Unter Schirmherrschaft von
Factory Seven Media & Consulting
navigator-allgemeinwissen.de
   X   

[Allgemeinwissen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Dreißigjähriger Krieg: Fragen und Antworten

Was waren die Ursachen des Dreißigjährigen Krieges? Wer lag sich aus konfessionellen Gründen in den Haaren? Wer war Kaiser Matthias? Wo findet man in Wien die Kapuzinergruft? Was geschah im Zuge des (Zweiten) Prager Fenstersturzes? Wann und warum floh Kurfürst Friedrich V. von der Pfalzlagen in die Niederlande? Wer kämpfte in der Schlacht am Weißen Berge gegen wen? Wer wurde spöttisch "Winterkönig" genannt? Gegen wen kämpfte Wallenstein in der Schlacht an der Dessauer Brücke? Was wurde 1648 auf dem sogenannten Westfälischen Frieden beschlossen? Diese und einige andere Fragen möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Vorläufer

Wer war Kaiser Matthias?

Der Habsburger Matthias (1557-1619), Sohn Maximilians II. und Marias von Spanien, wurde 1611 König von Böhmen und – nach dem Tod seines Bruders Rudolf II. (1552-1612) – 1612 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.

Das Regieren des Reiches wurde zunehmend durch die Reibereien zwischen Kaiser, den Reichsständen (Adel, Bürger, Bauern) sowie den differierenden Glaubensrichtungen Katholizismus und Protestanten erschwert.

Matthias wollte natürlich, dass alles katholisch bleibt. Der Adel, die Bürger und Bauern hatten keine Lust, die in der Vergangenheit erreichten Rechte wieder an den habsburgischen Kaiser abzutreten. Die Spannungen zwischen den Parteien wuchsen.

Wie begegnete Kaiser Matthias den sich anbahnenden Unruhen in Böhmen?

Während Matthias' Cousine und Gattin, Anna von Tirol (1585-1618), den Anstoß zur Errichtung des Kapuzinerklosters in Wien gab (die dem Kloster angegliederte und noch heute zu besichtigende Kapuzinergruft wurde Begräbnisstätte aller nachfolgenden Habsburger), kümmerte sich ihr Ehemann mehr oder weniger leidenschaftslos um die Vorgänge in Böhmen. Also so gut, wie überhaupt nicht.

Von der Gicht geplagt, war sein Interesse an politischen Auseinandersetzungen ausgesprochen gering. Viel lieber widmete er sich den höfischen Annehmlichkeiten. Die kaiserlichen Geschäfte überließ er dem Bischof von Wien, Melchior Kardinal Khlesl, den er zu seinem Kanzler gemacht hatte.

Initialzündung (1618)

Was war Ursache, was Wirkung des (Zweiten) Prager Fenstersturzes?

Ursache

Im Jahr 1617 wurde – auf Drängen Spaniens und der römisch-katholischen Kirche – der katholische Fanatiker Ferdinand von Steiermark (1578-1637) aus dem Hause Habsburg, König im überwiegend protestantischen Böhmen.

Matthias, lustloser Kaiser in Wien und König von Böhmen, verstarb im März 1619. Erst vierzehn Jahre später, 1633, fand er seine letzte Ruhe in der inzwischen fertiggestellten Kapuzinergruft.  

Glaubensfragen, böhmischer Nationalstolz und die Ablehnung Ferdinands, führten nicht nur zu weiteren Spannungen zwischen den österreichischen Herrschern und dem Volk, sondern eskalierten, als im Mai 1618 zwei kaiserlich-habsburgische Beamte eine Versammlung der Protestanten rigide auflösten, aber einen Tag darauf von einer aufgebrachten Meute samt Sekretär auf dem Hradschin (Prager Schloss) aus dem Fenster gestürzt wurden. Zwar ist ihnen nichts wesentlich Schlimmes passiert, aber der Fenstersturz wirkte wie ein Weckruf.

Wirkung

Die protestantischen Stände rebellierten (Böhmischer Ständeaufstand).

Ihr Vorwand: Kaiser Matthias (1557-1619) und der habsburgisch-böhmische König Ferdinand von Steiermark hätten den sogenannten "Majesttätsbrief" – mit dem den Protestanten 1609 von Kaiser Rudolf II. (1552-1612) Religionsfreiheit garantiert worden war – schlicht ignoriert.   

Jetzt bot der schofelige Akt des (Zweiten) Prager Fenstersturzes den böhmisch-protestantischen Ständen (Adel, Bürger, Bauern) Anlass genug, den böhmischen König Ferdinand gegen den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz (1596-1632) auszutauschen. Ferdinand wurde abgesetzt, und Friedrich V. – nun als Friedrich I. – König von Böhmen.

Dieser Königswechsel in Böhmen, rief umgehend die katholischen Staaten Deutschlands auf den Plan.

In der Schlacht am Weißen Berge nahe Prag, wurden die protestantischen Böhmen 1620 von den Truppen der Katholischen Liga unter Führung des Grafen Tilly (1559-1632) vernichtend geschlagen. Friedrich V. (I.) floh nach Holland. Ferdinand, seit 1619 als Ferdinand II. nun auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, kehrte zurück. Böhmen wurde wieder habsburgisch regiert.

Nach der Schlacht am Weißen Berge weitete sich der Krieg aus. Frankreich, die Niederlande und Schweden wandten sich gegen die Habsburger. Der Dreißigjährige Krieg hatte begonnen.

Kampfhandlungen

Worum ging es in der "Schlacht am Weißen Berg"?

Die Schlacht am Weißen Berg war eines der ersten großen Gefechte im Dreißigjährigen Krieg. Wie in der gesamten Zeit zwischen 1618 und 1648 ging es einerseits um die Konfession (Katholiken gegen Protestanten), andererseits um Macht und Territorien.

Am Weißen Berg, direkt vor Prag, standen am 8. November 1620 auf katholischer Seite die kaiserlichen Truppen (Kaiser zu der Zeit: der Habsburger Ferdinand II. in Wien), angeführt unter anderem von Karl Bonaventura Graf von Buquoy, Graf Tilly und Maximilian I. von Bayern. 39.000 Mann sollen das gewesen sein. Auf protestantischer Seite standen 13.000 Böhmen unter ihrem gerade zuvor gewählten König Friedrich V. (wobei der der Schlacht selbst fern blieb).

Winterkönig auf der Flucht

Friedrich war damals Kurfürst von der Pfalz. Die protestantischen Böhmen hatten zuvor den kaiserlichen Ferdinand II. als König von Böhmen abgewählt und statt seiner den Calvinisten Friedrich ins Amt gerufen (später "Winterkönig" genannt, weil er schon nach kurzer Zeit wieder aus seinem Amt vertrieben wurde). Die Schlacht am Weißen Berg war also unter dem Strich ein Konflikt der kaiserlichen Habsburger mit den aufständischen Protestanten in Böhmen.

Die Böhmen wurden trotz überlegener Stellung auf dem Bergrücken vernichtend geschlagen. Friedrich V. musste fliehen (und fand Asyl im protestantischen Teil der Niederlande).

Danach wurde Ferdinand II. wieder König von Böhmen und die Region wurde gewaltsam "re-katholisiert".

Worum ging es bei der "Schlacht an der Dessauer Brücke"?

In der Schlacht bei Dessau standen sich an einer strategisch wichtigen Elbbrücke Graf Mansfeld und Wallenstein mit ihren Truppen gegenüber. Mansfeld vertrat die protestantische Partei, Wallenstein die katholische. Wir schreiben den 25. April 1626, wir befinden uns also mitten im Dreißigjährigen Krieg.

Zum Hintergrund und zur Schlacht

Graf Mansfeld gehörte mit seinem 20.000 Mann starken Heer zur protestantischen und anti-habsburgischen Allianz (zu der auch Dänemark, England, Frankreich und einige deutsche Fürsten gehörten). Er wollte über die Elbe nach Südosten in Richtung Schlesien und Böhmen. Und eben das sollte Wallenstein mit seinen Truppen verhindern.

Nachdem sich die beiden Heere rund 10 Tage über die Elbe beäugt hatten, griff Mansfeld schließlich an. Und verlor. Erst wurde sein Angriff auf die Dessauer Brücke abgewehrt, dann folgte auf die zurückweichenden Mansfeld-Truppen auch noch ein Angriff aus dem Hinterhalt. Dort, also auf protestantischer Elbseite, hatte Wallenstein heimlich den Grafen Schlick mit Kürassieren positioniert. Das führte auf Seiten der Mansfeld-Soldaten endgültig zum Chaos und zur ungeordneten Flucht.

Verheerende Bilanz

Insgesamt kamen auf protestantischer Seite etwa 4.000 Mann ums Leben. Weitere 1.500 gerieten in Gefangenschaft. Mansfeld selbst allerdings entkam (was man auf kaiserlicher Seite Wallenstein später vorhielt, weil der die Verfolgung nach einem Tag abgebrochen hatte).

Die Schlacht bei der Dessauer Brücke gilt als Wallensteins erster bedeutender militärischer Erfolg (trotz der späteren Kritik seiner Widersacher im eigenen Lager). Und sie verlief ähnlich grausam, verheerend und menschenverachtend wie so viele Schlachten des Dreißigjährigen Krieges.

Wie ging der Krieg weiter?

Die nachfolgende Handlung in Kurzform: Die kaiserlichen Truppen griffen Prag an, die böhmischen Truppen von Friedrich V. verloren – wie gesagt – in der Schlacht am Weißen Berg und Friedrich floh in die protestantischen Niederlande. So richtig kam er danach aber nicht mehr zur Geltung.

Als 1630 der protestantische Schwedenkönig Gustav II. Adolf in Deutschland (Pommern) einmarschierte, gab es noch einmal ein paar Monate Hoffnung für Friedrich, und er traf auch mit dem Schweden zusammen. Der nutzte aber mehr dessen Beziehungen nach England (Friedrichs Frau war Elisabeth Stuart aus dem englischen Königsgeschlecht), ohne ihn ernsthaft wieder zum alleinverantwortlichen Fürsten machen zu wollen.

Dann starb erst der inzwischen auf die Seite des Kaisers Heerführer Graf Tilly bei Rain am Lech (1632), der Schwedenkönig bei der Schlacht in Lützen (1632) und wenig später Friedrich V. an einer Infektion, wahrscheinlich der Pest. Seinen Titel "Winterkönig" wurde er aber auch posthum nicht mehr los.

Wallenstein schlüpfte erneut in die Rolle des kaiserlichen obersten Feldherrn, wurde aber bereits 1634 vom Kaiser wieder abgesetzt, geächtet und in Eger (Cheb/Tschechien) ermordet. 

Friede zu Prag

Im Frieden zu Prag 1635, zwischen Kaiser Ferdinand II. und dem protestantischen Kurfürstentum Sachsen, verzichtete Ferdinand auf die Durchführung des Restitutionsedikts, also der Umsetzung des Augsburger Religionsfriedens von 1555, verbündete sich stattdessen mit den Sachsen gegen die Schweden – woraufhin Frankreich auf Seiten der Schweden in den Krieg eingriff und der Koalition aus Kaiser und Sachsen 1636 bei Wittstock/Dosse sowie 1638 bei Chemnitz eine Schlappe beibrachte.

Genug ist genug

Was führte allmählich zum Ende des Dreißigjährigen Krieges?

Im Februar 1637 war der frömmelnde, privat aber durchaus auch froh gelaunte und leidenschaftliche Jäger, Kaiser Ferdinand II., verstorben. Die Nachfolge in einem in weiten Teilen katastrophal zerstörten und kriegsmüden Reich, übernahm sein Sohn Ferdinand III. (1608-1657).

1639 schloss sich Ferdinand III., der ohnehin keine Neigung zu einer, wie auch immer verlaufenden Fortsetzung des Krieges verspürte, der Idee des Mainzer Erzbischof an, der in Frankfurt einen Kurfürstentag zwecks Friedensüberlegungen anstrebte. Statt in Frankfurt, wurde der Kurfürstentag dann Anfang 1640 in Nürnberg durchgeführt. Ende 1641 einigten sich Ferdinand III., Frankreich und Schweden auf den Start dringend notweniger Friedensgespräche, die 1644 in Osnabrück mit den Schweden und in Münster mit den Franzosen tatsächlich ihren konkreten Anfang nahmen.

Westfälischer Friede (1648)

Was war das Ergebnis des Westfälischen Friedens?

Die gut vier, fünf Jahre währenden Verhandlungen zwischen dem römisch-deutschen Kaiser, den deutschen Fürsten und Städten, Frankreich, Schweden, den Niederlanden und Spanien gestalteten sich – in ihrer ermüdenden Ausführlichkeit – nicht nur schwierig und kompliziert, sondern, wie es heißt, für die Teilnehmer auch psychisch und physisch erschöpfend.

Endlich, zwischen Mai und Oktober 1648, beendeten eine Serie von Friedensverträgen den Dreißigjährigen Krieg. Beschlossen wurden unter anderem:

  • die Wiederherstellung und Ausweitung der im Augsburger Religionsfrieden festgelegten Resolutionen,
  • Schweden wurden Vorpommern mit Stettin und der Odermündung, Wismar und die Herzogtümer Bremen und Verden zugesprochen,
  • Frankreich erhielt die österreichischen Hoheitsrechte im Elsass, das Besatzungsrecht in Philippsburg, die Entmilitarisierung des Oberrheins und die Besitzbestätigung in Toul, Metz und Verdun,
  • Brandenburg wurde mit Hinterpommern, Kammin, Halberstadt, Minden sowie der Aussicht auf Magdeburg abgefunden,
  • Bayern behielt die Kurwürde und die Oberpfalz,
  • Rheinpfalz erhielt die achte Kurwürde und die
  • Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängig anerkannt und gehörten nicht mehr dem Reich an.

Auswirkung

Was waren die Folgen des Krieges?

Dreißig Jahre Krieg hatten zum einen unermessliches Leid und Tragik über das Land gebracht. Ausgedrückt beispielsweise durch:

  • Seuchen,
  • Verwüstungen,
  • Hungersnöte und eine
  • Verarmung der Bauern und Bürger.

Zum anderen wurde

  • die Machtstellung der Habsburger irreparabel beschädigt und
  • das Reich, bedingt durch die Selbständigkeit immer mehr kleinerer Staaten (Föderalismus), geschwächt –

was in der Folgezeit dem französischen König Ludwig XIV. (1643-1715) in die Hände spielte. Mit ihm begann Frankreich, langsam aber stetig, eine Vormachtstellung in Europa zu erlangen.

Autoren:

Quellen:

  • "Auszug aus der Geschichte" (Dr. Karl Ploetz/A.G. Ploetz-Verlag)
  • "Der Dreißigjährige Krieg" (Dietmar Pieper, Johannes Saltzwedel, Hg./Goldmann: Spiegel Buchverlag)
  • "Wallenstein" (Golo Mann/S. Fischer Verlag Frankfurt a.M.)
  • "Deutsche Geschichte: Bd. 3" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

Kommentar schreiben

Inhaltsverzeichnis Top
Anzeige
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.