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Kreuzzüge: Fragen und Antworten

Was waren die Kreuzzüge – und wie viele gab es? Worum ging es den Kreuzfahrern? Wer hat den 1. Kreuzzug initiiert? Was haben die Seldschuken mit dem 1. Kreuzzug zu tun? Wer war Gottfried von Bouillon? An welchen Kreuzzügen haben Barbarossa und Friedrich II., der Staufer, teilgenommen? Was ist der Kinderkreuzzug – und was ist der Kreuzzug der Barone? Wodurch endete die Kreuzzugsmanie in der Stadt Akkon? Was ist der "Deutsche Orden"? Diese und weitere Fragen, möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Auftakt

Wer oder was hat zum 1. Kreuzzug geführt?

Die Seldschuken, der byzantinische Kaiser Alexios I. (1081-1118) und Papst Urban II. (1035-1099).

Nachdem sich die Könige und Kaiser des Abendlandes über Jahrhunderte einerseits mit feindlichen Übergriffen – zum Beispiel der der Sarazenen, Hunnen, Wikinger und Magyaren – herumgeschlagen sowie andererseits mit andauernden ideologischen Querelen zwischen den Glaubensrichtungen Islam und Christentum beschäftigt waren, hatte sich die Situation im 11. Jahrhundert so gut wie beruhigt.

Die Bedrohung durch fremde Eindringlinge war weitestgehend Geschichte. Die abendländischen Gesellschaften befanden sich im Zustand einer gewissen Konsolidierung. Doch dann bedrohten die kurz zuvor zum Islam konvertierten Seldschuken nicht nur das byzantinische Reich, sondern gleichfalls auch die im Orient lebenden Christen.

Also bat Kaiser Alexios I. Papst Urban II. um Unterstützung. Der zeigte sich generös und versprach die erbetene Hilfe.

Anlässlich der Synode von Clermont-Ferrand/Frankreich im Jahre 1095 mobilisierte der aus der Champagne stammende charismatische Papst die Massen, indem er in einer aufsehenerregenden Brandrede angeblich barbarische Übergriffe der Muslime auf christliche Pilger schilderte. Das führte unter der Zuhörerschaft zu Empörung, Hass und Rachsucht. Der Ruf nach Vergeltung wurde laut.

Mit dem Versprechen des Papstes, denjenigen, die sich einer kriegerischen Pilgerfahrt in Richtung Vorderer Orient anschlössen, seien unmittelbar sämtliche Sünden vergeben, machten sich die Menschen 1096 in hellen Scharen auf ins Heilige Land, um Jerusalem für die Christen zurückzugewinnen. Der 1. Kreuzzug, als Pilgerfahrt etikettiert und als Christenpflicht gerechtfertigter Marsch, war geboren.

1. Kreuzzug (1096-1099)

Wer hat den 1. Kreuzzug angeführt?

Das war Gottfried von Bouillon (etwa 1060-1100)!

Gottfried, hochgewachsen und kräftig von Gestalt, fromm in der Gesinnung und aufrecht im zwischenmenschlichen Miteinander,

  • erhielt 1076 von Kaiser Heinrich IV. (das war der, der mit dem Bußgang nach Canossa, 1076/77, in Verbindung gebracht wird) die Mark Antwerpen und
  • um 1089 die Herzogswürde über Nieder-Lothringen.

Militärisch geschult und als ausgezeichneter Organisator gerühmt, schloss er sich 1095 dem Aufruf Papst Urbans II. zum Kampf gegen die Muslime an. Gemeinsam mit seinen Brüdern Eustach III. und Balduin von Boulogne, brach er im Spätsommer 1096 mit Tausenden wild entschlossener Gesinnungsgenossen gen Konstantinopel (Istanbul) auf.

Nach anfänglichen Konflikten mit dem oströmischen Kaiser Alexios I., der den vor der Stadt auftauchenden Horden skeptisch gegenüberstand, erhielt Gottfried schließlich die Erlaubnis zur Durchquerung des byzantinischen Reiches.

Da im weiteren Verlauf allerdings die Kreuzfahrerheere unter Führung von

  • Bohemund von Tarent,
  • Raimund von Toulouse und
  • Tankred von Hauteville

das Vorgehen bestimmten, spielte Gottfried im Grunde keine große Rolle mehr. Bis er, ja, bis er im Juli 1097 an der Befreiung von Bohemunds Mannen in der Schlacht von Dorylaeum beteiligt war und letztlich 1099 Raimund von Toulouse überzeugen konnte, Jerusalem einzunehmen.

Nachdem Raimund, nach erfolgreicher Eroberung der Stadt, aber partout nicht König von Jerusalem werden wollte, wurde stattdessen Gottfried dazu auserkoren. Der ließ sich zwar nicht krönen, aber herrschte – sozusagen als selbsternannter Beschützer des Heiligen Grabes – nicht ganz ein Jahr. Bis zu seinem Tod im Juli 1100.

Was wurde mit dem 1. Kreuzzug erreicht?

Im Laufe des gut drei Jahre dauernden Feldzuges wurden die Seldschuken in der Schlacht von Doryläum (Anatolien/Türkei) geschlagen, die Städte Edessa am Euphrat sowie Antiochia (Syrien/Türkei) eingenommen und schließlich 1099 Jerusalem erobert.

In der Folge entstanden unter Gottfried von Bouillon das

  • Königreich Jerusalem,
  • die Grafschaft Edessa,
  • das Fürstentum Antiochia und
  • die Grafschaft Tripolis.

Gottfried von Bouillon, erster Landesherr in Jerusalem, starb 1100. Ein Jahr nach der Eroberung Jerusalems. Papst Urban II. hat die Nachricht von der Eroberung nicht mehr erreicht. Er war bereits 1099 verstorben.

2. Kreuzzug (1147-1149)

Warum wurde der 2. Kreuzzug unternommen?

Kreuzzüge mit dem Hintergrund, die christlichen Stätten in Palästina (Jerusalem) für die Christen zu retten, waren en vogue, waren sozusagen Christenpflicht. Davon war auch der Staufer Konrad III. (1093/94-1152) überzeugt.

Folgerichtig entschloss er sich – gemeinsam mit

  • König Ludwig VII. von Frankreich (1120-1180)

sowie auf Drängen des Kreuzzugpredigers und Zisterzienserabtes

  • Bernhard von Clairvaux (etwa 1090-1153) und des
  • Papstes Eugen III. (Papst von 1145-1153) –

die inzwischen wieder von Muslimen besetzte Grafschaft von Edessa zurückzuerobern. Das Unternehmen erwies sich allerdings ein Flop!

Nicht nur, dass die führenden Köpfe des Kreuzzugheeres untereinander uneins waren und dummerweise die pro Christentum eingestellte Stadt Damaskus angriffen, endete die Niederlage der Kreuzfahrer nach ungeheuerlichen Verlusten an Mensch und Material schlicht in der Erfolglosigkeit.

Konrad III. nahm mit seinen Truppen ab Frühherbst 1148 den Weg über Konstantinopel zurück; der Franzose, Ludwig VII., traf im Frühjahr 1149 wieder in Frankreich ein.

3. Kreuzzug (1189-1192)

War der 3. Kreuzzug erfolgreich?

Nicht wirklich!

Im Jahr 1187 hatte der unerschrockene muslimisch-seldschukische Sultan von Ägypten und Syrien, Saladin (1138-1193), Jerusalem zurückerobert. Jetzt war es Papst Gregor VIII. (etwa 1105?-1187), der zum 3. Kreuzzug aufrief.

Aber bereits kurz nach seiner Wahl im Oktober 1187 bekam Gregor unerklärliches Fieber, an dem er im Dezember d.J. verstarb.

Übergangslos wurde daraufhin die PR für den Kreuzzug von Papst Clemens III. (??-1191) übernommen. Und prompt fanden sich so illustre Teilnehmer wie der

  • Staufer Friedrich I. Barbarossa (1122-1190),
  • Philipp II. von Frankreich (1165-1223) und der
  • König von England, Richard I. Löwenherz (1157-1199)

bereit, den Muslimen zu zeigen, wo Bartels den Most holt.

Aber erstens kam es zweitens anders, als man drittens denkt

Friedrich I. Barbarossa ertrank, nach zwei erfolgreich geführten Schlachten, im Juni 1190 im Fluss Saleph, der heute Göksu heißt und in Anatolien/Türkei fließt. Ob durch einen Sturz vom Pferd oder aber durch Hitzschlag? Man weiß es nicht genau.

Jedenfalls kehrten seine Truppen zurück in die Heimat, während Philipp und Richard zwar die Stadt Akkon (Galiäa/Israel) erobern konnten, ihnen die Einnahme Jerusalems aber misslang. Was ihnen allerdings anzurechnen ist, war ein mit Sultan Saladin abgeschlossener Vertrag (ähnlich eines „Transitabkommens“), der es den Pilgern ermöglichte, weiterhin die heiligen Stätten besuchen zu können.

4. Kreuzzug (1202-1204)

Um was ging es im 4. Kreuzzug?

Im Jahr 1198 rief Innozenz III. (etwa 1160-1216; Papst von 1198-1216) zum 4. Kreuzzug auf. Diese Kampagne führte allerdings nicht nach Jerusalem, sondern dieses Mal nach Ägypten.

Inzwischen war die ohnehin fragwürdige Idee der Kreuzzüge weitestgehend pervertiert. Das Streben nach Geld oder Gold, einhergehend mit Plünderungen und Totschlag auf Teufel komm heraus, hatte die ursprünglich religiösen Motive ad absurdum geführt.

Als das überwiegend aus französischen und venezianischen Söldnern zusammengesetzte Kreuzzugsheer auf dem Weg ins Heilige Land,

  • 1201 die Stadt Zara (Zadar/Südkroatien) und
  • 1204 Konstantinopel (Istanbul/Türkei)

niederwalzte, hatte Innozenz III. zuvor in später Einsicht zwar noch versucht, der Sache Einhalt zu gebieten, konnte aber nichts mehr beschicken.

Bedauerlich, denn die Zerstörung Konstantinopels, der Bastion gegen die Osmanen, führte in der Folge – so heißt es – letztlich zur endgültigen Spaltung der katholischen und orthodoxen Glaubensgemeinschaften.

Soviel zum 4. Kreuzzug …

5. Kreuzzüge (1212-1241)

Wie viele 5. Kreuzzüge gab es?

Die Angelegenheit ist verwirrend. Die Interpretationen in den Geschichtsbüchern gehen hier auseinander. Eine Einigung scheint nicht in Sicht. Was eine etwas längere Betrachtung an dieser Stelle erforderlich macht.

Fakt ist, dass es in der Tat zwischen dem 4. Kreuzzug (1202-1204) und dem offiziell als Nummer 6 festgelegten Kreuzzug (1248-1254) noch ein paar andere gab, deren Teilnehmer sich – statt unter der Fahne – unter dem Kreuz versammelten, um im Namen Christi gegen die vermeintlichen (moslemischen) Heiden ins Feld zu ziehen.

1209-1229: Was passierte beim "Albigenserkreuzzug"?

Im Jahr 1209 machte sich Papst Innozenz III. (1160-1216) für einen Kreuzzug gegen die Katharer, nach Albi, einer ihrer Städte, auch Albigenser genannt, in Okzitanien (Südfrankreich) stark.

Die Katharer waren Christen, setzten sich jedoch durch Glaubenstoleranz, Friedfertigkeit, Sittsamkeit und ihre schlichte, aufrechte Lebensweise deutlich von den Papstchristen ab. Das konnte der Kirche, dem Papst, nicht gefallen. Kurzerhand wurden die Katharer als vom rechten Glauben abfallend (Häretiker) und als Ketzer gebrandmarkt. Es galt, sie zu vernichten.

Also zogen etwa zehntausend (angeblich) rechtgläubige Rittersleute aus deutschen, französischen und österreichischen Landen im sogenannten Albigenserkreuzzug nach Okzitanien. Was während dieser Jahre in Südfrankreich von Christen Christen angetan wurde, lässt sich durchaus mit dem Begriff Genozid beschreiben.

1212: Warum wird der Kreuzzug "Kinderkreuzzug" genannt?

1212 machten sich tausende verblendete Kinder, Jugendliche und mehr oder weniger ungebildete Erwachsene, vornehmlich aus Deutschland und Frankreich, auf in Richtung Jerusalem. Dort kamen sie allerdings nie an. Bereits in Italien soll sich dieser – Kinderkreuzzug genannte – Marsch im Nichts verflüchtigt haben.

1217-1221: Wohin ging der "Kreuzzug von Damiette"?

Und dann ging es, im Kreuzzug von Damiette (1217-1221), mit Billigung der Kirche erneut gegen Jerusalem. Und damit gegen Saladins Bruder, Sultan al-Adil, der zu der Zeit Herrscher des Ayyubiden (muslimische Dynastie kurdischer Herkunft; hauptamtlich von Ägypten aus agierend) Reiches war.

Da die Belagerung Jerusalems erfolglos blieb, entschloss man sich, stattdessen den Ayyubiden in Ägypten den Marsch zu blasen. Zwar wurde die Stadt Damiette (Hafenstadt am Nildelta/Ägypten) eingenommen, aber die Absicht, en passant auch Kairo zu erobern, scheiterte kläglich. Die Kreuzfahrer mussten unverrichteter Dinge abziehen. 

1228-1229: "Kreuzzug Friedrichs II." - Ist das der "wahre" 5. Kreuzzug?

Der "wahre" 5. Kreuzzug, der als Kreuzzug Friedrichs II. in die Geschichtsbücher Eingang gefunden hat, hat von 1228-1229 stattgefunden.

Obwohl, hin und wieder wird auch der Kreuzzug von Damiette mit dem Friedrichs II. von Hohenstaufen in Verbindung gebracht. Andere dagegen halten des Staufers Kreuzzug für den 6. Expedition. Ziemlich verzwickt also, diese Kreuzfahrerei. Egal.

Der Stauferkaiser Friedrich II. hatte bereits 1215 Papst Innozenz III. seine Bereitschaft erklärt, an einem Kreuzzug teilnehmen zu wollen, sich aber nicht an sein Versprechen gehalten.

Gegenüber Papst Honorius III. (Papst von 1216-1227) erneuerte Friedrich 1225 zwar seine Zusage, verschob allerdings 1227 seine Abreise aufs Neue. Woraufhin ihn der nächste Papst, Gregor IX. (Papst von 1227-1241), in Acht und Bann legte.

Dessen ungeachtet, machte sich Friedrich endlich 1228 – ohne den Segen des Papstes – per Schiff auf nach Jerusalem. Aber, statt mit Waffengewalt, gelang es Friedrich auf diplomatischem Wege und in zähen Verhandlungen mit Sultan Al-Kamil Muhammad al-Malik, eine sowohl für Christen, als auch für Muslime tragbare Lösung zu finden.

Dieser 5. Waffengang, der Dank Friedrich keiner war, gilt als der friedlichste aller bisherigen und noch folgenden Kreuzzüge.

1239-1241: Warum wird der Kreuzzug "Kreuzzug der Barone" genannt?

Der Kreuzzug der Barone (1239-1241) wird so genannt, weil überwiegend Adlige aus England und Frankreich – ohne persönliche Mitwirkung ihrer jeweilig regierenden Machthaber – daran teilnahmen. Genau genommen bestand dieser Kreuzzug sogar aus zwei Unternehmungen.

Die erste unter Führung des

  • Grafen Theobalds von Champagne (1201-1253; ab 1234 König Theobald I. von Navarra) fand in den Jahren 1239/1240 statt.

Die zweite schloss sich nahtlos – 1240/1241 – daran an, und wurde angeführt von

  • Richard von Cornwall (1209-1272).

Erfolgreich waren die beiden letztlich deswegen, weil es ihnen gelang – unter Ausnutzung der Zwistigkeiten unter den Ayyubiden – schließlich ein Neutralitätsabkommen mit Sultan as-Salih Ayyub von Kairo zu schließen, das ihnen im Gegenzug einen nicht unerheblichen Geländegewinn im Heiligen Land einbrachte.

6. (1248-1254) und 7. (1270) Kreuzzug

Zu was führten der 6. und schließlich der 7. Kreuzzug?

Im Grunde genommen zu nichts.

Beide, angeführt von Ludwig IX. (1214-1270; ab 1226 König von Frankreich) und mit dem ausgerufenen Ziel, das von den Christen als Bedrohung empfundene muslimische Ägypten platt zu machen, erwiesen sich als Fehlschlag.

Im ersten Fall, dem 6. Kreuzzug, geriet das christliche Heer in einen Hinterhalt der Mameluken, und wurde vernichtend geschlagen. Ludwig geriet in Gefangenschaft, wurde gegen Zahlung eines Lösegelds aber bald wieder freigelassen.

Diese Niederlage nie verwindend, setzte Ludwig noch eins drauf und brach

  • 1270 ein zweites Mal – zum 7. Kreuzzug – auf,
  • landete im Juli d. J. mit seinem Heer in Karthago,
  • nahm es ein,
  • hatte aber die Rechnung ohne den Sultan von Tunis gemacht.

Der verweigerte sich allen Drohungen Ludwigs und tauchte einfach ab.

Langer Rede, kurzer Sinn: Es kam zu keinen weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Beulenpest raffte große Teile des Heeres und auch Ludwig selbst dahin.

Anmerkung

Als Militärsklaven türkischer und/oder kaukasischer Herkunft, dienten die Mameluken muslimischen Herrschern als Elitesoldaten, gründeten mit dem Sultanat von Dehli und Ägypten (1206-1526) aber auch eigene Dynastien.

Schlussbetrachtung

Was haben denn nun 200 Jahre Kreuzzüge bewirkt?

Sieht man einmal ab von Mord und Totschlag

  • sowohl von Seiten der Muslime, als auch der Kreuzfahrer,
  • von den in all den Jahren nicht ausgeräumten Rivalitäten zwischen Papst- und Kaisertum,
  • allgemeiner Unfähigkeit sowie
  • des Strebens nach Macht und Besitztümern des einen oder anderen führenden Heerführers,

wird den Protagonisten der Kreuzzüge heute durchaus auch eine gehörige Portion religiöser Motivation unterstellt, ohne die die Idee der Kreuzzüge – nämlich die heiligen Stätten in und um Jerusalem für die Christenheit zurückzugewinnen – keinesfalls über immerhin zwei Jahrhunderte aufrechtzuerhalten gewesen wäre.

Was aber blieb denn nun tatsächlich?

Ok – zum einen wurden die bereits zuvor schon bestehenden

  • Handelsbeziehungen (u.a. Stoffe, Teppiche, Gewürze) nachhaltig vertieft,

zum anderen trug ein sogenannter

  • Kulturtransfer des Orients (Kenntnisse der Medizin, Mathematik und Astronomie bis hin zur Übernahme arabischer Ziffern, des Schachspiels und sogar einer gewissen Wohnkultur)

maßgeblich zur Bildung des abendländischen Westens bei.

Außerdem entwickelten sich im Zuge der Kreuzzüge nicht nur die

  • Ritterorden der Johanniter,
  • der Templer und
  • des Deutschen Ordens,

sondern auch eine selbstbewusste bürgerliche Schicht in den Städten, die sich zunehmend selbst verwalteten und das Feudal- bzw. Lehnswesen schließlich überflüssig werden ließen.

Warum gilt der Fall der Stadt Akkon als das Ende der Kreuzzugsmanie?

Akkon, eine Stadt in Galiläa/Israel, galt 1291 als das letzte Bollwerk der Kreuzfahrer im Königreich Jerusalem.

Als es im Spätsommer 1290 zu einer unsinnigerweise von den Kreuzfahrern verursachten Gewaltorgie gegenüber muslimischen Kaufleuten kam, der Mamelukensultan Qalawun (1222-1290) daraufhin ergebnislos die Auslieferung der Täter forderte, gelang dessen Sohn und Nachfolger Chalil ( ??-1293) im Frühjahr 1291 – nach wochenlanger Belagerung Akkons – schließlich der Durchbruch.

Die Kreuzfahrer, unter Führung des Großmeisters des Templerordens Guillaume de Beaujeu (etwa 1243-1291), und mit ihnen die Einwohner der Stadt, hatten keine Chance. Die zahlenmäßig überlegenen Mameluken machten kurzen Prozess.

Nicht zimperlich, richteten sie unter den Ungläubigen ein wahres Blutbad an. Der Widerstand der Kreuzfahrerstaaten war gebrochen; die letzte wichtige christliche Bastion im Heiligen Land fiel zurück an die Muslime.

Mehr oder weniger freiwillig, räumten die als Franken bezeichneten Kreuzritter in der Folge auch die libanesischen Städte Tyrus, Sidon und Beirut. Die gut zweihundert Jahre andauernde christliche Herrschaft über die heiligen Stätten – und mit ihr die Kreuzzüge – hatten damit ihr wenig ruhmreiches Ende gefunden.

Exkurs

Was genau ist der "Deutsche Orden"?

"Deutscher Orden" wird eine Bruder-, oder auch Ritterschaft genannt, die anlässlich des 3. Kreuzzuges 1190 von Bremer und Lübecker Kaufleuten bei Akkon (Galiläa/Israel) gegründet wurde.

Ursprünglich sozusagen als Feldlazarett für verwundete und erkrankte Kreuzritter, Wallfahrer und andere Durchreisende gedacht, wurde aus der Idee, ein Krankenhaus in Jerusalem mit dem klangvollen Titel: „Brüder vom Hospital (Deutschen Haus) St. Mariens in Jerusalem“ zu schaffen, schon bald eine feste Institution. 

Zu Beginn des Jahres 1191 von Papst Clemens III. (??-1191) kurz vor dessen Tod unter kirchenstaatlichen Schutz gestellt, wandelte sich der Orden ab 1198 von einer rein karitativen Organisation, zu einem vorzugsweise auch militärisch ausgerichteten Ritterorden (nach dem Vorbild der Johanniter und Templer) mit Sitz in Akkon. Im Jahre 1199 wurde der Orden von Papst Innozenz III. (um 1160-1216) endgültig bestätigt, avancierte zum drittgrößten Ritterorden der Zeit, und entwarf ein schwarzes Kreuz auf weißem Mantel als äußeres Zeichen der Mitgliedschaft.

Ausbau

Mit Beginn des 13. Jahrhunderts begann der "Deutsche Orden" sein Tätigkeitsfeld zunehmend zu verlagern. In den Jahren bis 1300 entstanden Wirkungsstätten - zum Beispiel - auf Zypern, in Griechenland, Italien, Spanien und, schwerpunktmäßig, in Nordosteuropa (Baltikum, Polen, Preußen).

Aufstieg und Neuausrichtung

Seinen raschen Aufstieg und rasanten Erfolg, verdankte der Orden allerdings vornehmlich dem Goodwill und den stattlichen Privilegien, die der Stauferkaiser Friedrich II. dem vierten Hochmeister des Ordens, Hermann von Salza (etwa 1162-1239), angedeihen ließ.

Das freundschaftliche Miteinander honorierte der Orden mit der von Friedrich dringend benötigten Unterstützung seines Kreuzzuges 1128-1129. Nach einer Reihe weiterer Aktivitäten – unter anderem die Christianisierung der Preußen von 1232 bis 1249 im Namen und Auftrag Papst Gregors IX. (1167-1241) – zog sich der "Deutsche Orden" gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts aus dem Heiligen Land zurück, und suchte seine Zukunft nun endgültig im Ostseeraum.

Hinterlassenschaft

Hier, unweit von Danzig (Gdansk/Polen), entstand, etwa zwischen 1270 und 1300, die (wahrscheinlich) größte je in Europa aus Backstein errichtete (Ordens-)Burg, die, bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts, als Sitz der Hochmeister des "Deutschen Ordens" fungierte. 

Nach wechselvoller Geschichte und wechselnden Eignern (Schweden, Preußen, Polen, Preußen, Polen ...) über die Jahrhunderte hinweg, ist diese mächtige und beindruckende Wehranlage mit Konventhaus, trutzigen Türmen und einer Schlosskapelle, heute noch einen sich allemal lohnenden Besuch wert. 

Gegenwart

Den – auch  "Deutschritterorden", "Deutschherrenorden" oder "Kreuzritterorden" genannten – "Deutschen Orden" gibt es noch heute. Er nennt sich jetzt „Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“, ist, unter anderem, in Deutschland, Österreich, Tschechien und Slowenien vertreten, und widmet sich vorzugsweise wieder karitativen und bildungsorientierten Aufgaben. 

Autor:

Quellen:

  • "Friedrich Barbarossa" (Knut Görich/Verlag C.H. Beck, München)
  • "Friedrich II." (Olaf B. Rader/Verlag C.H. Beck, München)
  • "Kaiser, Ritter und Scholaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Deutsche Geschichte: Bd.1+2" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Die Zeit der Kreuzritter" (GeoEpoche 59/2013)
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