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Englisches Parlament, Monarchie und Puritanismus: Fragen und Antworten

Warum sagte sich Heinrich VIII. von der römisch-katholischen Kirche los? Welcher Reformlehre folgten die Puritaner? Welche Rolle spielten Maria I. alias Bloody Mary, Elisabeth I., Maria Stuart und das Haus Stuart in dem Hin und Her ums Parlament? Wer waren die englischen Könige aus dem Haus Stuart? Was bedeutet "Englische Restauration"? Fragen, auf die wir in diesem Beitrag Antworten geben möchten.

England 1509-1603

Wie vollzog sich die Trennung vom Heiligen Stuhl?

Heinrich VIII. (1491-1547) war es gelungen, sich in den knapp vierzig Jahren seiner Herrschaft von 1509-1547 zum absoluten Landesherrn zu machen. Nach außen den Gesetzen entsprechend, hat er es dennoch – ausgestattet mit einer gewissen Skrupel- und Gesinnungslosigkeit – verstanden, sich gegenüber dem seit Jahrhunderten bestehenden englischen Parlament durchzusetzen. 

Das hat letztlich auch in der Causa "Scheidung und Papst" geklappt. Ohne lange zu fackeln rief Heinrich, der – erbost über Papst Clemens VII. (1478-1547), der seine Ehe mit Katharina von Aragón nicht annullieren wollte – mit Billigung des Parlaments (Suprematsakte) seine eigene Kirche ins Leben. Die Anglikanische! Die "Church of England"!

Sich selbst erklärte er zum Oberhaupt dieser neuen Richtung.

Warum wurde Mary die Katholische auch Bloody Mary genannt?

Während auch sein Sohn und Nachfolger Edward VI. (1537-1553) an der Loslösung vom Heiligen Stuhl festhielt, drehte die streng katholische Mary/Maria I. Tudor (1516-1558) 1553 das Rad wieder zurück. Unter ihrer Ägide wurden Protestanten verfolgt, eingesperrt und in großer Zahl hingerichtet. Was ihr den unschönen Namen „Bloody Mary“ eintrug.

Wer machte die Anglikanische Kirche salonfähig?

Auf Mary die Katholische, folgte 1558 Königin Elisabeth I. (1533-1603), die sich erneut jegliche Einmischung des Papstes in die religiös-kirchlichen Belange Englands verbat. Während ihrer Regierungszeit, des sogenannten "Elisabethanischen Zeitalters", fasste die Anglikanische Kirche in England – salopp gesagt – endgültig als Staatskirche Fuß.

Etwa seit Ende des 15. Jahrhunderts hatte sich unter der Herrschaftsdynastie der Tudors (1485 bis 1603) in England ein leistungsfähiges und engagiertes Parlament etabliert, dem es – trotz nach wie vor massiver Abhängigkeit vom Königshaus – unter anderem gelungen war, ein Einspruchsrecht in Steuerfragen zu erreichen.

England 1560-1620

Wie und warum wurden Teile Englands puritanisch?

Martin Luther (1483-1546) und Johannes Calvin (1509-1564) strebten eine – mit vergleichsweise geringen Abweichungen – grundlegende Veränderung der römisch-katholischen Kirche an. Die Idee dahinter, beschränkte sich in der Folge nicht nur auf die Herkunftsländer der Reformatoren (Deutschland/Schweiz), sondern sorgte gleichermaßen im übrigen Europa für eine gewisse Unruhe. Auch in England!

Etwa ab 1560 bildete sich dort zunehmender Widerstand gegen eine wie auch immer geprägte Bevormundung seitens der Anglikanischen Kirche. Aus Protestanten wurden in England, wenn man so will, Puritaner, die rigoros und in Anlehnung an Calvins "Calvinismus" eine wesentlich radikalere Auslegung des Protestantismus forderten.

Was wollten die Puritaner?

In ihrer Lebensführung asketisch, sittenstreng und diszipliniert, plädierten die Verfechter dieser Richtung (Puritanismus) unter anderem

  • für die Beseitigung des Prunks in den Gotteshäusern, einschließlich sogar der Orgeln sowie für die
  • Abschaffung der Erzbischöfe, Bischöfe und sämtlicher weiterer kirchlichen Amtsträger.

Stattdessen strebten die Puritaner ein tugendhaftes, ethisch-moralisch einwandfreies und nur auf Fleiß und Arbeit ausgerichtetes Leben an, in dem jegliche weltliche Zerstreuung keinen Platz hatten. So lehnten sie, zum Beispiel, Tanzvergnügen, Theater oder Kunst absolut ab.

Pilgerväter, Mayflower, Toleranzakte

Zu Beginn dieser puritanischen Reformbewegung wurden deren Wortführer und Anhänger nicht weiter ernst genommen. Etwa ab dem frühen 17. Jahrhundert änderte sich die Situation. Puritaner wurden verfolgt und eingesperrt. Als sogenannte Pilgerväter später in die Geschichte eingegangen, verließen die Puritaner daraufhin England in Richtung Niederlande. Dann, 1620, mit der Reise auf der Mayflower, begann der Exodus nach Nordamerika.

Nach Ende des Protektorats der beiden Cromwells sowie des Beginns der Englischen Restauration – siehe weiter unten – unter König Charles II. (1630-1685), verloren die Puritaner in England zwar an Bedeutung, erhielten aber schließlich 1689 vom englischen Parlament mit der so genannten "Toleranzakte" weitestgehende Religionsfreiheit.

England 1603-1649

Wer folgte auf Elisabeth I.?

Als Königin Elisabeth I. von England im März 1603 verstarb und mit James I. (1566-1625) sowie mit dessen Sohn, Charles I. (1600-1649), die Stuarts das Ruder übernahmen, geriet das bisher mehr oder weniger einvernehmliche Miteinander beider Institutionen (Königshaus vs. Parlament) in Schieflage.

Die Stuarts, seit etwa 1371 eine schottische Herrscherdynastie und jetzt in Personalunion über England und Schottland regierend, gerieten wegen ihrer absolutistisch und streng katholisch geprägten Herrschaftsausübung zunehmend in Konflikt mit den protestantisch-calvinistischen Presbyterianern in Schottland und den Puritanern in England.

Die Stuart-Könige sahen sich ausschließlich nur Gott gegenüber verantwortlich, und begriffen ihre Herrschaft folgerichtig als absolutistisch. Anders gesagt:

Sie hielten das Parlament für entbehrlich und billigten ihm allenfalls eine beratende Funktion zu. Und das auch nur dann, wenn sie selbst es für angebracht hielten. Diese uneinheitliche und gegensätzliche Sicht der Dinge führte – wie könnte es auch anders sein – zu Konflikten zwischen den Parteien. Und meistens ging es dabei ums liebe Geld.

So richtig begonnen hat der Streit 1628/1629 mit Charles/Karl I.

Wie und wodurch erlangte das Parlament mehr Freiheitsrechte?  

Charles benötigte Bares für seine kostenaufwändigen Auseinandersetzungen mit den Spaniern. Das Parlament bewilligte die Gelder, verlangte allerdings als Gegenleistung des Königs Unterschrift unter die "Petition of Rights" (Bittschrift des Rechts).

Dazu gehörten unter anderem die Abschaffung:

  • willkürlicher Festnahmen,
  • Inhaftierungen ohne Gerichtsbeschluss,
  • des Standrechts und einiges andere mehr.

Eine Vorgabe, die für das Parlament – neben der 1215 vom englischen König Johann Ohneland verabschiedeten "Magna Charta" – so etwas wie ein weiterer Baustein in der Entwicklung der Freiheitsrechte bedeutete. Das gefiel Charles/Karl I. nicht im Geringsten.

Wie trickste Charles I. das Parlament aus?

Er unterschrieb zwar zähneknirschend die in der Petition of Rights enthaltene Festlegung staatbürgerlicher Rechte für Jedermann, hielt sich aber nicht daran.

Als die Volksvertreter wenig später eine Resolution – unter anderem gegen die vom König ohne Billigung des Parlaments erhobenen Steuern – verabschiedeten, verwies Charles I. auf seine

  • nur Gott gegenüber zu rechtfertigende Verantwortung,
  • löste das Parlament kurzerhand auf und
  • regierte das Land bis 1640 ohne Parlament.
Was führte zum Englischen Bürgerkrieg und zum "Langen" Parlament?

Nach elf Jahren Alleinherrschaft ohne jede Einbeziehung dieses staatlichen Organs, geriet Charles I. aufgrund der seit 1638 revoltierenden presbyterianisch/calvinistischen Schotten finanziell erneut in die Bredouille. Um dem zu begegnen benötigte der König, wenig überraschend, wieder einmal Geld. 

Also rief Charles im April 1640 das Parlament ein, löste es drei Wochen später allerdings erneut wieder auf, als er sah, dass die Versammlung – außer unergiebigen und dem Anliegen nicht entsprechenden endlosen Diskussionen – keine Neigung verspürte, ihm die erforderlichen Gelder zu bewilligen.

Der Versuch, die Häupter der Opposition im Parlament gesetzwidrig zu eliminieren, führte dann zum von 1641/42 bis 1649 andauernden Englischen Bürgerkrieg (Puritanische Revolution) – und das von Charles einberufene Parlament wurde mächtiger, wurde/wird Langes Parlament genannt und kam bis 1660 seinen Verpflichtungen nach.

Wann und wo verlor Charles I. seinen Kopf?

Im Verlauf dieser hin und her wogenden Revolution, also des Bürgerkrieges, hatte Charles I. schließlich das Nachsehen.

Nach der 1648 für ihn und die zu ihm übergelaufenen Schotten verloren gegangenen Schlacht von Preston durch das Parlamentsheer unter Oliver Cromwell (1599-1658),  wurde Charles I., sozusagen als "persona non grata" (unerwünschte Person),

  • gefangen genommen,
  • der Prozess gemacht
  • und im Januar 1649 vor dem Banqueting House des 1698 niedergebrannten Whitehall Palastes enthauptet.

England 1649-1660

Was und wer folgte auf den Stuart-König Charles I.?

Nur wenig später nach Charles Dahinscheiden, Anfang Mai 1649, wurde – mit dem Heerführer, Lord Protector und radikalen Puritaner Oliver Cromwell an der Spitze – die Englische Republik ausgerufen. Republik, das waren für Cromwell die vereinigten Königreiche England, Schottland, Irland und die Kolonien, die er Commonwealth nannte.

Cromwell, in erster Linie Soldat, aber kein Politiker, schaffte es nicht, ein Wirkung entfaltendes Parlament zu etablieren. Seine Regierungszeit war diktatorisch geprägt.   

Als Oliver im September 1658 verstorben war,

  • sein Sohn und Nachfolger Richard (1626-1712) mit der Aufgabe anscheinend überfordert war,
  • den Job des Lord Protectors (Schutzherrn) bereits nach etwa gut einem halben Jahr an den Nagel gehängt und
  • sich ins Exil nach Frankreich abgesetzt hatte,

begann in England die Wiederherstellung des Königtums (Englische Restauration). 

England 1660-1689

Was ist unter Englischer Restauration zu verstehen?

Mit dem Begriff "Englische Restauration" ist die Zeit der reaktivierten Stuart-Könige Charles'/Karls II. (1630-1685), dessen Bruder James'/Jakobs II. (1633-1701) und die von 1660 bis 1689 andauernde Wiederherstellung der Monarchie gemeint.

Charles II.

Unmittelbar nach dem Abgang Richard Cromwells, wurde der seit 1651 in den Niederlanden und Belgien in der Verbannung lebende Charles/Karl II. vom Parlament zurück nach England geholt und mit der Königswürde Englands, Schottlands und Irlands ausgestattet. Charles II. war der Sohn des seinerzeit, 1649, – mit ausdrücklicher Billigung Oliver Cromwells – enthaupteten Königs Charles I.

In die Zeit des – in den Überlieferungen häufig als Womanizer geschilderten – Charles II. fielen

  • 1662 seine Heirat mit Katherina von Breganza (1638-1705), Tochter des portugiesischen Königs Johanns IV. (1604-1656), für die er allerdings seine vielfältigen aushäusigen Abenteuer keineswegs aufgab,
  • der Wiederaufbau Londons nach der Pest 1665 und des Großen Brands 1666,
  • eine Handvoll Auseinandersetzungen mit den Niederlanden um die führende Rolle im Welthandel und,

nach Cromwells religiös-puritanisch motivierten Verboten jeglicher Art weltlicher Vergnügungen,

  • eine Renaissance wissenschaftlicher und künstlerischer Einrichtungen.

Eine definitive Durchsetzung absoluter Herrschaft, trotz Auflösung des Parlaments 1679, gelang Charles II. allerdings nicht wirklich. Er verstarb im Februar 1685, und wurde in der Westminster Abtei beigesetzt.

James II.

Mangels legitimer Kinder, trat sein – bereits 1668/69 oder (je nach Quelle) 1672 zum Katholizismus konvertierter – Bruder James/Jakob II. im April 1685 als letzter katholischer König Englands die Nachfolge an. Dessen Herrschaft, also sein pro-katholisches und repressives Handeln, fand allerdings bereits 1688/89, im Zuge der "Glorious Revolution", ihr Ende. Er wurde – sozusagen unblutig – abgesetzt und durch seinen Schwiegersohn Wilhelm III. von Oranien (1650-1702) ersetzt.

Autor:

Quellen:

  • "England" (H.E. Conrad/Prestel Verlag, München)
  • "Geschichte kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag, München)
  • "Das Gewissen und die Macht" (Peter de Mendelssohn/Prestel Verlag)
  • "Duden: Das große Buch der Allgemeinbildung"
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