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Wer war Leo Trotzki, und warum konnte Josef Stalin ihn nicht leiden?

Leo Trotzki gilt als einer der bedeutendsten marxistischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts sowie als engster und langjähriger Kampfgefährte Lenins und erwiesener Intimfeind Stalins. Beide, Trotzki und Stalin, wetteiferten um die Nachfolge Lenins und somit um die Macht in der jungen Sowjetunion. Letztlich zog Trotzki den Kürzeren. Stalin ließ ihn ermorden. 1940 in Mexico.

Herkunft & Ausbildung

Wie verbrachte Leo Trotzki seine Kindheit und Jugend?

Leo Trotzki, der von den Zeitgenossen als höflich, gebildet und als Kunstkenner geschildert wurde/wird, stammte aus einer vergleichsweise wohlhabenden Familie jüdischer Bauern.

Geboren 1879 als Lew Dawidowitsch Bronstein (* 1879, † 1940) in Janowka/Ukraine, sollen seine ersten Jahre weitestgehend unspektakulär, also weder besonders locker oder entspannt, dennoch aber nicht belastend oder gar entmutigend verlaufen sein.

Nach dem Besuch der Grundschule wechselte er auf die deutsch-lutherische Realschule in Odessa, meisterte das Abitur und war enthusiastischer Leser der Schriften von Karl Marx (* 1818, † 1883). 1897 gründete er den sozialdemokratischen Südrussischen Arbeiterbund, wurde wegen Verbreitung oppositioneller Schriften verhaftet, ins Gefängnis – zuerst in Odessa, dann in Moskau – gesteckt und schließlich, mit zwanzig Jahren (1899), für vier Jahre in die Verbannung nach Irkutsk/Sibirien, unweit des Baikalsees, überführt.

Wechselbeziehungen

Wer waren die Frauen an Trotzkis Seite?

Zum ersten Mal heiratete Trotzki im Frühjahr 1900. Und zwar die russisch-marxistische Revolutionärin Alexandra Lwowna Sokolowskaja (* 1872, † 1938). Mit ihr hatte er zwei Töchter: Nina (* 1902, † 1928, an Tuberkulose) und Sinaida (* 1901, † 1933, Suizid).

Obwohl Trotzki 1902 in Paris auf Natalja Iwanowna Sedowa (* 1882 † 1962) traf und diese 1903 heiratete, blieb dennoch das Verhältnis zu Alexandra bis zu seinem Ende freundschaftlich. Die beiden Söhne aus der zweiten Ehe mit Natalja wurden 1937/38 von Stalinisten ermordet.

Apropos

Während seiner ersten Jahre im Exil in Coyoacán/Mexico (1937 bis 1939), soll der marxistische Theoretiker Leo Trotzki im Haus der berühmten mexikanischen Malerin Frida Kahlo de Rivera (* 1907, † 1954) ständiger Gast gewesen sein – was, so wird gemutmaßt, durchaus eine Liebesbeziehung nahelegt.

Laufbahn & Vision

Wie verlief Trotzkis politischer Werdegang?

Nach dem Petersburger Blutsonntag 1905

  • ging Trotzki nach St. Petersburg,
  • wurde dort Vorsitzender des Sowjets (Rates),
  • kam, nach dessen Auflösung, erneut in Haft,
  • wurde, wieder einmal, zu lebenslanger Verbannung nach Sibirien verurteilt,
  • entwickelt dort seine Vorstellung der „permanenten Revolution“,
  • konnte – wie genau, ist nicht zu erfahren – 1907 aus dem sibirischen Gewahrsam entkommen,
  • reiste im Dienst der Revolution durch Europa und
  • hielt Reden sowohl auf Russisch, als auch auf Englisch, Deutsch und Französisch.

1910 geriet Trotzki in Frankreich über den rechten Weg der Bewegung in Widerspruch mit Lenin,

  • räumte diesen Disput einige Jahre später aber wieder aus der Welt,
  • trat 1917 Lenins Bolschewisten bei,
  • wurde Vorsitzender des Petersburger Sowjet,
  • organisierte die Kampfverbände (Rote Garden/später: Rote Armee),
  • avanciert zum Volkskommissar für äußere Angelegenheiten und
  • schließlich zum Kriegskommissar.

In der letztgenannten Funktion machte er sich u.a. verdient im Kaukasus, in der Ukraine, in Polen sowie im Rahmen des Matrosenaufstands von Kronstadt im Frühjahr 1921, einer Stadt auf der St. Petersburg vorgelagerten Insel Kotlin.

Was ist unter Trotzkismus zu verstehen?

Der auf die politische Anschauung Trotzkis beruhende sogenannte Trotzkismus war keine grundlegend neue Theorie, sondern lediglich eine in Teilen von der marxistisch-leninistischen Ideologie abweichende Richtung innerhalb der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) – eine Denkweise, die sich mehr oder weniger aus Trotzkis oppositioneller Haltung gegenüber Stalin und dessen Stalinismus ergab.

Während nämlich für Stalin der zu etablierende Sozialismus nur in einem Land (hier: Russland) durchzusetzen sei, propagierte Trotzki in seiner Schrift „Russland in der Revolution“ den Gedanken einer „permanenten Revolution“. Seiner Überzeugung nach, wäre die Diktatur des Proletariats mit nur einer Revolution in nur einem Land nicht zu erreichen. Es müsse schon eine Weltrevolution stattfinden, die letztlich zu einem „proletarischen Internationalismus“ führen würde.

Die Sympathisanten Trotzkis in der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) teilten zwar diese Betrachtungsweise, sprachen sich gegen Stalins Sozialismusmodell aus, gründeten 1938 die IV. Internationale, verstanden sich aber insgesamt gesehen als Bolschewisten-Leninisten, die in ihrem Denken grundsätzlich an der Lehre des originären Marxismus festhielten.

Trotzki vs. Stalin

Worin lag die Unvereinbarkeit zwischen Trotzki und Stalin?

Kurz gesagt: Trotzki war für Stalin ein die Nase hochtragender feiner Pinkel, umgekehrt hielt Trotzki Stalin für einen Dorfdeppen.

Bereits seit ihrer ersten Begegnung 1907 anlässlich eines Parteitages in London, waren Stalin – dessen Geburtsname eigentlich Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili (* 1878, † 1953) war – und Leo Trotzki mit Leib und Seele in inniger Feindschaft verbunden. Selten sollen sie ein gutes Wort über ihren Erzrivalen verloren haben. Die Gegensätzlichkeiten beider Charaktere waren schlichtweg – und für jedermann offensichtlich – unüberbrückbar.

Dann, nach Lenins Tod 1924, kam Stalins Stunde. Wobei es natürlich in erster Linie um die Nachfolge des Revolutionsführers ging.

Quittung

Wie betrieb Stalin Trotzkis Entmachtung?

Die in der Vergangenheit nie ausgeräumte Aversion beider Protagonisten, begann nun für Trotzki der Anfang vom Ende zu werden.

Stalin, dem das Selbstsicherheit ausstrahlende Ego seines Rivalen Trotzki, dessen Eingenommenheit von sich selbst und dessen Redegewandtheit schon lange auf den Keks ging, bezweifelte hinter vorgehaltener Hand Trotzkis Integrität, hielt ihn im Grunde für einen Menschewiki – und begann, offen gegen ihn zu integrieren.

Durchtrieben, hinterhältig und unverblümt übte Stalin Druck aus, erging sich in Vergeltungsmaßnahmen und unterschlug eine schriftliche Verfügung Lenins, in der er, also Lenin, Trotzki – und nicht Stalin – als seinen Nachfolger favorisierte.

Im Ergebnis führten Stalins Repressalien zum Rückzug Trotzkis:

  • Er gab seinen Job als Kriegskommissars auf, war somit quasi seines Postens enthoben,
  • wurde schließlich, 1926/27, aus dem Politbüro sowie der KPdSU ausgeschlossen,
  • 1928 nach Kasachstan verbannt und
  • ein Jahr später in die Türkei ausgewiesen.

1933/34, nach dem Verlust der sowjetischen Staatsbürgerschaft sowie als Gegner und Kritiker Stalins und dessen Alleinherrschaft vom Geheimdienst verfolgt, ging Trotzki ins Exil. Zuerst nach Frankreich, 1935 nach Norwegen und 1937 schlussendlich nach Coyoacán/Mexico.

Ermordung

Wann, wie und durch wen verstarb Leo Trotzki?

Obwohl 1936 im Moskauer Schauprozess bereits zum Tode verurteilt, dachte Trotzki – sich der Gefahr und der Verfolgung durch die sowjetischen Geheimdienstler bewusst – auch in der Emigration keineswegs daran, mit seiner Kritik an Stalin aufzuhören – was 1939 schlussendlich zu Stalins Befehl zu seiner Liquidierung führte.

Und tatsächlich. Trotz aller Vorsicht seitens Trotzkis, gelang es den sowjetischen Agenten, seinen Aufenthaltsort herauszufinden.

Ein erster, allerdings amateurhaft durchgeführter, Anschlag im Mai 1940 misslang. Aber nur wenige Monate später, im August des Jahres, wurde Trotzki, der hier den falschen Leuten vertraute, von einem sowjetischen Schlapphut des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten der Sowjetunion (NKWD) erschlagen. Mit einem Eispickel.

Seine letzte Ruhestätte fand Trotzki, der einst mächtige Revolutionsführer und Gründer der Roten Armee, in Mexico.

Letzter Punkt

Während Trotzkis Mörder – nach der Haftentlassung – 1960 mit dem Lenin-Orden geehrt wurde, galt Trotzki in der Sowjetunion noch über Jahrzehnte als ein Verfemter. Sein gewiss außerordentliches Engagement für die Partei wurde unter den Teppich gekehrt. Dennoch hat Trotzki im 20. Jahrhundert einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, den Marxismus auf eine sich verändernde Welt anzuwenden – was jedoch das Ende der Sowjetunion zu Beginn der 90-iger Jahre des 20. Jahrhunderts nicht aufhalten konnte ...

Autor:

Quellen:

  • "Sowjetrussland" (Karl-Heinz Ruffmann/dtv-Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, Bd. 8)
  • "Eine Geschichte Russlands" (Orlando Figes/Klett-Cotta Verlag)
  • "Leo Trotzki in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten" (Harry Wilde/rororo-Bildmonographien)
  • "Trotzki: Das Janusgesicht der Revolution" (Dimitri Wolkogonow/Edition Berolina)
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