen Gefolge – in Größe und Ausstattung einem König/Kaiser angemessen und entsprechend luxuriös ausstaffiert waren.

Amtsträger

Für die Organisation des königlichen Haushalts (der Hof/Hofhaltung), der, wie gesagt, oft an ständig wechselnden Orten stattfand, gab es unter Barbarossa vier Ämter, die für einen unproblematischen Ablauf (nicht nur) der Reisen zuständig waren.

Da gab es zum Beispiel

  • den Mann für die Finanzen (Kämmerer),
  • den Verantwortlichen (Truchsess) für Verpflegung und Tischsitten,
  • das ehrenhafte Amt eines sogenannten Mundschenks, zuständig für die Getränke (im Wesentlichen Wein) sowie
  • das Hofamt eines Marschalls, der sich verantwortlich für den militärischen Bereich (Unterkunft, Pferde, Kutschen etc.) zu kümmern hatte.

Staatsdiener

Und dann war da natürlich noch das Heer derjenigen, die wirklich zu arbeiten oder zu beten hatten:

  • Geistliche,
  • juristisch bewanderte und handwerklich begabte Leute,
  • Köche, Diener, Jäger, Bäcker u.v.a.m.

Generell

Barbarossas am jeweiligen Ort stattfindende Hofhaltung galt sowohl der

  • Präsentation seiner selbst, also der Darstellung seiner Macht und Präsens,
  • der Beilegung von Konflikten mit den Fürsten und, sofern erforderlich, der Wahrnehmung der Gerichtsbarkeit,
  • als auch des Repräsentierens und des Empfangs inner- und ausländischer Gesandtschaften.

Finanzschwäche & Problemlösung

Kaiser und Päpste

Wie war Barbarossas Verhältnis zur katholischen Kirche?

Möglichst in seinem Sinne.

Zwar unterrichtete Barbarossa den gerade amtierenden Zisterzienserpapst Eugen III. (Papst von 1145 bis 1153) kurz und knapp über seine Wahl zum König, verwies auch freundlich auf die seit dem

beschworene Solidarität zwischen Kirche und Staat, fügte aber hinzu, dass ihm, Barbarossa, das Reich von Gott direkt überantwortet sei. Keineswegs also dessen Interessenvertreter auf Erden, dem Papst! Im Klartext sollte das heißen: Zuerst der König/Kaiser, dann erst der Stuhl Petri!

Aber selbstverständlich hielt Barbarossa sich an das Konkordat, legte es allerdings in seinem Sinne aus. So durften die Geistlichen ihre Bischöfe und Äbte durchaus selbst wählen, aber nur diejenigen, die dem König genehm waren.

Das passte dem Oberhaupt der katholischen Kirche nun so überhaupt nicht.

Der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehende Streit um die Frage: Wer hat das Sagen? Papst oder König/Kaiser?, wurde auch während Barbarossas Herrschaft unverdrossen – mal mehr, mal weniger heftig – weitergeführt. Und das mit immerhin (Eugen III. und vier Gegenpäpste eingerechnet) zwölf Hütern des Heiligen Stuhls im Laufe von Barbarossas achtunddreißig Jahre währender Regierungszeit.

Wer waren die Päpste während Barbarossas Regentschaft?

Barbarossa wurde 1152 römisch-deutscher König, ließ sich 1154 in Pavia/Lombardei zum König von Italien und ein Jahr später (1155) vom bisher einzigen englischen Papst, Hadrian IV., zum Kaiser Friedrich I. krönen und salben. In den achtunddreißig Jahren seiner Herrschaft, kamen und gingen – wie gesagt, die Fluktuation war groß – die nachstehenden zwölf Oberhäupter der katholischen Kirche.

(Papst: von/bis):

  • 1145 – 1153: Eugen III.,
  • 1153 – 1154: Anastasius IV.,
  • 1154 – 1159: Hadrian IV.,
  • 1159 – 1181: Alexander III. und (zeitgleich mit Alexander) die vier Gegenpäpste:
  • 1159 – 1164: Viktor IV.,
  • 1164 – 1168: Paschalis III.,
  • 1168 – 1178: Calixt III.,
  • 1179 – 1180: Innozenz III. sowie in den verbleibenden Jahren:
  • 1181 – 1185: Lucius III.,
  • 1185 – 1187: Urban III.,
  • 1187 – 1187: Gregor VIII.,
  • 1187 – 1191: Clemens III.

Italienaufenthalte

Wie oft war Barbarossa in Italien – und warum?

Insgesamt zog Barbarossa sechs Mal gen Italien. In der Summe seiner Aufenthalte dort, verbrachte er gute zwölf Jahre in dem Land.

Gründe dieser Reisen waren nicht nur, sich von Papst Hadrian IV. 1155 zum Kaiser krönen zu lassen (ohne päpstlichen Segen kein Kaisertitel), sondern auch das – in der Tradition Karls des Großen und der Ottonen – grundsätzliche und hehre Ziel, kaiserliche Macht auch über die deutschen Lande hinaus, nämlich in Norditalien, wiederherzustellen und zu festigen.

Wie verliefen Barbarossas sechs Italienfeldzüge?

Während des 1. Italienzuges (1154-1155), sh. auch weiter oben, versuchte Barbarossa auf dem Hoftag von Roncaglia (Emilia-Romagna/Italien) den Konflikt mit Mailand zu lösen, verschärfte diesen aber noch, indem er die von den Mailändern als Friedenangebot gedachten Geldzahlungen strikt ablehnte .

Da Mailand somit einfach nicht beizukommen war, hielt Barbarossa sich und seine Soldateska mit der Zerstörung der kleinen Stadt Tortona (Piemont/Italien) schadlos. Anschließend zog er weiter nach Rom, um sich von Papst Hadrian IV. zum Kaiser krönen zu lassen …

2. Italienzug (1158-1162)

Die 2. Italienreise galt erneut der Unterwerfung Mailands, die dieses Mal auch gelang. Entsprechend der auf einem Hoftag – wieder in Roncaglia – im November 1158 festgelegten sogenannten Regalien (lat.: iura regalia/königliche Rechte), setzte der Kaiser die dort verabschiedeten "roncalischen Gesetze" zur Erfassung königlicher/kaiserlicher Ansprüche rigoros durch.

Neben einigen anderen Auflagen mussten sich die Mailänder verpflichten, in der Stadt eine Pfalz zu etablieren und die dem Kaiser vorenthaltenen Gelder (u.a. aus Steuer- und Zolleinnahmen) wieder herausrücken.

Aber dann, 1159, – Papst Hadrian IV. war verstorben und der unbequeme Papst Alexanders III. (Papst von 1159-1181) an dessen Stelle getreten – gelang es Barbarossa, mit dem von ihm favorisierten Victor IV. , von 1159-1164 einen Gegenpapst zu installieren.

Aber, nicht genug damit! Unzufrieden mit den in Roncaglia getroffenen Vereinbarungen, muckten die Mailänder erneut auf, was letztlich allerdings – 1161/1162 – zur vollständigen Zerstörung Mailands führte (sh. auch weiter oben: Problemlösung).

3. Italienzug (1163-1164)

Mit diesem Aufenthalt erhoffte sich Barbarossa die Unterstützung der Städte Genua und Pisa für sein beabsichtigtes Vorgehen gegen Sizilien. Zum einen dachten die aber gar nicht daran, ihm zu helfen, zum anderen musste Barbarossa gegenüber dem flugs gegründeten Veroneser Städtebund (Verona, Padua, Vicenca) klein beigeben. In der Sache ergebnislos, trat er den Rückzug an ...

4. Italienzug (1166-1168)

Mit diesem Trip gelang es Barbarossa 1167 zwar, Papst Alexander III. aus Rom zu verjagen, an dessen Stelle den Gegenpapst Paschalis III. (Gegenpapst von 1164-1168) auf den Stuhl Petri´s zu hieven sowie die Stadt Ancona an der Adriaküste zu unterwerfen, scheiterte aber im weiteren Verlauf am Zusammenschluss der Veroner- und Langobardenstädtebünde (u.a. mit Mailand). Wieder musste Barbarossa unverrichteter Dinge und nun als Knecht verkleidet, die Flucht nach Norden antreten …

5. Italienzug (1174-1176)

Nachdem Barbarossa sich in den zurückliegenden sechs Jahren, von 1168 bis 1174, recht erfolgreich um die

  • Konsolidierung seiner Machtposition und die geschickte
  • Erweiterung seines Landbesitzes im Reich nördlich der Alpen (u.a. im Elsass, in Schwaben, Oberfranken und im Vogtland)

gekümmert, sich für

  • Straßen-, Burgen- und Städtebau stark gemacht und
  • Welf VI. dessen mathildische Güter (Teile der Toskana, Emilia-Romagna und Lombardei) sowie Korsika und Sardinien abgekauft hatte,

schien es ihm an der Zeit, erneut den Ausgleich mit den Lombarden zu suchen.

Aber dieser 5. Italienzug, bei dem es auch um den Streit der zu Ehren Papst Alexanders III. gegründeten Stadt Alessandria/Alexandria (Piemont/Italien) ging – immerhin waren Städtegründungen kaiserliches Vorrecht! – verlief für Barbarossa, wie die beiden Italienzüge zuvor - glücklos.

Zwar wurde der Streit halbherzig mit dem Frieden von Montebello aufgeschoben, allerdings erst 1183 mit dem Frieden von Konstanz zwischen den norditalienischen Städten und Kaiser Friedrich I. Barbarossa tatsächlich aufgehoben.

Und dann war da noch die Schlacht von Legnano (nahe Mailand) 1176, an der teilzunehmen Heinrich der Löwe sich geweigert hatte, und die nicht gut für Barbarossa ausging. Erneut zog er es vor, zu fliehen ...

6. und letzter Italienzug (1184-1185)

Barbarossas 6. und letzte Expedition war im Wesentlichen darauf ausgelegt, in den Städten des Lombardenbundes (u.a. in Mailand, Piacenza, Verona, Modena, Vicenza, Padua, Bologna) Präsenz zu zeigen. Die Zahl seiner Mitreisenden war übersichtlich, auf die Begleitung hochgerüsteten Militärs hatte Barbarossa bewusst verzichtet.

Und doch gab es einen unangenehmen Zwischenfall.

Bei Lodi (Lombardei/Italien) beschwerten sich die Einwohner der lombardischen Stadt Crema (nahe Cremona; beide Lombardei/Italien), wegen gefühlter ungerechter Behandlung durch ihre Nachbarn, über die Cremonesen.

Die, die Cremonesen, revanchierten sich daraufhin mit der Vertreibung der renitenten Cremasken. Womit sie wiederum Barbarossa brüskierten, dem dadurch die Ausübung der nur ihm zustehenden Gerichtsbarkeit genommen wurde. Das konnte Barbarossa selbstverständlich so nicht stehenlassen.

Um diese, wie so oft, komplizierten mittelalterlichen Sachverhalte abzukürzen:

Mit Unterstützung der Mailänder, die sich inzwischen mit dem Kaiser arrangiert hatten, gelang es schließlich, die Cremonesen zur Räson zu bringen. Ohne Gewaltanwendung! Barbarossa beließ es großzügigerweise bei einer Geldstrafe und regelte die verbliebenen Gegensätze vertraglich.

Waren Barbarossas Italienbesuche nun erfolgreich?

Nein, nicht wirklich. In den meisten Fällen war sein mitreisendes Truppenkontingent zu mickrig, um sich gegen die norditalienischen Städtebünde durchzusetzen. Hinzu kam, dass es Barbarossa häufig an der nötigen militärischen Unterstützung der deutschen Fürsten mangelte, die italienischen Verbündeten sich von seinen Unternehmungen distanzierten oder seine Krieger das eine oder andere Mal von der Malaria, der Ruhr oder anderem Unbill dahingerafft wurden.

Wegbegleiter (Auswahl)

Ausklang

Wer wurde Nachfolger Kaiser Barbarossas?

Das war Heinrich, der zweitgeborene Sohn aus Barbarossas Ehe mit Beatrix von Burgund. Zur Unterscheidung all der vielen bisherigen Heinrichs in der Geschichte der Könige und Kaiser (nicht zu vergessen die diversen Fürsten und Herzöge gleichen Namens sowie die englischen oder französischen Henrys/Henris), wurde seinem Namen die römische Sechs (VI.) hinzugefügt.

Dieser zweite Stauferkönig/Kaiser Heinrich VI. (1165-1197) wurde bereits drei-/vierjährig auf einem Hoftag 1169 in Bamberg zum König bestimmt. Zwanzig Jahre später, 1189 in Regensburg, wo sich das Kreuzfahrerheer kurz vor Aufbruch ins Heilige Land versammelt hatte, erhielt Heinrich von seinem Vater, Barbarossa, die Reichsinsignien, um während dessen Abwesenheit in Vertretung die Regentschaft zu übernehmen.

Das war, ganz sicher unbewusst, eine kluge Entscheidung des Vaters. Denn Heinrich sah seinen Vater (und auch nicht den Bruder, der zuerst Konrad hieß, dann aber als Friedrich V. Herzog von Schwaben wurde) nicht wieder.

Der alte Herr ertrank im Sommer 1190 während des Kreuzzuges beim Baden im Fluss Saleph. Herzog Friedrich V. von Schwaben verstarb – wahrscheinlich – an den Folgen einer Seuche. Woraufhin Heinrich (VI.) – sozusagen plötzlich und unvorhergesehen – 1190/91 mit fünfundzwanzig Jahren die Nachfolge seines Vaters, Barbarossa, antrat.

Was lässt sich Barbarossa Herrschaftszeit beurteilen?

Bis ins 19. Jahrhundert hinein, scheint Barbarossa – aus politisch-patriotisch motiviertem Wollen und Streben der Zeit nach einem deutschen Nationalstaat – so etwas wie eine Vorbildfunktion gehabt zu haben.

Seine Politik sowie die ihm unterstellte Absicht, seinen Machtbereich wieder zur Größe des von Karl dem Großen (747/48-814) hinterlassenen Reiches auszuweiten, wurde daher wohlwollend, um nicht zu sagen: mystisch, verklärt. Nach neuesten geschichtswissenschaftlichen Erkenntnissen, weicht dieses Bild inzwischen einer kritischeren Betrachtung seiner Persönlichkeit.

Zwar bezog Barbarossa seine ihm unterstellten Fürsten – sozusagen demokratisch – in sein Tun und Handeln mit ein, schien auch durchaus um Ausgleich und Frieden bemüht gewesen zu sein, behielt dabei aber fraglos neben der, oft mit eiserner Faust betriebenen Wiederherstellung und Erhaltung des Reiches, gleichermaßen auch seine ureigenen persönlichen Geltungsansprüche im Auge.

Obwohl ihm Goethe naturgemäß nicht bekannt gewesen sein kann, scheint Barbarossa es doch mit dessen Figur „Faust“ gehalten zu haben, der „Vor dem Tor“ auf dem „Osterspaziergang“ zu seinem Adlatus Wagner sagt: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“.

Vielleicht lässt sich so im Nachhinein erklären, warum Barbarossa einerseits (zum Beispiel) der Initiator und Veranstalter prächtigster Hoffeste (u.a. 1184 in Mainz), andererseits der unerbittliche Zerstörer Mailands (1162) war. Anderslautende Interpretationen sind ganz sicher möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich ...

Was haben Barbarossa, sein Bart und der Kyffhäuser miteinander zu tun?

Das ist schnell erzählt.

Kaiser Friedrich I., alias Barbarossa (Rotbart), wird – der Sage nach – seit seinem Kreuzzug im Heiligen Land vermisst und seither im Kyffhäuser, einem Bergrücken südöstlich des Unterharzes, vermutet. Es war der 3. Kreuzzug, der von 1189-1192 dauerte, und auf dem Barbarossa 1190 beim Baden im Fluss Saleph (heute: Göksu/Südtürkei) verstarb.

Dort, im Kyffhäuser, so wird gemutmaßt, sitzt er, umgeben von seinen Wappen und Waffen, in einer großen Halle an einem Tisch und trägt auf dem Kopf eine alte Krone. Sein Bart ist durch den Tisch gewachsen und reicht zweimal schon um diesen herum.

Im einhundert Jahre Rhythmus, sagt die Sage, wacht er auf und schaut nach den Raben. Kreisen die Vögel nach wie vor um den Berg, legt er sich wieder aufs Ohr. Kreisen sie eines Tages, nach weiteren hundert Jahren, nicht mehr, hofft die Sage, dass Barbarossa im Falle dieses unwahrscheinlichen Falles, seine Lagerstatt verlässt und einen letzten Kampf – Gut gegen Böse – führt. Der oder das Gute steht für Barbarossa. Und selbstverständlich gewinnt er!

Real ist Barbarossa an der Ostseite des Kaiser-Wilhelm I.-Nationaldenkmals auf dem Kyffhäuser in imposanten sechs Metern fünfzig dargestellt, wie man ihn sich aus Geschichten und eben der genannten Sage vorstellt: Ein kraftvoller Herrscher im Augenblick des Erwachens. Natürlich mit gewaltigem Bart …

Quellen:

  • "Friedrich Barbarossa" (Knut Görich/C.H. Beck Verlag, München)
  • "50 Klassiker: Herrscher des Mittelalters" (David Fraesdorff/Gerstenberg Verlag, Hildesheim)
  • "Die deutschen Cäsaren" (S. Fischer Fabian/Droemer Knaur Verlag)
  • "Deutsche Geschichte: Bd.2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

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