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Die Etrusker: alle Fragen, alle Antworten

Obwohl die Etrusker ihre besten Jahre (etwa von 750-100 v. Chr.) in Italiens Mitte, also in der Gegend zwischen Florenz, Perugia und Rom, verbrachten, gibt es immer noch viele Fragen zu diesem geheimnisumwitterten Volk. Vieles bleibt nach wie vor ungewiss. Nachstehend der Versuch, das Wenige zu 'Papier' zu bringen.

Ursprung und Lebensart

Woher kamen die Etrusker?

Die Herkunft der Etrusker liegt, trotz inzwischen zahlreicher Ausgrabungsfunde, immer noch im Dunkel. Sie selbst haben keine schriftlichen Zeugnisse über ihre Geschichte hinterlassen. Jedenfalls ist darüber bis heute nichts bekannt.

Zwar sind bisher etwa neun- bis zehntausend etruskische Inschriften auf Stein, Ton, Metall oder auch auf einer Leinwandrolle, der sogenannten "Agramer Mullbinde", gefunden worden, aber nur Bruchstücke konnten bis dato entziffert werden.

Die früheste Theorie darüber, woher die Etrusker gekommen sein mögen, stammt vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot (*485/°424 v.  Chr.), der dieses Volk als aus dem antiken Königreich Lydien (Westanatolien/Türkei) kommend beschrieben hat.

So hätten – etwa um 1100 v. Chr. – Heerscharen von Menschen wegen einer Hungersnot das Land verlassen, hätten sich unter Führung eines Königssohnes namens Tyrsanos auf Schiffe begeben, seien wenig später an der Westküste Italiens an Land gegangen, hätten dort, nördlich von Rom, gesiedelt und die erste Hochkultur in Italien geschaffen.

Was waren das für Typen – die Etrusker

In antiken griechischen und römischen Quellen werden die Etrusker als genusssüchtig, trinkfreudig und ausschweifend geschildert. Eine Beschreibung, die einen Großteil Polemik enthält, und daher nicht immer zuverlässig ist. Aber, wen wundert's? Wer lässt schon ein gutes Haar an jemandem, mit dem er über Jahrhunderte im Clinch um Bodenschätze, Schifffahrtswege und/oder territoriale Machtentfaltung liegt?

Was brachten die Etrusker nach Italien?

Eine erste Hochkultur, sozusagen!

Und tatsächlich ist wissenschaftlich als gesichert anzunehmen, dass die – trotz über Jahrhunderte andauernden Kämpfe um Bodenschätze, Schifffahrtswege und territoriale Vorherrschaft von Griechen und Römern geringgeschätzten – etruskischen "Einwanderer" Mittelitalien, also dem etruskischen Kernland Etrurien (lat.: Etruria), die erste Hochkultur brachten.

Blütezeit und Zwölfstädtebund

Die kulturelle Blütezeit der Etrusker wird etwa zwischen dem achten und vierten/dritten Jahrhundert v. Chr. gesehen. Zwar dachten die Etrusker nie über einen zentral gelenkten Staat nach, gründeten aber schon früh Städte, die sich im Laufe der Zeit zu, von Priesterkönigen (Lukomonen) regierten, Stadtstaaten mauserten. Zwölf dieser Stadtstaaten schlossen sich um 600 v. Chr. zum so genannten Zwölfstädtebund zusammen.

Namensgebung

Wie wurden die Etrusker von den Griechen und Römern genannt?

Die Etrusker sollen sich zu Beginn ihrer Landnahme im Westen Italiens Tyrsaner und/oder Tyrrhener, später dann Rasna und/oder Rasenna genannt haben.

Die Griechen bezeichneten sie als Tyrsaner, Tyrsenoi, Tyrrhenoi und Tyrsanoi, die Römer Tusci oder Etrusci.

Irgendwie daher naheliegend, dass der Begriff

  • "Tyrrhenisches Meer“ aus den etruskischen und/oder griechischen Namensgebungen Tyrrhener, Tyrrhenoi oder Tyrsenoi abgeleitet, und
  • der Landschaftsname Toscana/Toskana aus dem römischen Wort Tusci gebildet wurde.

Rätselhaftes

Warum gelten die Etrusker immer noch als geheimnisvolles Volk?

Nun, das immer noch Geheimnisvolle der Etrusker mag daran liegen, dass es (bisher) keine von ihnen selbst angefertigten Aufzeichnungen zu geben scheint. Seit Beginn wissenschaftlicher Beschäftigung mit den Etruskern gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wurden zwar umfangreiche

  • Kenntnisse aufgrund einer Vielzahl von archäologischen Funden, die zu einem großen Teil auf Ausgrabungen ehemaliger Begräbnisstätten (Nekropole) zurückgehen, erlangt, aber – wie gesagt – bis heute
  • keinerlei von den Etruskern selbst erstellten Chroniken oder ähnliches gefunden.

Sprache? Unbekannt!

Hinzu kommen die nach wie vor nicht eindeutig zu bestimmende Herkunft der Etrusker sowie die unbefriedigende Tatsache, bisher noch keinen wirklich geeigneten Schlüssel zur Entzifferung ihrer Sprache entdeckt zu haben.

Trotz einer Fülle aufgespürter und in griechischen Buchstaben gehaltener Inschriften (es soll sich dabei um neun- bis zehntausend in Stein, Ton, Metall und sogar eine auf Stoff geschriebene handeln), ist die Bedeutung dieser Schriftzeichen von den Linguisten bis dato nur in verschwindend wenigen Fällen zu deuten.

Woher kommt denn dann das Wissen über die Etrusker?

Das, was trotz allem über die Etrusker bekannt ist, und das ist nicht wenig, haben Archäologen und Historiker aus den weitaus ergiebigeren Quellen der bei Ausgrabungen gefundenen Grabbeigaben.

Und die in den Grabkammern entdeckten Wandmalereien sowie die Überlieferungen griechischer und römischer zeitgenössischer Geschichtsschreiber – die allerdings aus Gründen erbitterter Machtkämpfe um die Vorherrschaft im Handel, der Schifffahrtsstraßen und territorialer Ansprüche die Etrusker nicht unbedingt wohlwollend darstellen – wurden von den Forschern so gut rekonstruiert, dass ein umfangreiches und wissenschaftlich untermauertes Porträt etruskischer Kultur, Religion, Gesellschaftsstruktur und Lebensweise möglich wurde.

Sind Lyder, Pelasger, Villanova-Menschen und Etrusker etwa miteinander verwandt?

Möglicherweise! Ja? Oder doch nein? Die Antwort darauf, so scheint es, ist abhängig von der Sichtweise der archäologischen Wissenschaft (Etruskologie).

Niedergang

Wann begann der Niedergang etruskischer Macht – und wo sind die Etrusker geblieben?

Den Niedergang der Etrusker leiteten eine Fülle verlorener Schlachten/Kriege und Zwistigkeiten im Inneren ein.

Militärische Auseinandersetzungen

Gute siebzig Jahre nach der erfolgreichen Seeschlacht bei Alalia (Korsika) gegen die Griechen (540 v. Chr.), waren das – unter anderem – die

  • 474 v. Chr. verlorene Schlacht bei Cumae (nahe Neapel/Italien) gegen Syrakus,
  • die Niederlage gegen den Volksstamm der Samniten 430 v. Chr. in Kampanien/Italien,
  • die Aufgabe der antiken etruskischen Stadt Veji (nahe Rom) 396 v. Chr. – nach immerhin zehnjähriger Belagerung durch die Römer – sowie die
  • verlustreiche Auseinandersetzung 310 v. Chr. mit römischen Truppen am Vadimone-See.

Innenpolitische Unruhen

Begleitet wurde der langsame Verfall etruskischer Herrschaft und Kultur durch die Hinwendung von einer monarchieähnlichen Staatsform zur Herrschaft einer kleinen Gruppe Adeliger (Oligarchie), gegen deren in Anspruch genommenen Privilegien bald die unteren Stände – Nichtadelige, Beamte und sogar Sklaven – revoltierten.

Die von den Oligarchen um Hilfe gebetenen Römer nahmen den Ruf gerne an, packten allerdings (entgegen jeder Erwartung) die Gelegenheit beim Schopf und zerstörten – nach drei zuvor ergebnislosen Anläufen (392/308/294 v. Chr.) – schließlich 264 v. Chr. die Stadt Volsinii endgültig.

Quellen:

  • "Die Etrusker" (rororo Sachbuch: Das farbige LIFE Bildsachbuch), "Die Etrusker in der Welt der Antike" (Otto-Wilhelm v. Vacano/Rowohlts Deutsche Enzyklopädie)
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