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Papst-Liste: wichtige Päpste im Überblick

Wer waren die Päpste Gregor I., Leo III., Urban II., Innozenz II., Alexander III. und VI. oder Johannes XXII.? Was waren das für Charaktere? Wofür steht ihr Wirken? Mit welchen Fürsten, Königen und Kaisern lagen sie im Clinch und warum? Der folgende Beitrag stellt die wichtigsten Päpste vor.

Papst Damasus I. (305-384)

Wie wurde Damasus Papst, wer war Hieronymus – worin lagen ihre Verdienste?

Damasus' Wahl zum Bischof von Rom (Papst) im Jahr 366 ging ein heftig und blutig geführter Konkurrenzkampf mit einem gewissen Ursinus voraus. Gewonnen hat er diese Auseinandersetzungen, die zwar mit hunderten Toten, aber letztlich zu seinen Gunsten endete, mit Hilfe einer nicht unerheblichen Schar Gladiatoren. Endlich im Amt, lag sein  unermüdliches Streben im Vorantreiben der Ausweitung kirchlicher Einflussmöglichkeiten, also quasi einer uneingeschränkten Vorrang-und Vormachtstellung des "Heiligen Stuhls". 

Liest man über Damasus' Wirken, soll der Hinweis auf dessen Bestreben, die christlichen unterirdischen Begräbnisstätten, die Katakomben, aufwändig und anspruchsvoll zu pflegen und zu erhalten, nicht unterschlagen werden. 

Hieronymus

Sophronius Eusebius Hieronymus wurde 347 im heutigen Kroatien geboren. Er studierte in Mailand und Rom, wurde 373 Mönch in Trier, reiste 375 nach Antiochia (heute: Antakya/Türkei) und wurde dort 379 zum Priester geweiht.

Nach einigen weiteren Reisen kehrte er 382 zurück nach Rom, wo er in Diensten des römischen Bischofs, Papst Damasus I., stand.

Lateinische Vulgata

Etwa um 382 n. Chr. beauftrage Damasus den Gelehrten, Priester und Kirchenvater Hieronymus, die bis dahin vorhandenen hebräischen, griechischen und lateinischen Bibeltexte in eine der Zeit angepasste lateinische Sprache zu übersetzen. Es entstand die sogenannte Lateinische Vulgata (= für das Gewöhnliche, Volkstümliche), die seither als Basis für die Bibel der katholischen Kirche gilt.

Als Papst Damasus I. 384 starb, sah sich Hieronymus als dessen Nachfolger. Dazu kam es allerdings nicht. Sein Temperament, seine Frauengeschichten sowie seine Kritik an der Kirche ließen das nicht zu. Stattdessen ging er 385 nach Bethlehem, wo er vier Klöster gründete und deren Leitung bis zu seinem Tod im Jahr 420 selbst übernahm.

Papst Gregor I. (590-384)

Wie verlief Papst Gregors I. Werdegang?

Papst Gregor I., schon zu Lebzeiten „der Große“ genannt, wurde etwa 540 in Rom geboren. Sein Urgroßvater war Papst Felix III. (Papst von 526 bis 530), sein Vater Senator in Rom.

Gregor studierte Juristerei, wurde um die Dreißig herum hoher römischer Verwaltungsbeamter, gab das Amt aber bereits nach wenigen Jahren wieder auf. Stattdessen entschied er sich um 575 herum, der Vater war zuvor verstorben, das Familienanwesen in ein dem "Heiligen Apostel Andreas" gewidmetes Benediktinerkloster umzuwandeln, in dem er auch selbst einige Jahre verbrachte.

Etwa 578/79 wurde er zu einem der sieben Dekane von Rom geweiht und ein Jahr später von Papst Pelagius II. (Papst von 579-590) als päpstlicher Gesandter nach Konstantinopel (Istanbul) geschickt.

Gregor I., der Diplomat

Seit Ende der Sechziger des 6. Jahrhunderts rückten die Truppen der Langobarden immer näher gegen Rom vor. Das empfand Papst Pelagius II. als ständige Bedrohung. Also schickte der Papst den talentierten Gregor 579 nach Konstantinopel (Istanbul), um dort – allerdings erfolglos – militärische Hilfe gegen einen Überfall der "Langbärte" zu erwirken.

Nach Pelagius' Tod (590) wurde Gregor zum Papst gewählt.

Zahlmeister der Langobarden

Papst Gregor I. war es 593 gelungen, mit den Langobarden zu einer mehr oder weniger friedlichen Einigung zu kommen. Statt Rom der Verwüstung anheim zu stellen, zog er eine Geldzahlung vor.

In zähen Verhandlungen wurde der Langobardenkönig Agilulf schließlich überzeugt, dass Gregors Sicht der Dinge doch die bessere Alternative war. Agilulf nahm das Geld, die Stadt Rom blieb unversehrt und Papst Gregor I. bezeichnete sich anschließend selbstironisch als "Zahlmeister der Langobarden".

Hinter jedem Mann steht eine starke Frau

Das ist auf Agilulfs Ehefrau Dietlinde (Theolind) zurückzuführen. Sie setzte sich für den Übertritt ihres Mannes zum Christentum ein, sorgte für die Rückführung konfiszierter Güter an die Bischöfe und drängte Gatten Agilulf zu Friedensverhandlungen mit Papst Gregor I. Das war im Jahr 599. 

Was bewog Papst Gregor I., die Angelsachsen zu missionieren?

Gregor I. achtete penibel darauf, dass in bereits christianisierten Gebieten nicht erneut die Heiden die Oberhand gewannen.

In diesem Sinne bemühte er sich nicht nur leidenschaftlich um die Missionierung der Germanen, sondern auch um die der Briten. Die Abkehr vom Arianismus der Langobarden unter ihrem König Agilulf gelang Gregor mit Hilfe von dessen Gattin Dietlinde (Theodelind).

Der tiefere Grund seines Missionseifers ganz allgemein soll – einer Legende zur Folge – in einem Besuch Gregors eines Sklavenmarkts in Rom begründet sein, auf dem auch angeblich straffällig gewordene Frauen "angeboten" wurden. Einige von ihnen waren recht ansehnlich, hellhäutig und blond. Auf Nachfrage wurde ihm berichtet, diese jungen Damen seien Angeln aus dem südöstlichen England. Gregor war entzückt, nannte die Bedauernswerten Engel und schickte – zwecks Missionierung – einen Benediktinermönch des Klosters St. Andreas namens Augustinus auf die Insel.

Nicht zu verwechseln ist der genannte Augustinus mit dem lateinischen Kirchenlehrer der Spätantike gleichen Namens, der von 354-430 gelebt hat. Dessen bedeutendstes Werk „Über den Gottesstaat“ (De civitate dei) ist eine der letzten Verteidigungsschriften des Christentums gegen das Heidentum.

Der von Gregor I. beauftragte Augustinus sollte im Wesentlichen – neben der Missionierung, bei der den Bekehrten allerdings freigestellt wurde, nach welcher Liturgie (keltisch, römisch oder fränkisch) der Gottesdienst abgehalten werden soll – den Aufbau kirchlicher Strukturen forcieren. Noch heute bestehen die von ihm seiner Zeit eingerichteten kirchlichen Provinzen, Diözesen und Gemeinden.

Und schließlich trat im Laufe von Gregors Amtszeit – neben anderen – auch der englische König Ethelbert (552-616) zum Christentum über.

Wer war Augustinus (von Canterbury)?

Sein Geburtsjahr und seine Jugend liegen im Dunkeln. Irgendwann, etwa zur Mitte der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, ist von ihm als Benediktinermönch und Prior des Andreasklosters in Rom die Rede.

Im Jahre 596 wurde Augustinus von Papst Gregor I. (dem Großen) in Sachen Heidenbekehrung nach England geschickt. Augustinus, 601 zum ersten Erzbischof von Canterbury ernannt, ließ eine heruntergekommene Kirche zu einer Kathedrale umbauen, die bis heute Bischofssitz des geistlichen Oberhaupts der Kirche von England ist.

Das von König Ethelbert aus Kent (etwa 555-618) gleichzeitig initiierte und den Aposteln Peter und Paul geweihte Kloster wurde später (978) dem ersten Erzbischof von Canterbury, nämlich dem 605 verstorbenen Augustinus gewidmet und trägt heute den Namen "Abtei St. Augustinus".

War die Christianisierung Englands längerfristig erfolgreich?

Nein, war sie nicht. Alle drei – Augustinus, Ethelbert und Papst Gregor I. – haben lediglich die Basis dafür legen können. Ethelberts Nachfolger hielten – im Gegensatz zu ihm selbst – nicht viel vom Christentum. Die Angelsachsen wurden wieder zu Heiden, riefen in Bedrängnis erneut nach ihren Göttern Wotan und Thor und übten sich im Töten der Missionare. Sitten und Gebräuche eben, wie man sie vom Frühen Mittelalter landläufig kennt...

Wie wurde Papst Gregor I. von den Zeitgenossen gesehen?

Immer schon als kränklich bekannt, wurde seine Gebrechlichkeit mit zunehmendem Alter nicht besser. Als er 590 zum Papst gewählt wurde, war er 50 und kahlköpfig.

Aber, obwohl gesundheitlich angeschlagen, schildern ihn seine Zeitgenossen als äußerst willensstark und tatkräftig. Allerdings wurde seine päpstliche Herrschaft auch durch sein freundliches, ausgleichendes Wesen sowie durch bescheidenes Auftreten geprägt.

Papst Gregor I. der Große verstarb 604 in Rom.

Papst Leo III. (750-816)

Wer und was war dieser Papst?

Weder von Adel noch sonst besonderen gesellschaftlichen Vorzug zu genießen, war Leo III., dessen bürgerlicher Name offenbar nicht bekannt zu sein scheint, jemand, dem es irgendwie in kurzer Zeit sowie durch eigenen Antrieb gelungen war zum Kardinalpriester aufzusteigen. In dieser Position war er tätig an einer – der hl. Susanna geweihten – Pfarrkirche in Rom. 

Als Papst Leo III. wurde er, angeblich einstimmig, 795 Nachfolger Hadrians I. (Papst von 722-795), war aber nicht so anerkannt und beliebt wie dieser. Im Gegenteil! Leo galt in weiten Kreisen als hinterhältiges Schlitzohr, Betrüger, Spitzbube, Finsterling und schlimmeres. Ein Unsympath eben, der regelrecht verhasst war.

Auch Karl der Große, sein Hof und die Menschen in Franken pflegten eine berechtigte Abneigung gegen diesen Papst. Als Leo 799 in Rom einem – für ihn ausgesprochen schmerzhaften – Attentat seiner Gegner, präziser: der Verwandten und Anhänger Hadrians, zum Opfer fiel, hatte selbst Karl kein Wort des Bedauerns für ihn übrig.

Was wollte Papst Leo III. von Karl dem Großen?

Schutz!

Papst Leo III. verlangte Unterstützung in der Auseinandersetzung mit seinen Widersachern, die ihn als Papst nicht mehr haben wollten. Nach dem Attentat auf ihn floh er aus Rom und machte sich auf den beschwerlichen Weg nach Paderborn. Dort hielt Karl der Große (747/748-814) gerade einen Reichstag ab, dessen Teilnehmer Papst Leo wenig begeistert empfingen. Im Grunde genommen war sein Besuch außerordentlich lästig, weil er unnötige Fragen aufwarf.

Die Frage war nämlich, ob Karl der Große diesen unmöglichen Papst wieder in sein Amt hieven sollte oder nicht? Angilbert, Karls Jugendfreund und nunmehr fränkischer Diplomat, sprach sich dagegen aus. Auch Alkuin war darüber anfänglich nicht begeistert.

Letztlich kamen alle Beteiligten aber darin überein, dass ein Papst nicht einfach abgesetzt werden könne. Schon gar nicht, solange die Gründe des auf ihn verübten Mordanschlags nicht eingehend überprüft seien.

Leo wurde also, nach dreimonatigem Aufenthalt in Paderborn, mit vager Hilfszusage nach Rom zurückgeschickt. Und trotz aller Vorbehalte gegen diesen Papst sogar begleitet von einer Eskorte, bestehend aus Panzerreitern und Rechtssachverständigen, die in Rom eine Untersuchung der gegen Leo erhobenen Vorwürfe durchführen sollten.

Trügerische Harmonie

Ende November 800 lagerte Karl der Große mit seinem Tross bei Mentana, einer kleinen Stadt in der Region Latium/Italien. Auf dem Weiterweg nach Rom kam ihm Papst Leo III. – gefolgt von dessen Entourage aus Kirchenfürsten, Mönchen und einem Haufen nicht sehr Vertrauen erweckender Gestalten – bereits vor den Toren der Stadt entgegen.

Papst Leo III. nämlich, besorgt wegen der für ihn peinliche Aussicht vor einer Synode (Bischofsversammlung) aussagen zu müssen, auf der er einen so genannten Reinigungseid ablegen sollte, wollte bei Karl dem Großen in dieser Angelegenheit für gut Wetter sorgen.

Nicht, dass allein schon Leos Kamarilla sonderbar auf Karl und seinen Hofstaat wirkte, sondern mehr noch die Tatsache, dass ein Papst einem König entgegen geritten kam, erweckte Argwohn unter Karls Leuten. Eine derartige Ehrung galt bis dahin als unüblich, und hätte umgekehrt im Grunde mehr Sinn gemacht. Was wollte also dieser schräge Vogel von Karl und den Franken?

Nun, wie gesagt, Leo wollte von den Vorwürfen seiner Gegner freigesprochen werden. Und da Karl bei der bevorstehenden Anhörung das letzte Wort hatte, sollte das möglichst günstig für Leo ausfallen.

Gesteigert wurde dieser von Leo mit Bedacht gewählte Kuschelkurs, der des Entgegenreitens, dann ein paar Tage später noch einmal beim Einzug Karls und seines Gefolges in Rom. Denn Leo hatte keine Mühen und Kosten gespart, um den Franken einen triumphalen Empfang zu bereiten.

Skrupel

Die Beschäftigung mit Leos fadenscheinigem Verhalten führte auf der oben bereits erwähnten Synode in Rom zu kontroversen Diskussionen.

Zwischen Karl, dessen Söhnen und anderen wichtigen Amtsträgern kam es in der Causa Leos III. zu unterschiedlichen Auffassungen. So war Pippin, König von Italien, zum Beispiel für eine strikte Verurteilung des betrügerischen, prassenden und herumhurenden Fieslings; Ludwig der Fromme dagegen, der ohnehin ein geistliches Leben dem eines möglichen Nachfolgers Karls vorgezogen hätte, stellte sich auf die Seite des Papstes.

Die Mehrheit der Gefolgschaft Karls, ob von Adel oder Knecht, fühlte wie Pippin. Karl selbst war unsicher. Schloss er sich Pippins Meinung laut an, würde ihm das – einem „Patricius Romanorum“ – schlecht zu Gesicht stehen; verhielt er sich neutral, wären die Mächtigen Roms, unter anderen auch die Familie des päpstlichen Vorgängers Hadrian I., stinksauer.

Ein Prozess allerdings, wohlmöglich verbunden mit der Verurteilung des Papstes, hätte die bis dahin von Karl dem Großen betriebene Politik, hätte seine tatkräftig – häufig auch mit Waffengewalt – vorangetriebene Christianisierung innerhalb des Fränkischen Reiches irreparabel in Frage gestellt und den Glauben nachhaltig erschüttert. Karl wäre gesellschaftlich unten durch, und seine Verantwortung als Schutzherr der Kirche als unglaubwürdig stigmatisiert gewesen. Eine schwierige Situation. Also, was tun? 

Die Lösung

Statt eines Prozesses, ein raffinierter Trick!

Karls Kirchenfürsten, allen voran der Bischof von Salzburg, der "schwarze Arn", machten den Vorschlag, Papst Leo einfach einen Eid schwören zu lassen, einen so genannten "Reinigungseid".

Mit diesem Schwur sollte Leo vor Gott kundtun, nie etwas mit den Anschuldigungen gegen ihn zu tun gehabt zu haben. Eine gute Idee! Mit einer derartigen Prozedur war Karl fein raus. Applaus, Applaus! So wurde es gemacht.

War Papst Leo III. mit dem von ihm zu leistenden Reinigungseid einverstanden?

Wohl oder übel! Es gab nur diese eine Chance für ihn. Also unterzog sich Leo kurz vor Weihnachten des Jahres 800 diesem fragwürdigen Unterfangen.

Und gegen jede Erwartung vieler Gläubiger, traf Leo wegen dieses offensichtlichen Meineids weder eine Ahndung, noch die Nemesis (nach der griechischen Göttin der Rache und gerechten Vergeltung) des Himmels. Wichtiger noch: Karl der Große wurde anschließend zum Kaiser gekrönt. Zwar wurde Leo freigesprochen, blieb bis zu seinem Dahinscheiden (816) Papst, wurde sehr viel später (1673) sogar von Papst Clemens X. (1590-1676) heiliggesprochen – aber, nicht zu unterschätzen: Karls Ansehen blieb unbeschädigt!

Kaiserkrönung Karls des Großen

Dieses Ereignis fand am Weihnachtstag des Jahres 8oo in der Basilika von St. Peter statt. Zwei Tage zuvor war Leo durch seinen Reinigungseid "freigesprochen" worden. Leo, der alte Fuchs, triumphierte und hatte eine Idee!

Einerseits sollte die Krönung Karls des Großen zum "Kaiser der Welt" unmissverständlich deutlich machen, dass die Vergabe des Kaisertitels ausschließlich Sache des Heiligen Stuhls, also des Papstes, zu sein hat (ein Anspruch, der zukünftig für genügend Zoff um den Machtanspruch zwischen Papst und Kaiser sorgen sollte), andererseits gab sie Leo die Möglichkeit, sich seiner Ankläger auf perfide Weise zu entledigen. Denn als gekrönter "Imperator und Augustus Roms" hatte Karl nach römischem Recht die Widersacher Leos als Rebellen zu verurteilen. Was auch geschah – die Rädelsführer mussten Rom verlassen.

Nachklapp

Ab 780, nach dem Tod ihres Gatten und byzantinischen Kaisers Leo IV. (750-780), führte Irene, Prinzessin von/aus Athen (752-803), fünf Jahre als Kaiserin in Ostrom (Byzanz/Konstantinopel) die Regierungsgeschäfte.

Das stieß in Byzanz nicht sonderlich auf, veranlasste allerdings den weströmischen Papst Leo III. zu der Annahme, der byzantinische Kaiserstuhl sei im Grunde vakant. Denn aus seiner persönlichen, als auch aus allgemeiner Sicht Westroms konnte eine Frau nach damals landläufiger Meinung nicht legitime Kaiserin sein. Irene regierte zwar durchaus relativ erfolgreich, genoss aber wenig Anerkennung in ihrem oströmischen Reich.

Wie es Leo nun gelang, Karl den Großen auf diesen Umstand, also die Vakanz des byzantinischen Throns, aufmerksam zu machen, bleibt weitestgehend im Nebel. Vielleicht hatte auch Karl selber die Idee, mit einer möglichen Heirat Irenes, Ost- und Westrom wieder zu vereinen? Die wahren Beweggründe bleiben, wie es scheint, allerdings ebenfalls im Dunkeln.

Wie auch immer. Nachzulesen ist, dass Kaiser und Papst eine Abordnung hoher Würdenträger mit einem Heiratsantrag des 53-jährigen Karls an die 46-jährige Irene nach Konstantinopel schickten.

Irene zeigte sich nicht abgeneigt, hatte aber nicht mit dem Widerstand weiter Teile des Reiches gerechnet. Sie wurde, im Herbst 802, gestürzt, gefangengenommen, anschließend zuerst auf die Insel Prinkipo und dann auf die Insel Lesbos verbannt. Dort, auf Lesbos, verstarb Irene 803.

Fazit: Für Leo III. und Karl den Großen – außer Spesen, nichts gewesen...

Papst Leo IX. (1002-1054)

Hat Papst Leo IX. die Erwartungen Heinrichs III. erfüllt?

In der Tat, das hat er.

Bruno Graf von Egisheim-Dagsburg (1002-1054), seit 1026 Bischof von Toul (Lothringen) und um Ecken mit Heinrich III. verwandt (dessen Großmutter sowie Brunos Großvater väterlicherseits waren Geschwister), übernahm die Tiara zwar nicht ganz freiwillig, ließ sich aber schließlich doch überreden, nachdem seinem Wunsch – mit Zustimmung des römischen Volkes und des Klerus gewählt zu werden – entsprochen worden war.

Im Jahre 1048/49 wurde Bruno in Worms – als Leo IX. – zum Papst erhoben.

Bereits unmittelbar nach Amtsantritt entpuppte Leo IX. sich als unermüdlich Reisender („fahrender Papst) durch das Reich. Leo war sozusagen ein Papst zum Anfassen.

Ganz im Sinne Heinrichs III. (1017-1056) nahm er den Kampf

  • gegen den grassierenden Ämterschacher auf,
  • sprach sich vehement gegen die Priesterehe aus,
  • reformierte die Verwaltungsstrukturen der Institution Kirche,
  • drängte die Korruption zurück und verringerte – einigermaßen erfolgreich – den Einfluss des italienischen Klerus.

Außerdem gelang es Leo IX. 1049, auf dem 2. Konzil in Reims, durchzusetzen, dass der Pontifex Maximus fortan als „Oberhaupt und Beauftragter der Gesamtkirche“ zu akzeptieren sei.

Alles in allem Grund genug, dass der später heilig gesprochene Papst Leo IX. in der Geschichtsforschung als der anerkannt renommierteste der deutschen Päpste gilt.
Immerhin war Leo der Spagat gelungen, sowohl einerseits das Papsttum zu stärken, als sich andererseits gleichzeitig auch für einen verträglichen Ausgleich zwischen Kaiser und Papst stark zu machen.

Woran ist Papst Leo IX. letztlich gescheitert?

Möglicherweise an seinem kriegerischen Ehrgeiz.

Als die in Süditalien agierenden Normannen ihren Einflussbereich auch auf den Kirchenstaat ausdehnen wollten, beschloss der vierte deutsche Papst Leo IX. mit einem eigenen Heer gegen sie vorzugehen. Dieses Mal allerdings ohne Unterstützung Heinrichs III., aber mit Hilfestellung des byzantinischen Kaisers Konstantin IX. Monomachos (etwa um 1000-1055). Eine Angelegenheit, die nicht zwingend Sache eine Papstes sein konnte.

Parallel liefen Verhandlungen zwischen byzantinischen und römischen Unterhändlern mit dem Ziel, eine Vereinigung beider Kirchen (der orthodoxen und römisch-katholischen) herbeizuführen.

Beide Unternehmungen scheiterten.

Zum einen misslang der Versuch einer Einigung an der Kompromisslosigkeit der Gesandten beider Lager, die sich  letztlich nicht über liturgische und dogmatische Fragen verständigen konnten, zum anderen erlitt Leo IX. in der Schlacht von Civitate (Apulien/Italien) im Juni 1053 sein "Waterloo". Er geriet in normannische Gefangenschaft, wurde zwar nach einigen Monaten entlassen, verstarb aber kurz darauf – im April 1054 – in Rom.

Die von ihm kurz zuvor noch veranlasste Exkommunikation sämtlicher Anhänger der Orthodoxie und die Konsequenz daraus – nämlich die endgültige Spaltung der orthodoxen und katholischen Kirche – hat Leo IX. somit nicht mehr erfahren. Naturgemäß ebenfalls nicht, dass die durch ihn erreichte Stärkung des Papsttums letztendlich dazu führte, dass sein Nachfolger Gregor VII. später, ganz im Sinne einer Vergrößerung kirchlichen Einflusses, den Konflikt (Investiturstreit) mit dem weltlichen Herrscher Heinrich IV. (1050-1106) zu suchen schien.

Wer setzte sich bei Heinrich III. für den Nachfolger Papst Leos IX. ein?

Das war ein gewisser Hildebrand von Sovana (Toscana/Italien), der gute zwanzig Jahre später, 1073, als Gregor VII. selbst Papst wurde.

In jungen Jahren, als Kaplan und noch als Hildebrand, hatte er den von Heinrich III. 1046 auf der Synode von Sutri abgesetzten Papst Gregor VI. ins Exil nach Köln begleitet.

Päpstlicher Exkurs

Angeblich soll Gregor VI. den päpstlichen Job 1045 gegen Geld vom dreimaligen Papst Benedikt IX. (*1012 oder 1021/°1055) erhalten haben. Der schien die Knete zwar angenommen zu haben, dachte aber nicht die Bohne daran, auf Amt und Würden zu verzichten. Etwa zeitgleich hatten die Römer einen gewissen Johannes von Sabina zu Papst Silvester III. gemacht. Das heißt, temporär vertraten gleich drei "Heilige Väter" die Belange des Heiligen Stuhls.

Ein Nachfolger wird gesucht

Jetzt, im September 1054 und inzwischen auf der Karriereleiter zum Subdiakon aufgestiegen, kam Hildebrand von Sovana mit einer römischen Delegation nach Mainz, um Heinrich III. – in Übereinstimmung mit Volk und Klerus – Leos IX. Nachfolger auf dem Stuhl Petri bestimmen zu lassen. Und, wie das Leben so spielt, zauberte Hildebrand auch einen Namen aus dem Hut: Gebhard I. Bischof von Eichstätt (etwa 1020-1057).

Ein Bischof lässt sich bitten

Nur, Gebhard hatte im Grunde wenig Interesse daran, sein Bistum aufzugeben. Mit fadenscheinigen Argumenten versuchte er seine Papstkür zu verhindern, stellte sich über Monate quer, um dann schließlich im März 1055 auf dem Fürstentag zu Regensburg doch einzulenken. Und bereits wenig später, im April d.J., wurde Gebhard in der Peterskirche in Rom Papst namens Viktor II. erhoben. Viktor II. war – von 1055 bis 1057 – der bis dahin fünfte deutsche Papst, der von einem weltlichen Potentaten in das Amt des Pontifex Maximus berufen wurde.

Papst Gregor VII. (1020-1085)

Wie verlief Papst Gregors VII. Werdegang?

Zu Beginn seiner Laufbahn wurde Gregor VII. – da hieß er noch Hildebrand und soll zwischen 1025-1030 in Sovana (Toskana/Provinz Grosseto) geboren worden sein – von Gregor VI. (Papst 1045/46) protegiert.

Als der dann, also Gregor VI., 1046 auf der Synode von Sutri zusammen mit zwei weiteren Päpsten von Heinrich III. (1017-1056) seines Amtes enthoben wurde, kam der Mönch Hildebrand unter Papst Leo IX. (1002-1054) schnell zu höheren Weihen.

Vom Kassenwart zur Grauen Eminenz

Hildebrand wurde Verwalter des päpstlichen Vermögens. Ein verantwortungsvoller Posten. Ein Job, der dem nach Einfluss strebenden Mann auf den Leib geschrieben schien.
Schon bald galt er als Graue Eminenz, als jemand also, der aus dem Hintergrund agiert, dabei aber die Fäden stets in Händen behält.

Unentbehrlicher Spindoctor

Hildebrand/Gregor schien immer die richtigen Leute gekannt zu haben und Hinterzimmerkungeleien nicht abgeneigt gewesen zu sein.
Sein Einfluss auf die amtierenden Päpste

  • Leo IX. - 4. deutscher Papst, Pontifikat von 1049 bis 1054,
  • Viktor II. - 5. deutscher Papst, Pontifikat von 1055 bis 1057,
  • Stephan IX. - 6. deutscher Papst, Pontifikat von 1057 bis 1058,
  • Nikolaus II. - Papst von 1058 bis 1061 und
  • Alexander II. - Papst von 1061 bis 1073

als deren kompetenter Berater wurde so groß, dass Zeitgenossen der berechtigten Ansicht waren, ohne Hildebrand ginge auf dem Apostolischen Stuhl gar nichts, kein Weg führe mehr an ihm vorbei.

Papstkür gegen alle Regeln

Dann wurde Hildebrand selber Papst.

Nach dem Tod Alexanders II. 1073 ließ sich Hildebrand – sozusagen auf Betreiben des römischen Volkes – zu Papst Gregor VII. küren.

Allerdings unter Missachtung des 1059 von Papst Nikolaus II. initiierten Papstwahldekrets, wonach  mindestens eine Dreiviertelmehrheit der Kardinäle für ihn hätte stimmen sowie das Plazet des weltlichen Herrschers, Heinrich IV., eingeholt werden müssen. Sei´s drum, wird Gregor sich gesagt haben und blieb Papst bis 1084/85.

Ein Denkmal bekommt Risse

Dann, um 1080 herum, entstanden erste Brüche in Gregors bisheriger Unangefochtenheit, Reputation und Wertschätzung. Seine in kirchenrechtlichen und weltlichen Fragen kategorische, unnachsichtige bis hin zur Unversöhnlichkeit reichende Haltung, verschreckte schließlich sogar seine klerikalen Unterstützer.

Das endgültige Ende seines Pontifikats begann 1084 mit der Einsetzung des bereits seit 1080 als Gegenpapst agierenden Erzbischofs von Ravenna als Papst Clemens III. (um 1025-1100) durch Heinrich IV. (1050-1106).

Im Gegenzug – eine Hand wäscht die andere – krönte Clemens wenige Tage später Heinrich zum römisch-deutschen Kaiser.

Zwar versuchte Gregor VII. noch, mit Unterstützung des normannischen Herzogs Robert Guiscard von Apulien und Kalabrien, den gerade zum Kaiser gekrönten Heinrich IV. mit dessen Truppen vor Rom zu schlagen, blieb dabei aber erfolglos.

Frust, Flucht und das Ende

Gregor flüchtete in die Engelsburg, dann raus aus Rom nach Salerno, wo er verbittert im Mai 1085 verstarb.

Sein Sterbebegleiter und Nachfolger für knappe sechzehn Monate (1086-1087), wurde ein vormaliger Benediktinermönch und späterer Abt des Klosters von Montecassino namens Daufari/Desiderius, der seine kurze Amtszeit unter dem Papstnamen Viktor III. (1027-1087) führte.

Was war das für ein Typ, dieser Papst Gregor VII.?

Papst Gregor VII., zuvor: Hildebrand von Sovana (Toscana/Italien), gilt zwar als einer der bedeutendsten Päpste, wurde aber bereits schon zu Lebzeiten als widersprüchlich geschildert.

Trotz wenig gewinnendem Äußeren – einerseits klein, hässlich, düster und oftmals schroff in seinem Auftreten – soll Gregor andererseits, sofern es ihm nützlich erschien, trotzdem durchaus charmant und warmherzig wirken.

Durchdrungen von seiner fanatisch betriebenen Mission, der Kirche – und damit Gottes Wort – wieder zu mehr Achtung und Gehör zu verhelfen, setzte er sich mit religiösem Eifer kompromisslos und willensstark für die Durchsetzung seiner Ziele ein.

Gregors Zielvorgaben

Gregor VII., Papst seit 1073 (bis 1085), hatte sich schon als Mönch für die Reformbewegung der Cluniazenser des Klosters Cluny (im Südwesten Frankreichs gelegen) begeistert.

Was lag da also näher, als sich das klösterliche Anliegen ebenfalls zu eigen zu machen. Nämlich die Kirche im Allgemeinen sowie deren klerikale Vertreter im Besonderen von allen Übeln, wie zum Beispiel:

  • des Ämtergeschachers,
  • der Priesterehe,
  • des Konkubinats,
  • der Völlerei und
  • der Trunksucht

zu befreien. Und das – wenn schon, denn schon – unmissverständlich und kompromisslos!

Ungeachtet der Tatsache, dass Gregor, noch als Hildebrand, selbst mit Ämterkauf (im Zusammenhang mit Papst Gregor VI.) befasst war, gab er sich nun als glühender Verfechter der cluniazensischen Kirchenreform.

In seinem Lebensstil einfach und bescheiden, ordnete er sich bedingungslos den Prinzipien der Reformbewegung unter und erklärte 1075 im "Dictatus Papae" (einem siebenundzwanzig Punkteprogramm), dass

  • die Kirche unfehlbar,
  • die geistliche und weltliche! Autorität des Papstes absolut und
  • Könige/Kaiser ihm, dem Papst/den Päpsten,

unterstellt seien.

Und er setzte noch eins drauf! Diejenigen, die nicht in der Lage seien, mit dieser Maxime konform zu gehen, seien nicht länger als katholische Christen zu betrachten.
Donnerwetter! Das war starker Tobak – damals ...

Der Machtkampf: Papst Gregor VII. vs. Heinrich IV.

Das während des Sachsenkrieges scheinbar freundliche Miteinander Heinrichs IV. und Papst Gregors VII. war nur von vorübergehender Dauer.

Als Gregor auch noch die Laieninvestitur – das Ein- und Absetzen kirchlicher Würdenträger durch Kaiser, König oder Fürst (also Laien) – aufs Schärfste verbot, kümmerte das den inzwischen Anfang zwanzig Jahre alten Heinrich IV. einen feuchten Kehricht. Er lehnte weiterhin jegliche päpstliche Einmischung ab, und besetzte Kirchenämter nach wie vor nach eigenem Gusto.

Wie nicht anders zu erwarten, der Konflikt eskalierte. Ein heftiger streitbarer Briefwechsel setzte ein.

Unter dem Vorwand, dass Gregor sein Pontifikat ohnehin nur unter fadenscheinigen Umständen ergattert habe, erklärte Heinrich – mit dem Wohlwollen breiter kirchlicher Kreise, die ebenfalls schon lange Zeit einen tieferen Groll gegenüber der Reformbewegung Gregors VII. hegten – 1076 auf dem Reichstag zu Worms den Papst kurzer Hand für abgesetzt.

Unmittelbar darauf schlug Gregor zurück. Auf der Synode von Rom sprach er über Heinrich den Bann aus und entband dessen Untertanen von ihrem Treueschwur. Jetzt begannen die bisher zu Heinrich haltenden Bischöfe und Fürsten zu wanken. Sie rückten von ihm ab, trafen sich auf dem Fürstentag in der Pfalz Tribur/Trebur (bei Groß Gerau/Hessen) und zwangen Heinrich zum Einlenken.

Die Folge hieraus war der als "Gang nach Canossa" in die Geschichte eingegangene Bußgang Heinrichs IV.

Was haben die Päpste Gregor I. und Gregor VII. mit dem "Gregorianischen Kalender" zu tun?

Nichts.

Namensgeber des heute weltweit genutzten "Gregorianischen Kalenders" ist Papst Gregor XIII. (Papst von 1572-1585), der die Kalenderreform – weg vom Julianischen Kalender, hin zum gregorianischen – mit seiner Bulle "Inter gravissimas" im Jahre 1582 als allein verbindlich erklärt hat.

Papst Urban II. (1035-1099)

Was bewirkte Papst Urban II.?

Im Wesentlichen den 1. Kreuzzug.

Urban II., der im wirklichen Leben Odo de Lagery hieß und möglicherweise aus einer Adelsfamilie stammte, wurde 1035 in Chatillon-sur-Marne (Region Champagne-Ardenne/Frankreich) geboren.

Er studierte in Reims, wurde Prior im Kloster Cluny, dann 1080 von Papst Gregor VII. (1020-1085) zum Kardinalbischof von Ostia (bei Rom am Thyrrhenischen Meer) ernannt, wirkte zwischen 1084 und 1085 als päpstlicher Gesandter in Deutschland und wurde schließlich 1088 zum Papst gewählt.

Als Papst setzte Urban II. weitestgehend die Politik des 1085 verstorbenen Gregors VII. fort,

  • kümmerte sich erfolgreich um die Stabilisierung päpstlicher Macht,
  • räumte mit der Unsitte sogenannter Gegenpäpste auf und ging mit seinem Aufruf
  • zum 1. Kreuzzug (1095 in Clermont-Ferrand/Frankreich) in die Geschichtsbücher ein.

Urban starb im Juli 1099 in Rom.

1. Kreuzzug

Papst Urban II. hatte sich auf die Fahne geschrieben, die für seine Obsession, nämlich die Vereinigung der orthodoxen Kirche Ostroms mit der katholischen Kirche Westroms voranzutreiben und möglichst durchzusetzen. Um für sein Vorhaben die nötige Begeisterung beim Volk zu wecken, musste er nicht nur polarisieren, also Zwietracht säen zwischen Christen und Muslimen, sondern möglichst auch die Massen auf seine Seite ziehen.

Wie ist ihm das gelungen? Ganz einfach!

Papst Urban II. berief im November 1095 in Clermont-Ferrand/Frankreich eine Synode ein, schilderte der zuhauf erschienenen Zuhörerschaft in einer Brandrede angeblich gegen Jerusalem-Pilger vorgekommene Ausschreitungen muslimischer Heiden ungeheuerlichsten Ausmaßes. Gleichzeitig versprach er denjenigen, die sich – so wie er selbst – dem entgegenstellen würden sozusagen den Himmel auf Erden. Plus sofortiger Vergebung aller Sünden.

Mit dieser flammenden Anklage gegen die Muslime löste er nicht nur nicht den 1. Kreuzzug, den er den Menschen als Heiligen Krieg verkaufte, aus, sondern auch eine etwa zweihundert Jahre dauernde Konfrontation der islamischen und christlichen Glaubensgemeinschaften. Eine Auseinandersetzung der beiden Religionen, die spätestens seit 9/11 (2001) immer noch (oder erneut) fortwirkt.

Feigenblatt

Als Grund seines Aufrufs zum Marsch gen Palästina diente Urban die Schutzbehauptung, dem von den Seldschuken bedrohten oströmischen Kaiser Alexios I. (1081-1118) militärisch beispringen zu wollen. Der eigentliche Zweck dieser fadenscheinigen Unternehmung blieb für Urban jedoch die Vorstellung, die urchristlichen Stätten des Heiligen Landes ein für alle Mal für die Christenheit zurückzugewinnen.

Nach anfänglichem Scheitern der planlos und unstrukturiert agierenden Truppe aus überwiegend einfachen und unterprivilegierten Anhängern Urbans, dann aber upgegradet durch Kreuzritter aus Deutschland, Frankreich und Italien, gelang es den Kreuzfahrern tatsächlich – allerdings nicht ohne schreckliche und blutige Auseinandersetzungen mit Seldschuken, Muslimen und Juden – Jerusalem 1099 zu erobern.

Papst Urban soll, so ist nachzulesen, diesen zweifelhaften Erfolg nur partiell mitbekommen haben. Die Nachricht der konkret stattgefundenen Einnahme der Stadt scheint ihn nicht mehr erreicht zu haben – er verstarb. Ende Juli 1099. Es war dann Papst Leo XIII. (1810-1903), der Urban II. 1881 seliggesprochen hat.

Papst Innozenz II. (1088?-1143)

Wer war dieser Papst?

Über sein Leben vor seiner Papstwerdung geben die Annalen, wie es scheint, nicht allzu viel her. Unter seinem bürgerlichem Namen Gregorio Papareschi, so wird gemutmaßt, soll er Abt eines Klosters gewesen und 1088 von Papst Urban II. – und das wiederum ist wohl tatsächlich aus den Chroniken zu erfahren – zum Kardinaldiakon ernannt worden sein. In dieser Position diente er seinen Vorgängern Papst Gelasius (Papst von 1118-1119) und Calixt II. (Papst von 1119-1124) nicht nur in diplomatischen Angelegenheiten, sondern trug auch entscheidend zur Beendigung des Investiturstreits bei, der dann 1122 auf dem Wormser Konkordat, man höre und staune, in der Tat beigelegt wurde. 

Dann, Papst Honorius II. (Papst von 1124-1130) war gestorben, wurde Papareschi – zwar nicht mit überzeugender Mehrheit, aber immerhin – zum Papst gewählt, nannte sich fortan Innozenz II., lag über Jahre, genauer: Bis zum Dahinscheiden des Gegenpapstes Anaklet II. 1138 mit diesem im Clinch, krönte 1133 König Lothar III. (1075-1137) zum Kaiser des römisch-deutschen Reiches, hatte ein Ohr für die geistlichen Ritter/Tempelritter des Templerordens und wandte sich vehement gegen die Aufhebung des Zölibats.

Papst Innozenz II. verstarb im Frühherbst 1143. Seine Gebeine liegen, nach einem vergleichsweise kurzen Aufenthalt in der Lateranbasilika, seit 1154 in der Marienkirche "Santa Maria" in Trastevere/Rom.       

Was verfügte Papst Innozenz II. im Sinne des Zölibats?

Im Kampf um die Durchsetzung des Zölibats wurde seitens der Kirche vor nichts halt gemacht. Selbst der Hinweis, auch die Apostel seien verheiratet gewesen, nutzte den Zölibatsverweigerern nichts. Sie wurden mit fadenscheinigen Argumenten abgebügelt.

Schließlich war es Papst Innozenz II., der 1139 auf dem Zweiten Laterankonzil verfügte, jedem geweihten Kirchenmann Amt und Besitz zu nehmen und aus der Kirche auszuschließen, wenn dieser den Zölibatsregeln zuwider handele. Unabhängig von dessen Stellung innerhalb der kirchlichen Hierarchie. Noch Ehefrauen wurden fortan als Dirne, Flittchen, Freudenmädchen oder Schlimmeres gebrandmarkt.

Papst Hadrian IV. (1100/1120-1159)

Wer war Papst Hadrian IV.?

Papst Hadrian IV. (irgendwann zwischen 1100/1120-1159), bisher einziger englischer Papst, hieß mit bürgerlichem Namen Nicholas Breakspear und stammte aus einer kleinen Stadt in Südengland (Grafschaft Hertfordshire).

Vom Amt des Abtes über die Funktionen als Kardinalbischof und päpstlicher Legat, wurde Nicholas 1154 zum Nachfolger Papst Anastasius´ IV. (Papst für knappe eineinhalb Jahre, von Mitte 1153-Ende 1154) gewählt.

Kaum auf dem Heiligen Stuhl, verhängte Hadrian gegen die von Arnold von Brescia (um 1090-1155) republikanisch und freiheitlich beeinflussten Römer unverzüglich ein Verbot an der Teilnahme gottesdienstlicher Handlungen. Welcher Art auch immer. Allerdings: Liberales Gedankengut und sich daraus entwickelnder Opportunismus waren sowohl dem Papst, als auch Kaiser Friedrich I. Barbarossa naturgemäß suspekt.

Hadrian ging in dieser Frage sogar noch einen Schritt weiter. Er forderte von Barbarossa die ultimative Einhaltung des zuvor zwischen dem Kaiser und Hadrians Vorvorgänger (Papst Eugen III.; Papst von 1145-1153) geschlossenen Vertrags von Konstanz. Darin hatte Barbarossa sich – unter anderem – verpflichtet, die Kirche vor den revoltierenden Römer zu schützen. Anderenfalls? Na ja, ohne Vertragserfüllung keine Kaiserkrönung! Basta!

Hadrian IV. geht ins Exil

Nun gut! Was folgte, war 1154 die Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung des aufständischen Arnold von Brescias auf Veranlassung Barbarossas – woraufhin der Kaiserkrönung 1155 nichts mehr im Wege stand.

Das wiederum brachte die obstinaten Römer gegen den Papst auf. Er sollte gefangen genommen werden. Aber, das Unterfangen misslang. Zwar kam es im Anschluss zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die von den kaiserlichen Truppen gewonnen wurden, aber – Vertrag von Konstanz hin, Vertrag her – gegen die Bevölkerung ging Barbarossa nicht vor.

Hadrian musste Rom für drei Jahre verlassen. Wieder zurückgekehrt, ging es Schlag auf Schlag weiter.

Schlag auf Schlag

Es folgten (zum Beispiel):

  • Hadrians Vorgehen gegen den normannischen König Wilhelm I. von Sizilien (weil Hadrian seinen Kirchenstaat bedroht sah),
  • Hadrians Vorschlag eines dreißigjährigen Friedens zwischen Byzanz und Sizilien,
  • die Anerkennung Wilhelms I. als König im Vertrag von Benevent 1156,
  • der Konflikt mit Kaiser Barbarossa 1157 auf dem Reichstag von Besancon (es ging um die Interpretation des Begriffs „beneficium“/„Wohltat“, der missverständlich mit „Lehen“ übersetzt wurde und somit den Ärger Barbarossas zur Folge hatte, der den daraus abzuleitenden Machtanspruch des Papstes selbstverständlich ablehnte) und schließlich
  • Hadrians Bulle Laudabiliter, die – wenn es sie denn tatsächlich gegeben hat (ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei nachgewiesen) – dem Papst ein Mitspracherecht in Belangen der Kirche eingeräumt hätte.
Was war noch?

Nun ja, Hadrian, bis zum Schluss unablässig vom Gedanken einer Umziegelung seines Kirchenstaates durch die Staufer im Norden und die normannischen Sizilianer im Süden beherrscht, suchte gegen Ende seines Pontifikats den Schulterschluss mit dem lombardischen Städtebund gegen Barbarossa.

Möglicherweise – so ist zu vermuten – hatte er sogar vor, den Bann über den Kaiser zu verhängen. Dazu kam es aber nicht mehr. Hadrian IV. verstarb im September 1159 in Anagni (Latium/Italien).

Was verband Papst Hadrian IV. mit Friedrich I. Barbarossa?

Nicht wirklich viel. Barbarossa sah sein Reich als direkt von Gott übertragen an; der aus England stammende Papst Hadrian IV. dagegen, sah sich mit diesem kaiserlichen Ansinnen in seiner gefühlten Eigenschaft als Stellvertreter Gottes auf Erden übergangen. Das beiderseitige Streben nach der Vorrangstellung, führte zwangsläufig zu Konflikten. Beide standen sich in freundlicher Antipathie gegenüber.

Und doch brauchten sie einander

Der eine wollte dringend Kaiser werden, der andere benötigte den Schutz der weltlichen Macht sowohl gegen die nach wie vor aufständischen Römer, als auch gegen die den Kirchenstaat bedrohenden Normannen unter ihrem König Wilhelm I. von Sizilien (1122-1166). Also salbte Hadrian Barbarossa im Juni 1155 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und der wiederum gelobte feierlich, dem Papst die erbetene Unterstützung zu leisten.

Aber, so nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, hielt sich Barbarossa aus den Zwistigkeiten des Papstes mit den Römern und Normannen heraus.

Das er damit eindeutig gegen die Vereinbarungen des 1153 mit Eugen III. (Papst von 1145-1153) geschlossenen Vertrages von Konstanz verstieß, muss ihm anscheinend völlig egal gewesen sein. Wie auch immer – das ohnehin angespannte Verhältnis beider zueinander, verschlechterte sich rapide.

Hadrian IV. und Wilhelm I. von Sizilien

Als Hadrian sich überraschenderweise gezwungen sah, mit dem normannischen Sizilianer Wilhelm I. Frieden zu schließen (Vertrag von Benevent; Juni 1155), diesem die uneingeschränkte Herrschaft über Sizilien einräumte, Wilhelm dazu noch – sozusagen obendrauf – das Herzogtum Apulien und das Fürstentum Capua andiente und sich im Gegenzug vom normannischen Sizilianer als Lehnsherr bestätigten ließ, schlug das "die Krone in des Kaisers Gesicht".

Reichstag von Besancon

Barbarossa soll erst spät, auf dem Reichstag von Besancon im Oktober 1157, von dieser Angelegenheit erfahren haben, und war erkennbar not amused. Die Disharmonie zwischen Papst und Kaiser eskalierte. Allerdings zeigten die eingeleiteten Maßnahmen des Papstes, zum Beispiel die lombardischen Städte gegen den Kaiser zu mobilisieren und seine Absicht, Barbarossa mit dem Bann zu belegen, keinerlei Wirkung mehr. Wie schon gesagt: Hadrian IV. verstarb zuvor im September 1159.

Papst Alexander III. (1105-1181)

Wer war Papst Alexander III.?

Papst Alexander III., der mit bürgerlichem Namen Orlando de Bandinelli hieß und aus Siena stammte, wurde im September 1159 zum Nachfolger Papst Hadrians IV. (1100/1120-1159) gewählt. De Bandinelli war Jurist, Professor für Kirchenrecht, Kanzler des Heiligen Stuhls sowie Berater und Legat des verstorbenen Papstes. In dieser Position entging er 1157 auf dem Reichstag von Besancon (Frankreich) nur knapp dem Schwert Ottos von Wittelsbach.

Pontifikat und Gegenpäpste

Während seines Pontifikats, das er überwiegend im Exil verbrachte, hatte er sich gegen vier kaisertreue Gegenpäpste:

  • Victor IV., Papst von 1159-1164,
  • Paschalis III., Papst von 1164-1168,
  • Calixt III., Papst von 1168-1178 und
  • Innozenz III., Papst von 1179-1180

durchzusetzen. Orlando de Bandinelli alias Papst Alexander III. (Papst von 1159-1181) überdauerte sie alle.

Allerdings schloss diese unangenehme Situation, also die verwirrende Papstschar, gegenseitige Exkommunikationen und wechselseitigen Opportunismus nicht aus.

  • Victor exkommunizierte Alexander,
  • Alexander exkommunizierte Viktor – und Barbarossa gleich mit.

Es war eine Zeit komplizierten Mit- und Gegeneinanders. Allerdings auch nicht nicht ungewöhnlich, standen sich doch die Institutionen Kirche und weltliche Macht seit jeher in unüberbrückbarer Disharmonie gegenüber.

Papst vs. Kaiser

Wie gesagt: Zwar wurde Alexander von der Mehrheit der Kardinäle zum Nachfolger Hadrians IV. gewählt, aber – Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122-1190) hielt dagegen.

Es war also das Übliche. Alles blieb beim Alten. Wieder ging es schlicht um die Vorherrschaft: Kirche vs. Staat. Die Uneinigkeit darüber, wer denn nun eigentlich der wahre Herrscher über seine Schäfchen sei, setzte sich eben auch zwischen Papst Alexander III. und Barbarossa fort. 

Auf dem von Kaiser Friedrich I. Barbarossa einberufenen Konzil von Pavia im Januar 1160, wählten die dort anwesenden kirchlichen Würdenträger den von Barbarossa favorisierten Octaviano de Montecello zum (Gegen) Papst Viktor IV., der das bis 1164 blieb. Alexander III. wurde zum Schismatiker (Glaubensspalter) erklärt, mit der Reichsacht und dem Kirchenbann belegt sowie von Viktor exkommuniziert. Aber, lustig, lustig, im Gegenzug exkommunizierte Alexander unmittelbar darauf Friedrich I. Barbarossa und Viktor.

Vertrag von Venedig

Die Meinungsverschiedenheiten und verschiedentlichen gegenseitigen Affronts zwischen Barbarossa und Papst Alexander III. hielten gute achtzehn, zwanzig Jahre an. Bis, ja bis Barbarossa schließlich 1177 in Venedig die Rechtmäßigkeit Alexanders als Inhaber des Stuhls Petris anerkannte.

Stellt sich die Frage: Warum nicht gleich so? Warum versuchte Barbarossa all die Jahre vehement, seine Interessen - neben dem bereits erwähnten Viktor - weiterhin durch die weiter oben genannten Gegenpäpste vertreten zu lassen? Weil Barbarossa sich gegenüber seinen Fürsten im Land zu beweisen hatte, die Vormachtstellung eines Papstes nicht akzeptieren konnte und daher die Durchsetzung seiner Herrschaftsansprüche in Deutschland, aber auch in Italien, mit Päpsten seiner Wahl für günstiger hielt? Wahrscheinlich!

Papst Alexander III. vs. König Henry II. von England

Bevor nun Alexander 1179 das Dritte Laterankonzil einberief, um die – bis heute gültige – päpstliche Wahlordnung zu revolutionieren (Papst wird, wer die Zweidrittelmehrheit der Kardinäle erhält), legte er sich zuvor noch mit dem englischen König Heinrich/Henry II. (1133-1189) an.

Der hatte die Kirche nämlich dem Staat untergeordnet und, im Zuge der Auseinandersetzung über diesen Schritt, Thomas Beckett ermorden lassen.

Das ging gar nicht. Der Engländer musste seine sogenannte „Constitutions of Claredon“ zurücknehmen, seine Handlung bereuen und 1174 in der Kathedrale von Canterbury (Grafschaft Kent/England) eine schmerzhafte Auspeitschung auf sich nehmen.

Tod und Verdienste

Sieben Jahre nach Henrys Buße und zwei Jahre nach dem Dritten Laterankonzil (1179) verstarb Papst Alexander III. mit sechsundsiebzig Jahren im August 1181 im Exil und gilt der Nachwelt als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters. Unter anderem schaffte er die Voraussetzungen für eine reformierte Gesetzgebung des Vatikans und sicherte die Rechte der römisch-katholischen Kirche gegenüber den weltlichen Herrschern.

Papst Innozenz III. (1161-1216)

Wer war Papst Innozenz III.?

Papst Innozenz III. (um1161-1216), der eigentlich Lotario dei Conti di Segni (Lothar von Segni) hieß, wurde, wie der Name bereits vermuten lässt, in Segni (Latium/Italien) – unweit von Rom – geboren.

Der Vater stammte aus der Familie der Grafen von Segni, die Mutter kam aus gutsituierter römischer Oberschicht. Lotario/Lothar wurde Subdiakon, dann Kardinaldiakon und schließlich, im Januar 1198, mit siebenunddreißig Jahren Papst Innozenz III.

In dieser Rolle sah er sich nicht nur als Nachfolger Petri, sondern gleichzeitig auch als Statthalter Jesu auf Erden (Vicarius Christi). Ein Titel, den fortan alle folgenden Päpste gern für sich in Anspruch nahmen und nehmen.

Nach dem Tod Konstanzes von Sizilien, der Ehefrau des Stauferkaisers Heinrich VI. (1165-1197) im November 1198,

  • übernahm Innozenz die Vormundschaft deren beider Sohn Friedrichs II. von Hohenstaufen (1194-1250),
  • verbot 1199 im ersten Schritt das Lesen der Bibel bei Zusammenkünften nichtkirchlicher Glaubensgemeinschaften (z.B. der Waldenser und Katharer/Albigenser, die im weitesten Sinne auf persönlichen Besitz verzichteten, eine schlichte Lebensweise propagierten und die Verweltlichung des Klerus´ strikt ablehnten – was der etablierten Institution Kirche nicht gefallen konnte,
  • um dann grundsätzlich allen Nichtkirchenleuten das Schmökern in Bibelübersetzungen zu verweigern.

Und schließlich und endlich war Innozenz III. für den von ihm 1209 angezettelten unseligen Albigenserkreuzzug verantwortlich, der in einer fast vollständigen Vernichtung der als Ketzter/Häretiker (Abweichler des offiziell vertretenen Glaubens) verunglimpften Katharer endete.

Innozenz III., Johann Ohneland und Kreuzzüge

Innozenz legte sich mit König Johann Ohneland von England (1167-1216) an, der allerdings schnell klein beigab. Darüber hinaus war er Initiator des 4. Kreuzzuges (von 1202-1204). Auch kein Ruhmesblatt!

Dieser Kreuzzug scheiterte nicht nur katastrophal, sondern schwächte auch Byzanz, das seine Funktion als Bastion gegen den Islam verlor und damit wesentlich zur Spaltung der katholischen und orthodoxen Kirche beitrug. Das alles hinderte Innozenz aber nicht, auf dem 4. Laterankonzil zum 5. Kreuzzug aufzurufen, der als sogenannter "Kreuzzug von Damiette" (von 1217-1221) bekannt wurde.

Aber, obwohl dieses Mal angeführt von einem Kirchenfürsten, Kardinal Pelagius von Albano, war auch dieser Kreuzzug nicht erfolgreich. Statt, wie geplant, Jerusalem zurückzuerobern, mussten die Kreuzfahrer, nach längerer Belagerung der Stadt Damiette/Ägypten, unverrichteter Dinge die Heimreise antreten.

Daraufhin wurde die Schuld dieses Scheiterns Friedrich II. von Hohenstaufen (1194-1250) in die Schuhe geschoben, weil er eigentlich an diesem Kreuzzug hätte teilnehmen sollen, dann aber doch – Innozenz war zuvor im Juli 1216 in Perugia (Umbrien/Italien) verstorben – gepasst hatte.

Innozenz III. und seine Bedeutung

Wegen seiner erfolgreich gelungenen Territorialerweiterung, Besitzanhäufung und Absicherung des Kirchenstaates, der Festigung seiner Stellung – in unerbittlich geführten Auseinandersetzungen mit dem Kaisertum – als Oberhirte auch weltlicher Mächte sowie weitgehender Reformen innerhalb der Kirche, gilt auch Papst Innozenz III. der Institution Kirche als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters.

Was hielten Papst Innozenz III. und Friedrich II. von einander?

Schwer zu sagen.

Die Angelegenheit war komplex und begann damit, dass Friedrichs Mutter, Konstanze von Sizilien (1154-1198), klugerweise nicht auf dem Titel „römisch-deutscher König“ für ihren Sohn bestand. Diesen Titel hatte Friedrichs Vater, Heinrich VI., 1196 in Würzburg den deutschen Fürsten abgerungen, wurde aber nach dessen Tod ohnehin nicht anerkannt. Konstanze ließ Friedrich lediglich im Frühjahr 1198 zum König von Sizilien krönen. Was Papst Innozenz III. durchaus gefallen haben wird.

Vormundschaft

Als Konstanze kurz vor ihrem Tod verfügte, Innozenz zum Vormund Friedrichs zu bestellen, wird der Papst sicher frohlockt haben, hielt er diese Funktion doch für eine gute Möglichkeit, den Knaben machtpolitisch in seinem Sinne beeinflussen zu können.

Fortan wurden nämlich die Regierungsgeschäfte von einem Thronrat, bestehend aus einem Kanzler (Bischof Walter/Gualtiero von Palearia) und vier süditalienischen Erzbischöfen, die wiederum von einem Legaten des Papstes kontrolliert wurden, wahrgenommen. Friedrich II., der zu diesem Zeitpunkt (November 1198) knapp vier Jahre alt war, wird das alles wenig tangiert haben.

Spielball der Interessen

Das änderte sich, als 1201 Markward von Annweiler, der, von Philipp von Schwaben (Bruder Heinrichs VI. und Onkel Friedrichs) zum Regenten Siziliens befördert, den Aufstieg in den Thronrat schaffte.

Jetzt stand Friedrich, bis zu Markwards plötzlichem Dahinscheiden 1202 unter dessen ungeliebter Fuchtel. Dann folgte das Intermezzo eines gewissen Wilhelm Capparone, einem Exvertrauten Heinrichs VI., der aber im November 1206 von Walter von Palearia wieder vertrieben werden konnte. Bis zum Dezember 1208, also bis zum Ende der päpstlichen Vormundschaft, blieb Friedrich weiterhin Spielball des von eigenen Interessen geleiteten Kanzlers, des Thronrates, des päpstlichen Gesandten und diverser anderer Mächte um den Kampf ums Königreich Sizilien.

Heraus aus den Kinderschuhen

Alles in allem eine verwirrende Geschichte, die Kindheits- und Jugendjahre Friedrichs II.

Aber, ab dem vierzehnten Lebensjahr begann er schnell klarzustellen, wer wirklich Herr im Hause Siziliens war.

Zwar kam er dem Vorschlag des Papstes nach, die zehn Jahre ältere Konstanze von Aragon zu ehelichen, drängte aber flugs den Kanzler und Bischof Walter von Palearia aus dem Amt, ließ im März 1212 seinen Sohn Heinrich (VII.) zum König von Sizilien krönen, und entschied sich im gleichen Jahr – gegen jeden Rat – nach Deutschland zu reisen, um sich gegen Kaiser Otto IV. von Braunschweig (um 1175-1218) im Dezember d.J. zuerst von den Fürsten als König bestätigen sowie anschließend in Mainz krönen zu lassen.

Randnotiz

Friedrich hat seinen Vormund nur ein einziges Mal persönlich getroffen.

Das war 1212 auf der Durchreise nach Deutschland. In Rom.

Hier sprach Friedrich gegenüber dem Pontifex zwar den Lehnseid des Königreichs Sizilien aus, hatte dabei aber gewiss schon im Hinterkopf, sich als König von Sizilien – geschweige denn später als Kaiser – nicht weiterhin dem Willen des Heiligen Stuhls zu unterwerfen. Möglich, dass hier der Beginn seiner langjährig gepflegten Gegnerschaft zu den Päpsten gelegt wurde?

Papst Johannes XXII. (1244-1334)

Papst Johannes XXII. – wer war das?

Papst Johannes XXII. (um 1245?-1334), der im vorpäpstlichen Leben Jacques Duése hieß, wurde im August 1316 in Lyon zum 196. Papst nach Petrus erhoben. Gegenpäpste nicht gerechnet. Johannes war nach Papst Clemens V. (1250/1265-1314) der erste Oberhirte der römisch-katholischen Kirche, der seine gesamte Amtszeit in Avignon, also im so genannten "babylonischen Exil der Päpste" verbrachte. Und zwar ausschließlich.

Erst vier Päpste nach Johannes XXII., nämlich:   

  • Benedikt XII./1334-1342,
  • Clemens VI./1342-1352,
  • Innozenz VI./1352-1362,
  • Urban V./1362-1370)

war es Papst Gregor XI. (Papst von 1370-1378), der im November 1377 für die ihm verbliebenen Monate bis zu seinem Tod im März 1378 Avignon aufgab, und wieder zurück nach Rom ging.

Zurück zu Johannes XXII.

Nach Clemens‘ V. Ableben im Jahr 1314, benötigten die Kirchen- und sonstigen Fürsten zwei Jahre, ehe sie sich auf den in Cahors im Süden Frankreichs geboren Sohn eines Schusters einigten.

Zu dem Zeitpunkt hatte der studierte Mediziner und Rechtswissenschaftler Johannes bereits zwei Beschäftigungsverhältnisse als Bischof und eine als Kardinalbischof von Porto e Santa Rufina (nahe Rom) hinter sich.

Trotz seiner inzwischen runden siebzig Jahre oder gerade deswegen, galt dieser kleine, schmächtige, ständig erschöpft wirkende und mit einem, wie es heißt, unfreundlichen Charakterbild ausgestattete Mann dem Wahlgremium gleichwohl für das Amt als geeignet – ging man doch davon aus, dass er es nicht mehr lange machen würde.

Aber: Shit happens

Johannes XXII. schien unkaputtbar. Achtzehn Jahre hielt sich dieser grob auftretende, zur Heimtücke und Ruchlosigkeit neigende Stellvertreter Christi auf dem Heiligen Stuhl.

Schnell stellte er fest, dass bereits Clemens V. die kirchenstaatliche Kasse geplündert hatte. Bares musste her. Also entwarf Johannes ein (für ihn)

  • effizientes Steuersystem,
  • ernannte – vetternwirtschaftsmäßig – ein Handvoll Verwandte zu Kardinälen,
  • erteilte gegen Cash Absolution für so gut wie alle Ungeheuerlichkeiten (unter anderem sogar für Mord, Raub, Inzest, Sodomie und andere Gemeinheiten), die von Menschen begangen werden können,
  • sorgte – um seinen Anspruch auf weltlichen Besitz zu rechtfertigen, damit aber im Widerspruch zu Kaiser Ludwig IV. von Bayern (um 1284-1347) und dem Franziskanerorden stehend – in seiner Bulle Cum inter nonnullos von 1323 mit Sätzen wie: "… zu sagen, Christus und die Apostel hätten kein Eigentum gehabt, sei eine Perversion der Heiligen Schrift…"  für Unverständnis und
  • frönte seinem Hang zum Säbelrasseln, indem er 1324 militärisch gegen Galeazzo I. aus dem Hause Visconti in Mailand marschierte, aber Dank des Einschreitens Kaiser Ludwigs nicht zum Zuge kam.
Antichrist und Gegenpapst

Als der Papst diejenigen, die die Haltung Jesu – nämlich in Armut zu leben – weiterhin als einzig verdienstvoll und heilig betrachteten, Johannes aber diese Leute (z.B. Franziskaner) kurzerhand als Häretiker diffamierte und verfolgen ließ, bezeichnete Ludwig IV. (der Bayer) Papst Johannes als Antichrist. Umgekehrt wurde Ludwig von Johannes exkommuniziert. Was Ludwig den Bayern allerdings nicht weiter beunruhigt zu haben schien.

Im Januar 1328 ließ er sich in Rom – sozusagen "vom Volk" – zum Kaiser wählen. Also ohne Beisein des Papstes. Der saß weiterhin in Avignon. Stattdessen setzte Ludwig die Wahl eines gewissen Pietro Rainalducci (1275-1333), seines Zeichens Franziskaner, zum Gegenpapst Nicolaus V. durch, und ließ sich im Mai des Jahres von diesem zum Kaiser krönen.

Nicolaus war ein Papst ohne große Auffälligkeiten, allerdings mit ehelicher Erfahrung. Zum Zeitpunkt seiner Wahl zwar bereits geschieden, verursachte dieser Umstand trotz allem einen kurzzeitigen Sturm im klerikalen Wasserglas. Allerdings gab Nicolaus bereits nach zwei Jahren (1330) sein Pontifikat auf, zog nach Avignon und begab sich unter die Fittiche Papst Johannes XXII.

Der wiederum machte weiter wie bisher,

  • interpretierte wichtige Glaubensartikel der Lehre der Kirche derart, dass ihm nun erneut Häresie vorgeworfen,
  • er daraufhin zum zweiten Mal – mehr oder weniger um der Form zu genügen, denn Johannes dachte auch in seinen verbliebenen gut drei Jahren keineswegs an offiziellen Rücktritt – zum Ketzer erklärt wurde,
  • verstarb Anfang Dezember 1334 und, den Annalen zur Folge,
  • ließ er die Nachwelt im Allgemeinen sowie die Theologen im Besonderen im Unklaren darüber, ob er auf dem Sterbebett seine von der gängigen Lehre abweichenden Meinungen nicht doch noch widerrufen hat.

Johannes wurde in der Kathedrale von Avignon bestattet.

Der Fairness halber

In weiten Kreisen unbeliebt und teilweise sogar verhasst, hat dieser ständig – auch auf unanständige Weise – dem Mammon hinterherjagende Papst Johannes XXII. letztlich nicht nur unzählige ihm widersprechende Menschen von der Inquisition verfolgen und hinrichten lassen, hat aber anderseits selbst geradezu bescheiden gelebt und laufend einen nicht unerheblichen finanziellen Beitrag an das von ihm geschaffene Almosenamt geleistet.

Dennoch, die nach seinem Ableben voll bis zum Überlaufen vorgefundene päpstliche Schatulle, wurde von seinen Nachfolgern direktemang mit vollen Händen verbraten. Bereits sein unmittelbarer Nachfolger zum Beispiel, Benedikt XII. (um 1285-1342), begann ab 1335 mit dem Bau des Papstpalastes von Avignon, der heute – unter dem Namen "Historisches Zentrum von Avignon" – zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.

Papst Sixtus IV. (1414-1484)

Wer war Papst Sixtus IV. – und was hat er mit der Sixtinischen Kapelle zu tun?

Ein Stein des Anstoßes! Papst Sixtus IV. soll ein wahrer Fiesling gewesen sein!

Unter seinem bürgerlichen Namen Francesco della Rovere 1414 in Celle Ligure (Ligurien/Italien) geboren, galt/gilt er als einer der berüchtigsten Päpste zwischen Spätmittelalter und Renaissance. Offensichtlich diente Sixtus einer ganzen Reihe auf ihn folgender Päpste sozusagen als Vorbild für ein Pontifikat, das sich mehr um Macht, Geld und Politik scherte, als um die Sache des Glaubens.

Werdegang

Aus einer zwar angesehenen, aber nicht sonderlich gut situierten Händlerfamilie stammend, trat Sixtus in jungen Jahren dem Franziskanerorden bei, studierte Theologie, erlangte den Doktorgrad, stieg zum Oberhaupt des Ordens auf, wurde von seinem Sponsor Papst Paul II. (1417-1471) zum Kardinal ernannt und, nach dessen Tod, im August 1471 völlig unerwartet (Bestechung nicht ausgeschlossen) zum Nachfolger auf dem Stuhl Petri gewählt.

Persönlichkeitswandel

Aber bereits unmittelbar nach Amtsantritt wandelte sich der Mann unversehens vom Theologen zu einem machtbewussten, harten und kriegerischen Pontifex Maximus auf dem Heiligen Stuhl, der es mit kirchlichen Regeln und Prinzipien nicht so genau nahm.

Wie in allen einschlägigen Betrachtungen über Sixtus übereinstimmend nachzulesen, muss dieser Mensch in der Tat die Inkarnation der Unanständigkeit gewesen sein:

  • Er pflegte den Nepotismus (Vetternwirtschaft), also die Bevorzugung der eigenen Verwandtschaft, in Reinkultur,
  • erhob, unbeeindruckt von Sitte und Moral, eine nicht unerhebliche Anzahl Angehöriger seiner Sippschaft zu Kardinälen und Adeligen,
  • überschrieb ihnen – "Lacoste" es, was es wolle – Ländereien aus kirchlichem Besitz,
  • und machte die häufige Ebbe in der Kirchenkasse wett durch immer neue Steuern, einen florierenden Ablasshandel und übte sich durch den Verkauf kirchlicher Ämter (Simonie) ganz pragmatisch um die klerikale – und damit einhergehend – um seine persönliche, sprich eigene Schatulle.

Was Sixtus IV. sonst noch so veranlasste

Und doch schien genügend Zeit geblieben zu sein, um – zum Beispiel –

  • die Beschlüsse des zwischen 1414-1418 stattgefundenen Konzils von Konstanz, nämlich die, nach denen in bestimmten Situationen das Konzil über dem Papst steht, aufzuheben – frei nach der Maxime: "Ich, der Papst steht über dem Konzil. Basta!",
  • die Einführung der vom spanischen Herrscherpaar (Ferdinand II. von Aragón & Isabella I. von Kastilien) geforderten Spanischen Inquisition durchzuwinken,
  • sich über mehrere Jahre in kriegerischen Auseinandersetzungen mit Florenz (bis hin zum fehlgeschlagenen Mordkomplott an Lorenzo de´ Medici) sowie dessen Verbündete Venedig und Mailand zu verlieren und
  • das Fest der unbefleckten Empfängnis Marias mit seiner Enzyklika "Grave Nimis" von 1477 verpflichtend für die Kirche erstmals festzuschreiben.

Sixtinische Kapelle

Trotz all dieser im Grunde wenig positiv überzeugenden Handlungen, ist es diesem Unsympathen gelungen, sich mit der – unauslöschlich mit seinem Namen verbundenen – Sixtinischen Kapelle für alle Zeiten ein Denkmal zu setzen.

Etwa ab 1475/77 ließ Sixtus den zuvor unspektakulären Bau der so genannten Großen Kapelle innerhalb des Vatikangeländes aufwendig umgestalten. Mit der Durchführung der beeindruckenden Wandmalereien, wurden eine Reihe zeitgenössischer Künstler verpflichtet – unter ihnen zum Beispiel Sandro Botticelli (1445-1510), dessen meiste Bilder (u. a. "Die Geburt der Venus" und "Der Frühling") heute in der Uffizien-Galerie in Florenz zu bewundern sind.

Im Jahre 1482 wurden die Arbeiten abgeschlossen und die im neuen Glanz erstrahlende Kapelle von Sixtus im August 1483 eingeweiht.

Erst Sixtus´ Neffe und Nachnachnachnachfolger Papst Julius II. (1443-1513) beauftragte 1508 den bedeutenden Architekten, Bildhauer und Maler Michelangelo (1475-1564), die Deckendekoration zu verändern. Vier Jahre später, 1512, waren die Arbeiten am Deckenfresko mit Szenen der "Geschichte der Genesis" (1. Buch Mose/Schöpfung, Sündenfall, Sintflut) beendet.

Noch heute sind Besucher der Sixtinischen Kapelle überwältigt beim Anblick der farbenprächtigen Malereien.

Das Ende

Ein Jahr weiter nach Sixtus' Einweihung der Kapelle, also 1484 und ebenfalls im August, ging Sixtus den Weg allen Irdischen. Er verstarb an den Folgen eines Schlaganfalls. Möglicherweise auf Grund eines vorangegangenen Tobsuchtanfalls!? Das Bedauern der Zeitgenossen über sein Dahinscheiden, soll sich in überschaubaren Grenzen gehalten haben.

Die Päpste, die Sixtus IV. in ihrem Verhalten – wie es heißt – wohl in nichts nachstanden, waren (unter anderen): Innozenz VIII. (Papst von 1484-1492), Alexander VI. (Borgia; Papst von 1492-1503), Julius II. (Papst von 1503-1513) und Leo X. (Papst von 1513-1521).

Papst Alexander VI. (1431-1503)

Wer war Papst Alexander VI.?

In Italien, gegen Ende des 15. bis hinein ins 16. Jahrhundert, stehen der Vatikan und das Oberhaupt der katholischen Kirche, der Papst, sozusagen im Mittelpunkt des politischen Weltgeschehens. Obwohl bereits seine Vorgänger und auch die Nachfolger keine Freunde von Traurigkeit waren und das Zölibat nicht sonderlich ernst nahmen, sticht ganz besonders der gewissenlose, machtgierige und in seiner Lebensweise freizügig, zügellos und lasterhaft agierende Papst Alexander VI. hervor – ein Papst, der eher an Mario Puzos Mafiaboss in „Der Pate“ denken lässt, als an einen würdigen Vertreter Christi auf Erden.

Von Roderic Borja zu Rodrigo Borgia

Alexander VI. war gebürtiger Katalane, stammte also aus dem Norden Spaniens und hieß ursprünglich Roderic Llancol i de Borja. Etwa zum Zeitpunkt der Papstwahl (1455) seines Onkels Alonso de Borja alias Papst Kalixt III. (1378-1458) italianisierte er seinen Namen in Rodrigo Borgia.

Im Corridoio Vasariano (Vasari Korridor) – einer um 1564 erbauten Verbindung zwischen dem Palazzo Pitti und den Uffizien in Florenz/Italien - hängt ein Portrait Papst Alexanders VI., das dem Maler Cristofano dell´Altissimo (1525-1605) zugeschrieben wird. Dieser Darstellung nach, scheint Alexander – mit Verlaub – nicht gerade ein Adonis gewesen zu sein. Und doch deuten Schilderungen in den Chroniken darauf hin, dass Rodrigo Borgia in jungen Jahren durchaus ein attraktiver Typ gewesen sein muss, der es verstand, mit Charme und Aussehen bei der holden Weiblichkeit Eindruck zu schinden.

Das lange Warten ...

Protegiert von besagtem Onkel, wurde Rodrigo Kardinaldiakon und kurz darauf sogenannter "Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche" unter den Päpsten:

  • Kalixt III. (Papst von 1455 bis 1458),
  • Pius II. (Papst von 1458 bis 1464),
  • Paul II. (Papst von 1464 bis 1471),
  • Sixtus IV. (Papst von 1471 bis 1484) und
  • Innozenz VIII. (Papst von 1484 bis 1492)

sowie im weiteren Verlauf seiner Karriere Bischof/Kardinalbischof mehrfacher Bistümer/Diözesen.

Bereits während dieser Zeit bringt er es – mit nicht unerheblichem kriminellen Geschick, Machtbesessenheit, Korruption und, wenn nötig, unverhohlener Gewalt – zu bemerkenswertem Wohlstand. Gleichzeitig arbeitet Rodrigo konsequent an seinem Masterplan, nämlich endlich selber Papst zu werden. Und er erreicht sein Ziel! Nach dem Ableben Papst Innozenz' VIII.! Im August 1492! Mit nicht ganz lauteren Mitteln!

Es heißt, Rodrigo Borgia, inzwischen einundsechzig Jahre alt und nicht von jedem der wahlberechtigten Kardinäle des Konklaves wirklich geliebt, hätte die auf tönernen Füßen stehende Wahl zu seinen Gunsten mit ungeheuren Summen Geldes und üppigen Latifundien erkauft.

Amtszeit

Sein dann immerhin elf Jahre währendes Pontifikat von 1492-1506 war, so ist nachzulesen, unter anderem geprägt von:

  • Nepotismus (Vetternwirtschaft),
  • Simonie (Ämterkauf),
  • Ablasshandel,
  • familiärer Besitzanhäufung,
  • persönlicher Bereicherung sowie
  • politischen und privaten Intrigen.

Es wurde getrickst, gezinkt, getürkt, gelogen, veruntreut und reichlich im Trüben gefischt, dass sich die Balken bogen. Und, wenn es die Sachlage gebot, wurde auch vor Gewaltanwendung – bis hin zum Mord – nicht zurückgeschreckt.

Gleichwohl gilt der Borgia-Papst in der historischen Betrachtung aber auch als kluger Politiker, geschickter Diplomat und der Kunst gegenüber als außerordentlich aufgeschlossen.

Wie auch immer! Im August 1503 war es mit diesem Papst zu Ende. Ob ihm das ausdauernde Wohlleben, seine exzessiven sexuellen Ausschweifungen oder gar Gift den Garaus gemacht haben, bleibt unklar. Möglicherweise ist Alexander VI. auch nur schlicht an Malaria verstorben? Man weiß es nicht so ganz genau.

Von wem stammen die Skandalgeschichten zu Papst Alexander VI.?

Als die früheste und über lange Zeit als wichtigste und unumgänglichste Quelle zu diesem Papst gelten die Aufzeichnungen (Liber notarum) eines gewissen Johannes Burkhard (1450-1506), seines Zeichens Zeremonienmeister des Vatikan.

So werden ihm – neben ausschweifenden und sinnesfreudig gestalteten Orgien, zahlreichen Mätressen sowie den langjährigen Geliebten Vanozza de Cattanei (1442-1518) und Giulia Farnese (1474-1524) – wenigstens neun von unterschiedlichsten Müttern geborene Kinder nachgesagt, von denen Cesare und Lucrezia Borgia die bekanntesten Namen sind. Und doch sticht auch der Sohn Giovanni (1498-1548) aus dem unübersichtlichen Familiengeflecht hervor, um dessen Eintritt ins Leben sich bis heute unschöne Gerüchte ranken.   

Nach der einen Lesart soll Giovanni einer Verbindung Lucrezias mit einem päpstlichen Hofschranzen oder gar einer inzestuösen Vereinigung Lucrezias mit dem Vater oder einem ihrer Lover entstammen. An anderer Stelle wiederum, wird Cesare Borgia als Vater gehandelt.

Historische Uneinigkeit über den Erzeuger besteht auch bei der Tochter Giulia Farneses – Laura Orsini. Wer war der Vater? Der Papst oder Giulias Göttergatte? Sei´s drum – was soll´s …

Obwohl Burkhards erst vier Jahrhunderte nach seinem Tod veröffentlichte Skandalchronik sowie die möglicherweise daraus entstandenen Verschwörungstheorien und/oder Mythen von Historikern inzwischen in weiten Teilen als nicht wirklich verlässlich eingestuft werden, hinterlässt die Beschäftigung des geneigten Interessierten mit Papst Alexander VI. trotzdem nach wie vor ein wohliges Gruseln. Selbst dann, wenn vielleicht tatsächlich nicht alles stimmen sollte, was in den Betrachtungen späterer Jahrhunderte über diesen Papst geschrieben wurde.

Welche Bedeutung hat Papst Alexanders VI. Wirken für die katholische Kirche?

Das ist, so scheint es, historisch schwer zu beurteilen! Was an den Geschichten über ihn ist wirklich wahr? Was im Nachhinein hinzugedichtet und verfälscht?

Weniger Papst, mehr Mafiosi

Trotz aller möglicher Legenden und offener Fragen bleibt aber allem Anschein nach doch die Tatsache, dass der Borgia-Papst sein Pontifikat im Wesentlichen dazu genutzt hat, sich und seine Familie immens zu bereichern.

Und das, so wird es in den vielfältigen Betrachtungen Papst Alexanders VI. alias Rodrigo Borgia allenthalben kolportiert, in einem Mix bestehend aus Machtgier, Korruption, Vetternwirtschaft, Sex und Mord.

Dennoch werden ihm und seinem Tun und Lassen durchaus ein paar freundlichere Dinge zugeschrieben.

So ist von einer effektiv betriebenen

  • Verwaltungsreform der Institution Katholische Kirche,
  • seiner engagierten Befürwortung und Unterstützung missionarischer Arbeit in Südamerika sowie seinem ernst gemeinten
  • Eintreten für die aufgrund der spanischen Inquisition (vehement und brutal betrieben vom spanischen Königspaar Isabella I./1451-1504 und Ferdinand II./1452-1516) vertriebenen Juden die Rede, denen er erwiesenermaßen in Rom Asyl gewährt hat.

Einen etwas breiteren Raum in den Annalen nimmt der auf sein Betreiben hin entstandene Vertrag von Tordesillas (Kastilien-León/Spanien) von 1494 ein, der sich auf seine Bulle Inter caetera divinae des Vorjahres bezog. Danach wurde eine (gefühlte) Grenzfestlegung der bis dahin neu entdeckten Kontinente um den 56. Längengrad herum festgelegt. Spanien fielen die territorialen Eroberungen westlich, Portugal die östlichen davon zu. Ein Umstand, der es Portugal im weiteren Verlauf der Geschichte möglich machte, Brasilien zu kolonisieren.

Aber, wie nicht anders zu erwarten, gab es bezüglich dieses Ergebnisses auch weiterhin Unzufriedenheit, Unklarheiten, Differenzen und permanenten Diskussionsbedarf unter den Beteiligten – bis alle im Vertrag festgezurrten Vereinbarungen 1750 im Vertrag von Madrid aufgehoben wurden.

Aufgepasst! Die Franzosen kommen!

Und dann waren da noch der französische König Karl VIII. (1470-1498) und Neapel.

Bereits 1489 hatte Papst Innozenz VIII. (1432-1492) den Franzosen gebeten, gegen das Königreich Neapel und dessen Herrscher Ferdinand I. vorzugehen. Der war allerdings bereits 1494 verstorben, als Karl VIII. – unterstützt vom Mailänder Herzog Ludovico Sforza (1452-1508) – im Februar 1495 Neapel einnahm (sog. "Erster Italienischer Krieg").

Alfonso, der Nachfolger Ferdinands, wurde vertrieben und Karl VIII. kurzzeitig König von Neapel. Ein Faktum, das Papst Alexander VI. nicht hinzunehmen gedachte.

Clever genug, initiierte Alexander flugs die "Heilige Liga von Venedig" – bestehend aus:

  • ihm selbst,
  • Ferdinand II. von Aragón (1452-1516),
  • Maximilian I. von Habsburg (1459-1519), dem – inzwischen die Seite gewechselten –
  • Mailänder Herzog Ludovico Sforza und der
  • Republik Venedig.

Gemeinsam gelang es diesem Verbund, Karl VIII. und seine Franzosen im Juli 1495 (Schlacht bei Fornovo, nahe Parma/Italien) aus Italien zu vertreiben. Aber: Trotz dieser und einiger weiterer Versuche Alexanders VI., seiner Familie das Königreich Neapel zu sichern, gingen diese Bemühungen letztlich aus, wie das Hornberger Schießen.

Wer folgte auf Papst Alexander VI.?

Papst Pius III.

Pius III. (1439-1503) starb allerdings kurz nach Antritt seines Pontifikats an Gicht. Daran hatte er schon zuvor gelitten und Historiker vermuten, dass er genau deshalb gewählt wurde. Ein Übergangspapst also. Denn auch nach dem Tod des Borgia-Papstes Alexander VI. ging der Streit um die Papstkrone selbstverständlich weiter. Und, um politische Intrigen zu gewinnen, braucht man Zeit.

Dass Pius III. dann aber so schnell verschied, kam doch etwas überraschend. Am 22. September 1503 wurde er zum Papst gewählt, am 18. Oktober 1503 starb er. Im Alter von 64 Jahren.

In den wenigen Tagen seines Amtes gab der gebürtige Francesco Todeschini Piccolomini aus Siena Anlass zur Hoffnung, dass nun wieder kirchliche Dinge statt skrupellose Machtspiele im Mittelpunkt der Katholischen Kirche stehen würden. Aber dafür war die Zeit dann doch etwas zu kurz.

Sein Nachfolger, Papst Julius II., interpretierte sein Amt dann wieder eher wie ein Territorialfürst. Und wurde damit recht berühmt. Er war derjenige, der die Schweizergarde als Leibwache (und militärische Truppe) begründete. Und Julius II. war es auch, der den Grundstein für den Petersdom legte und Michelangelo mit der Deckenmalerei der Sixtinischen Kapelle beauftragte.

Aber zurück zu Pius III.: Der galt den Zeitgenossen trotz seiner italienischen Herkunft fast als eine Art deutscher Papst. Weil er viele Kontakte nach Deutschland und zu den Habsburgern pflegte und weil er 1471 als päpstlicher Legat am Reichstag in Regensburg teilnahm.

Papst Julius II. (1443-1513)

Papst Julius II. – was war das für ein Typ?

Giuliano della Rovere (1443-1513), Neffe von Papst Sixtus IV. (Papst von 1471 bis 1484), trat im November 1503 als Papst Julius II. die Nachfolge des 26/27-Tage-Papstes Pius III. (1439-1503) an. Sein Papstname bezog sich auf Giulianos Vorbild Julius Cäsar.

Die ihm von den Zeitgenossen angeheftete Bezeichnung "Il Terribile" (Der Schreckliche) ist zurückzuführen auf sein unerbittliches, haltloses, cholerisches und, wenn nötig, gewaltbereites Verhalten.

Sein Pontifikat wird zwiespältig betrachtet.

Denn obwohl Julius II. in kirchlich-religiösen Fragen – milde ausgedrückt – eher zurückhaltend bis wenig agierte, wurde/wird diesem Renaissancepapst dennoch wegen seines politisch-militärischen Geschicks und seines Mäzenatentums eine gewisse Bedeutung zugeschrieben.

An dieser Sicht der Dinge scheint auch sein lockerer Lebenswandel, immerhin werden ihm eine unbestimmte Zahl Geliebter und die Vaterschaft dreier Töchter nachgesagt, nichts zu ändern. Nun, ja!

Bischof, Erzbischof, Kardinal und Heerführer

Vom Onkel Sixtus IV. 1471 zum Kardinal gemacht, wird Julius in rascher Folge Bischof und Erzbischof einer erklecklichen Reihe von Diözesen und Erzbistümern, häuft ein beträchtliches Vermögen an und macht im Auftrag der Kurie bei der Rückführung Umbriens unter die Fittiche des Kirchenstaates Furore als Heerführer.

Pontifex Maximus

Julius´ große Stunde kam nach dem Tod Papst Alexanders VI. (1431-1503) bzw. dessen nur wenige Tage das Amt ausführenden Nachfolgers Pius III.

Mit Bestechung in Form von Mammon und Angeboten seiner zahlreich zur Verfügung stehenden Diözesen/Bistümer gelang es ihm, die am Konklave beteiligten Kardinäle auf seine Seite zu ziehen. Im November 1503 wurde er, so gut wie einstimmig, von den Wahlmännern auf den Stuhl Petri gehievt.

Bilanz

Kaum im Amt, ließ Julius II.

  • Cesare Borgia (1476-1507 – Sohn Papst Alexanders VI.) verhaften, enteignen und nach Spanien ins Exil schicken,
  • gründete 1506 die päpstlich-vatikanische Leibwache der Schweizer Garde,
  • erreichte im April 1512, gemeinsam mit der von Alexander VI. zuvor in Leben gerufenen Heiligen Liga, in der Schlacht bei Ravenna die Vertreibung König Ludwigs XII. von Frankreich (1462-1515) aus Italien,
  • legte 1506 den Grundstein zum Neubau des Petersdoms,
  • erteilte den Auftrag zum Bau eines monomentalen Grabmahles (Juliusgrabmahl) in der Kirche San Pietro in Vincoli al Colle Oppio (nahe des Kolosseums in Rom),
  • engagierte Michelangelo (1475-1564) zwecks weiterer Ausgestaltung des Deckengewölbes der Sixtinischen Kapelle,
  • betraute Raffael (1483-1520) mit der Ausstattung der vatikanischen Audienz- und Privatgemächer,
  • verpflichtete den Architekten Donato Bramante (1444-1514) für die Arbeiten am Neubau des Petersdoms sowie – kraft Amtes und zur Befriedigung seiner herostratischen Ruhmsucht – einer Reihe baulicher Umgestaltungen der Stadt Rom und
  • ließ sich Anfang 1513 von den Römern als „Befreier Italiens und Überwinder des Schismas (Kirchenspaltung)" anlässlich des 5. Laterankonzils (im April 1512 von Julius II. einberufen, nach dessen Tod 1513 unter Papst Leo X. bis 1517 weitergeführt)“ ausgiebig feiern und ehren.
Nachtrag
  • Obwohl selbst auf Basis von Bestechung und Korruption zum Papst gewählt, verbat Julius unmittelbar nach Amtsübernahme jegliche Art von Simonie (Ämterkauf) mit dem Argument, der katholischen Kirche und dem Stuhl Petri solle doch, bitte schön, endlich wieder mehr Würde verliehen werden.

Guter Ansatz! Hat in der Realisation aber noch einige Zeit gedauert. Oder dauert sogar noch an ...

  • Das monumentale Grabmal, das ursprünglich im Petersdom vorgesehen war, aus kosten- und bautechnischen Gründen aber letztlich in der weiter o. gen. Kirche errichtet wurde, hat die sterblichen Überreste des auf seinen Nachruhm bedachten Renaissancepapstes nie gesehen. Es diente und dient lediglich als Ehrenmal (Kenotaph).

Julius II. verstarb gegen Ende Februar 1513 und liegt, gemeinsam mit Papst Sixtus IV., unter einer schlichten Marmorplatte in der Basilika St. Peter/Petersdom. Seine letzte Ruhestätte ist für den geneigten Besucher nicht auf Anhieb zu entdecken ...

Papst Leo X. (1475-1521)

Wie wurde der Medici-Spross Giovanni zu Papst Leo X.?

In gewisser Weise als geistlich-kirchlicher Überflieger!

Papst Leo X. (1475-1521) stammte aus dem Hause der Medici. In der Zeit der Renaissance eine der einflussreichsten Familien in Florenz (und darüber hinaus). Er war der zweitgeborene Sohn Lorenzos I. de´ Medici, des Prächtigen (1449-1492), hieß eigentlich Giovanni de´ Medici und hatte sich, das war so üblich zu der Zeit, als Zweitgeborener mit einem beruflichen Aufstieg in der Kirchenbranche abzufinden.

Das allerdings muss ihm nicht sonderlich schwer gefallen sein. Giovanni machte eine Blitzkarriere.

Kaum sieben Jahre alt, wurde Giovanni 1483 bereits Domherr von Florenz. Innerhalb der nächsten zwei Jahre erhielt er (unter klerikaler Obhut) als Abt die Verantwortung für zwei Klöster.

Wenige Jahre später, 1489, beabsichtigte Papst Innozenz VIII. (1432-1492) einen Fuß in die Tür der Medicis zu setzen. Als Mittel zum Zweck war eines seiner – wie ihm nachgesagt wird – in stattlicher Anzahl unehelich gezeugten Kinder vorgesehen. Die Wahl fiel auf Francesco Cibo, der mit Maddalena de’ Medici verheiratet werden sollte. Aber Maddalena, die zweitälteste Tochter Lorenzos des Prächtigen und erst 14 Jahre alt, war nicht so leicht zu haben. Die Bedingung zur Zustimmung dieses Deals seitens des Brautvaters Lorenzo war nämlich, dass wiederum sein Sohn Giovanni von Papst Innozenz zum Kardinal erhoben wird. Kein Problem!

Fortsetzung einer Traumkarriere

Ab März 1489 konnte sich der nun Vierzehnjährige Giovanni mit dem

  • Kardinalspurpur schmücken,
  • nahm an der Papstwahl Alexanders VI. (1431-1503) teil,
  • häufte imponierende Pfründe und eine gut gepolsterte Geldschatulle an,
  • überstand den nur knapp vier Wochen auf dem Stuhl Petri sitzenden Papst Pius III. (Papst von September 1503 bis Mitte Oktober d. J.) sowie den
  • Feldherrn-Papst Julius II. (1443-1513) und wurde – nach mehreren Wahlgängen des Konklaves sowie nach vorangegangener Priesterweihe und Verleihung des Bischofstitels – im März 1513 endlich zu Papst Leo X.

Zu dem Zeitpunkt war Giovanni de’ Medici 37 Jahre alt.

Was zeichnet eigentlich das Pontifikat Papst Leos X. aus?

Im Wesentlichen seine verschwenderischen Spendierhosen! Sprich: Sein Faible für die angenehmen Dinge des Lebens!

Es heißt, Giovanni, also Papst Leo X., soll ein liebenswürdiger, heiterer, großzügiger – aber auch dem Wohlleben zugeneigter – Mann gewesen sein. Als Papst führte er dann zwar das im April 1512 von Papst Julius II. initiierte 5. Laterankonzil in Rom bis 1517 weiter (das allerdings im Ergebnis eher bescheiden blieb), verhielt sich politisch aber – zum Beispiel anlässlich der bevorstehenden Kaiserwahl 1519 – ambivalent.

So unterstützte er anfänglich

  • Franz I. von Frankreich (1494-1547), dann den
  • sächsischen Kurfürsten Friedrich III. den Weisen (1463-1525) und zuletzt
  • König Karl I. von Spanien (1500-1558), der schließlich das große Los zog.

Im Juni 1519 wurde Karl von den Kurfürsten zum römisch-deutschen König gewählt, nannte sich fortan selbstbewusst „erwählter“ Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und wurde später – neun Jahre nach Leos Tod – von  Papst Clemens VII. (1478-1534) als Kaiser Karl V. in dieser Position bestätigt.

Mochte sich also Papst Leo X. weder so recht für die sonst üblichen weltlichen Machtspielchen des Vatikan, noch um die dringend notwendige Reform der Institution Kirche begeistern – dem Reformator Martin Luther schenkte er, bis auf die Androhung des Kirchenbanns mit anschließender Exkommunikation, nur eine sehr geringe bis gar keine Aufmerksamkeit – hat sich aber doch wegen seines ausgeprägten Interesses für Kunst und Kultur einen Namen gemacht.

Leo X. fühlte sich stark dem Geist der Renaissance (Wiedergeburt) verbunden. Einer kulturellen Bewegung, die die Idee einer Erneuerung der Kultur des klassischen Altertums in sich trug, ohne diese jedoch explizit wieder herstellen, noch nachahmen zu wollen. Unter Leos Ägide wurde Rom zum Zentrum für Kunst und Kultur. Zu den bedeutenden Künstlern der Zeit, denen Leo kostspielige Aufträge erteilte, gehörten beispielsweise Raffael (1483-1520) und Michelangelo (1475-1564). Nichts war dem inzwischen übergewichtigen Renaissancepapst zu teuer. Spendierfreudig verpulverte er für Künstler und pompöse Feste die päpstlichen Finanzen.

Mit Schwund muss man rechnen ...

Allein für die unter Volldampf stehende Weiterführung der unter Papst Julius II. begonnenen Umgestaltung des Peterdoms, ließ Leo in erheblichem Maße die päpstliche Schatulle räumen. Die verbliebene finanzielle Lücke deckte er mit einem florierenden Ablasshandel und/oder mit Krediten des Augsburger Kaufmanns und Bankiers Jacob Fugger (1459-1525).

Aber mit diesem Vorgehen, den Ablass aller Sünden gegen Geld zu kaufen, zog Leo X. zunehmend den Unmut weiter Kreise der Bevölkerung auf sich. Auch den des Augustinermönchs Martin Luther (1483-1546), dessen im Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenburg angeschlagenen 95 Thesen folgerichtig die Reformation (Umgestaltung/Erneuerung der Kirche) auslösten.

Alles in allem war die päpstliche Verschuldung so groß, dass die Bestattung des im Dezember 1521 an einer Grippe – es gab/gibt auch Stimmen, die von Vergiftung sprechen – verstorbenen Papstes vergleichsweise ärmlich ausgefallen sein soll.

Papst Hadrian VI. (1459-1523)

Wann und wie lange war Hadrian VI. Papst?

Von Januar 1522 bis September 1523. Also lediglich für etwas mehr als eineinhalb Jahre.

Der Nachfolger Papst Leos X., Adriaan Floriszoon (1459-1523), stammte aus Utrecht in den Niederlande. Trotz vergleichsweise bescheidener Herkunft, studierte er unter anderem

  • Theologie und Kirchenrecht,
  • lehrte, predigte und arbeitete als Seelsorger und Universitätsprofessor,
  • war als Berater des habsburgischen Kaisers Maximilian I. (1459-1519) sowie der Statthalterin der seinerzeit von den Habsburgern beherrschten Niederlande, Margarete von Österreich (1480-1530) tätig,
  • war Bischof in Katalonien,
  • dann Generalinquisitor unter König Karl/Carlos I. von Spanien, dem späteren Kaiser Karl V. (1500-1558) und wurde schließlich
  • 1517 von Papst Leo X. zum Kardinal befördert.

Gute vier Jahre später, Leo X. war im Dezember 1521 verstorben, gelangte Adriaan auf den Stuhl Petri.

Zuvor allerdings hatte er sich gegen erhebliche Widerstände der Kardinäle und anderer Zeitgenossen durchsetzen müssen, galt er doch als Nichtitaliener dem Mainstream der Zeit für das Amt des Pontifex Maximus als Zumutung.

Aber, Überraschung, Überraschung – die Wahl fiel letztlich doch zu seinen Gunsten aus. Im Januar 1522 vom Konklave zum Papst gewählt, wurde er im August d.J. endgültig im Amt bestätigt. Adriaan blieb auch als Papst Adriaan, sprich: Hadrian, erhielt aber die römische Ziffer VI.

Pontifikat und nicht geklärter Tod

Während seines Pontifikats bemühte sich der lautere, korrekte und rechtschaffende Hadrian VI. redlich um eine grundlegende Reform der Institution Kirche, hatte dabei aber nur in sehr, sehr bescheidenem Maße Erfolg.

Weder konnte er die Belagerung der Insel Rhodos (Griechenland) mit der einhergehenden Vertreibung des dort ansässigen Johanniterordens nach Malta durch die Osmanen (heute: Türken) verhindern, noch im politisch-kriegerischen Konflikt zwischen Habsburg und Frankreich vermittelnd eingreifen, geschweige denn etwas Entscheidendes ausrichten.

Hadrian VI. verstarb mit Mitte Sechzig (durch Gift oder – wahrscheinlicher! – an Malaria?) im September 1523. Sein Grabmal befindet sich heute, nach einem Umweg über den Petersdom, in der deutsch-katholischen Kirche Santa Maria dell’ Anima in Rom. Nachfolger wurde Papst Clemens VII. (1478-1534).

Papst Clemens VII. (1478-1534)

Wer war Papst Clemens VII.?

Papst Clemens VII., der eigentlich Giulio hieß, stammte – wie auch sein Vorvorgänger und Onkel, Papst Leo X. – aus dem weit verzweigten und manchmal durchaus unübersichtlich erscheinenden Clan der Medici.

Vetternwirtschaft

Diese verwandtschaftliche Beziehung erwies sich für Giulio allerdings als ausgesprochen günstig. Im Rahmen offensichtlicher Vetternwirtschaft (Nepotismus) wurde er zwischen den Jahren 1513 bis zu seiner eigenen – aber, so wird vermutet, durch happige Bestechung zu Stande gekommenen – Papstwahl im November 1523, von Onkel Leo in rascher Folge in gut ein Dutzend wichtiger Ämter gehievt.

So war Giulio in diesen Jahren zum Beispiel in diversen Bistümern als Sachwalter kirchlich-weltlicher Angelegenheiten, als Bischof, Erzbischof, Kardinal, Kardinaldiakon und Vizekanzler des Kirchenstaates unterwegs. Endlich Papst, lag sein Hauptaugenmerk im Wesentlichen in der Begünstigung der Medicisippe sowie der Machterhaltung des Heiligen Stuhls.

Die von Martin Luther (1483-1546) angestoßenen Reformationsbestrebungen sowie eine daraus zu folgernde notwendige Reform der katholischen Kirche, blieben dabei  zwangsläufig auf der Strecke. Nun galt der zweite Medicipapst den Zeitgenossen ohnehin als zu zögerlich, unsicher und entscheidungsschwach.

Kurzum

Man traute ihm scheinbar tatsächlich nicht viel zu, hielt ihn im Amt für überfordert und beobachtete sein Tun und Lassen mit aller gebotenen Skepsis. Und in dieser Betrachtungsweise steckte offenbar ein Körnchen Wahrheit! Denn im Streit um die Vormachtstellung in Norditalien zwischen dem spanischen sowie römisch-deutschen König Karl I. (1500-1558) aus dem Hause Habsburg und Franz I. von Frankreich (1494-1547) verhielt sich Clemens wankelmütig. Sein Handeln in dieser Angelegenheit glich ohne Frage einem Zickzackkurs.

Zu Beginn stand er an der Seite des Habsburgers, dann (Franz I. war inzwischen unterlegen und ausgeschaltet) – im Verbund mit Frankreich, Venedig, Florenz und Mailand (Liga von Cognac) – stellte er sich gegen Karl, um schließlich wieder, allerdings erst nach den folgenden Ereignissen:

  • der Plünderung Roms („Sacco di Roma“) durch die Soldateska Karls,
  • seiner Flucht in die Engelsburg,
  • der Androhung der Ermordung Katharinas de’ Medici,
  • seiner (vorübergehenden) Gefangennahme und
  • der Vertreibung der Medici aus Florenz

mit dem im Juni 1529 geschlossenen Frieden von Barcelona erneut eine Brücke zu Karl zu schlagen. Der Schulterschluss gelang! Im Februar 1530 wurde Karl von Clemens zum Kaiser gesalbt, war nun römisch-deutscher Kaiser Karl V. und – sozusagen als Gegenleistung – der Papst war wieder eigener Herr im Kirchenstaat.

Ach, da war doch noch was!

Clemens vermittelte die

  • Heirat Katherinas de’ Medici (1519-1589) mit dem späteren französischen König Heinrich II. (1519-1559),
  • verweigerte dem englischen König Heinrich VIII. (1491-1547) die Scheidung von Katharina von Aragon (1485-1536),
  • nahm billigend die daraufhin erfolgte Abspaltung von der katholischen Kirche in die neue englische (anglikanische) Church of England durch den Engländer in Kauf

und verstarb plötzlich und unerwartet im Spätsommer 1534.

Autor:

Quellen:

  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
  • "Karl der Große" (Thomas R.P. Mielke/Franz Schneekluth Verlag, München)
  • "Friedrich Barbarossa" (Knut Görich/Verlag C.H. Beck, München)
  • "Friedrich II." (Olaf B. Rader/Verlag C.H. Beck, München)
  • "Gottes erste Diener" (Peter de Rosa/Droemer Knaur)
  • "Alexander VI.-Borgia" (Volker Reinhardt/Verlag C.H. Beck-Becksche Reihe)
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