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Wer war Stalin, und was bedeutet Stalinismus?

Stalin war ein psychopathischer Gewalttäter, der, im Kontext der revolutionären Umwandlung Russlands in die Sowjetunion, die Möglichkeit erhielt, Gewalt auszuüben. Obwohl Lenin (*1870, †1924) noch kurz vor seinem Tod die bolschewistischen Parteifunktionäre davor gewarnt hatte, Stalin nicht an die Spitze der Partei kommen zu lassen, gelang es dem Georgier 1922 dennoch, zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei aufzurücken.

In dieser Funktion gelang es ihm schon bald, nicht nur die Partei, sondern schlussendlich den kompletten Staat seinem Diktat zu unterwerfen. Seine Terrorherrschaft, die von ihm angeordneten Deportationen, Zwangsumsiedlungen und Exekutionen kosteten Abermillionen Menschen das Leben.

Herkunft und Ausbildung

Woher kam Stalin, wie wuchs er auf?

Name

Der 1878 in Gori/Georgien geborene spätere Massenmörder hieß eigentlich Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili (*1878, †1953). Den Namen Stalin („der Stählerne“) nutzte Dschugaschwili, alias Iwanowitsch, erstmals im Dezember 1912.

An diesem Tag wurde sein mit "Stalin" unterschriebener Artikel „Auf dem Wege zum Nationalismus“ für die in Krakau herausgegebene Zeitschrift „Sozialdemokrat“ veröffentlicht.

Eltern

Stalins Vater war Schuster, seine Mutter Putzfrau, Wäscherin und Näherin. Zwei Brüder verstarben im Säuglingsalter. Seine Erziehung war geprägt von Gewalt.

Prügel bekam er sowohl vom häufig alkoholisierten Vater, als auch von der streng religiös ausgerichteten Mutter. Es heißt, dass Stalin, aufgrund der unerfreulichen Gegebenheiten seines Elternhauses, schon in frühen Jahren eine feindselige Einstellung bzw. Animosität gegenüber Autoritäten entwickelt haben soll.

Etwa um 1890 zerbrach die Ehe der Eltern. Der Vater glitt ab in die Obdachlosigkeit und verstarb 1909. Vermutlich an Leberzirrhose. Stalins Mutter gelang es dagegen, ihrem Sohn eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen.

Schule

Stalin besuchte die örtliche Grundschule und ab 1894 das orthodoxe Priesterseminar in Tiflis. Zwar wurde ihm während seines Aufenthaltes an dieser auf Tradition getrimmten Institution eine schnelle Auffassungsgabe, Intelligenz und Fleiß attestiert, gleichwohl zeichnete er sich durch ständige Schlägereien aus – immerhin schien Gewalt für entsprechenden Respekt zu sorgen. Aber möglich auch, dass Stalin mit Vehemenz und Wumms das Mobbing bezüglich seines pockennarbigen Aussehens und seines durch einen Unfall verunstalteten linken Arms kompensieren wollte.

1899 wurde er – wegen Beteiligung an umstürzlerischen Initiativen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) – von der Bildungsanstalt verwiesen.

Lebenspartnerschaften & Affären

Wie oft und mit wem war Stalin verheiratet und – hatte er Kinder?

Ob Stalin entsprechend einer ausgeglichenen Work-Life-Balance gelebt hat, lässt sich letztlich nur vermuten. Wenn ja, dann aber ganz sicher nicht im Sinne dieser modernen Wortschöpfung. Wie es scheint, hat er seinen engsten Privatbereich keinesfalls für die Öffentlichkeit bestimmt wissen wollen. Das eine oder andere aus seinem Leben privater Natur, beruht somit also in weiten Teilen auf nicht immer wirklich belegbaren Annahmen oder auch seinerzeitigen Gerüchten.

Erste Ehe

Zum ersten Mal heiratete Josef Wissarionowitsch im Sommer 1906 die ebenfalls aus Georgien stammende Ketewan/Jekaterina Swanidse (*1880, †1907). Im März 1907 wurde der gemeinsame Sohn Jakow Iossifowitsch Dschugaschwili geboren. Wenige Monate darauf, im Dezember d. J., verstarb Ketewan/Jekaterina. Wahrscheinlich an Tuberkulose. Man weiß es nicht so genau.

Während Stalin seine Gattin – wie es heißt – ehrlich geliebt haben soll, gestaltete sich das Vater-Sohn-Verhältnis von Stalins Seite aus als ausgesprochen unfreundlich. Sein Sohn war ihm schlicht egal. Auch der Tod des Ingenieurs und Artillerieoffiziers Jakow Iossifowitsch Dschugaschwili 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg, hatte lediglich Gleichgültigkeit zur Folge.

Apropos

In den 1930er Jahren machte Stalin auch nicht vor seinem Schwager und ehemaligen Mitschüler Alexander Swanidse (*1886, †1941) halt. Der wurde Opfer des sogenannten „Großen Terrors“. 1937 ließ Stalin ihn in Kerkerhaft nehmen und 1941 erschießen.

Zweite Ehe

Die zweite Ehefrau Stalins war dessen (angebliche) Jugendfreundin, Nadeschda Sergejewna Allilujewa (*1901, †1932) aus Tiflis. So „richtig“ kennengelernt sollen sich beide haben, als Nadeschda in Wolgograd als Sekretärin für den Berufsrevolutionär arbeitete und – heilig’s Blechle – schwanger wurde.

Die Hochzeit fand 1919 statt, hatte einen Sohn, Wassili (*1921, †1962) sowie eine Tochter, Swetlana (*1926, †2011), zur Folge und dauerte gute zwölf Jahre. Jahre, die für Nadeschda geprägt waren von der, wie anzunehmen ist, Schonungslosigkeit Stalins sowie damit einhergehender Depressionen. Im November 1932 erschoss sie sich. In der Moskauer Kreml-Wohnung. Nach einem vorausgegangenen heftigen Schlagabtausch mit ihrem despotischen Gatten.

Apropos

Beide seinerzeitigen Trauzeugen wurden später auf Befehl Stalins liquidiert:

  • Abel Jenukidse (*1877, †1937), Freund und Verwandter Stalins, wurde 1937 verhaftet, vor Gericht gestellt, verurteilt und im Oktober d. J. hingerichtet,
  • Stanislaw Redens (*1892, †1940), ein Schwager Stalins, wurde im Januar 1940 zum Tode verurteilt und erschossen.
Welche Affären wurden/werden Stalin nachgesagt?

Keineswegs sicher verbrieft, sondern mehr ins Reich der Spekulation gehören Stalins vermeintliche Affären mit den Damen:

  • Maria Kusakowa, einer jungen Witwe und Serafima Choroschenina, einer ebenfalls Verbannten in Solwytschegodsk zwischen 1908-1910,
  • Lidia Pereprygina, einem Bauernmädchen, mit dem Stalin, Berichten zufolge, zwei Kinder gehabt haben soll,
  • Olga Lepeschinskaja, einer Ballerina,
  • Vera Dawydowa, einer Opernsängerin,
  • Marija Weniaminowna Judina, einer Pianistin und seiner
  • Haushälterin Walja Istomina.

Kurz und gut – so, wie sich die dürftigen Hinweise auf Stalins Liebesleben darstellen, scheint dieser Typ, trotz seiner weiter oben bereits erwähnten körperlichen Einschränkungen, seines gewiss schon früh erkennbaren Gewaltpotentials sowie in jungen Jahren ständig von der Polizei Verfolgter und auf der Flucht befindlicher Revolutionär, eine gewisse Anziehung auf Frauen ausgestrahlt zu haben. Sei’s drum ...

Aufstieg

Wie verlief Stalins parteiinterner Weg nach ganz oben?

1902-1912

Noch herrschte in Russland Zar/Kaiser Nikolaus II. (* 1868, † 1918), als Stalin sich

  • 1902/03 Lenins Bolschewiken anschloss,
  • wegen aufrührerischer Machenschaften ein erstes Mal nach Sibirien verbannt wurde,
  • von dort fliehen konnte,
  • sich in der Partei beliebt machte, indem er – um die Kasse der Bolschewiken mit Barem zu versorgen – Raubüberfälle, vorzugsweise auf Banken, organisierte,
  • sowie zwischen 1907 und 1913 mehrfach verhaftet, verurteilt und hinter Gitter gebracht wurde.

Dass er vergleichsweise immer wieder schnell frei kam, soll – so wird allerdings lediglich vermutet – auf seine guten Kontakte zur zaristischen Geheimpolizei (Ochrana) zurückzuführen gewesen sein.

Dann, 1912, holte Lenin den talentierten und umtriebigen Organisator in das Zentralkomitee der Bolschewisten.

1913-1924

Nach Jahren der Verbannung (1913-1916) in Sibirien, kehrte Stalin 1917 zurück nach St. Petersburg,

  • wurde Mitglied der von Lenin ins Leben gerufenen Zeitschrift „Prawda“,
  • kümmerte sich als Volkskommissar um Nationalitätenfragen,
  • organisierte, mit Brachialgewalt und Unterstützung von Trotzkis „Roter Armee“, die „Rückholaktion“ abtrünniger Kaukasier ins Sowjetisch-Russische-Reich,
  • nahm, als Mitglied des Polit- und Organisationsbüros, teil an der Neuausrichtung der Partei,
  • überwarf sich mit Leo Trotzki (*1879, †1940),
  • überwachte die Ausführung der Partei- bzw. der Regierungsbeschlüsse und
  • entschied über Personalfragen.

Kurzum – schlau und gewieft festigte Stalin seine innerparteiliche Machtstellung, deren Krönung die 1922 von Lenin initiierte Berufung zum Generalsekretär war. Ein Amt, das Stalin kaltlächelnd, rücksichtslos und sozusagen über Leichen gehend verstand, über Lenins Tod hinaus zu behalten und auszubauen.

1928

Bereits nach der Oktoberrevolution 1917 gehörte der Terror zum Instrument der Machterhaltung der Bolschewiki, also der Kommunistischen Partei. Politische Gegner wurden bedenkenlos ausgeschaltet. Nach Lenins Tod (1924) entbrannte – wie das so ist im politischen "Überlebenskampf" – ein innerparteilicher Machtkampf zwischen Stalin und Trotzki, den Stalin letztlich für sich entschied.

Spätestens ab 1928 regierte Stalin das Riesenland uneingeschränkt als Diktator.

Vision

Was ist unter Stalinismus zu verstehen?

Im Gegensatz zu Lenin –

  • der einen Sieg des Proletariats über das Bürgertum (Bourgeoisie), einhergehend mit dem Ziel, Gleichheit und Gerechtigkeit für jedermann zu erreichen, nur im Rahmen eines gemeinsamen Vorgehens der Proletarier aller Länder für erfolgreich hielt, also eine grundlegend „sozialistische Weltrevolution“ im Blick hatte –

favorisierte Stalin den

  • “Sozialismus in einem Land (Sowjetunion)”.

In praxi bedeutete der Stalinismus jedoch eine Fortentwicklung des Marxismus-Leninismus – hin zu einem uneingeschränkt diktatorisch geführten Herrschaftssystem. 

Wie, mit welchen Mittel, wollte Stalin die Sowjetunion wirtschaftlich „modernisieren“?

Vordergründig mit der Durchsetzung kommunistischer Ziele, also der kommunistischen Ideologie. Ähnlich der aus der Zeit der Aufklärung stammenden Devise: „Liberté, Egalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit). Damit war es allerdings in der Sowjetunion unter Stalin nicht wirklich weit her.

Um sein angestrebtes Ziel dennoch zu erreichen, setzte er stattdessen auf die

  • Enteignung der Großbauern, begleitet von der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in Kolchosen und/oder Sowchosen (Kolchosen wurden von genossenschaftlich organisierten Bauern betrieben, in den Sowchosen plagten sich Lohnarbeiter ab),
  • eine knallhart durchgeführte Industrialisierung sowie
  • auf eine durchgreifende Instandsetzung vernachlässigter Infrastruktur.

Den Preis für dieses – in Fünfjahresplänen (Planwirtschaft) angelegte – gigantische Programm, zahlte die Bevölkerung. Die Lebensumstände verschlechterten sich dramatisch. In der Ukraine und in weiten Teilen der Sowjetunion verhungerten in den Jahren 1932 und 1933 mehrere Millionen Menschen. Ein Fakt, der unter anderen von den USA, Italien und Spanien heute als Völkermord bestätigt wird.

„Stalinistische Säuberungen“

Wie muss man sich die Terrorherrschaft Stalins vorstellen?

Stalins Gewaltherrschaft, der, oberflächlich betrachtet, die Durchsetzung kommunistisch-ideologischer Vorgaben (Marxismus-Leninismus) zugrunde gelegen haben soll, forderte, wie bereits erwähnt, Millionen Opfer.

Das anscheinend lediglich vorgeschobene Argument, den angestrebten Klassenkampf verschärft voranzutreiben, sollte wohl mehr der Rechtfertigung für sein Bestreben dienen, aus dem rückständigen Bauernland innerhalb kürzester Zeit eine blühende Industrienation zu schaffen. Und das mit allen Mitteln und unter Anwendung brachialer Gewalt.

Wer sich Stalins Ideen, Vorhaben und Unternehmungen auch nur im Ansatz in den Weg stellte, hatte mit drakonischen Strafen zu rechnen.

Spätestens ab Mitte der 1930er Jahre war es sozusagen gang und gäbe, dass Oppositionelle, Andersdenkende, vermeintliche Verschwörer, aber auch völlig Unbeteiligte und Unschuldige den sogenannten „stalinistischen Säuberungen“ zum Opfer fielen.

Schon wegen kleinster Vergehen, diffuser Verdächtigungen, aber auch aus bei bestem Willen nicht erkennbaren Gründen, wurden vermeintliche Gegner von der Geheimpolizei (ab 1922: GPU; ab 1934: NKDW, Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) entweder unmittelbar ermordet oder aber verhaftet, unter Folter verhört, in Schauprozessen verurteilt und hingerichtet.

Archipel Gulag

Wer nicht exekutiert wurde, wurde – zumeist bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag – in die Einrichtungen des Gulags ("Hauptverwaltung der Lager") zwangsverschickt. Oft ohne Wissen der Angehörigen.

In diesem so gut wie unüberschaubaren Geflecht dieser Arbeits- und Straflager, auch bekannt geworden durch den Roman des russischen Schriftstellers Alexander Solschenizyn mit dem Titel „Archipel Gulag“, waren schwerste Arbeiten, mit äußerster Brutalität durchgeführte Strafen seitens der Aufseher, Unterernährung, gesundheitliche Probleme, Siechtum und Tod die Regel.

Tabula rasa

Um es kurz zu machen – auf Grundlage eines Politbürobeschlusses des ZK der UdSSR vom 2. Juli 1937 nahm Stalins Massenterror an Fahrt auf. Nahezu die gesamte Elite aus Partei, Regierung und des Militärs wurde entweder ermordet oder verschwand auf Nimmerwiedersehen in den Gulags. In der Wahl der Mittel nicht zimperlich, schreckte Stalin in seiner Paranoia auch nicht vor der Auslöschung ehemaliger Weggefährten, Verwandten, Freunden und Bekannten zurück.

Es war Stalin, der den Terror und den um ihn kreisenden ungebremsten Personenkult zur Chefsache erklärte, der entschied und befahl wer verhaftet, hingerichtet, deportiert wurde – oder, in Ausnahmefällen, unbehelligt blieb.

Resultat

Alles in allem wird heute – geschätzt, die Angaben differieren je nach Quelle – von zwei Millionen Toten, vier Millionen zwangsweise umgesiedelter Bauern und weiteren etwa vier Millionen aufgrund der Kollektivierung an Hunger Verstorbener gesprochen, die in der Sowjetunion Stalins mörderischem Vorgehen zum Opfer fielen.

Fortschreibung

Wie ging es in der UdSSR nach 1945 weiter?

Kurz zusammengefasst:

Nach dem – im Zweiten Weltkrieg von Russland in den Jahren 1941 bis 1945 mit nicht nur für die Sowjetunion unüberschaubaren Verlusten an Menschen und Material – geführten Krieg gegen Hitlerdeutschland, trug in der Sowjetunion und zeitlich darüber hinaus der Begriff

  • „Großer vaterländischer Krieg“ zur Verklärung der russischen Geschichte bei,
  • die Idee des Stalinismus wurde in die Länder Osteuropas (z.B. Polen, Tschechoslowakei, Ungarn) weitergetragen,
  • der Ost-West-Konflikt und der daraus resultierende Kalte Krieg nahm seinen Anfang und 
  • mit dem Tod Stalins 1953, begann unter seinem Nachfolger Nikita Chruschtschow (*1894, †1971), Erster Sekretär der KPdSU von 1953 bis 1964 und Ministerpräsident von 1958 bis 1964, die sogenannte Entstalinisierung.   
Wann und wie verstarb der Soziopath und Paranoiker Stalin?

Der um Stalin etablierte beispiellos ausufernde Personenkult sowie seine allenthalben beschworene Unsterblichkeit, ließ den Menschen seinen Tod tatsächlich unvorstellbar erscheinen. Und doch, alles Leben ist endlich, verstarb Stalin – nach tagelangem Ringen – am 5. März 1953 in seiner Datscha in Kunzewo, einem seit 1960 eingemeindeten Ortsteil Moskaus. Mutmaßlich an einem Schlaganfall. Schon länger soll er unter Arthritis und Arteriosklerose gelitten haben.

Vorausgegangen waren eine ausgiebige Zecherei mit seinen Kumpels Chruschtschow, Malenkow, Bulganin und Berija am 28. Februar sowie ein bizarrer und irrationaler Ablauf seines langen Sterbens.

Unterlassung

Schlicht gesagt – Stalins abgrundtiefes Misstrauen und seine Paranoia wurden ihm selbst zum Verhängnis. Er wurde Opfer seines Despotismus, weil niemand die Courage hatte, rechtzeitig einzugreifen.

Denn, als der „stählernen Diktator“ auch am 2. März noch immer seinen Rausch auszuschlafen schien, wagte erst einmal niemand seiner Leibwächter, nach Stalin zu sehen. Aus Furcht vor möglichen Repressalien, könnte sich doch der Führer des „Großen vaterländischen Krieges“ möglicherweise gestört fühlen.

Vergebliche Liebesmüh

Endlich traute sich doch jemand, fand den über Siebzigjährigen in desolatem Zustand in dessen Arbeitszimmer liegend und verständigte den Geheimdienstchef Berija. Der wiederum beorderte eine Handvoll Ärzte nach Kunzewo.

Aber viel konnten die Heilkünstler nicht ausrichten. Sie waren nämlich, wenn man so will, Weißkittel der zweiten Garnitur. Denn, noch im Oktober 1952 hatte Stalin auf einem Parteitag die Ermordung jüdischer Ärzte verfügt.

Nach der Absetzung des bis dahin amtierenden Gesundheitsministers im Dezember 1952 waren Verhaftungen, die auch die Kremlärzte betrafen, alltäglich. Das Feld kompetenter Mediziner war somit im März bereits weitestgehend ausgedünnt.

Wie auch immer. Nach einem mehr als dreitägigen absurden Theater um den sterbenden Tyrannen herum, wurde am Abend des 5. März (21:50 Uhr) der Tod des angeblich unsterblichen Diktators festgestellt.

Wann begann Chruschtschow Stalin (post mortem) vom Sockel zu stoßen?

Unmittelbar nach dem Dahinscheiden des Gewaltherrschers, begann der Konkurrenzkampf um dessen Nachfolge. Die Macht wurde unter der alten Garde, also Stalins engsten Vertrauten (Malenkow, Berija, Molotow, Kaganowitsch, Chruschtschow) aufgeteilt. Wobei Letzterer den Vogel abschoss:

  • Chruschtschow wurde Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK),
  • wenige Jahre später Regierungschef,
  • ließ im Dezember 1953 Lawrenti Berija, dem auch das Gerücht anhing, Stalin bei einer ihm günstigen Gelegenheit mit einer Giftspritze den endgültigen Schuss gesetzt zu haben, als Verräter, Abweichler und imperialistischer Agent zum Tode verurteilen und erschießen,
  • startete, auf einer Geheimsitzung anlässlich des 20. Parteitages der KPdSU, im Februar 1956 seinen Masterplan der Entstalinisierung und 
  • ließ, im Oktober 1961, den gefühlt „unsterblichen“ Stalin – sozusagen post mortem – aus dem Lenin-Mausoleum entfernen und an der Kremlmauer beisetzen.

Eisernes Festhalten

Obwohl Josef Stalin Millionen Menschen verhaften, verschleppen und töten ließ, gilt er einer erschreckend breiten Masse ewig Gestriger unverdrossen als Übervater, also als jemand, ohne den Russland nicht dort stünde, wo es heute steht. Die rückwärtsgewandte Wertschätzung, der Hype und gar Sympathie schlagen – wie ist das zu begreifen? – immer noch hohe Wellen ... 

Autor:

Quellen:

  • "Jossif Stalin oder: Revolution als Verbrechen" (Wladislaw Hedeler, Hrsg./Karl Dietz Verlag Berlin)
  • "Stalin – Am Hof des Roten Zaren" (Simon Sebag Montefiore/S. Fischer Verlag)
  • "Verbrannte Erde: Stalins Herrschaft der Gewalt" (Jörg Baberowski/C.H. Beck)
  • "Allgemeinbildung Weltgeschichte" (Martin Zimmermann, Hrsg./Arena Verlag Würzburg)
Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

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