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Ottonen: Heinrich II. der Heilige, wer war das?

Wer waren Heinrich II. der Heilige und Kunigunde von Luxemburg? Wann wurde Heinrich II. Kaiser, und wann Heiliger? Was hat es mit der "heiligen Lanze" auf sich? Was hatte Heinrich in Polen zu tun? Wie war Heinrichs Verhältnis zu Italien und zur Institution Kirche? Fragen, die wir in diesem Beitrag beantworten wollen.

Kurzbiografie

Woher stammte Heinrich II. "der Heilige"?

Heinrich II. (973-1024) war der

Mit anderen Worten: Heinrich stammte aus der Dynastie der Ottonen, die ursprünglich allerdings Liudolfinger waren. Die Bezeichnung Ottonen, ist auf die drei Ottos, also auf den I. den Großen, den II. und Otto III., zurückzuführen.  

Heinrich war, als Heinrich IV., Herzog von Bayern,

  • wurde 1002 – als Nachfolger Ottos III. – König des Ostfränkischen Reiches,
  • fungierte dann, ab 1004, auch als König von Italien und wurde schließlich
  • 1014 von Papst Benedikt VIII. (980-1024) zum römisch-deutschen Kaiser (Heinrich II.) gekrönt.

Das blieb er bis zu seinem Tod. Beigesetzt wurde Heinrich im  Kaiserdom in Bamberg. Im dort noch heute zu besichtigenden Hochgrab, soll auch seine Gattin Kunigunde von Luxemburg (980-1133) ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Beide, Heinrich und Kunigunde, wurden viele Jahre später heilig gesprochen. Heinrich 1146 von Papst Eugen III. (Papst von 1145-1153), Kunigunde 1200 von Papst Innozenz III. (1160-1216).

Da seine Ehe mit Kunigunde von Luxemburg kinderlos blieb, also niemand da war, der in seine Fußstapfen hätte treten können, war Heinrich II. somit der vorletzte kaiserliche Sachsenspross aus dem Geschlecht der Ottonen. Sein Nachfolger wurde Konrad II. (990-1039) aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der Salier.

Gute einhundert Jahre später, wurde dann nochmals ein Sachse deutsch-römischer Kaiser. Das war Herzog Lothar III. von Supplinburg (1075-1137), der 1025 deutscher König und 1133 als Lothar III. als definitiv letzter Sachse zum Kaiser gekrönt wurde. 

Ausbildung & Persönlichkeit

Wo und von wem wurde Heinrich II. sozialisiert?

Zunächst von seiner Mutter Gisela, einer Tochter König Konrads III. von Burgund sowie dem Bischof Abraham von Freising.

Vermutlich um 978/979 herum, wurde Heinrich auf Veranlassung Ottos II. (955-983) – der zeitgleich den Vater des Jungen, Heinrich den Zänker, in die Utrechter Haft geschickt hatte – auf die Domschule in Hildesheim gebracht.

Alles deutete darauf hin, dass Heinrich eigentlich für eine geistliche Karriere vorgesehen war. Nochzumal, etwa ab Mitte der achtziger Jahre des 10. Jahrhunderts, seine Ausbildung von Bischof Wolfgang von Regensburg und Abt Romwold des Benediktinerklosters St. Emmeran fortgeführt wurde.

Aber, wie bekannt, kam es anders – 1002 wurde Heinrich König und 1014 Kaiser des "Heiligen Römischen Reiches".

Was war Heinrich II. der Heilige für ein Typ?

Heinrich, geprägt durch nicht immer vergnügliche Kindheitserinnerungen zu Zeiten der Verbannung des Vaters (Heinrich des Zänkers), häufig kränkelnd und von Geburt an hinkend, galt und gilt als nüchterner, realistisch denkender und unermüdlich arbeitender König und Kaiser.

Er war – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Otto III. – weniger der phantasiebegabte, draufgängerische, konfliktfähige und kämpferische Typ, als mehr der kluge, diplomatisch agierende "Hüter des Reiches".

Zwar wirkte der bodenständige Heinrich weitestgehend vermittelnd und ausgleichend, war aber – bei aller Frömmigkeit – in gewisser Weise auch mit allen Wassern gewaschen und, wenn nötig, mit einer dem Anlass gebietenden Durchsetzungsfähigkeit und Härte ausgestattet.

Alles in allem: Heinrich II. war nicht so sehr der Charismatiker, sondern mehr das, was heutzutage mit dem Begriff Macher belegt wird.

Bund fürs Leben

Wer war Kunigunde von Luxemburg?

Der Überlieferung nach, muss Kunigunde so etwas wie der gute Mensch an der Seite Heinrichs gewesen sein.

Wenige Wochen nach Heinrichs Königskrönung 1002 in Mainz, wurde auch Kunigunde zur Königin gekrönt. In Paderborn. Während der Herrschaftsjahre ihres Gatten, dem sie ihr Leben lang in liebevoller Zuneigung verbunden blieb, beteiligte sie sich aktiv an Heinrichs Staatsgeschäften, die sie – sowohl während dessen politisch bedingter Abwesenheiten, als auch nach Heinrichs Tod – in Eigenregie fortführte.

Mit ihrem Ehemann teilte Kunigunde das Engagement in kirchlichen Belangen, widmete sich aufopfernd den Armen und den vom Leben Benachteiligten, war an der Einrichtung zahlreicher wohltätiger Stiftungen beteiligt und hat maßgeblich an der Gründung des Bistums Bamberg mitgewirkt.

Nach Heinrichs II. Tod, ging Kunigunde als Nonne in das von ihr gegründete Benediktinerinnenkloster in Kaufungen, entsagte der Welt, lebte in Bescheidenheit sowie ohne jeden Dünkel bis zu ihrem Tod. Vermutlich im Jahre 1033. Vielleicht auch ein paar Jahre später. Genaues ist nicht bekannt.

Wegen ihrer einwandfreien Lebensführung sowie ihrer Mildtätigkeit, wurde Kunigunde um 1200 von Papst Innozenz III. (1161-1216) heilig gesprochen.

Der Legende zur Folge, soll Kunigunde angeblich Ehebruch begangen haben. Legende hin, Legende her – Kunigunde entkräftete diesen Vorwurf, indem sie sich

  • den Anschuldigungen stellte,
  • über glühende Pflugscharen lief – und dabei
  • vollkommen unbeschadet blieb ...

Waren Heinrich II. und Kunigunde von Luxemburg ein glückliches Paar?

Der Überlieferung zur Folge – ja, durchaus! Beide waren nicht nur sehr gebildet, sondern ergänzten sich auch aufs Trefflichste in ihrer Frömmigkeit.

Geheiratet wurde, so wird berichtet, um das Jahr 1000 herum. Da war Heinrich – zu dem Zeitpunkt noch als Heinrich IV. Herzog von Bayern – etwa siebenundzwanzig, Kunigunde von Luxemburg zwanzig Jahre alt.

Als so genannte Morgengabe, erhielt Kunigunde am Tag nach der Hochzeit die Burg Bamberg samt Marktgemeinde zum Geschenk.

Glaubt man den aus der Zeit erhaltenen Urkunden, lassen Sätze wie zum Beispiel:

  • „… vielgeliebte Gemahlin und Mitregentin …“

oder auch

  • „… der verehrten Hausfrau und Kaiserin, die wir zwei sind in einem Fleisch …“ ,

fraglos den Schluss zu, dass die Beiden in jeder Beziehung ein Herz und eine Seele waren.

Dennoch, die Ehe blieb kinderlos.

Wie auch immer! Die lebenslange gegenseitige Zuneigung, fand dann folgerichtig im von Heinrich 1004 initiierten Bamberger Dom ihren Abschluss. Heute befindet sich die Grablege des Kaiserpaares, so wird gesagt, im 1513 von Tilman Riemenschneider vollendeten marmornen Sarkophag.

Karrieresprung

Wie, wann und wo wurde Heinrich IV. (II.) zum König gekrönt?

Das Wie war zäh. Heinrich hatte damit zu tun, sich gegen Zweifler, Nörgler und die potentiellen Gegenspieler Ekkehard von Meißen und Hermann von Schwaben durchzusetzen. Das Wann dauerte – nach Ottos III. Tod im Januar 1002 – noch ein knappes halbes Jahr.

Das Wo, Mainz, erreichte Heinrich dann Ende Mai, Anfang Juni 1002. Trotz des Versuchs Herzog Hermanns von Schwaben, Heinrich kurz vor der Stadt mit seinem Heer übel wollend aufzulauern. Der Plan misslang allerdings, weil es Heinrich und seiner Truppe gelang, sich an Hermanns Armee ungesehen vorbeizumogeln. Endlich angekommen in Mainz, konnte die Krönung starten.

Die Zeremonie fand am 6. Juni 1002 statt, und wurde vom Mainzer Erzbischof Willigis vorgenommen. Kunigundes Krönung, ebenfalls durch Erzbischof Willigis, erfolgte ein paar Wochen später. In Paderborn.

Was ging Heinrichs II. Königskrönung voraus?

Überzeugungsarbeit, Diplomatie – und der Zufall!

  • So stellte Heinrich den Sachsen die Wahrung ihrer Rechte in Aussicht,
  • den Thüringern erließ er den von den Merowingern eingeführten Schweinezins,
  • der Markgraf Ekkehard von Meißen wurde, zufällig und wenig ritterlich, von den Thüringern im Harz ermordet,

und, welch günstiger Umstand,

  • Herzog Hermann von Schwaben stand dadurch plötzlich ohne seinen verbündeten Kompagnon da.

Hermanns Traum vom Thron war damit ausgeträumt.

Schließlich, auch die Lothringer hatten ihr Einverständnis signalisiert, ließ Heinrich sich von seinen bayerischen und fränkischen Anhängern zum König wählen und wenig später, Anfang Juni 1002, von Erzbischof Willigis salben und krönen.

Hermann von Schwaben warf das Handtuch. Heinrich zeigte sich entgegenkommend. Generös verzieh er seinem Exkonkurrenten. Das Verhältnis zueinander entspannte sich.

Initiator und Bauherr 

Welchen Bezug hatte Heinrich zu Bamberg?

Nachzulesen in alten Urkunden ist, dass Heinrich ein ausgeprägtes Faible für Bamberg hatte. Um nicht zu sagen, er scheint – angeblich schon von Kindesbeinen an – schlicht und einfach vernarrt in das gewesen zu sein, was Bamberg zu seiner Zeit darstellte: Nämlich lediglich eine Siedlung, eine sogenannte Marktgemeinde, die sich unterhalb und im Schutz einer Burg zu entwickeln begann.

Diese Burg wird dem Adelsgeschlecht der Babenberger zugeschrieben, und wird 903 in der Chronik eines gewissen Herrn Regino, der – sozusagen als Kriegsberichterstatter – über die Fehde der Konradiner und Babenberger berichtete, als „Castrum Babenberch“ erstmals erwähnt.

Im Zuge dieser Auseinandersetzung haben die Babenberger ihre Burg verloren. Ihr Besitz, einschließlich der Burg, fiel an Ludwig IV. das Kind (893-911) und blieb bis zu Otto II. in Königshand.

Der allerdings, also Otto II., vermachte die Gegend 973 seinem Cousin Heinrich II. von Bayern dem Zänker. Als der Zänker 995 verstarb, erbte dessen Sohn Heinrich IV. (II.) von Bayern die Burg und die Landschaft drum herum.

Kaum zum König des Ostfrankenreichs gekrönt (1002), ließ Heinrich auf dem Burghügel eine Kirche, einen Dom, errichten. Zuvor allerdings musste der Bischof von Würzburg, zu dessen Diözese das Gelände gehörte, überzeugt werden. Die Gespräche und Verhandlungen zogen sich hin. Endlich, 1007, hatte er den Würzburger samt einer Reihe weiterer Entscheidungsträger weich geklopft. Heinrich konnte das Bistum Bamberg gründen.

Die Fertigstellung und Einweihung des Domes, fand dann 1012 in einem feierlichen Festakt statt.

Prävention

Was veranlasste Heinrich IV. (II.), sich mit Polen anzulegen?

Weil die Ostgrenze sozusagen die Achillessehne des Reiches war. Unzufriedenheit mit sowie gelebter Aufruhr gegen die führende Rolle und Dominanz des fränkischen Anrainers, hatte sich schon seit Jahren in der Gegend zwischen Elbe und Oder breitgemacht.

Nach dem Tod Ottos III., der sich als Freund und Protegé des polnischen Herzogs Boleslaw (967-1025) verstanden hatte, nutzte der gute Mann nun den Machtwechsel zu Heinrich II., annektierte Teile des östlichen Reichsgebietes und trug sich mit der Absicht, ein alle Westslawen umfassendes Reich zu gründen.

Das konnte Heinrich II. sich verständlicherweise nicht bieten lassen. In drei großen und mehreren kleinen Feldzügen ging er gegen Boleslaw vor. Die kriegerischen Auseinandersetzungen dauerten, mit Unterbrechungen, von 1004 bis 1017/18. Zwar gewann Heinrich die eine oder andere Schlacht, erreichte 1013

  • einen in Merseburg geschlossenen – von Boleslaw allerdings nicht gehaltenen – Zwischenfrieden,
  • schloss ein Bündnis mit dem russischen Großfürsten Jaroslaw von Kiew, um Polen strategisch in die Zange zu nehmen (was aber auch nicht so recht gelang),
  • konnte aber diesen über Jahre dauernden Krieg letztlich doch nicht eindeutig für sich entscheiden.

Endlich, die Initiative dazu soll von Boleslaw ausgegangen sein, kam es 1018 zum Frieden von Bautzen.

Womit hat Heinrich II. seine Zeitgenossen empört?

Mit seiner Entscheidung, während der militärisch schwierigen Auseinandersetzungen mit dem polnischen Herzog Boleslaw, ein Bündnis mit den

  • heidnischen Elbslawen,
  • den Stämmen der Redarier und
  • den Liutizen/Lutizen aus der Gegend des heutigen McPom und Brandenburgs,

einzugehen, hatte die im christlichen Glauben aufgehenden Zeitgenossen schockiert.

Für Heinrich II. war das ein Mittel zum Zweck.

Als Gegenleistung für die Unterstützung im Kampf gegen die Polen, verschonte Heinrich die vom Christentum ohnehin nicht zu überzeugenden Elbslawen vor weiterer Missionierung. Und gerade das wurde ihm übel genommen, hatte Heinrich doch als König und zu erwartender zukünftiger Kaiser die verdammte Pflicht, den christlichen Glauben zu verbreiten und zu verteidigen.

Da aber das Mittel den Zweck heiligt, blieb Heinrich von der allgemeinen Empörung unbeeindruckt. Er ging sogar soweit, auch diejenigen seiner Kampftruppe zu bestrafen, die bei instinktlosen und wenig rücksichtsvollen Zerstörungen heidnischer Kultstätten und/oder Kultobjekte erwischt wurden.

Alles in allem mag die Einbeziehung dieser gottlosen Bundesgenossen zu einiger Verwirrung im Reich geführt haben, geschadet hat dieses unkonventionelle Vorgehen Heinrich allerdings weder mittel- geschweige denn langfristig.

Italien, Päpste und Kaiserkrönung

Wie oft war Heinrich II. in Italien – und warum?

Abgesehen von jenen Tagen des Jahres 1000, als Heinrich – noch als Herzog von Bayern – seinen in die Engelsburg geflüchteten Vetter Otto III. freigekämpft hatte, zog Heinrich dreimal nach Italien.

Zwei Jahre nach Regierungsübernahme, 1004, unterstützte er anlässlich seines ersten Italienaufenthalts eine Handvoll

  • lombardischer Bischöfe gegen den Markgrafen Arduin von Ivrea,
  • wurde vom Mailänder Erzbischof Arnulf II. zum König von Italien gekürt und
  • bot damit den Anlass zur fast vollständigen Zerstörung Pavias.

Heinrichs zweitem Zug nach Italien, 1014, lagen wieder einmal – was auch sonst – die Querelen um den Papstthron zugrunde.

Nach einer Reihe von Päpsten und einem Gegenpapst, wie

  • Johannes XVII. (Papst von Mai bis November 1003),
  • Johannes XVIII. (Papst von 1003-1009),
  • Sergius IV. (Papst von 1009-1012) und
  • Gregor VI. (Gegenpapst für wenige Wochen in 1012),

setzte Heinrich schnell entschlossen den aus der Familie der Tusculaner stammenden und reichstreuen

  • Benedikt VIII. (Papst von 1012-1024) durch.

Der fand das toll, krönte Heinrich II. im Februar 1014 zum Kaiser – und die Gattin Kunigunde gleich mit. Jetzt gab es nicht nur einen Kaiser, sondern auch eine Kaiserin des "Heiligen Römischen Reiches".

Heinrichs dritter Feldzug hatte mit den in Süditalien weilenden Byzantinern zu tun, die sich gegen Rom stark zu machen versuchten.

Als Kaiser, und somit der Kirche verpflichteter Schutzherr, griff Heinrich 1021 dem Papst helfend unter die Arme, drängte den Gegner mit seinem schlagkräftigen Heer zurück und rettete damit gleichzeitig die für die Sicherheit des Reiches wichtigen Fürstentümer Salerno, Benevent und Capua vor der Eroberung durch die Byzantiner.

Reichsinsignien, Politisches Handeln & Mittelbeschaffung

Wie beschaffte Heinrich II. sich die "Heilige Lanze"?

Krone, Reichsapfel, Zepter, Schwert und die Heilige Lanze – das alles waren dringend benötigte Insignien, deren Besitz einen gewissen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern um das Amt des Königs sichern konnte. Von den genannten Reichskleinodien gehörte die Heilige Lanze zum kostbarsten und wichtigsten Reichsschatz der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Vermutlich aus deswegen, weil die Lanze angeblich ein Stückchen eines zur Kreuzigung Jesus Christus verwendeten Nagels beinhalten soll.

Der, der die Lanze besaß, galt als vom Allmächtigen zum Herrschen berufen. Also musste die Heilige Lanze her. Erst sie, die Lanze, komplettierte die Reichsinsignien Krone, Zepter, Reichsapfel und Schwert.

Wohl wissend, dass auch – unter anderen – der

  • Herzog Hermann von Schwaben,
  • der Markgraf Ekkehard von Meißen und
  • der Herzog Dietrich von Oberlothringen

den Griff nach der Krone im Auge hatten, entschloss sich also der pfiffige Heinrich – zwecks Aneignung der Isignien – der mit der Überführung des in Italien verblichenen Ottos III. betrauten Entourage flugs entgegen zureiten.

Not kennt kein Gebot

Bei Polling, einem kleinen Örtchen unweit von Weilheim in Oberbayern, traf Heinrich auf den Tross, bemächtigte sich gegen jeden Widerstand der "kaiserlichen Leiche" sowie der Reichsinsignien. Bis auf die Heilige Lanze.

Die war vom Erzbischof von Köln bereits heimlich vorausgeschickt worden, was aber Heinrich nicht sonderlich beunruhigte. Zuerst einmal veranlasste er die Beisetzung Ottos innerer Organe im Augsburger Kloster St. Afra. Dann ließ Heinrich kurzerhand den Kirchenmann verhaften, um sich, sozusagen im letzten Step, von diesem die Lanze aushändigen zu lassen.

Wie lange der Kirchenfürst in seinem Verließ ausgeharrt hat, ist nicht eindeutig verbrieft. Fest steht, Heinrich erhielt die Heilige Lanze, der Erzbischof irgendwann die Freiheit – aber das Verhältnis beider zueinander, war fortan nachhaltig gestört.

 Apropos

Die Heilige Lanze kann heutzutage in der Schatzkammer der Wiener Hofburg besichtigt werden.

„Renovatio regni Francorum“ – was bedeutet das?

Heinrich II. fühlte sich – im Gegensatz zu Otto III., der es mehr mit einer Rom zugewandten

  • Renovatio imperii Romanorum (Erneuerung des Römischen Reiches) hatte – vielmehr der
  • Renovatio regni Francorum (Erneuerung des fränkischen Reiches)

verpflichtet.

Das bedeutete das mühsame Geschäft, vor der eigenen Tür zu kehren. Das heißt, Heinrich hatte sich zum Ziel gesetzt, zuerst einmal innenpolitisch zu agieren:

  • Er ging gegen die Willkür des Adels und des Klerus vor,
  • vermittelte bei Streitigkeiten des Lehnswesens zwischen Burgherren, Herzögen, Äbten, Bischöfen und Bauern – also den jeweiligen Lehnsherren und Belehnten dieses Systems,
  • bekämpfte die grassierende Korruption und
  • betrieb ein der Zeit entsprechendes Rechts- und Gerichtswesen.

Alles in allem gelang es Heinrich tatsächlich – in zäher Kleinarbeit und mit ausgeprägtem diplomatischem Geschick – die in Struktur und Mentalität gegensätzlichen Stämme des Reiches zusammenzuführen und ein Gefühl von Geschlossenheit und Homogenität zu vermitteln.

Wie war Heinrichs II. Verhältnis zur Institution Kirche?

Einerseits, andererseits!

Einerseits schenkte, stiftete und dotierte Heinrich II. großzügig kirchliche Einrichtungen, andererseits nutzte er das seiner Zeit gigantische Kirchenvermögen zum Nutzen der Staatskasse.

Heinrich, dem die um sich greifende Verkommenheit der Gottesmänner zwar ein Dorn im Auge war, aber deren Lotterleben gern zum Anlass nahm, in den kirchlichen Einrichtungen aufzuräumen, strich kurzerhand alle Einkünfte, die über das Notwendige hinausgingen.

So setzte er die Regeln des heiligen Mönchs und Klostergründers Benedikt von Nursia (etwa 480-547) durch, wonach die Mönche in Gehorsam, Keuschheit und Armut zu leben hätten.

Wie nicht anders zu erwarten, kam es – sozusagen als Reaktion auf dieses Vorgehen und Ansinnen Heinrichs – zu Gehorsamsverweigerung bis hin zu bewaffnetem Widerstand. Unzählige Mönche verließen aus Protest die Klöster, kamen aber bald zurück, weil sie mit einem Leben außerhalb des klösterlichen Gemeinwesens nicht zurechtkamen.

Zwei Fliegen hatte Heinrich mit seinen rigiden Maßnahmen geschlagen:

  • Zum einen hatte er den Kirchen- und Klosterleuten ein entsagungsvolles Leben näher gebracht,
  • zum anderen erlaubte ihm die auf diese Weise aufgebesserte, ja, geradezu gut gepolsterte, Staatskasse,

sich, befreit von pekuniären Sorgen, verstärkt seiner Politik zu widmen.

Nachlass

Was hat Heinrich II. seinem Nachfolger hinterlassen?

Mit dem Tod Heinrichs II. im Juli 1024 in der Königspfalz Grona bei Göttingen, endete die etwas mehr als einhundert Jahre dauernde Herrschaftszeit der Sachsenkönige, d.h. der aus dem Geschlecht der Liudolfinger stammenden Ottonen.

In der Geschichtsschreibung wird Heinrichs II. Leistung zwar nicht als Epoche machend beschrieben, dafür aber Eigenschaften wie Unbeirrbarkeit, Verlässlichkeit, Hartnäckigkeit, Integrität und persönliche Bescheidenheit hervorgehoben. Ein Macher, eben!

Seinem Nachfolger, dem Franken Konrad II. (990-1039), hinterließ Heinrich ein gut beackertes Feld.

Zum einen waren das die drei von ihm als König regierten Gebiete

  • Ostfranken,
  • Lombardei und
  • Burgund,

zum anderen die abgesicherten und stabilisierten Grenzen des Reiches:

  • Im Norden zu Dänemark,
  • im Süden zum Königreich Italien.

Und, in seiner Amtszeit war es Heinrich gelungen, die bereits von Otto III. veranlasste christlich-kirchliche Eigenständigkeit der Ungarn und Polen zu untermauern und somit zu erhalten. Alles in allem hat Heinrich im Laufe seiner Regierungszeit das getan, was ihm möglich, und was – entsprechend der politischen Bedingungen seiner Zeit – eben machbar war.

Heiligsprechung

Warum wurde Heinrich II. zum „Heiligen“ erhoben?

Wie gesagt, Heinrich war ausgesprochen fromm. Und in der festen Überzeugung, als von "Gottes Gnaden" erhobener Herrscher nicht nur für die weltlichen Belange seines Reiches, sondern auch für die Kirche Verantwortung übernehmen zu müssen, unterstützte Heinrich unter anderem die Reformen von Cluny, und förderte konsequent und unbeirrbar Bistümer, Kirchen, Klöster und Abteien.

Mäzen, Philanthrop und Schutzpatron

Seine besondere Leidenschaft galt dem von ihm und seiner Gattin Kunigunde von Luxemburg gegründeten Bistum Bamberg. Noch vor der im Jahr 1007 erfolgten Gründung, ließ Heinrich die Arbeiten am Bau des Bamberger Doms beginnen.

Zahlreiche Schenkungen des Kaiserpaares an das Bamberger Bistum sowie einer Vielzahl weiterer kirchlicher Einrichtungen des Reiches, ergänzten Heinrichs und Kunigundes gottgefälliges Wirken. All das zusammengenommen, mag schon Grund genug für Heinrichs spätere Heiligsprechung gewesen sein.

Möglich aber auch, dass die Kinderlosigkeit des Kaiserpaares eine nicht unbeträchtliche – und wenn ja, dann allerdings absurde – Rolle gespielt hat. Denn vielleicht wurde die Kinderlosigkeit des Paares mit einer ehelichen Enthaltung aus religiös motivierter Keuschheit gleichgesetzt. Einer verklärenden Gleichsetzung mit der Jungfrau Maria, sozusagen.

Sei´s drum! Heinrich II. wurde 1146 von Papst Eugen III. (Papst von 1145-1153); Kunigunde um 1200 von Papst Innozenz III. (Papst von 1198-1216) heilig gesprochen. Bis heute werden Heinrich II. und Kunigunde als Schutzpatrone des Erzbistums und der Stadt Bamberg verehrt.

Autor:

Quellen:

  • "Die Ottonen" (Hagen Keller/C.H. Beck: Wissen)
  • "Deutsche Geschichte, Bd. 1" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
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