Wer oder was waren die Minoer?
- Aktualisiert: Montag, 13. Dezember 2021 11:35
Die Epoche der ersten Hochkultur in Europa entstand etwa um 2000 v. Chr. an den Küsten Kretas und wurde vom Volk der Minoer ('Minoische Epoche/Kultur') begründet und ist zeitlich der Bronzezeit zuzurechnen. Eine Zeit, in der es den Menschen mit der aus Vorderasien nach Mittel- und Nordeuropa 'exportierten' Technik erstmals gelang, Gebrauchsgegenstände aus neun Teilen Kupfer und einem Teil Zinn, also Bronze herzustellen.
Namensgebung
Ein Archäologe denkt sich etwas aus
Der Name 'Minoische Epoche' oder auch 'Kultur' ist zurückzuführen auf den englischen Archäologen Arthur Evans (1851-1941), der sich dabei auf die griechische Mythologie bezogen hat. Genauer: Auf König Minos, Sohn des Zeus aus dessen Verbindung mit der von ihm entführten Europa.
Exkurs
Mythologie
Lebensart
Schaffensdrang und Lebensweise
Paläste, Häuser und Wasserspülung
Zentrum der minoischen Hochkultur waren die Paläste, die allerdings nicht mit den Gemächern späterer Potentaten zu verwechseln sind. Verwendung fanden diese Bauten vielmehr als Sitz der Verwaltung (u.a. Handel, Gewerbe), der Rechtsprechung und des religiösen Lebens. Die bedeutendsten dieser Paläste waren die von Knossos, Malia, Phaistos und Zakros. Weitere Gebäude waren oft vier- bis fünfgeschossig und waren ausgestattet mit Lichtschächten, Terrassen sowie – schau an, schau an – mit Wasserklos. Baumaterialien waren, zum Beispiel, Kalkstein, Schiefer, Alabaster und Holz.
Außerdem waren die Minoer ausgezeichnete Seefahrer und verfügten über eine umfangreiche Flotte, mit der sie in der Lage waren, einen regen Güteraustausch im östlichen Mittelmeerraum zu betreiben.
Klassengesellschaft
Die Gesellschaft der Minoer war in Klassen eingeteilt. Zur Unterklasse zu gehören, war auch in dieser Hochkultur ganz sicher kein reines Vergnügen.
Die Klasse der Landarbeiter sorgte für die Versorgung der Mächtigen, konnte die erwirtschafteten Erzeugnisse aber immerhin auch auf Märkten anbieten. Handwerker kümmerten sich um den Bau von Haus und Hof, deren Instandsetzungen sowie um die Herstellung aufwendiger Kunstgegenstände.
Die politische Macht der minoischen Könige wurde gleichsam gestützt durch ihren Anspruch, zu ihren üblichen Aufgaben auch religiöse Positionen einnehmen zu können. Eine Domäne, die sie gleichzeitig aber auch ihren – als Priester amtierenden – hohen Beamten einräumten. Die eine oder andere bauliche Fertigkeit sowie die meisten ihrer kulturellen Errungenschaften wurden später von ihren mykenischen 'Erben' übernommen.
Wein, Weib und Gesang
Wie es heißt, sollen die Minoer ein sinnesfreudiges, dem Genuss zugeneigtes Volk gewesen sein, waren gut und geschmackvoll im Zeug, kannten und spielten Brettspiele und ließen gern einmal alle fünf gerade sein.
Chronologie
Die minoische Zeit
Während sich der Engländer Arthur Evans in seiner Einteilung nach den vielfältigen Stilrichtungen der Ausgrabungsfunde zu richten versuchte, orientierte sich der griechische Archäologe Nikolaos Platon (1909-1992) dagegen an den offensichtlich zu verschiedensten Zeiten errichteten oder wieder in Stand gesetzten minoischen Palästen.
Nach dieser Theorie wird die Epoche der Minoischen Kultur in fünf Abschnitte unterteilt:
- Vorpalastzeit (3300-2000 v. Chr.)
- Ältere Palastzeit (2000-1750 v. Chr.)
- Neue Palastzeit (1750-1490 v. Chr.)
- Dritte Palastzeit / "kreto-mykenische" Zeit (1490-1370 v. Chr.)
- Nachpalastzeit (1370-1100 v. Chr.)
Untergang
Nachpalastzeit oder auch Mykenische Periode
Um 1400 v. Chr. herum begannen mykenische Achäer vom griechischen Festland aus Kreta zu erobern. Kreta wurde sozusagen mykenische Kolonie. Mit dieser Invasion begann die schleichende Auflösung der minoischen Kultur – und damit die von Nikolaos Platon datierte Nachpalastzeit oder auch Mykenische Periode. Zwar kam es wohl nicht zu einer Verschmelzung unter den alten und neuen Bewohnern, aber doch pflegten die Mykener nicht nur die minoische Kultur, sondern entwickelten die Linear A Schrift der Minoer weiter, die Arthur Evans als Linear B Schrift bezeichnet hat.
Quellen:
- "Griechenland" (rororo Sachbuch/Das farbige Life Bildsachbuch)
- "So habt ihr gelebt" (Ivar Lissner/dtv)
- "Knossos" (Jorgos Tzorakis/Neuer Führer zum Palast von Knossos)

