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Wie endete die Dynastie der Romanows?

Drei Jahrhunderte – von 1613 bis 1917 – herrschten in Russland, einschließlich der Familie der Romanow-Holstein-Gottorps, die Romanows. Der letzte aus diesem Familienverband war Nikolaus Alexandrowitsch Romanow (*1868/† 1918), der als Zar/Kaiser Nikolaus II. die Geschicke des Riesenreiches von 1894/96 bis zu seiner erzwungenen Abdankung im März 1917 zu managen hatte. Mit bitterem Ausgang.

Herkunft, Erziehung, Ausbildung

Wie und wo wuchs Zar Nikolaus II. auf?

Im Mai 1868 in Puschkin, einer Stadt nicht weit von St. Petersburg, geboren, verbrachte Nikolaus II. seine Kindheits- und Jugendjahre weitestgehend im dortigen, seinerzeit von Katharina der Großen initiierten Alexanderpalast.

Seine Eltern waren der ab 1881 regierende und 1894 verstorbene russische Kaiser Alexander III., der „Friedensstifter“ (* 1845/† 1894) und dessen Gattin Maria Fjodorowna, geborene Dagmar von Dänemark (*1847/† 1928), die um 1917/18 sicherheitshalber – wegen des Russischen Bürgerkrieges – in ihr Geburtsland zurückkehrte.

Das Familienleben soll, so heißt es, zwar durchaus harmonisch und liebevoll gewesen sein, schloss aber dennoch eine gewisse Strenge des Vaters nicht aus. Erzogen sowie in Geisteswissenschaften und Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch) ausgebildet, wurde Nikolaus von Privatlehrern. In den Jahren zwischen 1885 bis 1890 studierte er an der Uni St. Petersburg Jura, Volkswirtschaft und Politik und erhielt – in etwa zeitgleich – eine militärische Ausbildung, die er als Offizier (Oberst) abschloss.

Familie und Hobbys

Wen heiratete Nikolaus II. wann wo?

Als im November 1894 unerwartet Nikolaus‘ Vater, Alexander III., verstarb und Nikolaus die Nachfolge anzutreten hatte, fand die eigentlich in 1895 vorgesehene Hochzeit mit der deutschen Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt (* 1872/† 1918), einer Cousine zweiten Grades, in fliegender Hast noch im gleichen Monat, eben im November d. J. im Winterpalast in St. Petersburg statt.

Nach ihrem Übertritt zum russisch-orthodoxen Glauben änderte Alix ihren Namen in Alexandra Fjodorowna, schenkte Nikolaus vier Töchter und einen, an der Bluterkrankheit leidenden Sohn und fühlte sich, ebenso wie ihr Gatte, zum Okkultismus hingezogen – was die später entschieden betriebene Verbundenheit zum umstrittenen Mönch und Wunderheiler Rasputin (* 1869 / ermordet: † 1916) bestätigen mag.

Wer waren seine Cousins?

Wieder hatte uralter Adel zueinander gefunden. Die hier nicht im Detail aufzuführenden Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der adeligen Häuser waren/sind geradezu verblüffend. Fast jeder war irgendwie mit jedem verschwippt oder verschwägert.

So waren zum Beispiel der

  • deutsche Kaiser Wilhelm II. (* 1859/† 1941),
  • der britische König Georg V. (* 1865/† 1936) und
  • Nikolaus II. (*1868/† 1918)

Cousins. Ersten-, zweiten Grades oder lediglich angeheiratet – egal.

Wie schon in den Herrschaftsfamilien der Vergangenheit nicht unüblich, tummelten sich auch im 19. Jh. – zum Beispiel – eine so gut wie unüberschaubare Schar Vettern, Cousinen, Neffen, Nichten, Onkel, Tanten und Enkel aus Britannien, Deutschland, Griechenland, Dänemark, Norwegen und sonst woher auf dem hochherrschaftlichen (europäischen und russischen) Parkett. Da den Durchblick behalten zu wollen – Respekt!

Welche Hobbys hatte Nikolaus II.?

Mit großem Engagement und Hingabe wurde das kaiserliche Familienleben gepflegt. Das Verhältnis zueinander soll ausgesprochen herzlich gewesen sein. Mit gleicher Leidenschaft investierte Nikolaus allerdings auch viel Zeit in seine Hobbys. Dazu gehörten beispielsweise das Radfahren, die Jagd, Tennis und die Fotografie. Darüber hinaus suchte er gern Zerstreuung in der Beschäftigung mit seinem großzügig angelegten Fuhrpark und war kein Kostverächter üppig gestalteter Festlichkeiten.

Regentschaft

Wie hielt es Zar/Kaiser Nikolaus II. mit der Staatsführung?

Im Mai 1896 erfolgte die Krönungszeremonie. Nikolaus setzte sich – in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Moskauer Kreml – selbst die Krone auf, krönte seine Gattin zur Kaiserin und war nun, wie auch seine Vorgänger, autokratischer Herrscher über Russland. Eine Regierungsform (Autokratie), die Nikolaus eine unumschränkte Machtfülle offerierte. Als Alleinherrscher (Autokrat) war der Zar/Kaiser niemandem gegenüber verantwortlich.

Unbeeinflusst von der Mitwirkung oder Zustimmung des Volkes, beziehungsweise einer wie auch immer gestalteten Kontrolle möglicher staatlicher Institutionen, konnte er seine Vorhaben durchsetzen. Von Reformen allerdings, schien er nichts gehalten zu haben. Und Zar zu sein, soll auch nicht wirklich sein Ding gewesen zu sein.

Denn anders als seine Vorfahren, empfand Nikolaus seinen Job als gottgewollte Last und soll einmal gesagt haben, er hätte nie Zar werden wollen. Sein Interesse an den Staatsgeschäften war, wie allenthalben nachzulesen ist, keinesfalls stark ausgeprägt. Vielmehr präferierte er – wie weiter oben erwähnt – ein friedvolles Familienleben mit Frau und Kindern.

Dennoch aber scheint er pflichtbewusst, durchaus bemüht und beharrlich an seinen Aufgaben gearbeitet zu haben. Was allerdings sein Umfeld nicht sonderlich beeindruckt haben muss, hielt man ihn in weiten Kreisen doch für den falschen Mann auf dem Zarenthron. Für jemanden, der den totalitären, aber rückständigen, russischen Staat ganz sicher nicht in den Griff bekäme. Nochzumal nicht bei der imposanten Dimension des zu verwaltenden Reiches.

Um die Jahrhundertwende (1900) reichte das riesige Land, mit mehr als einhundert Volksgemeinschaften, von Nord nach Süd unter anderen von Finnland, den baltischen Staaten, Teilen Polens, Weißrussland, der Ukraine, Georgien, Armenien u.a.m. bis Afghanistan; von West nach Ost von der Ostsee und dem Schwarzen Meer bis zum Pazifik.

Umsetzung

Und richtig, Nikolaus II. ließ gewissermaßen

  • die Zügel schießen,
  • verzettelte sich im Detail,
  • entschied alles selbst, obwohl die Ausführung seiner Weisungen Sache seiner Minister gewesen wäre,
  • wollte von politischen und/oder sozialen Reformen nichts wissen,
  • verschloss sich dem finnischen, baltischen und polnischen Ansinnen, sich selbst zu verwalten und
  • setzte 1904/05 zudem den Krieg gegen Japan in den Sand.

Kurz: Nikolaus konnte nicht delegieren, geschweige den herrschaftlich führen. Die Unzufriedenheit mit seiner augenscheinlichen Inkompetenz nahm selbst unter den ihm Gewogenen an Fahrt auf.

Petersburger Blutsonntag

Wie begegnete Nikolaus II. den Unruhen im Reich?

Schließlich führten die elenden Lebensbedingungen der von der Staatsmacht unterdrückten russischen Bauern und Arbeiter im Januar 1905 zu einem Protestmarsch der Massen. Zum sogenannten „Petersburger Blutsonntag“ vor dem Winterpalast. Mit der Forderung nach einer Volksvertretung und der Einführung eines allgemeinen Wahlrechts.

Nikolaus reagierte rigoros und kompromisslos. Er ließ in die (unbewaffnete) Menschenansammlung schießen. Mehrere hundert Demonstranten sollen dabei umgekommen sein.

In der Folge kam es zur sogenannten Russischen Revolution von 1905, in der die über Jahrhunderte unterdrückten und geknechteten Wutbürger mit Streiks, Meutereien und anderen öffentlichen Protestaktionen Druck aus dem Kessel ließen, also so ihrem Ärger und Frust ein Ventil gaben.

Mit welchen Mitteln glaubte Nikolaus II. die Massen beruhigen zu können?

Schließlich musste Nikolaus II. nachgeben.

Im Herbst des Jahres etablierte er mit dem „Oktobermanifest“ das erste russische Parlament (Volksvertretung), die „Staats-Duma“. Auf Basis eines allgemeinen Wahlrechts.

Allerdings blockierte er oft und gern – vorzugsweise zum Vorteil der ohnehin privilegierten Schichten – die Gesetzesvorhaben der Volksvertreter mittels seines Vetorechts,

  • löste das Parlament in der ihm eigenen Selbstgefälligkeit und Selbstüberschätzung in den Jahren 1907 (2x) und 1912 (1x) nach eigenem Ermessen auf und
  • schien die seit Jahrhunderten praktizierte autokratische Staatsführung Russlands nicht aufgeben zu wollen.

Sündenbock

Allerdings hatte der „Petersburger Blutsonntag“ die Unzufriedenheit der russischen Bevölkerung mit ihrem Kaiser Nikolaus II. nicht wirklich ausräumen können. Das Fass zum Überlaufen brachte 1914 schließlich und endlich der Eintritt Russlands in den ersten Weltkrieg.

Es lief nicht gut für Nikolaus, den Oberbefehlshaber der russischen Truppen. Für alles machte man ihn verantwortlich:

  • Für die militärischen Niederlagen – unter anderem bedingt durch katastrophal organisierten Nachschub an Waffen, Munition und Verpflegung –,
  • für die immens große Anzahl Gefallener und
  • für die desaströse Lebensmittelknappheit im Reich.

Worst Case

Was geschah mit Nikolaus und seiner Familie?

Wieder kam es zu – von Bauern, Bürgern und Soldaten in Gang gesetzten – Aufständen, Krawallen und Rebellionen (Februarrevolution 1917). Gedrängt von hohen Militärs, Ministern und Fürsten, quittierte Zar Nikolaus II. letztlich den Dienst:

  • Er dankte ab,
  • wurde mit seiner Familie im Alexanderpalast der Zarenresidenz Zarskoje Selo/Puschkin bei St. Petersburg unter Hausarrest gestellt,
  • im August 1917 vorübergehend nach Tobolsk/Sibirien abgeschoben,
  • im Frühjahr 1918 nach Jekaterinburg, einer Stadt am Ural verbracht und
  • im Juli d. J., zusammen mit den engsten Familienmitgliedern (Gattin, Kinder und einer Handvoll Bediensteter) im Keller der Villa Ipatjew von einem mehrköpfigen  Erschießungskommando auf barbarische Weise ermordet und unweit des Tatorts verscharrt.

Bolschewistische Problemlösung

Und da der noch von Nikolaus II. vorgeschlagene Nachfolger, Nikolaus' Bruder und Großfürst Michail Alexandrowitsch Romanow von Russland (* 1878/† 1918), von vorn herein auf den Posten verzichtete, aber dennoch – wie auch über ein Dutzend weitere Angehörige der Dynastie plus etlicher Gefolgsleute – 1918/19 von den Bolschewiki erschossen wurde, war es mit der Dynastie der Romanows zu Ende.

An deren Stelle trat 1922 die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken" (UdSSR).

Autor:

Quellen:

  • "Eine Geschichte Russlands" (Orlando Figes/Klett-Cotta)
  • "Die Herrschaft der Zaren" (Hg.: Uwe Klussmann, Dietmar Pieper/Goldmann – Spiegelbuchverlag)
  • "Nikolaus II.: Glanz und Untergang des letzten Zaren" (Essard Bey/Verlag Maurer, Hans J)
  • "Die Romanows" (Albert Stähli/Verlag Frankfurter Allgemeine Buch)
  • "Weltgeschichte: Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert" (Wissen visuell/Knesebeck Verlag)
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