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Die Fugger: Fragen und Antworten

Wer waren die Fugger? Wer war Jakob II., genannt der Reiche? Wie kam die Fuggerfamilie zu ihrem unermesslichen Reichtum? Was bedeuten die Begriffe vom Reh und von der Lilie? Welche Rolle spielten die Fugger in der Politik? Diese, und einige weitere Fragen, möchten wir in diesem Beitrag beantworten.

Hintergrund

Was waren die Rahmenbedingungen für Fuggers wirtschaftlichen Erfolg?

Das späte Mittelalter war etwa ab Mitte des 14. Jahrhunderts peu á peu übergegangen in die Epoche der Renaissance, dem Beginn der sogenannten Frühen Neuzeit.
Die Gesellschaft wandelte sich. Tauschhandel, Rittertum und Landwirtschaft verloren ihre Priorität.

Fern- und Großhändler, Handelsgesellschaften und Bankiers – also Kaufleute, die wussten wie Geld funktioniert und von unterprivilegierten Schichten als "Pfeffersäcke" bezeichnet wurden – waren en vogue.

Besondere Bedeutung erhielten beispielsweise Messen und die Orte, wo diese stattfanden. Zentren des Handels sowie des Geld- und Güterverkehrs bildeten sich – unter anderen –  in Brügge und Antwerpen, in Lyon, Genf sowie in Frankfurt, Leipzig und Köln.

Als die bekanntesten und wichtigsten Shootingstars dieser Umbruchzeit gelten die Familiengesellschaften der Fugger und Welser aus Augsburg.

Die Familien der Fugger, der Welser, aber auch die der Tuchers, Imhofs, Blums, Guldenschafs und Schotts waren sozusagen die Medici. Nicht die von Florenz, sondern von Augsburg, Nürnberg und Frankfurt!

Alle gemeinsam erreichten ihren Höhepunkt auf dem Weg zu frühen und führenden kapitalistischen Global Playern im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts. Ihre Bankhäuser versorgten Kaiser, Könige, Fürsten und Päpste mit dem notwendigen Kapital für deren durch ständige Kriege leer geräumte Kassen; die Eigentümer stiegen in den Adelsstand auf, nutzen ihren ausgeprägten politischen Einfluss für ihre Geschäfte und wurden dabei unverschämt reich.

Die Fugger

Mit wem hat alles seinen Anfang genommen?

Alles begann mit einem gewissen Johann/Hans Fugger, der 1367 nach Augsburg kam, eine Tuchmacherei gründete und zwanzig Jahre später zum Zunftmeister der Weber aufstieg. Nach seinem Tod übernahmen die Söhne Andreas (um 1400-1457) und Jakob d. Ä. (1398-1469) die Geschäfte.

Das Familienvermögen wuchs und wuchs, und der Augsburger Familienbetrieb entwickelte sich zu einem Handels- und Bankiersunternehmen, dem es während des 15. bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts durch geschicktes wirtschaftliches Handeln gelang, dem Ausspruch "Geld regiert die Welt" im wahrsten Sinne des Wortes Leben einzuhauchen.

Aufsplittung & Wachstum & Wohlstand

Ab wann ging die Familie getrennte Wege?

Etwa ab 1454/55.

  • Jakob d. Ä. entnahm dem Unternehmen seinen Vermögensanteil, führte seine Geschäfte in Eigenregie weiter und gründete die Linie der "Fugger von der Lilie".
  • Andreas dagegen startete den Zweig der „Fugger vom Reh“.

Aber auch unabhängig voneinander, agierten beide Brüder geschäftlich überaus erfolgreich, betrieben eine kluge Heiratspolitik, wurden gesellschaftlich geschätzt und zählten schon bald zu den einflussreichsten ersten Familien sowie den reichsten Steuerzahlern Augsburgs.

Wie entwickelten sich die Familienzweige?

Während es aber nach dem Pesttod Andreas’ 1457 mit den Fugger vom Reh kontinuierlich bergab ging, brachten (aus dem guten Dutzend Nachfahren Jakobs d. Ä.) im Besonderen

  • Ulrich (1441-1510) und
  • Jakob (II.) der Reiche (1459-1525)

die Familie zu märchenhaftem Reichtum und außergewöhnlichem politischen Einfluss.

Das Unternehmen entwickelte sich zum Global Player seiner Zeit. Und etwa ab 1507/11 stiegen die Angehörigen der Linie Fugger von der Lilie – vormals Tuchmacher, Goldschmiede, Händler, Kaufleute, Bergwerksbesitzer, Banker sowie Nothelfer und Finanziers von Königen, Kaisern und Päpsten – in den Adelsstand auf.

Warum und von wem erhielten die Fugger ihre Wappen?

Wegen ihrer Loyalität zu den Habsburgern.

Das Wappen derer vom Reh, ein goldenes springendes Reh auf blauem Grund, erhielten Andreas’ Söhne 1462.

Der Familie derer von der Lilie, ein in gold-blau geteiltes Schild mit jeweils einer in gegensätzlicher Farbe gehaltenen Lilie, wurde Jakob (II.), dem Reichen (1459-1525) und dessen Brüdern zehn Jahre später (1473) von Kaiser Friedrich III. (1415-1493) aus dem Hause der Habsburger verliehen.

Expansion

Wie bauten die Fugger ihr Geschäft aus?

Auf dem Weg zu immer neuen Märkten, übernahmen die Fugger

  • die Abwicklung des Ablasshandels,
  • waren im Gewürzhandel tätig,
  • griffen Kaisern, Königen, Fürsten und Päpsten finanziell tüchtig unter die Arme,
  • kauften Kupferminen sozusagen en gros,
  • gründeten Handelsstützpunkte – u.a. in Nürnberg und Venedig,
  • erhielten von Kaiser Maximilian I. (1459-1519) aus dem Hause Habsburg, das ausschließliche Verkaufsrecht für Kupfer und Silber in dessen Machtbereich sowie
  • von Kaiser Karl V. (1500-1558) die Pachtrechte spanischer Quecksilbergruben

und stiegen zum größten Bankhaus Europas auf. Alles lief wie geschmiert.

Kollaps

Was waren die Gründe für den Niedergang?

Als Jakob Fugger, der Reiche, 1525 kinderlos verstarb, führte einer seiner Neffen, Anton Fugger (1493-1560), den Mischkonzern der Fugger zwar durchaus zielbewusst, umsichtig und geschäftstüchtig weiter, konnte aber den etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts beginnenden schleichenden Niedergang letztlich nicht aufhalten.

Zahllose Kriege der Habsburger, deren mangels Masse nicht eingehaltene Kreditrückzahlungen, der spanische Staatsbankrott von 1557 und anderes mehr erschwerten zunehmend die Finanzgeschäfte. Die große Zeit der Fugger war vorbei …

Rückblende

Wie wurde Jakob Fugger (II.) zu dem, was er war?

Jakob Fugger (II.), der Reiche,

  • trat etwa 1478  in den bereits wirtschaftlich boomenden väterlichen Betrieb ein,
  • führte das Familienunternehmen nach dem Tod des Vaters, Jakobs d. Ä. (1469), gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Ulrich (1441-1510) und Georg (1453-1506) weiter,
  • schuf im Laufe seines Wirkens so etwas wie einen (nach heutigen Begrifflichkeiten) multinationalen Konzern,
  • verstarb als reichster Geschäftsmann Europas und
  • hinterließ seinen Nachfahren – auch Dank des klugen Schalten und Waltens seines unmittelbar auf ihn folgenden Neffen und Alleinerben Anton Fugger (1493-1560) – bis heute ein auskömmliches Existenzniveau.
Wie hat er das geschafft?

Nun, Jakob war clever, ehrgeizig, couragiert und visionär, aber auch durchaus skrupellos, wenn die Geschäfte es erforderten. Deren Wirtschaftlichkeit ließ er mit der aus Venedig von einem gewissen Luca Pacioli übernommenen "doppelten Buchführung/Soll und Haben" streng überwachen.

Schon früh betrieb er entschieden und unbeirrbar

  • den Aufkauf von Kupfer- und Silberminen in Tirol, Kärnten, in der heutigen Slowakei, Spanien und in Übersee,
  • gründete Handelsniederlassungen und Außenstellen unter anderem in Nürnberg, Lissabon, London und Venedig,
  • übernahm mit ausdrücklicher Billigung des Heiligen Stuhls in Rom die Abwicklung des einträglichen Ablasshandels,
  • versorgte mit seinem Bankhaus die finanziell ewig klammen Kaiser, Könige, Herzöge und Päpste mit Barem

und stieg unaufhaltsam zum einflussreichsten und mächtigsten Mann Europas auf.

Zweckgemeinschaft

Als durchaus hilfreich bei all seinen Aktivitäten und Initiativen, erwiesen sich Jakobs gute Beziehungen zu den Habsburgern. So erhielt er, wie weiter oben schon einmal erwähnt, von Kaiser Maximilian I. das ausschließliche Verkaufsrecht für Kupfer und Silber sowie später, nach Maximilians Tod, von Kaiser Karl V. die Pachtrechte spanischer Quecksilbergruben.

Letzteres kann vermutlich als Ausgleich dafür gesehen werden, dass Jakob 1519 den jungen Karl, Enkel Maximilians und zu der Zeit noch König I. von Spanien, bei dessen Wahl zum römisch-deutschen König kräftig unterstützt hatte. Mit massiver finanzieller Einflussnahme, sprich: Bestechung des einen und anderen Kurfürsten? Oder schlicht, weil's damals zu den üblichen Gepflogenheiten passte?

Alles in allem war die Verbindung zu den habsburgischen Herrschern für beide Seiten eine win-win Situation. Die einen erhielten Kredite für ihre diversen kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Osmanen, Franzosen und den protestantischen Fürsten; die Fugger gewannen Einfluss, Bedeutung und Protektion.

Dumm nur, so ist allenthalben nachzulesen, dass die Habsburger ihre nicht unerheblichen Verbindlichkeiten nie zurückzahlten. Was allerdings für Jakob und den Fuggerschen Betrieb keinen Grund zu übertriebener Sorge darzustellen schien.

Wem hinterließ Jakob Fugger sein Vermögen?

Als Jakob Fugger im Dezember 1525 verstarb, tat er das sozusagen steinreich! Sein sagenhaftes Vermögen und das Unternehmen hinterließ er seinem Neffen Anton, und die möglicherweise wegen seines Seelenheils? von ihm gegründete Sozialstiftung, die Reihenhaussiedlung Fuggerei, war für die Armen und Schwachen Augsburgs vorgesehen.

Noch heute bietet die Fuggerei Menschen, die kein Auskommen mit dem Einkommen haben, ein Dach über dem Kopf. Gegen geringes Entgelt, aber verpflichtendem dreimaligen Gebet täglich für den Stifter und seine Nachfahren …

Übrigens

Albrecht Dürer (1471-1528) hat den sechzigjährigen Jakob Fugger etwa 1518 auf dem Höhepunkt seiner Macht in einem Porträt festgehalten. Zu sehen in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (Alte Pinakothek) in München.

Eigentum verpflichtet

Die Fuggerei – was ist das?

Die älteste und noch heute existierende Sozialsiedlung der Welt!

Zurückzuführen ist diese im Reihenhausstil angelegte Stadt in der Stadt auf eine von Jakob Fugger (II.), dem Reichen, 1521 gegründete Stiftung. In Augsburg! Dem Hauptsitz des im 15./16. Jahrhunderts wichtigsten und einflussreichsten Handels- und Bankiersunternehmens im Familienbetrieb der Fugger.

Die von Jakob ins Leben gerufene Fuggerei, bot Angehörigen der breiten Schicht Besitzloser Unterkunft gegen geringes Entgelt und dreimal Beten täglich für den Seelenfrieden der Fuggerfamilie. Eine Miete von lediglich 88 Cent jährlich entspricht noch heute dem Ansatz des Stifters. Und die Gebete sind nach wie vor für die Bewohner der Siedlung verpflichtend. Allerdings sollten sie katholischen Glaubens sein.

Die Örtlichkeit

Das Terrain der Fuggerei besteht aus einer Handvoll Gassen mit 67 Häusern (140/142 Wohnungen; von denen eine besichtigt werden kann), einer Kirche, einer Stadtmauer mit drei Toren, einem Museum sowie der Möglichkeit eines Restaurant-, Café- und/oder Biergartenbesuchs.

Verwaltung und Finanzierung

Die Verwaltung der Fuggerei obliegt der "Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungs-Administration", die wiederum der Aufsicht des "Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorats" unterliegt. Das notwendige Geld für die Fuggerschen Stiftungen, also auch das für die Fuggerei, kommt im Wesentlichen aus der Forstwirtschaft, Immobilienbesitz, Spenden und – zu einem ganz geringen Teil – aus Eintrittsgeldern.

Autor:

Quellen:

  • "Geschichte, Mai 5/07: Das Finanzimperium des Jakob Fugger" (im Johann Michael Sailer Verlag, Nürnberg)
  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH VerlagWeinheim)
  • "Deutsche Geschichte 1378-1618" (Heinrich Pleticha, Hg./Bewrtelsmann Lexikon Verlag)
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