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Interregnum: Fragen und Antworten

Warum wird die Zeit nach den Staufern Interregnum genannt? Was bedeutet der Begriff Interregnum? Welche Interessen verfolgten die Fürsten, Herzöge, Grafen und andere im Zuge des Interregnums? Und, was trieb die Kirche, die Päpste an? Welche Rolle spielten die Kurfürsten? Was geschah nach dem Ende des Interregnums? Wer waren Heinrich VII., Graf von Luxemburg, Friedrich der Schöne, Johann der Blinde und Ludwig IV., der Bayer? Auf diese und einige weitere Fragen, möchten wir in diesem Beitrag Antworten geben.

Begriffsbestimmung

Was bedeutet der Begriff "Interregnum"?

Der aus dem Lateinischen stammende Begriff Interregnum, bezeichnet einen Zeitraum, in dem es keine legitim gewählte, sondern lediglich eine provisorische Herrschaftsgewalt gibt, die für eine vorübergehende Zeitspanne die Regierungsgeschäfte wahrnimmt. Diese Situation gab es in der Geschichte sowohl vor, als auch nach der Dynastie der Staufer immer wieder einmal:

Vor- und Nachläufer

So zum Beispiel unter anderem

  • im Römischen Reich zur Mitte des 5. Jahrhunderts,
  • bei den Osmanen zu Beginn des 15. Jahrhunderts oder
  • in England, wo 1649 – nach der Hinrichtung des Stuartkönigs Charles I. (1600-1649) – Oliver Cromwell (1599-1658) das in eine Republik umfunktionierte Land verwaltete, bis zwei Jahre nach seinem Tod durch
  • Charles II. (1630-1685) die Herrschaft der Stuarts wieder hergestellt wurde.

Aber, obwohl es in der Geschichte – wie gesagt – vorher und nachher eine ganze Reihe sogenannter Interregna gegeben hat, ist damit in der Regel die kaiserlose Zeit zwischen etwa 1250 (plus/minus) und 1273 gemeint. Das heißt also, landläufig wird der Beginn des Interregnums bereits mit dem Todeszeitpunkt des Stauferkaisers Friedrich II. (1250) gleichgesetzt, spätestens jedoch mit dem Dahinscheiden Konrads IV. (1254). 

Ein Ende, kein Neubeginn

Wann endete die Dynastie der Staufer?

Friedrich II. (1194-1250) war Ende des Jahres 1250 verstorben. Über die Ursache seines Todes wurde schon von den Zeitgenossen spekuliert. Wie auch immer das gewesen sein mag, Fakt bleibt, dass mit ihm die – etwa von 1138 bis 1268 maßgeblich die deutsche Geschichte bestimmende – Dynastie der Staufer so gut wie beendet war.

Seine Nachfolger haben es nicht mehr gepackt.

  • Konrad IV. (1228-1254), Sohn aus der knapp dreijährigen Ehe mit Isabella von Brienne (bzw.: "von Jerusalem"), sollte in vollem Umfang die Ämter des Vaters und somit die Verantwortung für das gesamte Reich übernehmen, verstarb aber 1254 im Heerlager in der Region Basilikata/Italien an Malaria,
  • sein Halbbruder Manfred (1232-1266) aus der Verbindung mit Friedrichs Geliebten Bianca Lancia der Jüngeren, die erst auf dem Sterbebett von Friedrich geehelicht wurde, fiel 1266 in der Schlacht bei Benevent (Kampanien/Italien)
  • und der sechzehnjährige Konradin (1252-1268), Sohn Konrads IV., endete nach einem fragwürdigen Prozess im Oktober 1268 auf dem Marktplatz von Neapel durch das Beil des Henkers.

Das war’s mit den Staufern.

Was folgte im Reich nach dem Ende der Staufer?

Konfusion, Planlosigkeit, Chaos

Das (deutsche) Königreich versank in einem Kuddelmuddel unterschiedlichster Interessen. Wobei sich die Landesfürsten ganz schnell als Krisengewinnler hervortaten.

Geschickt nutzten sie die Abwesenheit vorgesetzter Macht und versuchten – manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Erfolg – in ihrem Territorialgebiet ohne Vorschriften von oben, also nach eigenem Gusto zu herrschen. Es gab eine Reihe, aus hochherrschaftlicher Dickschädeligkeit, kleinere und manchmal auch größer geführte Waffengänge, die den Einfluss der jeweiligen Parteien mehren sollten.

Sich dagegen auf die Wahl eines neuen Königs zu einigen, der den Missständen im Land hätte Einhalt gebieten können, gelang keinem der miteinander rivalisierenden Fürsten und sonstiger Kleinstregenten.

Postengeschacher

Warum konnte keine annehmbare Nachfolgeregelung gefunden werden?

Fakelaki (griech.: Kleiner Umschlag)

Zwar gab es den Versuch einiger Protagonisten dieser Zeit, sich zum König auszurufen oder ausrufen zu lassen, allerdings mit wenig Erfolg. Und doch gab es ein paar Hasardeure, die sich von den Fürsten und einer Handvoll Erzbischöfen gegen ein üppiges Bakschisch (Schmiergeld) zum König oder, auch das kam vor, zum Gegenkönig machen ließen.

So zum Beispiel ein gewisser Wilhelm von Holland (1228-1256), der Engländer Richard von Cornwall (1209-1272) oder Alfons X. von Kastilien (1221-1284).

Aber keine dieser – von den Honoratioren des Heiligen Römischen Reiches in den Königsstand erhobenen – Figuren, konnte sich wirklich durchsetzen. Es mangelte ihnen schlicht an einer jedermann überzeugenden Akzeptanz.

Und immer wieder die Päpste

Also waren die Fürsten nach wie vor mit der Festigung ihrer Macht beschäftigt, die erstarkten Städte konnten sich nicht auf einen Kandidaten einigen und die während dieser Jahre amtierenden Päpste in Rom:

  • Innozenz IV.,
  • Alexander IV.,
  • Urban IV.,
  • Clemens IV. und
  • Gregor X.,

die endlich wieder den Schutz ihres Kirchenstaates durch einen handlungsfähigen König gewährleistet sehen wollten, mischten in dieser unübersichtlichen Gemengelage ebenfalls kräftig mit.

Königs-Wahl-Gremium

Wodurch und von wem wurde die Zeit des Interregnums beendet?

7 Kurfürsten und der erste Habsburger

Beendet wurde das Tohuwabohu schließlich durch ein – erstmalig eingesetztes – "Königs-Wahl-Gremium", das sich aus drei Erzbischöfen (Mainz, Köln, Trier), einem Pfalzgrafen (vom Rhein), zwei Herzögen (von Sachsen und Bayern) sowie einem Markgrafen (von Brandenburg) zusammensetzte.

Dieses zunächst aus sieben, irgendwann aus neun und dann – bis zum Schluss im Jahr 1806 – aus zehn der ranghöchsten Autoritäten des Reiches bestehende Gremium, also hier die "sieben Kurfürsten", wählte(n) im Oktober 1273 übereinstimmend in Frankfurt den

  • Habsburger Grafen und Landgrafen Rudolf IV. (1218-1291),

der im gleichen Monat in Aachen vom Kölner Erzbischof Engelbert II. als Rudolf I. zum römisch-deutschen König gesalbt wurde.

Damit war die Zeit des Interregnums beendet.

Konsequenz

Interregnum hin oder her – was geschah danach?

Eine ganze Menge. Wie so oft, wenn es den Bestimmen wollenden Personen jener Jahre um Ruhm und Ehre ging, blieb die Zeit auch nach dem Interregnum nicht stehen.

Könige und Kurfürsten

Die ersten fünfunddreißig Jahre nach Beendigung der chaotischen Zustände im Reich, die die Zeit des Interregnums mit sich gebracht hatten, wurden bestimmt von den römisch-deutschen Königen

  • Rudolf I. von Habsburg (König von 1273-1291),
  • Adolf I. von Nassau (König von 1292-1298) und
  • Albrecht I. von Habsburg (König von 1298-1308).

Alle drei waren während ihrer Herrschaftszeit vorrangig darum bemüht, ihre jeweilige Hausmacht zu mehren. Wobei sie sich in der Hauptsache gegen die zunehmend immer stärker werdende Macht der Kurfürsten zu stellen hatten. Die nämlich, die Kurfürsten, waren sozusagen zu einer bedrohlichen Autorität im Kampf um Pfründe, um politischen Einfluss und um die Stärkung klerikaler Ansprüche geworden.

Um Ämter wurde geschachert, integriert, gemoppt und korrumpiert.

Es wurden Strippen gezogen und Fäden gesponnen, um möglichst den Kurfürsten genehme und vermeintlich schlicht im Gemüt und ihren Ambitionen wirkende Aspiranten auf den Königsthron zu hieven.

Königssuche

Wie wurde Heinrich VII., der Graf von Luxemburg, König?

So geschah das auch mit dem luxemburgischen Grafen Heinrich VII. (1278-1313).

Albrechts I. politischer Flirt mit dem Franzosenkönig Philipp IV., dem Schönen (1268-1314), gefiel den Kurfürsten so gar nicht. Wie meistens, bangten die Kirchenleute vermutlich auch jetzt um den Verlust ihrer – oft auch auf dubiose Art erworbenen – Einkommensquellen. Das heißt, sie fürchteten um ihre Latifundien links des Rheins.

Die Beklemmungen der Fürsten in dieser Frage erwiesen sich allerdings schon bald als unnötig.

Albrecht wurde 1308 gemeuchelt. Auf Durchreise. In der Schweiz. Von einer Handvoll Schweizer Adeliger unter Federführung des Herzogs von Österreich und Steyer Johann von Schwaben (1290-1313?), der, weil er der Neffe des Ermordeten war, mit dem Namenszusatz "Verwandtenmörder" in die Geschichte einging.

Wieder musste ein Nachfolger gefunden werden.

Und wieder kungelten die Kurfürsten einen Mann aus, von dem sie glaubten, ihn an der kurzen Leine halten zu können – nämlich den weiter oben bereits genannten Heinrich VII.

Es soll ein gewisser Balduin, Erzbischof von Trier (1285-1354), gewesen sein, der seinen Bruder Heinrich VII. dem kurfürstlichen Wahlausschuss vorgeschlagen hat. Dem Vorschlag des umtriebigen Balduin wurde entsprochen und Heinrich gegen ein nicht unerhebliches Entgelt (Schmiergeld) im Frühjahr 1308 in Frankfurt am Main zum König gewählt, 1309 in Aachen gekrönt und die nach wie vor bestehenden hochgesteckten Erwartungen des französischen Königs, Philipps IV., des Schönen, ad acta gelegt.

Wie wurde Heinrich VII. König der Lombardei und schließlich Kaiser?

Bei Antritt seiner Amtszeit fatalerweise knapp bei Kasse, begann das Amt für ihn überraschenderweise dann doch ausgesprochen günstig. Ihm wurde der Thron Böhmens angeboten. Dort, in Böhmen, hatten sich die Adeligen seit der Ermordung König Wenzels III. (1289-1306) um die Nachfolge gestritten, kamen aber nicht recht zu Potte.

Bis das Hin und Her schließlich einer der rivalisierenden Gruppen Oberkante Unterlippe stand, und sich an Heinrich wandte.

Der nahm das Angebot umgehend an, übergab das Königreich Böhmen seinem Sohn Johann von Luxemburg‚ dem Blinden (1296-1346) und profitierte fortan vom wohlsituierten Böhmen. Nun ausgestattet mit dem nötigen Kleingeld, wandte Heinrich sich Italien zu.

Er hatte vor, die nach dem Tod des Staufers Friedrich II. (1194-1250) verschütt gegangenen Reichsrechte wieder herzustellen. Und natürlich wollte er dringend Kaiser werden. Also machte er sich 1310 auf den Weg gen Süden.

Obwohl von den Mailändern 1311 wohlwollend empfangen und zum König der Lombardei gekürt, sollte ihm das mit der Erneuerung der Reichsrechte nicht so recht gelingen. Das mochten die Guelfen (die Papsttreuen) nicht so gern. Und die Ghibellinen (die Kaiserfreundlichen) waren anscheinend nicht genügend zu motivieren.

Das mit der Kaiserwürde dagegen, hat dann doch noch geklappt. Die Krönung fand im Frühsommer 1312 in Rom statt, wurde aber ganz unprätentiös – allerdings mit Billigung des Nachfolgers Petri – von drei Kardinälen vorgenommen.

Papst Clemens V. (1250/65?-1314) saß derweil in Avignon. Und das bereits seit 1309. Wie auch immer. Heinrich VII. war nun Kaiser. Für ein gutes Jahr. Im August 1313, auf dem Rückweg von Rom, verstarb er in Siena/Toskana. Wie es heißt, an Malaria.

Doppelt gemoppelt

Und wieder wurde es unübersichtlich, verworren und irritierend. Um Heinrichs Nachfolge stritten nun 

  • der Habsburger Friedrich der Schöne (1289-1330),
  • der Wittelsbacher Ludwig IV., der Bayer (1284??-1347) und
  • der Luxemburger Johann der Blinde, König von Böhmen (1296-1346).

Johann wurde vom Komitee der Kurfürsten wegen seines jugendlichen Alters und somit unterstellter Unerfahrenheit ausgemustert; und wegen nachhaltiger Unentschiedenheit im Lager der Kurfürsten, wurden sowohl Ludwig als auch Friedrich zum König gewählt und gekrönt. So nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser?

Dann gerieten Ludwig und Friedrich 1322 in der Schlacht bei Mühldorf am Inn (Oberbayern) aneinander.

Friedrich verlor, wurde eingesperrt und drei Jahre später (1325), auf Vorschlag Ludwigs, doch noch (Mit-)König. Allerdings mit stark eingeschränkter Wirkung. Er verstarb, möglicherweise entmutigt, niedergeschlagen und einsam nahe Wiener Neustadt/Niederösterreich. Ob eines natürlichen Todes oder doch an Gift, bleibt Spekulation.

Wie, wann und durch wen, wurde der obstinate Ludwig IV., der Bayer, Kaiser?

Ludwig dagegen war – trotz anhaltender Zwistigkeiten mit dem französischen Papst Johannes XXII. (1245?-1334) um Macht- und Territorialansprüche, Kirchenbann und Sakramentsverweigerung – inzwischen mit Unterstützung der Ghibellinen von staatlichen Amtsträgern (Beamten) und im Namen der römischen Bürger 1328 zum Kaiser erklärt worden.

Das war möglich, saß doch dieser machtbesessene Papst ohnehin in der selbstgewählten Babylonischen Gefangenschaft der Päpste in Avignon. Aber, wie nicht anders zu erwarten, gingen die Feindseligkeiten und Kontroversen unverdrossen weiter.

Johannes giftete aus Avignon, belegte den von ihm nicht akzeptierten Kaiser erneut mit der Exkommunikation; Ludwig polemisierte zurück und ersetzte Papst Johannes XXII. durch Nicolaus V. (1270-1333).

Aber dann – dumm gelaufen – beging Ludwig einen unverzeihlichen Fauxpas, als er die Stirn hatte, eine Ehe zu scheiden und die Geschiedene anschließend mit seinem Sohn zu vermählen. Das wirbelte Staub auf in der damaligen Gesellschaft im Allgemeinen und in der High Society im Besonderen.

Rauswurf und Ende

Die Großkopferten aus dem Hause der Luxemburger und die Reichsfürsten wandten sich ab von Ludwig. Gemeinsam mit Papst Clemens VI. (1290?-1352) setzten sie ihn 1346 ohne viel Federlesens und ohne lange zu fackeln ab.

Ein Jahr später verstarb Ludwig. Man sagt, an einem Herzinfarkt auf der Jagd. Es kann aber auch ein Schlaganfall gewesen sein.

Egal. Inzwischen war Karl IV. (1316-1378) aus der Familie der Luxemburger römisch-deutscher König, der ab 1347 auch König von Böhmen und ab 1355 sowohl König von Italien als auch römisch-deutscher Kaiser wurde...

Autor:

Quellen:

  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
  • "Deutsche Geschichte: Bd. 2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
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