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Die Skythen: Wer waren sie und woher kamen sie?

Vom Stammesverband der Skythen selbst verfasste schriftliche Zeugnisse gibt es nicht. Was über dieses indogermanische/indoeuropäische Reiter- und Nomadenvolk bekannt ist, stammt im Wesentlichen aus griechischen Quellen. Und hier im Besonderen aus den Berichten des griechischen Geschichtsschreibers Herodot (etwa 485-424 v. Chr.), des berühmten Arztes des Altertums, Hippokrates von Kos (etwa um 460-370 v. Chr.) sowie aus archäologischen Funden einer Vielzahl während der zurückliegenden gut zwei Jahrzehnte aufgespürten Grabstätten im Süden Russlands.

Namensgebung

Wie den Germanen, so auch den Skythen

Der bereits von den Griechen geprägte Begriff „Skythen“ wird bis heute als Sammelbegriff einer Vielzahl unterschiedlicher Stämme eines aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem Länderviereck Russland, China, Mongolei und Kasachstan, und dort vorwiegend aus dem mittelasiatischen Altai-Hochgebirge stammenden Nomaden- und Reitervolkes angewandt.

Das ist ähnlich zu verstehen wie bei den Germanen, die bekanntermaßen auch nie ein geeintes Volk, sondern ebenfalls ein Konglomerat etlicher Stammesverbände „europider“, das heißt: „Europäern ähnelnder“, Völker waren.

Ausbreitung

Warum, wann und wohin?

Irgendwann, die Gründe dafür liegen weiterhin im Dunkeln, haben die einen oder anderen Stammesfamilien ihre angestammte Heimat, möglicherweise auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen, in Richtung Westen verlassen.

Angenommen wird heute, dass die von den Griechen „Skythen“ genannten Nomadenvölker etwa zwischen der Mitte des 2. Jahrtausends bis zum 8/7. Jahrhundert v. Chr. aus Mittelasien (Kasachstan, Russland, Mongolei, China) über die südrussischen Steppen bis in den Schwarzmeerraum vordrangen.

Und etwa ab dem 8/7. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., tauchten dann die Skythen – über deren Geschichte, Sitten und Gebräuche im Besonderen von Griechen und Römern berichtet wird – in der Tat nördlich des Schwarzmeergebietes, östlich des Asowschen Meeres sowie auch im 4. Buch der „Historien“ Herodots auf.

Im Zuge ihres Vordringens haben sie – vermutlich gemeinsam mit den Assyrern – die bis dahin in diesen Landschaften ansässigen und bereits in Homers Odyssee erwähnten Kimmerier/Kimmerer entweder vertrieben oder assimiliert.

Kampfgeist

Erfolgreiche Haudraufs

Dann, im Zusammenschluss mit den Medern und Babyloniern, sollen die Skythen (etwa um 612 v. Chr.) die assyrische Stadt Ninive eingenommen und drei Jahre später (609 v. Chr.) sogar Ägypten erobert haben.

Lebensmodell

Handel & Wandel

In ihrer neuen Heimat, wie weiter oben schon erwähnt in der Gegend um das Schwarze Meer, unterhielten die Skythen ausgeprägte Handelsbeziehungen zu den Griechen und anderen Völkern, brachten der staunenden antiken Welt das Tragen von Hosen näher, legten sich auf ihren Beutezügen erfolgreich mit Persern (Achämeniden) und anderen an, um schließlich im Laufe des 2./3. Jahrhunderts n. Chr. endgültig dem geschichtlichen Vergessen anheimzufallen.

Schrift und Sprache

Glaubt man den umfangreichen, aber doch mythisch gefärbten Überlieferungen des griechischen Historikers Herodot (etwa 485-424 v. Chr.) und des berühmten Arztes des Altertums, Hippokrates von Kos (etwa um 460-370 v. Chr.), oder legt man die fundierten Forschungsergebnisse der Archäologie zu Grunde, dann besaß die „Vielvölker“-Stammesfamilie der Skythen zwar  keine eigene Schrift, hat daher nichts eigenständig Geschriebenes hinterlassen, aber nachgewiesenermaßen eine indogermanische/indoeuropäische Sprache gesprochen.

Pferdeliebhaber, Krieger, Jäger und Fischer

Ohne jemals einen zentral gelenkten Staat gebildet zu haben, expandierten die Steppenreiter – wie gesagt – territorial bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. hinein.

Zum anderen werden die Skythen in den Überlieferungen als leidenschaftliche Pferdeliebhaber und damit einhergehend als hervorragende Reiterkrieger mit ausgefeilter Kriegstechnik geschildert. Nach Aufzeichnungen des Hippokrates (wissenschaftlich allerdings nicht verbrieft) sollen sogar ihre Frauen äußerst streitbar und kämpferisch gewesen sein.

Außerdem galten/gelten die Skythen als ausgezeichnete Jäger und Fischer.

Pflanzenpaste und Tattoos

Der Legende nach, zumindest nach bisher unbewiesener Behauptungen der beiden Griechen Herodot und Hippokrates, pflegten die Skythen eine Reihe gruseliger Stammesbräuche sowie – wie bei Herodot nachzulesen – eine ungewöhnliche Art der Körperhygiene (Pflanzenpaste statt Wasser). Darüberhinaus sollen sie eine ausgeprägte Vorliebe für Körperschmuck in Form von Tattoos gehabt haben.

Mit der Reblaus auf gutem Fuß

Eine Fülle bei Ausgrabungen gefundener, vorzugsweise mit Gold geschmückter Kleidung, aufwendiger Trinkgefäße, Waffen, Verzierungen an Zaumzeug und Pferden sowie weiterer Gebrauchsgegenstände aus Holz, Leder und Metall mit ausdrucksvoller Schmiedekunst in Form von Tiermotiven, lassen darauf schließen, dass das Reitervolk nicht nur über reichliche Goldvorkommen verfügt haben, sondern auch der Kunst zugetan gewesen sein muss.

Es kann also den Steppenreitern wahrlich nicht schlecht gegangen sein. Wie es sich darstellt, haben sie es anscheinend gut verstanden ihr Leben auf angenehme Art zu gestalten.

Eine Eigenschaft, die auch den Verdacht der Griechen plausibel macht, die Skythen seien eine Horde schrecklicher Raufbolde und unmäßiger Trinker, die sich – unüblich für die Zeitgenossen – mit unverdünntem Wein, also ohne Wasserzusatz, zuschütteten.

Barbaren mit Stil

Grabbeilagen lassen dagegen nicht nur vermuten, dass der Besitz von Wein für die Skythen ein Ausdruck von Wohlstand war, sondern ihn, einem ausgeprägten Totenkult zur Folge, auch den Verstorbenen mitgaben.

Wenn nicht ohnehin schon als 'Barbaren mit Stil' zu bewerten, macht doch erst recht die Liebe zum Wein dieses nomadische Reiter- und Steppenvolk der Skythen zum Sympathieträger, oder etwa nicht ...?

Erkenntnisse

Warum weiß man so viel über die Skythen?

Archäologie

Wer sucht, der findet

So wurden in den so genannten „Kurganen“, das sind kegelförmige Grabhügel, bisher eine Vielzahl gut erhaltener Artefakte, wie zum Beispiel

  • kostbares Trinkgeschirr,
  • Gebrauchsgegenstände aus Holz, Metall und Leder,
  • beeindruckender Goldschmuck – sogar für Pferde –
  • gut erhaltene prächtige Kleidung,
  • reich verzierte Waffen (Pfeil, Bogen und Köcher, Dolche, Streitpickel, Messer)

u.a.m. gefunden, die einen wesentlichen Aufschluss über die Lebensweise der Skythen geben.

Eine archäologische Sensation

Ein noch nicht allzu lange zurückliegender Sensationsfund gelang dem Prähistoriker Prof. Dr. Hermann Parzinger (*1959) 2006 im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts des

  • Deutschen Archäologischen Instituts,
  • dem Institut für Archäologie und Ethnographie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem
  • Institut für Archäologie der Mongolischen Akademie der Wissenschaften

in der Dauerfrostzone des Altai-Gebirges, genauer: in einem Hochgebirgstal des Ojgor-Gol und seiner fünf Zuflüsse. Unter anderem stießen – dort in der Schlucht des Flusses Olon-Kurin Gol auf mongolischer Seite – die Archäologen auf einen fast vollständig erhalten gebliebenen (teilmumifizierten) Leichnam eines möglicherweise skythischen Kriegers in voller Bekleidung mit Pelzmantel, Wollhose, Filzhaube- und Stiefel.

Was bleibt?

Obwohl aus den seit den 1860iger Jahren ernsthaft betriebenen archäologischen Ausgrabungen so genannter 'Kurganen' im o. gen. Altaigebirge, in der Gegend des Asowschen Meeres, im Süden Russlands nahe der 1805 gegründeten Stadt Nowotscherkassk und in der Ukraine bei Artemiwsk eine Unmenge Zeugnisse und Anhaltspunkte einer auch mit den Skythen zusammenhängenden und verwandten Kultur (auch 'Pazyryk-Kultur' genannt) vorliegen, wird bei der Erforschung der in den Annalen der 'antiken' Geschichte auftauchenden Skythen auf unbestimmte Zeit wohl auch weiterhin auf die Quellen griechischer und römischer Chronisten zurückgegriffen werden.

Fußnoten

Quellen:

  • "Geschichte - Kompakt & Visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag München)
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