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Um was geht es eigentlich in der Oper (und dem Drama) „Don Carlos“?

Kurz gesagt: Es geht um Freiheit, Freundschaft, Staat, Politik, Kirche und Inquisition, Liebesverzicht aus Staatsräson, privat und politisch motivierte Intrigen, Verrat, Eifersucht sowie um ein gestörtes Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Philipp II. (König von Spanien) und Don Carlos (Infant/Kronprinz).

Das gilt für beide Werke.

Sowohl für das 1787 in Hamburg uraufgeführte so genannte „dramatische Gedicht in fünf Aufzügen“/„Don Carlos, Infant von Spanien“ von Friedrich Schiller (*1759/°1805) als auch für Giuseppe Verdis (*1813/°1901) 1867 in Paris uraufgeführter Oper „Don Carlos“.

Schauplatz

der Handlung ist der streng katholisch geprägte "Spanische Hof" Philipps II. zur Mitte des 16. Jahrhunderts.

Genauer: Der königliche Palast von Aranjuez (= Schiller); Fontainebleau/Frankreich (= 1. Akt in Verdis 1. Fassung in 5 Akten) bzw. im und um das Kloster San Jeronimo de Yuste (= Verdis 2. Fassung in 4 Akten unter Weglassen Fontainebleaus).

Unterschiede

Obwohl beide Werke in ihrer Handlung im Wesentlichen durchaus identisch sind, unterscheiden sie sich doch in wenigen weiteren Details.

So treten in Schillers Drama – unter einigen anderen mehr – der Beichtvater des spanischen Königs namens Domingo sowie der als fieser Charakter geschilderte Herzog von Alba auf, die in Verdis Oper so nicht vorkommen.

Stattdessen betritt bei Verdi verschiedentlich ein geheimnisvoller Mönch die Szene, der, so scheint’s, einen mystischen Zusammenhang mit Karl V. darstellen soll. Der wiederum spielt bei Schiller lediglich zum Ende des Stücks eine mehr oder weniger untergeordnete Rolle. Nämlich, als Don Carlos sich, verkleidet mit Mönchsgewand und in der Gestalt Karls V., ins Gemach der Königin schleicht. Sei’s drum!

Denn ohnehin stellen beide zwischen etwa dreieinhalb bis vier Stunden dauernden Werke in ihrer Komplexität erhebliche Anforderungen an Inszenierung, Regisseure, Schauspieler, Sänger und Zuschauer.

Die Protagonisten und ihre Befindlichkeiten

  • Don Carlos, Infant/Prinz von Spanien, hadert mit dem Verlust seiner Braut Elisabeth von Valois an den Vater (Philipp II.). Carlos’ Bestreben, ein Kommando über die spanischen Truppen in den abtrünnigen Niederlanden zu bekommen, wird vom Vater nicht ernst genommen, rigoros abgelehnt und - Affront! - stattdessen (bei Schiller) dem Herzog von Alba anvertraut. Das führt erst recht zu weiteren, schier unüberbrückbaren Spannungen zwischen Vater und Sohn.
  • Elisabeth von Valois, jetzt Königin und Stiefmutter, widersteht Don Carlos’ neuerlichem Werben, unterwirft sich der Staatsräson und wendet sich – trotz der ihr von Philipp im Verlauf der Handlung unterstellten Untreue – nicht von ihrem Gatten ab.
  • Philipp II., bekümmert und niedergeschlagen, hängt düsteren Gedanken nach, vermisst echte Freundschaften und versteht offenbar seinen widerspenstigen Sohn nicht mehr. Carlos verstrickt sich in wirklichkeitsfremde Träumereien, gerät dabei aber, dramaturgisch geschickt, in einen Strudel fataler Machtkämpfe, unerfreulicher Intrigen (u.a. die der Prinzessin von Eboli), Missgunst und Verrat.

Aber, der Struktur des Dramas sei’s gedankt, gibt es da ja noch die von Friedrich Schiller frei erfundene Figur des smarten

  • Marquis von Posa. Der ist nicht nur der beste Freund und Vertraute des Infanten und des „Dichters Sprachrohr seiner philosophisch-politischen Ideen von Freiheit“, sondern agiert gleichsam als Schlichter – man könnte auch sagen: Krisenmanager – zwischen den beteiligten Akteuren.

Die Story zusammengefasst – ein Versuch

Ursprünglich mit dem spanischen Infanten/Kronprinzen Don Carlos verlobt, wird Elisabeth von Valois (Tochter des französischen Königs Heinrich II. und Katharinas von Medici) im Zusammenhang mit den Friedensverhandlungen zwischen Spanien und Frankreich (Vertrag von Cateau-Cambrésis; 1559) aus politischen Gründen mit dessen Vater, Philipp II., König von Spanien, verheiratet.

Das, die Missbilligung des Sohnes gegen das harte Vorgehen Spaniens in den niederländischen Provinzen (hier: Flandern) sowie die offensichtlich zur Schau getragene mangelnde Wertschätzung des Vaters gegenüber dem Sohn, tragen nicht zum besseren Miteinander der Kontrahenten bei.

Es brodelt. Der Streit eskaliert. Don Carlos bedroht Philipp mit dem Degen. Nutzt nichts! Er wird verhaftet und eingesperrt. Sein Freund, Marquis von Posa, wird hinterrücks erschossen. Das führt zum Schluss.

Don Carlos verdächtigt den Vater, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. Als Carlos noch einmal die Gelegenheit bekommt, mit Elisabeth ein klärendes Gespräch über all die Geschehnisse zu führen, werden beide von Philipp überrascht ...

Bevor der Vorhang fällt

Zum Schluss der verwickelten, aber doch auch spannenden Geschichte, wird, wie gesagt, Marquis von Posa hinterrücks erschossen und Don Carlos – bei Schiller – vom Vater an die Inquisition ausgeliefert.

Verdi dagegen konnte sich nicht entscheiden und hat gleich drei Schlussfassungen geliefert:

  • ein als Karl V. auftretender geheimnisvoller Mönch zieht Don Carlos „von der Bühne“, um ihn vor einer Verurteilung zu bewahren;
  • Don Carlos wird auch bei Verdi der Inquisition zugeführt;
  • Don Carlos tötet sich selbst.

Nun denn! Ob die Geschichte heute in vier, fünf Akten oder einem Mix aus beidem und mit welchem Schluss zur Aufführung kommt, ist abhängig von der jeweiligen Inszenierung der Opernhäuser ...

PS

Obwohl es, wie allgemein bekannt,

  • Karl V. (*1500/°1558),
  • Philipp II., König von Spanien (*1527/°1598),
  • Don Carlos (*1545/°1568),
  • Elisabeth von Valois (*1545/°1568),
  • Ana de Mendoza y de la Cerda (*1540/°1592) als Prinzessin von Eboli sowie den
  • spanischen Feldherrn Don Fernando Àlvarez de Toledo (*1507/°1582), dargestellt als Herzog von Alba,

wirklich gegeben hat, hat aber die Geschichte sowohl im Drama als auch in der Oper lediglich einen vagen Realitätsbezug zu historischen Begebenheiten.

Zwar war Don Carlos heiratspolitisch tatsächlich einmal Philipps II. Ehefrau (Elisabeth von Valois) zugedacht, aber es ist kaum vorstellbar, dass das mit dem psychisch und physisch hinfälligen Kronprinzen geklappt hätte.

Auch der in der Handlung vorgetragene heroische Anspruch des („in echt“) mit Dreiundzwanzig verstorbenen Infanten, eine Führungsrolle in der Niederwerfung der aufständischen Flamen übernehmen zu wollen, ist demnach ebenfalls frei erfunden ...

Quellen:

  • Knaurs Großer Opernführer (Droemer Knaur/1983)
  • Reclams Oper/Operettenführer
  • Reclams Schauspielführer
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