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Russland: Wann kamen die Romanows an die Macht?

Der erste Zar aus der Dynastie der Romanows wurde 1613 Michail Fjodorowitsch Romanow (1596-1645).

Kiewer Rus

Was war die „Kiewer Rus“ – und auf wen ist sie zurückzuführen?

Im frühen Mittelalter – etwa ab dem 8. Jh. – drangen skandinavische Wikinger, die in Osteuropa Waräger oder auch Rus genannt wurden, in das heutige Russland vor, wo sie auf eine Vielzahl ostslawischer Stämme und asiatischer Steppenvölker trafen.

Um 862 übernahmen die Waräger unter ihrem Fürsten Rurik die Herrschaft über das Gebiet,

  • etablierten die Dynastie der Rurikiden,
  • bildeten die sogenannte "Kiewer Rus" mit der Hauptstadt Kiew,
  • vermischten sich über die Jahrhunderte hinweg mit den Einheimischen,

mussten sich dann aber, im 13. Jh. (1223 und 1237/1240), den Mongolen/Tataren unterwerfen.

Mongolenherrschaft

Wie lange beherrschten die Mongolen das frühe Russland?

Die brutal herrschenden und bedenkenlos über Leichen gehenden mongolischen Okkupationstruppen („Goldene Horde“) unter ihrem Anführer Batu Khan (1205-1255), eines Enkels Dschingis Khans (plus-minus 1160-1227), blieben bis ins 15. Jh.

Dennoch gelang es den Moskauer Fürsten und Großfürsten, die gut zweihundertfünfzig Jahre andauernde Herrschaft der Goldenen Horde geschickt für sich zu nutzen. Einerseits kollaborierten sie mit der Besatzungsmacht, „sammelten“ anderseits aber, sozusagen heimlich, still und leise, „russische Erde“. Das heißt, trotz dieser knapp drei Jahrhunderte währenden Herrschaft der Goldenen Horde, gelang es den Moskauer Fürsten und Großfürsten durch geschicktes Taktieren nicht nur

  • ihr Territorium gewaltig auszudehnen,
  • 1380 in der Schlacht auf dem Kulikowo Pole bei Tula (südwestlich von Moskau) die Mongolen vernichtend zu schlagen
  • und schließlich – hundert Jahre später (1480) – am Fluss Ugra unter dem Moskauer Großfürsten Iwan III. (1440-1505) aus dem Geschlecht der Rurikiden, das Joch der Mongolenherrschaft endgültig abzuwerfen. Kampflos!

Denn, nach etlichen Wochen gegenseitigen Belauerns ohne nennenswerte Kampfhandlungen, setzten sich die unerwünschten Besatzer aus bisher nicht geklärten Gründen sang- und klanglos ab – und kamen nie wieder.

Heute steht dieses gewaltfrei verlaufene Aufeinandertreffen sowohl für den Aufstieg des russischen Reiches, als auch für den Zerfall der Goldenen Horde.

Iwan, der Schreckliche & "Zeit der Wirren"

Wann hob Iwan, der Schreckliche (1530-1584), das Zarentum aus der Taufe?

1547 ließ sich der Sohn Iwans III., Iwan IV., der Schreckliche, zum Zaren krönen, rief somit das russische Zarenreich ins Leben, betrieb weiterhin die Ausweitung des russischen Einflussbereichs, heiratete sieben Mal und hatte insgesamt acht Kinder.

Als er 1584 verstarb (möglicherweise schleichend vergiftet), wurde sein dritter Sohn aus erster Ehe, Fjodor I. (1557-1598), sein Nachfolger. Dessen Regentschaft allerdings wurde – wegen angeblicher, aber unter Historikern umstrittener Geistesschwachheit – von einem fünfköpfigen Regentschaftsrat übernommen.

Was ist in der Geschichte Russlands mit "Zeit der Wirren" gemeint?

Nach dem Tod Fjodors 1598 endete die Dynastie der Rurikiden, und der Bojare tatarischer Abstammung, Bosis Godunow (1552-1605), übernahm – sich gegen alle Widerstände seiner vier Mitstreiter erfolgreich durchsetzend und letztlich auf einer Reichsversammlung regulär gewählt – als Zar und Großfürst von 1598 bis 1605 die Regierungsgeschäfte.

Mit ihm, Boris Godunow, begann die von 1598 bis 1613 andauernde sogenannte „Zeit der Wirren“ (smutnoje wremja), die – unter anderem – geprägt war von

  • Hunger, Seuchen und Landflucht der bäuerlichen Bevölkerung, kurz: wirtschaftlichem Zerfall sowie, nach Godunows Ableben 1605,
  • drei mehr oder weniger obskuren und jeweils nur kurzzeitig regierenden Zaren:
    • Fjodor II. Godunow (Zar für zwei/drei Monate),
    • Dimitri I., der „Falsche“ (Zar für gute zehn Monate),
    • wenigstens zwei weiteren Dampfplauderen, die sich als "echter" Dimitri ausgaben und
    • Wassili IV. Schuiski (immerhin Zar von 1606 bis 1610).

1610 setzten die Adelsfamilien (Bojaren) Schuiski in einem Staatsstreich ab und beabsichtigten, ihn, Schuiski, gegen den – möglicherweise für ihre ureigenen Zwecke leicht zu manipulierenden – polnischen Prinzen Wladyslaw IV. Wasa (1595-1648) auszutauschen. Aber sowohl Wladyslaw, als auch dessen Vater, der polnische König Sigismund III. (1566-1632), der sich ebenfalls leidenschaftlich um den Zarentitel riss, haben den russischen Zarenthron nie besetzt. 

Die Moskowiter widersetzten sich der polnischen Annexion und befreiten – mit kosakischer Unterstützung – im August 1612 Moskau von den Polen.

Die Romanows

Wer war der erste Romanow auf dem Zarenthron?

Bereits ein knappes halbes Jahr später wurde in Moskau eine Reichsversammlung einberufen, um einen russischen Zaren zu wählen. Alle, alle kamen: Fürsten, Geistliche, Städter, Dienstadelige, Bauern, Kosaken und Bojaren.

Gewählt wurde Michail Fjodorowitsch Romanow (1596-1645), mit dem die Dynastie der Romanows ihren Anfang nahm – und bis 1917 blieb.

Michail und die auf ihn folgenden Zaren der ersten Generation

  • Alexei Michailowitsch, „der Sanftmütigste“ (Zar von 1645-1676),
  • Fjodor III. Alexejewitsch (Zar von 1676-1682),
  • Sofia Alexejewna (Regentin von 1682-1689),
  • Iwan V. (der aber wegen ihm nachgesagter psychischer Störungen lediglich eine zu vernachlässigende Rolle spielte)

und dessen zum gleichen Zeitpunkt (1682) zum Zaren gekürter Halbbruder

  • Peter I., „der (spätere) Große“ (Zar von 1682-1725)

standen vor enormen Herausforderungen.

Welche Baustellen galt es zu bewältigen?

So galt es – unter anderem –

  • der sich nach wie vor in weiten Teilen des Landes aufhaltenden Polen und Schweden zu erwehren,
  • den ständig Unruhe stiftenden Krimtataren die Luft abzudrehen,
  • die blutig ausgetragenen Protestaktionen der ehemals von Iwan IV. eingerichteten Palastgarde (Strelizen/Bogenschützen) niederzuschlagen,
  • die Aufstände unterdrückter Untertanen – im Besonderen die mit einer unzumutbaren Besteuerung belasteten Bauern – möglichst kleinzuhalten,
  • sich um eine gerechtere Gesetzgebung und einen in jedem Winkel des riesigen Herrschaftsgebietes funktionierenden administrativen Verwaltungsapparat zu kümmern,
  • Reformen des Militärwesens einzuleiten,
  • sich fortgesetzt militärisch mit dem Osmanischen Reich auseinanderzusetzen und
  • dem 1670 mit Unterstützung der (Don-)Kosaken angezettelten Volksaufstand (Rasin-Aufstand) der in den Süden geflüchteten Leibeigenen mit brachialer Gewalt ein Ende zu bereiten.

Dennoch, trotz all dieser Schwierigkeiten verdoppelte sich im Lauf des 17. Jh's. das Territorium Russlands. Es wurde erobert, annektiert, kolonisiert und weite Gebiete wurden zugänglich gemacht. Bis hinein in die Weiten Sibiriens und an den Pazifik. Keine Macht schien die Russen aufhalten zu können. Und, wenn doch, wurde rücksichtslos und ohne Hemmungen gebrandmarkt, geplündert, hingerichtet, vergewaltigt und versklavt. 

Und im Westen – mit der Beendigung des seit 1654 durchgängig geführten Russisch-Polnischen Krieges 1667 (Vertrag von Andrussowo, einem Dorf in der Nähe von Smolensk) – fielen Kiew und die Ostukraine an Russland. 

Exkurs: Ukraine

Auf dem Gebiet der Ukraine – deren Name "Grenzland" bedeutet – tummelten sich im Laufe der Jahrhunderte mehr als ein Dutzend fremder Mächte.

Begonnen mit den Warägern/Wikingern ("Kiewer Rus"), den Mongolen und dem Königreich Polen-Litauen, waren das im Wesentlichen das

  • Russische (Zaren-)Reich,
  • die Habsburger (Österreich-Ungarn) und ab
  • 1921 die kommunistische Sowjetunion.

Ein unabhängiger Nationalstaat war die Ukraine in der Vergangenheit lediglich einmal. Und das auch nur vorübergehend. Von 1918 bis 1920. Aber dann, zum zweiten Mal – im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion –, ab 1990.

Im Freundschaftsvertrag vom November 1990 wurde der Ukraine von Russland

  • die Anerkennung staatlicher Souveränität zugesprochen,
  • im Dezember 1991 entschieden sich die Ukrainer in einem Referendum für ihre Unabhängigkeit,
  • bereits einen Tag später erfolgte die Anerkennung der Ukraine durch Russland,
  • die nun zu bildende Grenze zwischen beiden Staaten wurde 1997 vertraglich verankert und
  • 1999 wurde dieses Abkommen rechtsverbindlich.      

Dennoch wird der Ukraine von Russland eine eigene Geschichte – im weitesten Sinne ähnlich wie Belarus/Weißrussland (erstmals "unabhängig" ab 1991) – wie eh und je schlichtweg abgesprochen.

Noch heute, wie in alten Zeiten, wird das Gebiet der Ukraine in weiten Kreisen Russlands (heute: Russische Föderation) immer noch als Teil einer "Allrussisch-orthodoxen Nation" angesehen – was, wie zweifelsfrei anzunehmen ist, der von Russland am 24. Februar 2022 völkerrechtswidrig vom Zaun gebrochene Angriffskrieg gegen die Ukraine der Welt unmissverständlich, allerdings mit in höchstem Maße fragwürdigen Begründungen, deutlich gemacht werden soll ...   

Übrigens

Die Romanows herrschten, einschließlich der Familie der Romanow-Holstein-Gottorps, gute dreihundert Jahre. Bis zur Abdankung Zar Nikolaus‘ II. 1917 im Zuge der russischen Februar-Revolution. Als er von den Bolschewiki im Sommer 1918 mit seiner Familie ermordet wurde, war er faktisch kein russischer Kaiser mehr.

Autor:

Quellen:

  • "Eine Geschichte Russlands" (Orlando Figes/Klett-Cotta)
  • "Zaren, Popen und Bojaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Kleine Geschichte der Ukraine" (Andreas Kappeler/C.H. Beck)
  • "Die Romanows" (Albert Stähli/Verlag Frankfurter Allgemeine Buch)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

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