Wer war Johannes Calvin?
- Aktualisiert: Montag, 24. Januar 2022 12:14
In Deutschland war es Martin Luther (1483-1546), in der Schweiz war es – neben Huldrych/Ulrich Zwingli (1484-1531) – Johannes Calvin (1509-1564), der sich für eine umfassende Reform der etablierten Kirche und die Ausbreitung des Protestantismus einsetzte.
Werdegang
Wo wurde Calvin geboren, und warum floh er aus Frankreich?
Calvin, als Sohn eines bischöflichen Beamten in der Picardie im Norden Frankreichs geboren, fühlte sich den Lehren Jan Hus’ und Martin Luthers verbunden, studierte in Paris Rechtswissenschaft, trat 1533 zum evangelischen Glauben über und musste daraufhin ein, zwei Jahre später als verfolgter Ketzer aus Frankreich fliehen.
Von Basel nach Genf
Calvin ging nach Basel, verfasste dort - unter Einbeziehung der Theorien Martin Luthers und Ulrich Zwinglis - sein „Lehrbuch der christlichen Religion“ und kam dann, 1536, auf Veranlassung des dortigen Reformators Guillaume Farel (*1489/°1565) nach Genf.
Unerwünscht
Gemeinsam warben sie in der Stadt für eine strenge Gemeindeordnung, stießen damit auf wenig Gegenliebe und wurden 1538 aus Genf verwiesen.
Aufstieg
Wie wurde Calvin zum Potentaten in Genf?
Ein langer Atem zahlt sich aus
Nach gut zwei Jahren, Calvin hatte zwischenzeitlich eine Professur in Straßburg wahrgenommen und geheiratet, gewannen seine Anhänger die Ratswahlen in Genf, was ihn 1541 zur Rückkehr bewog und den Rat der Stadt zur Billigung seiner neuen Kirchenverfassung ("ordonnances ecclesiastiques") hinreißen ließ. Mit der Akzeptanz seines
- 1542 verfassten "Genfer Katechismus’",
- seiner Lehre der Prädestination (Vorherbestimmung, wonach der Mensch von Gott entweder zur Seligkeit oder, im negativen Fall, zur ewigen Verdammnis bestimmt ist)
- sowie der von ihm geforderten und streng einzuhaltenden Sittenzucht, Sparsamkeit und Pflichterfüllung,
also der Beugung des gesellschaftlichen Miteinanders unter das Dogma seiner Kirchenordnung durch die so genannten Strenggläubigen, brachte es Calvin über Jahre hinweg zu einer uneingeschränkten, ja, anscheinend geradezu despotisch ausgeübten – aber fraglos religiös legitimierten – Herrschaft über Genf.
Bedeutung und Ableben
Johannes Calvin, gilt – neben Martin Luther – als einer der wichtigsten europäischen Reformatoren, der mit seinen Ideen das Denken, die Lebensweise und Geisteshaltung von Millionen Christen geprägt und beeinflusst hat.
Calvin verstarb nach langem Leiden im Mai 1564. Er wurde auf dem Friedhof von Plainpalais/Genf beigesetzt.
Quellen:
- "Calvin, Eine Biographie" (Bernard Cottret; Quell Verlag Stuttgart, 1995)
- "Deutsche Geschichte, Band 3" (Bertelsmann Lexikon Verlag, 1998)