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Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen: Fragen und Antworten

Wer war Friedrich II. von Hohenstaufen? Wie verliefen seine Kindheit und Jugend? Wie oft und mit wem war er verheiratet? Was erreichte Friedrich mit seinen Gesetzgebungen, was mit seinem Kreuzzug und was mit seinen kriegerischen Auseinandersetzungen? Wie war sein Verhältnis zu den Päpsten? Wieso ging Friedrich II. auch als Bauherr, Dichter und Falkner in die Geschichte ein? Warum wird Friedrich durchaus als Kosmopoli gesehen? Welche Legenden ranken sich um sein Leben? Diese und eine Reihe weiterer Fragen, möchten wir mit diesem Beitrag beantworten.

Einstieg

Warum wurde Friedrich II. zum Mythos?

Messias oder Antichrist

Diejenigen, die Friedrich nicht gewogen waren, nannten/nennen ihn - zum Beispiel - Antichrist, Sohn des Teufels, Drache, König der Pestilenz und Fürst der Finsternis. Anderen wiederum, die Friedrich II. als seiner Zeit weit voraus beurteilen, galt/gilt er als Leuchte der Gerechtigkeit oder gar als Messias.

Meriten und Ärger mit den Päpsten

Friedrich entmachtete den Adel, revolutionierte die staatliche Verwaltung, indem er

  • ausgebildete Beamte auf relevante Posten setzte und sie ordentlich bezahlte,
  • eine Flut von Gesetzen erließ,
  • den Getreidehandel sowie das Gewerbe der Geldwechsler, Bader und Metzger unter staatliche Kontrolle stellte,
  • sich um Landwirtschaft, Straßen- und Brückenbau kümmerte,
  • Städte, Schulen und Universitäten gründete,
  • architektonisch maßgeblich an seinen zahllosen Bauwerken (Kastelle, Burgen, Schlösser u.a.m.) persönlich mitwirkte,
  • ein Standardwerk über Vogelkunde und die Falkenjagd schrieb,
  • sich in religiöser Toleranz übte 

und sich, im ständigen Kampf um die Oberhoheit der Mächte (Papst vs. Kaiser), fast sein Leben lang mit dem "Heiligen Stuhl" anlegte.

Stupor mundi

Friedrich bewahrte die kulturelle Vielfalt in seinem von der Nordsee bis nach Apulien, Kalabrien und Sizilien reichenden Herrschaftsgebiet, hatte eine Antenne für die Minderheiten im Königreich Sizilien (u.a. die Sarazenen, die er allerdings von der Insel aufs Festland, nach Apulien, umsiedeln ließ), war Dichter, Bauherr, Staatsmann, Liebhaber, Falkner, Kreuzfahrer ohne Waffengewalt und wurde schließlich zum "Stupor mundi“, zum "Erstaunen der Welt“ – einer sowohl schillernden, als auch mitreißenden Figur der Geschichte.

Kurz und bündig

Nach den allenthalben immer wieder gern zitierten Worten des Schweizer Kunsthistorikers Jacob Burckhardt (1880-1897), war Friedrich II. von Hohenstaufen "der erste moderne Mensch auf dem Thron"

Im Nachhinein also galt/gilt Friedrich sowohl den mittelalterlichen Zeitgenossen, als auch den heute Lebenden – je nach Standpunkt – als "Leuchte der Gerechtigkeit", Feingeist, der Wissenschaft und ausgezeichneter Bauherr, aber eben auch – hauptsächlich der Kurie – als Tyrann und Antichrist.

Herkunft

Kindheit und Jugend

Hatte Friedrich II. eine glückliche Kindheit?

Wohl nicht wirklich. Seine frühen Lebensjahre scheinen nicht sehr freundlich, wenig kindgerecht und eines Kaisersohnes nicht zwingend gerecht werdend gewesen zu sein.

Römisch-deutscher König

Drei Monate nach Friedrichs Geburt 1194 in Jesi/Iesi (nahe Ancona, Region Marken/Italien), bei der der Vater Heinrich VI. wegen unaufschiebbarer Staatsgeschäfte nicht anwesend war, gab ihn seine Mutter in die Obhut der Herzogin von Spoleto, deren Name nicht bekannt ist und in den Quellen lediglich im Zusammenhang mit Friedrich II. auftaucht. Die nächsten gut drei Jahre, verbrachte der kleine Friedrich in Foligno bei Assisi (Umbrien/Italien).

Gegen Ende d. J. 1196, Friedrich war keine zwei Jahre alt, setzte Heinrich VI. in Frankfurt dessen Wahl, in Abwesenheit, zum römisch-deutschen König durch.

König von Sizilien

Knapp ein Jahr später, im Herbst 1197, ließ seine Mutter,

  • Heinrich VI. war im September d.J., vermutlich an Malaria (oder, Gerüchten zur Folge, von der Gattin vergiftet!?) verstorben, 

das Kind nach Palermo bringen, verzichtete auf den in Frankfurt erzielten Titel, ließ aber Friedrich stattdessen im Mai 1198 im Dom von Palermo zum König von Sizilien erheben.

Eine kluge Entscheidung. Sicherte Konstanze doch dadurch den ihr rechtmäßig zustehenden Erbanspruch für ihren Sohn Friedrich. Und richtig, als hätte sie es vorausgesehen, verstarb sie, fast unmittelbar darauf, im November d. J. mit nur vierundvierzig Jahren.

Päpstliche Vormundschaft

Vierjährig und Vollwaise, kam Friedrich jetzt unter die kurz vor Konstanzes Tod zwischen ihr und Innozenz III. vereinbarte Vormundschaft des Papstes. Das war der Beginn eines jahrelangen Gezerres um die Macht im Königreich Sizilien.

Alle nur denkbaren Interessenverbände der Zeit

  • apulische Barone,
  • Repräsentanten des Papstes,
  • deutsche Fürsten,
  • normannische Adelige,
  • arabische Emire

stritten, auch mit Waffengewalt – in für außenstehende Betrachter unübersichtlichen Kräfteverhältnissen – um die Vorherrschaft.

Hilflos ausgeliefert

Und der als König nicht ernst genommene minderjährige Friedrich, den jede dieser gegnerischen Parteien händeringend in seine Gewalt zu bekommen trachtete und dadurch absolut ernsthaften Gefahren ausgesetzt war, immer mittendrin.

Zwar scheint Friedrich – der einen und anderen Urkunde sowie erhaltenen Briefen zur Folge – während dieser Jahre durchaus eine adäquate ritterliche Erziehung erhalten zu haben, war sich im Übrigen aber wohl weitestgehend selbst überlassen.

Wie gesagt, Friedrich kam 1197 nach Palermo, erhielt 1198 die Krone von Sizilien, hatte kurz darauf den Tod seiner Mutter zu beklagen, und wurde unter die Vormundschaft Papst Innozenz´ III. (1160-1216) gestellt. Aber der war in Rom weit weg, und überließ die Betreuung des Knaben weitestgehend seinen Legaten vor Ort.

Friedrichs Leben scheint in den Folgejahren – wenigstens zeitweise und bedingt durch eine Reihe von Machtkämpfen Dritter um das Königreich Sizilien – nicht nur von gegen ihn gerichteten Intrigen und Ausgrenzung geprägt gewesen sein. Glaubt man nämlich der Fama, soll Friedrich darüber hinaus auch hin und wieder herumvagabundiert haben, und sei – man höre und staune – von einem Agenten des Papstes sogar als König der Bettler bezeichnet worden. Wahr, oder unwahr? Man weiß es nicht so ganz genau.

Aber, um es mit den Worten S. Fischer-Fabians in "Die deutschen Cäsaren" auf den Punkt zu bringen (Zitat): "Herumgestoßen, ausgenutzt, von niemandem wirklich geliebt, ohne Eltern, so wuchs er (Friedrich II.) auf, und je älter er wurde, umso gefährlicher wurde sein Leben, denn wer ihn besaß, besaß die Krone Siziliens".

Alles in allem, mag es aber dennoch durchaus eine Zeit gewesen sein, die Friedrich für einen schlagkräftigen Umgang mit Waffen sowie zum Erlernen des Lesens, Schreibens, Rechnens und fremder Sprachen nutzte.

Mythen

Namensergänzung

Woher stammt der Namenszusatz "von Hohenstaufen"?

Fakt scheint zu sein, dass der Zusatz Staufer in den zahlreich überlieferten Quellen nur ein einziges Mal genannt wird. Und das war – anlässlich einer der ohnehin permanent geführten Auseinandersetzungen mit der Kurie – 1247 in einem Schreiben Friedrichs an Papst Innozenz IV. (1195-1254).

Angehörige der Familie, die heute allenthalben mit "die Staufer" benannt werden, haben sich selbst – Forschungen zur Folge – niemals so genannt. Wahrscheinlich ist der Begriff Staufer ganz allgemein und Friedrich II. von Staufen oder von Hohenstaufen im Besonderen, späteren Ergänzungen der Geschichtsforschung geschuldet.

Möglicherweise dient dieser Zusatz aber auch schlicht der Unterscheidung zu (unter anderen):

  • Friedrich I. Barbarossa (1122-1190),
  • Friedrich V. von Schwaben (1167-1191),
  • König Friedrich dem Schönen (1314-1330),
  • Kaiser Friedrich III. (1440-1493) aus dem Hause der Habsburger,
  • Friedrich II. der Große von Preußen (1712-1786) und anderen Friedrichs mehr.

Tunis, Affären, Ehegemeinschaften

Warum wurde Friedrich II. zur Flucht nach Tunis geraten?

Friedrich II. von Hohenstaufen war Vierzehn, galt zu der Zeit also als volljährig, als ihm Papst Innozenz III. – nicht ganz uneigennützig – zur Heirat riet und auch gleich eine passende Gattin präsentierte: Konstanze von Aragonien/Aragón, die Schwester des nordspanischen Königs von Aragón (Hauptstadt: Saragossa/Zaragoza am Fluss Ebro). Dass Konstanze gute zehn Jahre älter war, spielte scheinbar keine große Rolle.

Für den Papst nicht, weil Konstanze aus einem von ihm lehnsabhängigen Landstrich kam, keine Fürstentochter aus dem staufischen Klüngel war, somit eine Vereinigung des Stauferreiches mit Sizilien abgewendet und mit der gefürchteten Umzingelung des Kirchenstaates vorerst nicht zu rechnen war.

Und für Friedrich nicht, weil er die von Konstanze – sozusagen als Mitgift – mitgebrachten fünfhundert Ritter gut gebrauchen konnte, war doch seine Herrschaft keinesfalls gesichert.

Ausgangslage

Kein Geld, keine Krieger –

  • Konstanzes Haudegen waren nach kurzer Zeit den Weg allen Irdischen gegangen. Sie wurden von einer Seuche dahingerafft und
  • der Gegenkönig Philipp von Schwaben war kurz zuvor ermordet worden –

stand jetzt Kaiser Otto IV. von Braunschweig (1175/76-1218), momentan Alleinherrscher und scharf auf Sizilien, mit seiner Streitmacht vor den Toren des Königreichs Sizilien. Was Friedrichs Lage und Zukunft nicht zwingend günstig aussehen ließ. Zumal auch die Sarazenen auf der Insel nur auf einen günstigen Moment zum Angreifen warteten.

In dieser ungemütlichen Zangensituation, rieten ihm, Friedrich, die verbliebenen Getreuen zur Flucht nach Tunis.

Ein entsprechend seetüchtiges Boot lag bereits zum Ablegen bereit. Aber, oh Wunder, Friedrich musste sich gar nicht aus dem Staub machen. Der wegen seiner Italienpolitik vom Papst mit dem Bann belegte Otto IV., brach die Invasion ab. In Deutschland regte sich Widerstand gegen ihn, also entschied er sich heim zu reisen, um für sich und seine Herrschaft erst einmal zu retten, was zu retten war. 

War Friedrich II. ein Don Juan?

Mit Sicherheit! Friedrich scheint es ziemlich bunt getrieben zu haben. Den zahlreich überlieferten Quellen zur Folge, war Friedrich II. von Hohenstaufen ein Schürzenjäger oder – wie man heutzutage sagt: Ein Womanizer.

Möglich, dass die Frauen nicht nur von seiner königlich-kaiserlichen Stellung und der damit in Zusammenhang stehenden Macht angezogen wurden, sondern auch – wie da und dort nachzulesen ist – seine stattliche Erscheinung, sein gutes Aussehen und seine gewinnende, charmante Art eine ausschlaggebende Rolle bei seinen Eroberungen gespielt haben.

Weitestgehend bekannt ist heute, dass ihn, mindestens, neun bis dreizehn (die Quellen sind hier widersprüchlich) Damen mit insgesamt neunzehn (oder zwanzig?!) Kindern beglückt haben – aus drei legitimen, einer illegalen Ehe sowie einer beachtlichen Anzahl außerehelicher Beziehungen. Und das sind nur die Kinder, die urkundlich belegt sind.

Königs- und Kaiserwahlen

Warum wurde Friedrich II. je zwei Mal doppelt zum König gewählt und gekrönt?

Wieder einmal ging es um Macht, Geld und Prestige. Friedrichs – vom Vater Heinrich VI. kraft Amtes 1196 durchgesetzte – erste Wahl  zum römisch-deutschen König in Frankfurt am Main, wurde von den maßgeblichen Fürsten im Lande schlicht ignoriert. Da war Friedrich gerade einmal zwei Jahre alt.

Stattdessen wählten die Welfen Otto IV. von Braunschweig (1175-1218) und, weil zwei mehr sind als einer, die Stauferpartei den Herzog von Schwaben, Philipp (1177-1208), zu römisch-deutschen Königen. Der Streit der beiden um den Thron rivalisierenden Könige endete zwar mit der Ermordung Philipps 1208 in Bamberg, änderte aber nichts daran, dass Papst Innozenz III. (1160-1216) erst einmal den Braunschweiger Otto 1209 auch noch zum Kaiser erhob.

Zweite Königswahl

Nicht viel später allerdings, wurde Otto IV. von Papst Innozenz mit dem Bann belegt, als er – entgegen seiner zuvor gegebenen Zusagen – versuchte, sich Sizilien einzuverleiben. Jetzt war Otto auch bei den deutschen Fürsten unten durch, und in Nürnberg wurde 1211 Friedrich II. erneut zum König gewählt. Und das zwar mit siebzehn Jahren aber, wie schon 1196, wieder in dessen Abwesenheit.

Doppelte Königskrönung

Im Jahr 1212 begab Friedrich sich auf den gefahrvollen Weg nach Norden, trickste Otto IV. bei Konstanz geschickt aus, erfreute sich großer Beliebtheit bei den deutschen Fürsten und wurde 1212 in Mainz zum ersten, dann 1215 im Aachener Dom auf dem Königsstuhl Karls des Großen (747/48-814), zum zweiten Mal zum römisch-deutschen König gekrönt.

Der eine geht, der nächste kommt

Als Friedrich fünf Jahre später, 1220, in Rom von Papst Honorius III. (1148-1227) zum römischen Kaiser gekrönt wurde, war Kaiser Otto IV. von Braunschweig bereits seit zwei Jahren tot. Aber Otto hatte, nach seiner Niederlage 1214 (in der Schlacht bei Bouvines/Frankreich) gegen den französischen König Philipp II. August (1165-1223), ohnehin keine wesentliche Rolle mehr gespielt. 

Friedrich der Gesetzgeber

Was verfügte Friedrich II. mit seiner neuen Rechtsordnung?

So gut wie alles, was ein – seiner Meinung nach – funktionierendes Gemeinwesen ausmachte. Friedrich war, neben seinen schöngeistigen Beschäftigungen, durchaus auch ein Mann des Law and Order.

Ärzte und Apotheker

So veranlasste er einerseits gewisse Auflagen, die er für das Absolvieren des Medizinstudiums für unerlässlich hielt. Zum Beispiel, sich zuvor mit der Philosophie auseinandergesetzt zu haben sowie klar festgelegte Regeln, nach denen approbierte Ärzte sich später in der Praxis zu verhalten hatten (z.B. 2x täglich Krankenbesuche zu machen). Apotheker unterlagen einer Preisbindung, und Herstellung und Vertrieb sexuell stimulierender, sogenannter Aphrodisiaka, war den Pillendrehern untersagt.

Strafmaßnahmen

Andererseits ließ der Kaiser Verbrechen (Mord, Totschlag, Diebstahl u.a.m.) sowie Vergehen (z.B. Ehebruch) auf heutzutage kaum vorstellbar grausame Art ahnden. Die Reihe der mittelalterlichen Folter- und Bestrafungsmethoden waren vielfältig. Dazu gehörten, um nur einige zu nennen, die Schädelquetsche, das langsame Ertränken, das Halseisen, die Knieschraube, die Streckleiter, das Aufziehen des Körpers am Flaschenzug, na ja, und vieles mehr (zu besichtigen zum Beispiel im „Mittelalterlichen Kriminalmuseum“ in Rothenburg ob der Tauber oder auch in Leipzig).

Steuern und Abgaben

Selbstverständlich hatte Friedrich bei seinen Erlassen, Verfügungen und Weisungen – unter anderem – auch eine stets gut gefüllte Staatskasse, und damit seine eigene finanzielle Ausstattung im Blick. Denn schließlich verschlangen sowohl seine exzessive Bautätigkeit, seine  extravagante Hofhaltung, als auch seine vielschichtigen Hobbys riesige Summen Bares.

Als hilfreich erwiesen sich hier eine Flut von Steuern, Gebühren und Abgaben die – daran hat sich bis heute wenig geändert – die Ausgaben des Staates kompensieren sollten, wie zum Beispiel

  • Ausfuhr- und Einfuhrzölle,
  • indirekte Steuern (die waren in der Tat auch schon bekannt) auf Waren und Gebrauchsgüter aller Art und die
  • Kostenbeteiligung am Auf- oder Ausbau des Verteidigungs- und Straßenwesens und allem, was damit zusammenhing.

Wer nicht spurte, oder die Abgaben gar ignorierte, sah sich (unabhängig von Stand und Ansehen) ähnlichen Strafen ausgesetzt, wie weiter oben bereits erwähnt - was nicht unbedingt eine Alternative gewesen sein konnte.

Wieso war Friedrichs II. Rechtsreform ein Affront gegen den Papst?

Na ja, dem Kaiser sollen, Chroniken zur Folge, Gerüchte darüber zu Ohren gekommen sein, dass auch der Papst (Gregor IX.; Papst von 1227 bis 1241) über eine Rechtsreform nachdachte. Da galt es, dem zuvorzukommen. Also gab Friedrich II. 1230 seinen Rechtsexperten flugs den Startschuss für die von ihm geforderte Zusammenstellung zukünftig rechtlich verbindlicher Vorschriften und Richtlinien. 

August 1231

Die Experten arbeiteten tüchtig, kamen zügig voran und konnten bereits ein Jahr später, im August 1231, ihre gewonnenen Erkenntnisse (die „Konstitutionen von Melfi“/ lat: „Constitutiones Regni Siciliae“) auf dem von Friedrich anberaumten Hoftag in dem kleinen, zu Füßen des Monte Vulture gelegenen, Ort Melfi in der Region Basilikata (Süditalien) vom Kaiser verkünden lassen.

Worin lag denn nun aber die Provokation? Außer der Tatsache, dass Friedrich II. dem Papst den Zeitplan torpediert hatte?

Ok – die Antwort darauf hat der Historiker Wolfgang Stürner gegeben, der sagt:

  • "Zurzeit Friedrichs II. wären aller Wahrscheinlichkeit nach die Formulierungen: "Constitutionum nostrarum corpus" (Gesamtwerk unserer Gesetze) oder gar "Constitutiones imperiales" (kaiserliche Gesetze) üblich gewesen..."

Das nun wiederum ließe durchaus erkennen, dass Friedrich II. mit dieser Hervorhebung unzweifelhaft seine Herrschaft in der Folge römischer Kaiser sah, und damit die Macht im Staate eindeutig für sich reklamierte.

Aber, vorstellbar wäre es durchaus, dass die möglicherweise losgetretenen Auswirkungen der genannten Interpretationen so etwas wie Öl ins Feuer für den Papst bedeuteten, gehörten dergleichen Sticheleien doch schlicht zu den seinerzeit gängigen Auseinandersetzungen zwischen weltlichen Potentaten und den Päpsten.

Friedrich der Papstgegner

Wer waren die Päpste zur Zeit Friedrichs II. von Hohenstaufen?

Die Päpste (Bischöfe von Rom), die zu Lebzeiten Friedrichs II. den Stuhl Petri innehatten, und mit denen er mehr oder weniger heftig so manchen Strauß ausgefochten hat, waren: 

  • Coelestin III. (Papst von 1191 bis 1198),
  • Innozenz III. (Papst von 1198 bis 1216),
  • Honorius III. (Papst von 1216 bis 1227),
  • Gregor IX. (Papst von 1227 bis 1241),
  • Coelestin IV. (für 17 Tage Papst in 1241, gefolgt von einer zweijährigen Vakanz auf dem päpstlichen Thron) und schlussendlich
  • Innozenz IV. (Papst von 1243 bis 1254), der Friedrich um vier Jahre überlebt hat.

Friedrich II. und die Päpste – konnten die miteinander?

Nein, denn im Grunde genommen war Friedrichs II. Verhältnis zu den Päpsten – und er hat einige erlebt (Innozenz III., Honorius III., Gregor IX., für gute siebzehn/achtzehn Tage Coelestin IV., Innozenz IV.) – von kurzen zwischenzeitigen Ausnahmen abgesehen, nie richtig gut. Fast zeitlebens stritt er sich – wie bereits seine Vorgänger während des Mittelalters – mit den Päpsten über die weltliche, als auch geistliche Vorherrschaft auf Erden.

Beide Parteien nahmen für sich in Anspruch, den Auftrag dafür direkt von Gott – sozusagen persönlich – erhalten zu haben. Im Hinblick darauf wurde jede Gelegenheit wahrgenommen, dem anderen zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Mit wechselnden Verbündeten trachteten sie danach, ihre für rechtens gehaltenen Interessen mit gegenseitigen Nadelstichen und offener Gegnerschaft durchzusetzen. Eine zwischenzeitige Verbrüderung war dabei allerdings keineswegs ausgeschlossen – wenn die politische Lage es erforderte.

Zankäpfel und Ängste

Bei diesen – heute so, morgen so – politischen Lagen, ging es im Wesentlichen

  • um die Zuständigkeiten im Königreich Sizilien,
  • um die, von den Päpsten unterstellte Verweigerung Friedrichs das "Kreuz zu nehmen",
  • um den ständigen Zankapfel Lombardei, also dem Lombardenbund, der seine Eigenständigkeit wetterwendisch mal mit dem Papst, mal mit dem Kaiser zu verteidigen suchte

sowie – mit allem zusammenhängend –

  • um die Angst und Sorge der Päpste, das deutsche Kaiser-, das italienische König- und das sizilianische Königreich

könnten zu einer Umzingelung, und damit zu einer elementaren Gefahr für den Kirchenstaat führen.

Woran entzündeten sich die Auseinandersetzungen aufs Schärfste?

Am "Lombardenbund".

Richtig heftig wurden die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Kontrahenten ab September 1237, als Friedrich II. beschloss, mit seiner Streitmacht (es soll sich dabei um zweitausend Ritter, eine erkleckliche Anzahl Krieger aus der Toskana und dem Königreich Sizilien sowie siebentausend Sarazenen mit Pfeil und Bogen gehandelt haben) gegen den Lombardenbund vorzugehen. Ein Unterfangen, das umschichtig mal der einen, mal der anderen Seite Siege und Niederlagen bescherte.

In inniger Feindschaft verbunden

Im Grunde genommen, bestanden die weiteren gut dreizehn Jahre bis zu Friedrichs Tod aus einer endlosen Aneinanderreihung von Schlachten, Belagerungen, Scharmützeln und gegenseitiger propagandistischer Anwürfe.

Dreimal (1227 und 1239 von Papst Gregor IX. und 1245 von Papst Innozenz IV.) wurde Friedrich II. exkommuniziert sowie einmal, ebenfalls 1245 auf dem Konzil von Lyon, als Kaiser abgesetzt. 

Die verbalen Attacken gipfelten wechselseitig in Beschimpfungen als Antichrist, Ketzer, größter Betrüger des Erdkreises und anderen Nettigkeiten dieser Art mehr.

Als dann schließlich Ludwig IX. von Frankreich (1214-1270) dem Papst ins Gewissen redete, endlich das Kriegsbeil zu begraben, war es zu spät. Friedrich II. wurde krank (Typhus oder Darminfektion?!), regelte seine Nachfolge, verstarb am 13. Dezember 1250 und wurde im Dom von Palermo beigesetzt.

Bauherr, Dichter, Falkner

Was waren Friedrichs II. Lieblingsbeschäftigungen?

Nun ja, neben der Fülle der von ihm praktizierten Steckenpferde, stechen – um nur einige zu nennen – Architektur, Dichtung, Philosophie und die Falknerei ganz besonders hervor.

Dichterschule

So sollen in der von ihm gegründeten Dichterschule, unter anderem, das Sonett (lat. von: "sonus“/“Klang, Schall“; daher auch "Klanggedicht“ genannt), die Intensivierung einer italienischen Literatursprache (Dichtung gab es bis dahin nur in lateinischer Sprache) sowie die Adaptionen der aus Frankreich überschwappenden Troubadourdichtung unter seiner Regie erfunden, erdacht und ausgeübt worden sein. Von Friedrich II. selbst sind vier Gedichte überliefert.

Menschen, Tiere, Sensationen

Um dem Wesen der Dinge auf die Spur zu kommen, legte Friedrich II. einen Tierpark an, in dem es sogar Löwen, Elefanten, Bären und Giraffen gab, und ließ sich zu Studienzwecken Pflanzen, Meeresgetier und Steine aus den Tiefen des Meeres holen.

Sizilianische Fragen

Im direkten und schriftlichen Dialog mit den Gelehrten seiner Zeit, setzte Friedrich sich leidenschaftlich mit den Fragen aller Fragen nach Ursache und Ursprung der verschiedensten Gegebenheiten dieser Welt, zum Beispiel

  • "Wie funktioniert das Universum?",
  • "Warum gibt es heiße Quellen und Feuer spuckende Vulkane?"
  • "Gibt es eine Seele? Und, wenn ja, wo steckt sie?"

auseinander.

Ein von Friedrich in diesem Zusammenhang mit dem muslimischen Philosophen Abu Mohammed Abd el-Hakh Ibn Salin (1217-1269) anregend geführter Briefwechsel, stieß zwar beim Papst – wohl wegen eines vermuteten, aber vom Pontifex keinesfalls gewollten islamischen Einflusses – nicht unbedingt auf dessen Wohlwollen.

Das änderte aber nichts daran, dass die aus dieser Korrespondenz bekanntgewordenen Einlassungen und Darlegungen beider Diskutanten – unter der Bezeichnung "Sizilianische Fragen" – durchaus als Indiz für Friedrichs Umtriebigkeit in Wissensfragen galten und noch gelten.

Falknerei

Das, den Annalen zur Folge, für Friedrich II. wichtigste Hobby, soll aber ganz eindeutig die Falknerei, also die fachkundige Beschäftigung mit Greifvögeln gewesen sein. Mit einer wahren Hingabe scheint Friedrich sich der Falkenjagd, aber auch der damit zusammenhängenden Hege und Pflege, gewidmet zu haben.

Neben eigenen Beobachtungen, griff Friedrich hier auch gern auf die Erfahrungen des arabischen Kulturraums zurück. Er züchtete Falken, richtete sie zur Jagd ab, erfand die sogenannte Falkenhaube und schrieb ein – an Bedeutung noch weit in unsere Zeit reichendes – sechsteiliges und von ihm eigenhändig illustriertes Standardwerk „Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen“ (De arte venandi cum avibus).

Stupor mundi et immutator mirabilis

Kurz, gut und trotz einiger ihm nachgesagter anrüchiger wissenschaftlicher Experimente (z.B.: obskure Sprachversuche mit Kindern), die allerdings nicht zweifelsfrei bewiesen zu sein scheinen und möglicherweise der Beschädigung seines Rufs und seiner Integrität geschuldet waren, wurde Friedrich II. bereits unmittelbar nach seinem Tod 1250 von einem gewissen Matthäus Paris (1200-1259; Engländer, Benediktinermönch und Chronist)  bezeichnenderweise mit dem Begriff „Stupor mundi et immutator mirabilis“ („Staunen und wunderbarer Wandler der Welt“) benannt.

Was ist das eigentlich – das "Brückentor von Capua"?

Die bereits im Altertum bedeutende Stadt Capua (Kampanien/Italien) besteht heute, wenn man so will, aus zwei, ungefähr vier Kilometer auseinander liegenden Orten - dem antiken Casilinum und heutigem Capua sowie der Stadt Santa Maria Capua Vetere.

Letztere entspricht wiederum der eigentlichen antiken Stadt Capua. Immer wieder faszinierend, wie kompliziert sich doch geografische Gegebenheiten über die Jahrtausende hinweg verändern können.

Das von Friedrich II. von Hohenstaufen zwischen 1234 und 1239 – an der damals schon vorhandenen Volturnusbrücke – errichtete Brückentor von Capua, galt seiner Zeit sozusagen als Tor zum Königreich Sizilien, war aber auch als Zeichen kaiserlicher Macht (und möglicher Provokation?) gegenüber dem Pontifex in Rom gedacht. Dessen Kirchenstaat hatte seine Grenze lediglich etwa achtzig Kilometer entfernt.

Friedrichs Bauergänzung bestand aus zwei dicken, runden Türmen, einem Portalbogen, der Darstellung des Kaisers mit Krone und Reichsinsignien, einer Reihe weiterer beeindruckender Skulpturen und einer warnenden Inschrift an die Reisenden:

  • „… sicher schreite hindurch, wer fehlerlos zu leben gewillt ist. Aber der Untreue fürchte den Bann und im Kerker den Tod …“

Dieser Text lässt, Historikern zur Folge, den Schluss zu, dass das Brückentores von Capua für Friedrich II. ganz sicher auch von machtpolitischer Bedeutung war, ist aber aus kunstgeschichtlicher Sicht bedauerlicherweise über die Jahrhunderte den Weg allen Irdischen gegangen. Heute sind nur noch die rudimentären Reste beider Türme zu besichtigen.

Was hat sich Friedrich II. von Hohenstaufen beim Bau des "Castel del Monte" gedacht?

Was Friedrich II. sich wirklich dabei gedacht hat, weiß man bis heute nicht so genau. Fakt ist aber, dass das Castel del Monte als der berühmteste Stauferbau Italiens gilt.

Erwiesenermaßen 1240 mit dem Bau begonnen, ließ Kaiser Friedrich II. das Kastell achteckig, mit ebenfalls acht achteckigen Türmen sowie mit antiken, gotischen und islamischen Elementen errichten.

Die festungsähnliche und baulich beeindruckende Burg, liegt auf einer leichten Anhöhe zwischen den Städten Andria und Bari in Apulien, ist von weit her aus allen Richtungen zu sehen, wird heute als Krone Apuliens bezeichnet – blieb aber nach Friedrichs Tod 1250 lediglich Fragment. Das heißt, sie wurde wahrscheinlich nie endgültig fertiggestellt. Und, über den von Friedrich II. beabsichtigten Zweck der Anlage, herrscht nach wie vor eine einigende Uneinigkeit.

Ob nun als Jagdschloss, Wehranlage, Ort des Rückzuges, Aufenthaltsmöglichkeit für die von Friedrich ausgeübte Falknerei oder gar für seine wissenschaftlichen Forschungen gedacht – niemand vermag es eindeutig zu sagen. 

Nicht im Ungefähren bleibt dagegen, dass von einer angenommenen ursprünglichen Inneneinrichtung des Castels del Monte heute – außer einigen Kaminen, Wasserleitungen und Toiletten! –

  • nichts erhalten blieb,
  • der italienische Staat das Gebäude gegen Ende des 19. Jahrhunderts übernommen hat, sich seither bemüht,
  • den touristisch stark frequentierten Bau mit viel Geld in Stand zu halten und die
  • UNESCO das, erst weit nach Friedrich II. als Castel del Monte benannte Monument,
  • 1996 zum Weltkulturerbe aufgewertet hat.

Kriegsherr und Kreuzfahrer

Hatte Friedrich II. von Hohenstaufen "Bock" auf Kreuzzüge?

Nein, scheinbar nicht wirklich! Er hat lange gebraucht, ehe er seine bereits 1215 – anlässlich seiner Königskrönung in Aachen – dem Kardinalbischof von Ostia (und damit indirekt auch Papst Innozenz III.) gegebene Zusage wirklich wahr machte.

1219

Den ersten Termin, spätestens 1219, ließ Friedrich II. wegen dringender Restrukturierungsaufgaben in seinem Königreich Sizilien geflissentlich verstreichen.

1220

Als dann 1216 Papst Innozenz III. verstarb, war es dessen Nachfolger, Papst Honorius III., der Friedrich drängte, doch, bitteschön, im März 1220 endlich seinen Kreuzzug anzutreten. Der dachte aber gar nicht daran. Nicht, bevor eine Regelung betreffend des zukünftigen Status´ des Königreichs Sizilien zwischen ihm und Honorius getroffen worden sei. Als eine Einigung schließlich nach zähen Verhandlungen zustande kam, und Friedrich im November 1220 vom Papst zum Kaiser gesalbt war, blieb er trotz allem unbeeindruckt.

Friedrich II. kümmerte sich auch weiterhin um seine staatstragenden Aufgaben in Deutschland und im Königreich Sizilien. Friedrich reformierte die Gesetzgebung, ließ Kastelle, Verteidigungsanlagen aller Art sowie aufwendig gestaltete Residenzen errichten und widmete sich, so ganz nebenbei, leidenschaftlich der Jagd mit seinen geliebten Falken. 

1225 & 1227

Dann, die Schlinge wurde enger, verpflichtete er sich – unter Androhung des Kirchenbanns – 1225 mit dem Vertrag von San Germano (bei Cassino/Latium/Italien) erneut, spätestens 1227 seinen mehrfach aufgeschobenen Kreuzzug anzutreten. Aber, wieder kam es anders.

Im März 1227 war Papst Honorius III.  verstorben,  Papst Gregor IX. an seine Stelle getreten und Friedrich II. im August d. J. auf dem Schiff. Allerdings nicht lange. Unter den Kreuzfahrern war eine Seuche ausgebrochen, die Friedrich zur Aufgabe des angestrebten Unterfangens zwang. Papst Gregor IX., aus anderem Holz geschnitzt als sein Vorgänger und – wie weiter oben erwähnt – not amused über den neuerlichen Fehlstart, zögerte nicht lange, und verhängte kurzerhand den Kirchenbann über den Kaiser. 

1228

Das focht nun wiederum Friedrich nicht an. Bann hin, Bann her, 1228 machte sich Friedrich II. – nun sozusagen ungebeten – endlich auf den Weg ins Heilige Land. 

Was ist unter dem Begriff "Lombardenbund" zu verstehen?

Als Lombardenbund wird der zur Mitte des 12. Jahrhunderts in Gang gesetzte Zusammenschluss der sich schon seit geraumer Zeit entwickelnden oberitalienischen Stadtrepubliken bezeichnet.

Geographisches

Im Mittelalter wurde die Lombardei nicht nur wie heute (in etwa zwischen Gardasee, Lago Maggiore und Po gelegen) verstanden, sondern umfasste auch das Tessin, Piemont und Genua (Ligurien).

Namensherkunft

Der Name Lombardei (Langobardia), ist auf die im sechsten Jahrhundert im Zuge der Völkerwanderung in Italien einfallenden germanischen Langobarden zurückzuführen. Die machten Pavia zu ihrer Hauptstadt, dehnten ihr Reich im Folgenden über Norditalien sowie Teile Mittel- und Süditaliens aus, und konvertierten schließlich sogar zum Katholizismus. Das ging knapp über zweihundert Jahre gut.

Karl I. der Große

Dann kam 774 Karl I. der Große (747-814), setzte Desiderius (??-786; König der Langobarden) ab, steckte ihn ins Kloster, machte sich kurzerhand selbst zum König der Langobarden und gliederte die eroberten Gebiete seinem Fränkischen Reich ein.

Otto I. der Große

Fast zwei Jahrhunderte später, 951, übernahm Otto I. der Große (912-973) die Langobardenkrone.

Friedrich I. Barbarossa

Etwa ab dem 11. Jahrhundert erfuhren die lombardischen Städte einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufstieg, lösten sich zunehmend aus dem Herrschaftssystem der Bischöfe, etablierten Städterepubliken (unter anderen Verona, Mantua, Cremona, Brescia, Parma, Padua und Mailand), gründeten im 12. Jahrhundert (1164) – gegen die Machtansprüche Kaiser Friedrichs I. Barbarossa – zuerst den Veroneser-, dann, nur drei Jahre später, den ersten Lombardischen Städtebund (Lombardenbund).

Friedrich II. von Hohenstaufen

Um die Jahrhundertwende vom 12. zum 13. Jahrhundert begann unter den Städten allerdings bald wieder das übliche Pokern und Tauziehen um Macht, Stärke und Dominanz.

Das änderte sich, trotz der einen oder anderen divergierenden Interessenlage erneut, als es hieß, gemeinsam gegen den Stauferkaiser Friedrich II. Front zu machen. Diesen sogenannten zweiten Lombardischen Städtebund schlug Friedrich 1237 mit seinem deutsch-sarazenischen Heer zwar in der Schlacht bei Cortenuova (Provinz Bergamo/Lombardei), konnte aber die Unabhängigkeit der oberitalienischen Städte nicht endgültig brechen.

Vater/Sohn-Konflikt

Wie kam es zum ersten Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich (VII.)?

Heinrich (1211-1242), erster Sohn Friedrichs II. mit dessen Ehefrau Konstanze von Aragon, als einjähriges Kind bereits 1212 zum König von Sizilien gekrönt und vom Vater wenige Jahre später – formal, denn die eigentlichen Geschäfte führte lange Jahre eine aus Reichsfürsten bestehende Vormundschaft – mit zwei mehr oder weniger nach geordneten Funktionen in Schwaben und Burgund versehen, wurde zwar 1220 von Friedrich II. in Frankfurt am Main zum Mitkönig erhoben, blieb aber nach wie vor unter der Fuchtel des Vaters.

Dann, etwa ab 1228, begann Heinrich – dessen eingeklammerte (VII.) darauf hinweist, dass er in der Reihe römisch-deutscher Könige keine Rolle spielte und nicht mit dem späteren Kaiser Heinrich VII. (1275-1313) oder gar mit dem noch späteren, englischen, Heinrich VII. (1457-1509) zu verwechseln ist – eigene Wege zu gehen.

Heinrichs Idee, die aufstrebenden Städte und den Stand der Reichsministerialität zu Lasten der Fürsten zu schwächen, stieß bei Friedrich II. allerdings auf taube Ohren. Der Kaiser hatte in Italien genug zu tun, konnte nördlich der Alpen keine Experimente seines Sohnes dulden und zwang Heinrich daher, unter für diesen wenig freundlichen Umständen, zur Aufgabe seiner politischen Pläne. Das empfand Heinrich (VII.) zwar als demütigend, hielt ihn aber keineswegs davon ab, weiterhin seinen Vater nachhaltig zu verärgern.

Wie kam es zum zweiten Konflikt zwischen Friedrich II. und seinem Sohn Heinrich (VII.)?

Nun, Heinrich (VII.) – nachhaltig gekränkt, verärgert und stocksauer auf seinen Vater Friedrich – war keineswegs einsichtig. Er hintertrieb die Politik des Vaters wo es nur ging,

setzte weiterhin auf eine mögliche Entmachtung der Fürsten zu Gunsten der Städte und des sogenannten niederen Adels (Reichsministerialen),

zog die Gegner des Vaters auf seine Seite,

sprach sich vehement gegen die von Papst Gregor IX. um 1231 sanktionierte Inquisition aus,

verbot mit einem sogenannten Landfrieden, also des Verzichts des Regenten auf Gewaltanwendung, das barbarische Treiben der religiösen Überzeugungstäter – und sah sich erneut einem erbosten Vater gegenüber.

Ein Fass, das überläuft

Als Heinrich sich zu allem Überfluss auch noch mit Friedrichs II. Verbündeten, dem Herzog von Bayern, Otto II. dem Erlauchten (1206-1253), anlegte und sich darüber hinaus mit den ärgsten Widersachern seines Vaters, dem Lombardenbund, gemein machte, brachte das das Fass zum Überlaufen.

Exkommunikation, Amtsenthebung und Kerker

Vom Papst mit dem Bann belegt und von Friedrich II.

  • 1235 gefangen genommen,
  • nach Worms geschafft,
  • seiner Ämter als römisch-deutscher König und König von Sizilien enthoben und
  • in verschiedenen Festungen Apuliens und Kalabriens eingekerkert,

verstarb Heinrich (VII.) schließlich im Februar 1242 auf der Burg Martirano (Kalabrien/Italien).

Die eigentliche Todesursache ist ungewiss. Die eine Lesart ist, Heinrich sei bei einem Festungswechsel vom Pferd gestürzt und hätte sich den Hals gebrochen, die andere besagt, er sei an den unerträglichen Haftbedingungen im Kerker gestorben.

Betrachtet man das kaltherzige und unnachgiebige Verhalten Friedrichs II. gegenüber seinem Sohn, kann durchaus eine Wesensveränderung des Stauferkaisers hin zum Despotismus vermutet werden. Den Annalen zur Folge, sollen Friedrichs II. Zeitgenossen es so gesehen haben.

Epilog

War Friedrich II. von Hohenstaufen ein Kosmopolit?

Durchaus! Auch, wenn vielleicht nicht alles, was über Friedrich II. aus Urkunden, Briefen und sonstigen Dokumenten zu erfahren ist, den Tatsachen entsprechen mag – vieles wurde erst Jahre nach seinem Tod über ihn berichtet – und die Meinungen über den Wahrheitsgehalt seiner leidenschaftlich betriebenen Passionen auseinandergehen, scheint er aber doch so etwas gewesen sein, wie ein seiner Zeit vorweggenommener Weltbürger.

Außerordentlich gebildet und wissensdurstig, umgab Friedrich sich schon seit frühen Jahren mit Wissenschaftlern aller Colour. Unter anderem der Baukunst, Sprache (Dichtung), Philosophie, Mathematik, Medizin – aber auch Künstlern und, ganz besonders, den Frauen zugetan, brachte ihm sein Tun und Handeln nicht von ungefähr bereits zu Lebzeiten den Ruf eines liberalen Kosmopoliten ein.

Quellen:

  • "Die deutschen Cäsaren" (S. Fischer-Fabian/Droemer Knaur)
  • "Die Staufer und ihre Zeit" (Annette Großbongardt, Dietmar Pieper, Hg./DVA: Spiegel Buchverlag)
  • "Friedrich II." (Olaf B. Rader/C.H. Beck Verlag, München)
  • "Deutsche Geschichte: Bd. 2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Kaiser, Ritter und Scholaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
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