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Amerigo Vespucci: Fragen und Antworten

Warum heißt Amerika eigentlich Amerika? Hat Amerigo Vespucci tatsächlich die ihm zugeschriebenen Entdeckungsreisen unternommen? Von wem stammt der Ausdruck "Neue Welt"? Häufig gestellte Fragen, die in diesem Beitrag beantwortet werden sollen.

Herkunft

Wo und wann wurde Amerigo Vespucci geboren?

Amerigo Vespucci wurde 1451 in Florenz geboren (gest.: 1512 in Sevilla/Spanien). Er war der dritte Sohn einer zwar angesehenen, aber keinesfalls wohlhabenden Kaufmannsfamilie aus der florentiner Oberschicht.

Ausbildung

Wie verliefen Amerigo Vespuccis Lehr- und Wanderjahre?

Vespucci genoss eine der Zeit angemessene Ausbildung. Und, obwohl er nie eine Universität besucht hat, war er durchaus mit dem Lateinischen vertraut. Zwar ließ er sich von seinem Onkel, einem Dominikanermönch, Grundzüge der Mathematik und Astronomie beibringen, gab sich aber letztlich mit einer kaufmännischen Ausbildung im Unternehmen der Medici zufrieden. Die Medici waren damals die mächtigste Familie in Florenz.

Weil der angestellte Buchhalter Vespucci als korrekt, zuverlässig und vertrauenswürdig galt, wurde er 1491 von seinem Patron, Lorenzo Piero di Medici, in die spanische Niederlassung nach Sevilla geschickt. Da nämlich die Medici Veruntreuungen und Geldschiebereien der dortigen Mitarbeiter auf die Spur gekommen waren, sollte Vespucci sozusagen eine Betriebsprüfung vornehmen, um die Angelegenheit aufzuklären. Er blieb vier Jahre in Sevilla. 

Wie wurde aus dem Buchhalter ein zur See fahrender Kartograph?

Als aber 1495 der dortige Filialleiter, ein gewisser Juanoto Beraldi, verstarb und die spanische Dependance des Bankers Lorenzo Piero di Medici aufgelöst werden musste, stand der fleißige Buchhalter – mehr oder weniger mittellos – auf der Straße. Was er in den  darauffolgenden gut vier Jahren getan, wie und wovon er gelebt hat, darüber gibt es keine gesicherten Kenntnisse.

Fakt allerdings scheint zu sein, dass Amerigo Vespucci sich 1499 einer Expedition zu den erst vor wenigen Jahren (1492) von Christoph Kolumbus entdeckten 'West-Indischen-Inseln' anschloss. In welcher Position der inzwischen fast Fünfzigjährige mit an Bord war, bleibt dagegen ebenfalls unklar. Die einen vermuten, Vespucci sei als führender Kopf dabei gewesen, andere meinen, er sei lediglich in der Funktion des Schiffsausrüsters mitgenommen worden. Geleitet hat er jedenfalls keine seiner zwei? drei? oder sogar vier? Seereisen.

Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben

Relativ sicher kann dagegen unterstellt werden, dass sich der intelligente Autodidakt das notwendige Rüstzeug – die Bedienung astronomischer Instrumente, das Kartenzeichnen und andere seemännische Voraussetzungen – nach dem Motto: 'Learning by doing' beigebracht hat.

Und zwar wohl derart überzeugend, dass er vom portugiesischen König, Manuel I. dem Glücklichen (1469-1521), auf den nächsten beiden Reisen (1501/1502 und 1503/1504) zum Kartographen bestellt wurde.

Im Jahr 1508 wurde Amerigo Vespucci die Leitung der 'Casa de Contratación' übertragen, einer Einrichtung, die die Beobachtungen und folgenden Entdeckungen der zur See fahrenden Zunft kartographisch festhalten sollte. Ein Job, der ihn und seine einige Jahre zuvor geheiratete Gattin zwar nicht reich machte, den er aber bis zu seinem Tod im Jahre 1512 in Sevilla ausübte.

Reisen

Wie oft war Amerigo Vespucci denn nun wirklich auf so genannten Entdeckungsreisen?

Die Frage zur Häufigkeit seiner Reisen ist unter Historikern strittig. Anzunehmen ist zwar, dass wesentliche Teile des

  • Lettera di Amerigo Vespucci delle isole nuovamente trovate in quattro suoi viaggi (Brief Amerigo Vespuccis über die auf seinen vier Reisen entdeckten Inseln)

von Vespucci selbst stammen, der unbekannte Herausgeber dieser Ausarbeitung den Stoff aber später verändert, ergänzt sowie – des spannenderen Effekts und einer möglichen Auflagensteigerung wegen – sozusagen flott gemacht hat, indem er aus Vespuccis 1499 unternommener Reise schlicht zwei Exkursionen (nämlich 1497 und 1499) zauberte.

Angebliche Chronologie der Reisen

  • Mai 1497 – Oktober 1498 (für Spanien) – scheint es ganz sicher nie gegeben zu haben,
  • Mai 1499 – September 1500 (für Spanien) – Nordküste Südamerikas/Brasilien,
  • Mai 1501 – Oktober 1502 (für Portugal) – dto., bis Patagonien (Mundus Novus!),
  • Mai 1503 – Juni 1504 (für Portugal) – ungewiss, ob tatsächlich stattgefunden.

Einmal abgesehen von dem weiter oben genannten findigen Herausgeber des "Lettera di ...", soll es allerdings gleichfalls als erwiesen gelten, dass Amerigo Vespucci zur Übertreibung, ja, sogar zur Effekthascherei neigte, seine Abhandlungen daher also möglicherweise von vorn herein blumig und allzu schön ausgemalt waren.

Alles zusammengenommen, bleibt bis heute Unsicherheit darüber, wie viele Reisen Vespucci nun wirklich unternommen hat. Die zweite und dritte Unternehmung scheinen gesichert. Die erste ist – wie gesagt – zweifelsfrei erfunden, und der letzten seiner Reisen fehlen den Historikern nach wie vor beweiskräftige Dokumente und Belege.

Hinterlassenschaft

Hat Amerigo Vespucci irgendwelche Aufzeichnungen hinterlassen?

Ja, in der Tat, Amerigo Vespucci soll die auf seinen Reisen gesammelten Eindrücke und Beobachtungen sowohl in Tagebuchaufzeichnungen, als auch in Briefen festgehalten haben.

Die Tagebücher scheinen allerdings den Weg allen Irdischen gegangen zu sein. Sie sind, wenn es sie denn gab, verschwunden.

Zwei Briefe indes,

  • der eine an seinen ersten Brötchengeber in Florenz, Lorenzo Piero di Medici, mit dem Titel 'Mundus Novus' ('Neue Welt'),
  • der andere an Vespuccis ehemaligen Mitschüler und späteren einflussreichen Beamten der florentiner Obrigkeit, einen gewissen Piero Soderini, in dem Vespucci unter anderem über den Kannibalismus der Indianer berichtet,

waren Grundlage seiner

  • 1503 - unter dem Titel 'Mundus Novus' sowie zwischen
  • 1504/1506 - unter dem Titel '… Brief Amerigo Vespuccis über seine vier Seereisen …'

veröffentlichten Druckerzeugnisse für den geneigten Leser der damaligen Zeit.

Es kann zutreffen, oder auch nicht

Übersetzungsfehler, nicht von Vespucci stammende Zusätze, Veränderungen seiner ursprünglichen Texte durch Fremde und nicht zuletzt der Zahn der Zeit lassen eine exakte Zu- und Einordnung von Amerigo Vespuccis Tun und Wirken nur unvollkommen zu. Der Geschichtsforschung zur Folge, bleiben da anscheinend noch so einige Fragen offen.

Späte Anerkennung

Aber dennoch – trotz aller bis heute verbliebenen Zweifel wurde/wird dem guten Amerigo Vespucci durchaus Ehre zuteil.

Immerhin wird dem Ex-Buchhalter der Medici das Verdienst zugesprochen, als erster erkannt und in seiner Schrift "Mundus Novus" zum Ausdruck gebracht zu haben, dass es sich bei der ausgedehnten Küste (Venezuela/Brasilien/Uruguay/Argentinien), an der er entlang gesegelt ist, keinesfalls um Indien, China oder Japan handeln könne und dem – zuvor bereits von Christoph Kolumbus (1492) entdeckten, aber für Asien gehaltenen – neuen Kontinent den Namen "Mudus Novus", also "Neue Welt", gegeben zu haben.

Wie, wann und durch wen wurde aus dem Vornamen Amerigo Amerika?

Die sprichwörtliche Krönung erfuhr Amerigo Vespuccis Wirken durch zwei deutsche Kartographen:

  • Martin Waldseemüller und
  • Matthias Ringmann aus St. Dié in den Vogesen/Frankreich.

Diese beiden haben 1507, unter Zugrundelegung von Amerigo Vespuccis Schrift "Mundus Novus" sowohl eine Abhandlung mit dem Titel:

  • "Cosmographiae Introductio" (Einführung in die Kosmographie)
  • als auch eine hinzugefügte Weltkarte

veröffentlicht, in der sie der "Neuen Welt" den Namen America gaben. Abgeleitet vom lateinischen "Americus Vespucius". Ob diese Namensgebung mit Vespucci abgesprochen war, ist nicht bekannt.

Unter dem Strich

Ungeachtet der Annahme, dass in grauer Vorzeit bereits

  • Karthager, Afrikaner, Wikinger oder gar Chinesen ihren Fuß auf den später Amerika genannten Kontinent (egal, ob auf den nördlichen oder südlichen Teil) gesetzt haben sollen,
  • und Christoph Kolumbus ihn 1492 sozusagen wiederentdeckt, aber dummerweise für Indien/Asien gehalten hat,

trägt Amerika nun den Namen des Mannes, der zwar diesen Kontinent nicht entdeckt, dafür aber als einen neuen Erdteil erkannt hat.

Autor:

Quellen:

  • "Amerigo: Die Geschichte eines historischen Irrtums" (Stefan Zweig/Fischer TB Verlag)
  • "Amerigo Vespucci - Neue Welt Mundus Novus und Vier Seefahrten" (Edition Erdmann)
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