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Die Ottonen bis zu Heinrich I. dem Vogler

Warum wurden die Ottonen auch Liudolfinger genannt? Wer war der Vater von Heinrich I.? Und warum hatte Heinrich I. den Beinamen "der Vogler"? Diese und weitere Fragen möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Voraus geschickt

Karolinger, Konradiner, Ottonen – wer folgte auf wen?

Karolinger

Karl dem Dicken (876-888), Sohn Ludwigs des Deutschen (806-876) und Arnulf von Kärnten (850-899) war es zwar gelungen, das fränkische Reich kurzfristig wieder zu vereinen, allerdings hatten ihre Bemühungen keinen nachhaltigen Bestand. Mit dem Hinscheiden Ludwigs dem Kind (893-911) im Jahre 911, war die Dynastie der Karolinger dann sozusagen Geschichte. 

Konradiner

Die aus dem karolingischen Frankenreich entstandenen fünf, von Adelsfamilien regierten, Königreiche waren:

  • West- und Ostfranken,
  • Hoch- und Niederburgund sowie
  • Italien.

Die Konradiner waren ein westfränkisches Adels- und Herrschergeschlecht. Der Name ist abgeleitet von den zwei Konrads:

  • Konrad dem Älteren (??-906), Graf diverser Grafschaften und  
  • Konrad dem Jüngeren (881-918), gleichnamiger Sohn des Älteren

In Ostfranken, bestehend aus den Stammesherzogtümern Franken, Sachsen, Bayern und Schwaben, war – wie gesagt – Ludwig das Kind verstorben. Ein Nachfolger musste her. Zwei Kandidaten standen zur Debatte:

  • Karl (III.) der Einfältige (879-929) aus dem Haus der inzwischen mehr oder weniger bedeutungslos gewordenen Karolinger und eben
  • Konrad der Jüngere.

Das herzögliche Wahlkomitee entschied sich für Letzteren. Der Konradiner wurde 911 in Forchheim zum König des Ostfränkischen Reiches gewählt. In seinen sieben Regierungsjahren kämpfte er nicht nur innenpolitisch gegen die Stammesfürsten, sondern außenpolitisch auch noch gegen die Ungarn. In beiden Fällen blieb er mehr oder weniger glück- und erfolglos.

Als Konrad 918 sein Ende nahen fühlte, soll er (angeblich) seinen Bruder Eberhard gebeten haben, auf die Nachfolge zu verzichten und stattdessen dem Liudolfinger Heinrich I. die Königswürde anzutragen.

Ottonen

Mit der auf Konrad folgenden Herrschaft der Ottonen, verlor die Familie der Konradiner zunehmend an politischer Bedeutung. Etwa zur Mitte des elften Jahrhunderts war es mit ihnen vorbei. Das Herrscherhaus starb aus. Auch mangels Nachwuchs. 

Mit ihnen, den Ottonen, ging erstmals der Begriff "Reich der Deutschen" einher. So gilt Otto I. der Große in der Geschichtsschreibung als "Urvater der Deutschen".

Herrschergeschlecht

Von wann bis wann herrschten die Ottonen?

Von 919 bis 1024!

Bereits zur Zeit der Karolinger gab es (nieder-)sächsische Herzöge. Als der letzte ostfränkische Karolinger, Ludwig (IV.) das Kind, 911 verstarb, und der Herzog von Franken aus der Familie der Konradiner, Konrad I. der Jüngere, glücklos agierte, wurde nach dessen Tod 918 der Luidolfinger

  • Heinrich I. der Vogler, Sohn des (nieder-)sächsischen Herzogs Luidolf, 919 zum König gewählt.

Auf Heinrich folgten:

Da Otto III. kinderlos verstarb, setzte sich im üblichen Nachfolgehickhack sein Cousin Heinrich II. der Heilige (etwa 973/978-1024) aus der bayerischen Nebenlinie der Ottonen durch. Mit Heinrich II. dem Heiligen endete dann 1024 die über einhundertjährige Regentschaft der Ottonen.

Herkunft Heinrichs I.

Wer war Heinrich I., der Vogler (etwa 876-936)?

Heinrich I., aus dem (nieder-)sächsischen Adelsgeschlecht der Luidolfinger, gilt als erster König der Ottonen! 

Seine Familie hatte es – durch Wohlverhalten während und, im Besonderen, nach Karls des Großen Sachsenkriegen (772-804) – nicht nur in den Adelsstand geschafft, sondern im west- und nördlichen Harzvorland auch zu nicht unerheblichem Grundbesitz gebracht.

Sachsen

Wenn im Zusammenhang mit dem Mittelalter von Sachsen die Rede ist, hat das nichts mit dem heutigen Bundesland, dem Freistaat Sachsen, zu tun. Unter den Sachsen zu Zeiten Karls des Großen sowie auch der Liudolfinger/Ottonen, sind vielmehr die Vorfahren der heutigen Niedersachsen zu verstehen. Die Stämme der (Nieder-)Sachsen lebten seinerzeit – weit gefasst – im Nordwesten der heutigen Bundesrepublik und im östlichen Teil der heutigen Niederlande.

Fakt oder Legende

Im Jahre 912 wurde Heinrich Herzog von Sachsen und dann, 919, in Fritzlar zum König des Ostfrankenreichs gekürt. Und zwar mit Zustimmung des kurz zuvor verstorbenen letzten Frankenkönigs Konrad I. Der hatte nämlich (angeblich) – wie bereits weiter oben erwähnt – im Vorhinein, da soll er schon auf dem Sterbebett gelegen haben, seinem Bruder Eberhard das Versprechen abgenommen, Heinrich zu seinem Nachfolger zu erheben.

Ob sich nun diese Geschichte mit Konrad, Eberhard, Heinrich und dem Sterbebett tatsächlich so zugetragen hat, weiß man nicht genau. Kann sein, kann auch nicht sein.

Herrschaftsantritt

Wurde Heinrich I. als König akzeptiert?

Nicht von gleich auf jetzt! Zu Beginn schien den Zeitgenossen seine Regentschaft irgendwie befremdlich. Denn immerhin wurde da 919 jemand König in einem Gebiet, das zuvor Teil des Frankenreichs unter den Karolingern gewesen war.

Und zu allem Überfluss war der Mann auch noch weder Franke noch Karolinger, sondern aus (nieder-)sächsischem Adel. Also einem Volksstamm, der sich anfangs – unter anderen – unter dem Sachsenherzog Widukind vehement gegen Karls des Großen Christianisierung gestemmt, dann aber anders entschieden hatte und, wegen seiner Unterstützung Karls des Großen im Zuge von dessen Sachsenkriegen, zu adeligen Pfründen gekommen war.

Schwaben und Bayern

Jetzt, nach Heinrichs Wahl zum "ersten deutschen" König, opponierten im Besonderen noch die Schwaben und Bayern gegen ihn.

Die Anerkennung des Schwabenherzogs Burkhard/Burchard II. (um 884-926) und des Gegenkönigs Arnulf I. von Bayern (??-937), erlangte Heinrich erst durch seine erfolgreich abgeschlossenen Auseinandersetzungen. Bayern mit diplomatischen Mitteln, Schwaben mit militärischen. Trotz dieses Schlagabtausches betraute Heinrich später aber beide später dennoch mit wichtigen und bedeutenden Ämtern.

Kampfhandlungen und Eroberungen

Wer sorgte in Heinrichs I. Reich für erhebliche Unruhe?

Das waren die Ungarn/Magyaren, die vorzugsweise die vier Herzogtümer Schwaben, Bayern, Franken und Sachsen des ostfränkischen Reiches okkupierten.

Zur Zeit Heinrichs waren das Reiterhorden, die gegen Ende des 9. Jahrhunderts – aus Russland kommend und sich unter ihrem Anführer Àrpád (etwa 850-907) im heutigen Ungarn festsetzend – raubend, plündernd und mordend über das seinerzeitige Europa herfielen.

Verwandte Völker der Magyaren waren die bereits aus der Antike bekannten

  • Skythen,
  • die im 4. und 5. Jahrhundert in Europa einfallenden zentralasiatischen Hunnen sowie die
  • Awaren, ebenfalls aus Zentralasien kommend.

Exkurs 1

Was hatte Heinrich I. mit Wenzel von Böhmen zu tun?

Im Grunde genommen nicht wirklich viel. Und doch hatte Wenzel in seiner Funktion als sogenannter "weltlicher" Herzog, wenigstens einmal mit seinem (nieder-)sächsischen Gegenpart, dem Luidolfinger Heinrich I. dem Vogler, zu tun. Mehr oder weniger indirekt.

Heinrich I. hatte, etwa um 929 herum, den Aufstand der Elbslawen zu seinen Gunsten entscheiden können, und hätte durchaus einen Gegenschlag seitens des Herzogs Wenzel erwarten können. Der, dieser Gegenschlag, blieb aber aus. Wenzel hatte sich nach der Niederlage flugs nach Prag zurückgezogen und sich Heinrich, dem König des Ostfrankenreichs, bedingungslos unterworfen. Thema erledigt.

Wer war Wenzel von Böhmen?

Wenzel von Böhmen (etwa 908-929/935?) war Herzog und Heiliger zugleich.

Allerdings fast alles, was über ihn bekannt ist, stammt zum einen aus der Vielfalt von Legenden, die sich um ihn gebildet haben sowie zum anderen aus der Hinterlassenschaft des Geschichtsschreibers Widukind von Corvey. Wenzel stammte demnach aus einem böhmischen Fürstengeschlecht aus der Gegend um Prag herum, den Premysliden.

Mit Dreizehn oder Vierzehn, also etwa um 921/922 wurde er zum Fürsten erhoben. Drei, vier Jahre später übernahm er dann die Herrschaft in Eigenregie. Vehement setzte er sich für die

  • Christianisierung seines Herrschaftsbereiches und gegen den vorherrschenden heidnischen Glauben ein,
  • holte Mönche ins Land,
  • kümmerte sich um Verwaltungsfragen und hatte durchaus die Einsicht,
  • dass eine gut gerüstete und bestens durchorganisierte Kampftruppe Sinn macht.

Schutzpatron

Um Wenzel soll, nach seiner Ermordung durch seinen Bruder Boleslav, – nimmt man die Legenden für bare Münze – geradezu ein Kult entstanden sein. Denn, beigesetzt in der Wenzelskapelle des Veitsdomes in Prag und bereits um 970 zum "Heiligen Wenzel" erklärt, avancierte er im Laufe der Zeit zum Schutzheiligen Böhmens (heute: Tschechiens).

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der ehemalige Ross- bzw. Pferdemarkt in Prag in Wenzelsplatz umbenannt und ab Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Reiterstatue des tschechischen Schutzpatrons ausgeschmückt.

Seine Grabstätte in der St.-Veits-Kirche in Prag wurde zum Wallfahrtsort und im Jahr 2000 erklärte Tschechien seinen Todestag, den 28. September, zum Feiertag.

Die Causa Lothringen

Persönliches Lebensumfeld

Wie oft war Heinrich I. verheiratet?

Zweimal.

Das erste Mal mit der Tochter eines angesehenen und vermögenden Grafen aus Merseburg (Sachsen-Anhalt) namens Hatheburg. Für Hatheburg war es bereits die zweite Ehe. Zwischen ihren beiden Ehen wirkte sie als Nonne im Kloster.

Dieser Tatbestand missfiel den kirchlichen Amtsträgern:

  • Die Ehe mit Heinrich wurde annulliert,
  • Hatheburg zurück ins Kloster geschickt,
  • der gemeinsame Sohn Thankmar Jahre später mit knapp vierzig Jahren auf der Eresburg erschlagen,
  • das in die Ehe gebrachte Vermögen Hatheburgs allerdings von Heinrich einbehalten.

Die zweite Gattin Heinrichs war Mathilde von Ringelheim (895-968). Tochter eines sächsischen Grafen und ebenfalls gut betucht.

Von Mathilde, die er 909 geehelicht hatte, bekam Heinrich fünf Kinder:

  • die Töchter Gerberga und Hadwig sowie die
  • Söhne Otto (Kaiser Otto I. der Große),
  • Heinrich (Herzog von Bayern) und
  • Brun (Erzbischof von Köln).

Erbschaftsregelung

Was ist unter Heinrichs I. "Hausordnung" zu verstehen?

Heinrich I. hatte – durchaus unüblich zu einer Zeit, in der Herrschaftsbereiche in der Nachfolgeregelung bis dahin immer unter allen legitimen Söhnen aufgeteilt wurde – lediglich seinen erstgeborenen Sohn Otto, den er für den Qualifiziertesten hielt, zu seinem Nachfolger bestimmt.

Mit einem darüber hinaus von Heinrich bereits zu Lebzeiten verfassten Urkundentext, schuf er gleicherweise eine Rechtsgrundlage für die Versorgung seiner Gemahlin Mathilde.

Und, im Beisein hoher Würdenträger aus Staat und Kirche sowie seines Sohnes Otto (I), ließ Heinrich 929 seine Weisung, die, wie gesagt, auch seinen erstgeborenen Sohn Otto zu seinem Nachfolger einschloss, in Quedlinburg sozusagen für rechtskräftig erklären.

Wissenschaftlich wird Heinrichs Urkunde mit dem Begriff "Hausordnung" belegt. Oder, anders ausgedrückt: Mit der in seiner Urkunde festgehaltenen Erbschaftsverfügung für Mathilde "ordnete Heinrich sein Haus".

Tod und Hinterlassenschaft

Wo starb Heinrich I. – und was hat er hinterlassen?

Als Heinrich 936 in der Kaiserpfalz Memleben (Sachsen-Anhalt) verstarb und in Quedlinburg (Landkreis Harz/Sachsen-Anhalt) beigesetzt wurde, hinterließ er ein über alle deutschen Stämme geeintes Reich.

Heinrich I. gilt heute nicht nur als Begründer der sächsischen Königsdynastie und als "erster deutscher König", sondern im weitesten Sinne auch als Vorbereiter des späteren Heiligen Römischen Reiches (Deutscher Nation).

Wo sind heute (angeblich) noch Spuren Heinrichs I. zu finden?

Mindestens vier bis fünf Orte nehmen heute für sich in Anspruch, den Ort ausgemacht zu haben, wo – der Ballade des österreichischen Dichters Johann Nepomuk Vogl (1802-1866) nach – der gute Heinrich vorzugsweise gesessen haben und seinem Hobby nachgegangen sein soll.

Zwei dieser Orte sind zum Beispiel:

  • Pöhlde bei Herzberg im Harz, wo die Reste einer Burganlage mit dem Hinweis: "König Heinrichs Vogelherd" zu besichtigen sind sowie in
  • Quedlinburg, wo der "Finkenherd" (darunter ist der mit Fachwerkhäusern bestückte Weg vom Schlossplatz zur Altstadt plus des kleinen Hauses Nr. 1 gleichen Namens zu verstehen) als der Ort festgemacht wird, an dem Heinrich seine Vogelnetze ausgespannt haben soll.

Beide Orte verweisen darauf, dass Heinrich I. dort nicht nur seine Vogelfallen aufgestellt hat, sondern ihm 919 an dieser Stelle (angeblich) von heranreitenden Boten des Konradiners und Ostfrankenkönigs Konrad I. auch die Königswürde angetragen worden sein soll. Was schon aber schon deshalb nicht wirklich stimmen kann, weil Konrad bereits 918 verstorben war …

Residenz

Quellen:

  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
  • "Deutsche Geschichte" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Die deutschen Cäsaren" (S, Fiscxher-Fabian/Droemer Knaur Verlag)
  • "Quedlinburg: Der Stadtführer" (Wolfgang Hoffmann/Schmidt-Buch-Verlag)
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