Ludwig XIV., der Sonnenkönig: Fragen und Antworten
- Aktualisiert: Dienstag, 21. März 2023 09:02
Wer und was war Ludwig XIV.? Wer soll gesagt haben: Der Staat bin ich? Was hat Kardinal Mazarin mit Ludwigs Erziehung und Ausbildung zu tun? War Ludwig XIV. verheiratet? Hatte er Kinder? Wie und womit hat Ludwig XIV. versucht, Frankreich auf Vordermann zu bringen? Warum verfolgte Ludwig die Hugenotten? Welche Kriege führte er gegen wen? Womit tat sich Ludwig XIV. als Mäzen hervor? In welchem Schloss regierte der Sonnenkönig Ludwig? Wer lebte wie und warum im Schloss Versailles? Wie waren die hygienischen Zustände im Schloss? Gabe es überhaupt Toiletten? Wie und woran ist Ludwig XIV. verstorben? Diese und weitere Fragen möchten wir in diesem Beitrag beantworten.
Vorangestellt
Von wem soll der Ausspruch "Der Staat bin ich" stammen?
Das 17./18. Jahrhundert stand im Zeichen des Absolutismus, einer Herrschaftsform, in der der Monarch, das Staatsoberhaupt, seine Macht (Souveränität) absolut bzw. uneingeschränkt, also sozusagen losgelöst von Parlamenten und Gewaltenteilung ausübt.
Als Musterexemplar absolutistischen Handelns gilt der französische König Ludwig XIV. (1638-1715).
Ludwig fühlte sich von Gott höchstpersönlich in das Amt gehoben, entmachtete die Parlamente, und erstellte seine Regeln – ohne geduldeten Widerspruch von außen – selbst. Seine Entscheidungsmacht reichte letztlich bis in das Lebensumfeld sämtlicher Gesellschaftsschichten.
Es ist vermutlich nur eine schöne Geschichte. Aber, so gut wie allenthalben als gegeben hingenommen, soll Ludwig sein Selbstverständnis mit dem Satz: „L’Etat c’est moi! / Der Staat bin ich“ zum Ausdruck gebracht haben.
Ludwig XIV. gilt mit seiner 72 Jahre währenden Regierungsdauer als der am längsten regierende Herrscher der Geschichte. Lediglich Elisabeth II. (1926-2022), Königin des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, hätte mit ihren knapp einundsiebzig Regentschaftsjahren fast mit Ludwig gleichgezogen.
Herkunft
Wer waren Ludwigs engste Familienmitglieder?
Ludwig XIV. wurde – als Louis de Bourbon – im September 1638 auf Schloss Saint-Germain-en-Laye, unweit von Paris geboren.
Vater
- Ludwig XIII. (1601-1643), König von Frankreich und Navarra,
Mutter
- Anna Maria Mauricia von Österreich aus der spanischen Linie des Hauses Habsburg (1601-1666), Tochter Philipps III. von Spanien (1578-1621) und Urenkelin Kaiser Karls V. (1500-1558),
Bruder
- Philippe I. de Bourbon (1640-1701), Prinz von Frankreich und Herzog von Orléans – plus etwa einem Dutzend weiterer Herzogs-, Fürsten- und Grafentitel,
Großeltern
- Heinrich IV. von Frankreich (1553-1610) und
- Maria de‘ Medici (1575-1642).
Erziehung, Vormundschaft & Ausbildung
Übergangszeit
Womit hatten sich Mazarin und Anna im Namen Ludwigs XIV. auseinanderzusetzen?
In den achtzehn Jahren von 1643 bis zu Ludwigs Regierungsübernahme nach dem Tod Mazarins 1661, hatten sich der Kardinal und Anna von Österreich auseinanderzusetzen mit den:
- Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück 1648 (Westfälischer Friede),
- der Großjährigkeitserklärung Ludwigs vor dem Pariser Parlament 1651,
- den sogenannten "Fronde"-Unruhen. Eines Aufstandes des Hochadels gegen die Zentralisierungsabsichten der Regierung, einhergehend mit monatelangen – auch militärisch ausgetragenen – Querelen in unterschiedlichsten Gegenden des Landes, deren bürgerkriegsähnliche Zustände 1653 endeten,
- der Krönung und Salbung Ludwigs in der Kathedrale von Reims 1654,
- der von Mazarin erfolgreich abgeschlossenen Allianz mit dem Lordprotektor Englands, Oliver Cromwell (1599-1658), gegen Spanien 1657 und schließlich
- mit dem sog. Pyrenäenfrieden zwischen Frankreich und Spanien 1659.
Voraussetzung dieser politisch motivierten Aktion war die 1660 vollzogene Eheschließung Ludwigs mit Maria Theresia (1638-1683), Tochter Philipps IV. (1605-1665), des Königs von Spanien und Cousine Ludwigs.
Persönlichkeit
Was war Ludwig XIV. für ein Typ?
Nach dreiundzwanzig Jahren kinderloser Ehegemeinschaft der Eltern, wurde die Geburt Ludwigs nicht nur bei Hofe, sondern in ganz Frankreich gebührend gefeiert und das Kind mit dem Namenszusatz „der (von) Gott Gegebene“ (Dieu-donné) bedacht.
Eine Bezeichnung, die der Ego-Shooter Ludwig in seinem späteren Handeln und Wirken in der ihm eigenen Ichbezogenheit, seiner ausgeprägten Selbstwertschätzung und offensichtlichen Prunk- und Ruhmsucht – im Sinne des Wortes – gern für sich in Anspruch genommen hat.
Ehemann und Womanizer
Wie hielt Ludwig XIV. es mit den Frauen?
Keineswegs monogam.
So sollen weit über ein Dutzend amouröse Abenteuer seinen Weg begleitet haben. Verehelicht dagegen war Ludwig lediglich zweimal. In den Chroniken wird von insgesamt siebzehn Kindern, sechs ehelichen und elf außerehelichen, berichtet.
Erste Ehe
Maria Theresia, Tochter des Königs von Spanien, Philipps IV. und Cousine Ludwigs. Diese, von Kardinal Mazarin und Ludwigs Mutter betriebene Ehe, war der Staatsräson geschuldet. Sie brachte Frankreich den Frieden mit Spanien, territorialen Zugewinn (Roussillon und Grenzerweiterung an die Pyrenäen) – und Ludwig drei Söhne und drei Töchter.
Auf seine große Liebe zu Maria Mancini (1639-1715), eine der sieben Nichten Mazarins, hatte Ludwig zuvor schweren Herzens verzichten müssen.
Die Hochzeit mit Maria Theresia fand im Juni 1660 in Saint-Jean-de-Luz (Golf von Biskaya) statt. Zwar bemühte Ludwig sich anfangs um seine Angetraute, fand aber, mit einiger Sicherheit auch wegen der augenscheinlichen Unattraktivität, nicht wirklich einen Draht zu ihr.
Affären
Zerstreuung dagegen fand Ludwig in seinen außerehelichen Liebesverhältnissen. Es sollen geschätzt, die Quellen sind da widersprüchlich, etwa fünfzehn bis zwanzig gewesen sein. Aus dieser Fülle weiblichen Zuspruchs, so ist nachzulesen, waren aber für Ludwig wohl im Besonderen nur:
- Luise de La Vallière (1644-1710), drei Söhne, eine Tochter,
- Françoise-Athénais de Montespan (1640-1707), drei Söhne, drei Töchter,
- Claude de Vin des Œillets (1637-1687), eine Tochter, und
- Françoise d'Aubigné/Scarron, später: Marquise de Maintenon (1635-1719)
von einiger Bedeutung.
Zweite Ehe
Nach dem Tod Königin Maria Theresias 1683, soll Ludwig XIV., so wurde schon seinerzeit am königlichen Hof gemunkelt, die Marquise de Maintenon still und leise, also sozusagen hinter den Kulissen, geheiratet haben. Sie, die Marquise, war es auch, die den König auf seinem Sterbebett bis zuletzt, dem 1. September 1715, begleitet hat.
Reorganisation & Konfrontation
Hugenotten
Warum wurden die Hugenotten unter der Herrschaft Ludwigs XIV. verfolgt?
Weil der Sonnenkönig, als gläubiger Katholik, nur einer in ganz Frankreich – ausschließlich von ihm abgenickten Religion – seine Zustimmung zu erteilen gedachte. Eben dem Katholizismus. Die in einigen Landesteilen zum calvinistischen Protestantismus übergetretenen Hugenotten passten da nun mal nicht ins Bild. Sie wurden schikaniert und drangsaliert.
So wurden, zum Beispiel,
- widerspenstigen Familien die Kinder zwecks Umerziehung weggenommen,
- der eine oder andere Beruf, insbesondere der des Handwerkers, durfte von Hugenotten nicht mehr ausgeübt werden,
- Häuser und Wohnungen wurden von marodierenden Soldaten okkupiert,
- die Bewohner hinausgeekelt und
- Kirchen geplündert.
Welche Folgen hatte das Edikt von Fontainebleau für die Hugenotten?
War die, den Hugenotten 1598 von König Heinrich IV. (1553-1610) mit dem
- Edikt von Nantes
zugesicherte Toleranz gegenüber ihrer Glaubensausrichtung mit dem 1629 von König Ludwig III. und dessen Kardinal Richelieu sanktionierten
- (Gnaden-)Edikt von Alés
nicht ohnehin bereits massiv eingeschränkt, änderte sich unter Ludwig XIV. 1685 mit dem
- Edikt von Fontainebleau
auch das. Und zwar in eine geradezu unfassbare, nicht zu ertragende Situation für die (angeblich) vom rechten? Glauben abgewichenen Protestanten.
Auswirkung
Der Katholizismus wurde zur Staatsreligion erklärt, Andersgläubige hatten entweder zu konvertieren oder das Land zu verlassen. Blieben sie im Land, verloren sie ihre bürgerlichen Rechte. Ein für die Hugenotten/Protestanten unzumutbarer Zustand.
Etwa ein Drittel der hugenottischen Bevölkerung Frankreichs floh ins protestantische Ausland. Unter anderem in die Niederlande, in die Schweiz und nach Brandenburg-Preußen. Was für Frankreich ein wirtschaftliches Verlustgeschäft darstellte. Waren es doch die Tüchtigen – heute würde man sagen: Die so nötig gebrauchten Fachkräfte – die dem Land den Rücken kehrten.
PS
Die grundsätzliche Religionsfreiheit aller Glaubensrichtungen, eben auch die der Protestanten/Hugenotten/Reformierten, wurde in Frankreich 1787 mit dem Toleranzedikt von Versailles, der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 und der Verfassung von 1791 abschließend legalisiert und wieder ermöglicht.
Kunstliebhaber und Sponsor
Leben bei Hofe
Wie war Schloss Versailles ausgestattet?
Mit Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, hatte der Absolutismus seinen Höherpunkt und mit ihm Frankreich die Führung in Europa erlangt.
Der nach heutiger Währung geschätzt um 100 Millionen Euro teure, nach dem Frieden von Nijmegen (Nimwegen) 1678/79 in einer im Grunde unattraktiven Gegend auf Sandboden nahe Paris in Angriff genommene Bau Schloss Versailles‘, dort, wo zuvor das Jagdschloss Ludwigs XIII. stand, wurde zum Vorbild der Créme de la Créme Europas.
Schloss Versailles – ausgestattet in Prunk und Pracht, aber auch beeinträchtigt durch Zugluft, räumliche Enge, kaum beheizbare Räume, unzureichende Bäder und Toiletten (es soll lediglich zwei oder drei davon gegeben haben) und somit freiwillig nicht wirklich zum Verweilen einladend – wurde zum ultimativen Herrschaftssitz Ludwigs. Galt es doch, sowohl ausländischen Gästen, den Höflingen, als auch dem Volk die Größe des Königs auf beeindruckende Weise deutlich zu machen.
Wie versuchte die High Snobiety die Gunst Ludwigs XIV. zu erhalten?
Ludwig errichtete ein einzig auf ihn ausgerichtetes Herrschaftssystem, nötigte die bis dahin auf ihren üppigen Lehensgütern, Stadtpalais und/oder Schlössern lebenden Adeligen sich einzubringen in die von Ludwig durchgepaukte Etikette. Dennoch wurde jegliche Unzulänglichkeit wohl oder übel in Kauf genommen, bot ihre Anwesenheit doch die vage Möglichkeit vom König überhaupt wahrgenommen zu werden und bestenfalls sogar seine Gunst zu erlangen. So strebte also der sich um wichtige Ämter oder Positionen bewerbende Adel unbeirrt en masse nach Versailles.
Um die Gunst wetteiferten und konkurrierten die davon abhängigen Aristokraten aufs Heftigste. Rivalitäten wurden geschürt, Intrigen gesponnen und um die Rangordnung erbittert gerungen. Obendrein befeuerten kleine Gesten des Königs – beispielsweise berechtigt zu sein:
- der Morgen- oder Abendtoilette beizuwohnen,
- ihm, dem Sonnenkönig, beim An- oder Auskleiden zu helfen,
- beim Speisen zuzusehen oder
- Ludwig auf Spaziergängen begleiten zu dürfen –
Missgunst, aber auch die Abhängigkeit der sich am Hof drängenden Hautevolee vom König. Gehörte man zu den Auserwählten, fühlte man sich geehrt, wurde man nicht eingeladen, hatte man schlechte Karten.
Wer tummelte sich nonstop im Schloss Versailles?
Der Hofstaat weitete sich mehr und mehr aus. Nicht nur die königliche Familie, Prinzen, Prinzessinnen, Herzöge mit ihrem Anhang, Fürsten, Grafen mussten sich die schon bald nachzurüstenden Räumlichkeiten teilen, auch die zahlreichen Mätressen, Bediensteten, Soldaten, das Küchenpersonal, Knechte und Diener, Musiker, Gärtner, die Geistlichkeit und, und, und mussten untergebracht werden.
Alles in allem, so lassen es die Chroniken – allerdings oft voneinander abweichend – wissen, sollen es um die fünftausend Menschen gewesen sein, die im Schloss unterzubringen waren. Der große Rest, etwa weitere zehn- bis fünfzehntausend sollen ihr Quartier in der Umgebung aufgeschlagen haben.
Hinzu kamen – unter anderen – Besucher aus geschäftlichem Anlass, Gaukler, Gewerbetreibende, Bettler, Spitzbuben und Schausteller, die das Areal bevölkerten. Das Schloss stand jedem offen, alles war öffentlich und eine Intimsphäre so gut wie ausgeschlossen und es soll – wegen der Heerscharen Schaulustiger, einhergehend mit vernachlässigter Körperpflege, mangelnder Sanitärkeramik, also gewisser Örtchen im Gebäude sowie nur seltener Müllentsorgung – nicht unerheblich im Schloss gestunken haben.
Abenteuerliche Zustände sollen sich in den Fluren, auf den Treppen, in den Durchgängen und Zimmern abgespielt haben. König, Königin samt dienstbarer Geister lebten ständig wie auf dem Präsentierteller – umgeben und belagert von einem Schwarm Schaulustiger und amtlicher Wichtigkeiten, die zeigen wollten, dass es sie auch noch gab.
Womit sorgte Ludwig XIV. für Kurzweil und Bespaßung?
Als Gegenentwurf zum strengen Protokoll, den bis ins Letzte ausgefeilten Ritualen und den geradezu mit einem Glorienschein versehenen Zeremonien, veranlasste Ludwig regelmäßig Bälle, Bankette, mehrtägige Feste, Jagden, Opern- und Theaterabende und Feuerwerke. Einerseits zur Zerstreuung der sich in der Regel langweilenden, weil unterbeschäftigten Hofgesellschaft, andererseits um anwesenden Gästen Glanz, Gloria und Größe Ludwigs zu vermitteln.
Lebensende
Quellen:
- "Ludwig XIV." (Bernd-Rüdiger Schwesig/Rowohlts Monographien, rororo)
- "Söldner, Diener, Majestäten" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
- "Versailles und Fontainebleau" (Bernard Champigneulle/Prestel Verlag München)
- "Die Stunde der Wahrheit" (Karl Zuchardt/Mitteldeutscher Verlag, Halle a.d. Saale)
- "Ludwig XIV. – Der Kriegsherr aus Versailles" (Martin Wrede/wbg Theiss Stuttgart)