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Attila und die Hunnen: Fragen und Antworten

Woher zogen wann die Hunnen gen Westen? Hat es Attila tatsächlich gegeben, oder ist er eine Gestalt der Mythen und Legenden? Warum spricht man von den Hunnen als Geißel Gottes? Ist der in der Nibelungensage genannte Etzel identisch mit Attila? Fragen, die wir in diesem Beitrag versuchen wollen zu beantworten.

Herkunft

Wer waren die Hunnen?

Die Hunnen, vermutlich irgendwoher aus den Steppen Zentralasiens in der Gegend um den Balchasch-See in Kasachstan stammend und nach günstigeren Lebensbedingungen suchend, fielen gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. (um 375) in Ost-Mitteleuropa (Ukraine, Rumänien, Ungarn?!) ein, verbreiteten Angst und Schrecken, unterwarfen oder vertrieben – sozusagen im ersten Schritt – die Alanen, Ost- und Westgoten.

Möglich ist allerdings auch, so berichten frühe Autoren, dass die als eine der schrecklichsten Horden bezeichneten Reitertruppen jener Zeit von den Chinesen aus der Mongolei vertrieben wurden. Man weiß es einfach nicht genau. Und ob die Hunnen wirklich Hunnen waren (es gibt keine von ihnen selbstverfassten Aufzeichnungen), oder ob sie von den antiken "Männern der Feder" lediglich pauschal mit diesem Namen belegt wurden, ist ebenfalls immer noch umstritten. Zu viele Legenden und Mythen ranken sich um dieses Volk.

Aber Legenden hin, Mythen her und egal woher auch immer diese trefflich mit Pfeil und Bogen umzugehen verstehenden Haudegen kamen, Fakt ist, dass sie mit der Vertreibung der Ost- und (später) Westgoten sowie (noch etwas später) den Ost- und Weströmern das Fürchten lehrend, letztendlich maßgeblich zum Lostreten der Völkerwanderung (375-568) beitrugen.

Wer war Attila?

Attilas Herkunft ist ebenfalls weitestgehend unbekannt. Denn so gut wie nichts, was über die Hunnen von den frühen Chronisten und späteren Historikern bis weit in unsere Zeit hinein über ihn und sein Steppenvolk kolportiert wurde, scheint bisher wirklich bewiesen zu sein.

Wie es allerdings heißt, traten irgendwann zwischen 430/440 Attila (um 400-453) und sein Bruder Bleda die Nachfolge des Onkels und Hunnenkönigs Rua an. Chroniken zur Folge, tauchte Attila, die "Geißel Gottes", dann mit seinen Hunnen erstmals im Jahr 375 n. Chr. in Südrussland auf.

Okkupation

Bis wohin vergrößerte Attila seinen Einflussbereich?

Da Attila die zuvor genannte Doppelspitze nicht so recht in den Kram passte, wurde Bleda kurzerhand in die ewigen Jagdgründe geschickt. Attila avancierte somit zum Alleinherrscher.

In den darauf folgenden, aber vergleichsweise wenigen Jahren bis zu seinem Tod, scheint es dem vom römisch-gotischen Chronisten Jordanes im 6. Jahrhundert als "Schrecken aller Länder" beschriebenen Haudegen Attila in der Tat gelungen zu sein, das Hunnenreich, beziehungsweise sein Herrschaftsgebiet (ausgehend vom heutigen Ungarn), im Osten bis zum Kaukasus und im Westen fast bis an den Rhein auszudehnen.

Mordbuben und Biedermänner

Bei all diesen Eroberungsaktivitäten zeichneten sich Attila und seine wilde, raue Soldatenhorde in ihrem Vorgehen keineswegs durch die so genannte feine, englische Art aus. Aber, obwohl gotische, römische und christliche Geschichtsschreiber die Hunnen als – zum Beispiel – plattnasig, hässlich, missgestaltet und dunkelhäutig, als "Geißel Gottes" und/oder als "rohes Fleisch essende Bestien", eben als zügelloses, brutales Kriegsvolk schilderten, scheint das nach neueren Erkenntnissen nur die halbe Wahrheit zu sein.

So sollen die nomadisierenden Hunnen durchaus in Dörfern sesshaft gewesen sein, eine funktionierende Bürokratie auf die Beine gestellt und Attila sich ab und an durchaus von seiner diplomatischen Seite gezeigt haben.

Sofern die jeweiligen Umstände es zuließen, verlor Attila sich demnach anscheinend nicht zwingend in kriegerische Auseinandersetzungen, sondern soll sich seinen diesbezüglichen Tatendrang stattdessen gern mit Tributzahlungen unerhörter Größenordnung in Form von Geld, Gold, Juwelen und sonstigen Pretiosen abfedern lassen haben.

Das galt – unter anderen – im Wesentlichen sowohl für Attilas Kontrahenten in Ostrom (Kaiser Theodosius II., 401-450) als auch im weströmischen Reich (Kaiser Valentinian III., 419-455).

Finitum

Wo und durch wen erreichten die Hunnen ihr Waterloo?

Wie auch immer Attila sich als Caudillo seines hunnischen Reitervolkes tatsächlich aufgeführt und dargestellt haben mag, auf seinem Vormarsch nach Gallien wurde er 451 schließlich und endlich in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern – mutmaßlich irgendwo zwischen Chálons-en-Champagne und Troyes im Nordosten Frankreichs gelegen – von einer Zweckallianz aus Westgoten, Burgundern, Franken und Römern gestoppt. Schlagartig war es zu Ende mit Attilas bisheriger Erfolgsserie einträglicher Beutezüge.

Zwei Jahre später (453) verstarb Attila eines natürlichen Todes. Angeblich in der Hochzeitsnacht. Er soll im Vollrausch erstickt sein. Die Hunnen, und mit ihnen ihr knapp einhundert Jahre währendes Reich verschwanden einige Jahre darauf (etwa um 469/470) im geschichtlichen Nirwana – aber ihr schlechter Ruf als zwar furchtlose, aber letztlich doch grausame Barbaren, hat sich bis heute erhalten.

Die Hunnen, und mit ihnen das  knapp einhundert Jahre währende Reich, verschwanden kurz darauf (etwa um 469/470) im geschichtlichen Nirwana – aber ihr Ruf als Auslöser der Völkerwanderung (375-568) sowie als furchtlos und letztlich doch grausam agierende Barbaren, hat sich bis heute erhalten …

Nachtrag

Wo fand Attila posthum Erwähnung?

Im etwa um 1200 von einem namenlosen Autor verfassten Nibelungenlied, genauer: In dessen 2. Teil (Kriemhilds Rache). Dort soll der darin auftretende Etzel mit Attila gleichzusetzen sein.

Seitens Kriemhild aus taktischen Gründen mit ihr verehelicht, soll Etzel/Attila dazu beitragen, die verhassten Nibelungen/Burgunder niederzumachen. Und das geschieht tatsächlich! Auf grauenhafte Weise wird den Gästen am Hof Kriemhilds und Etzels von den mordlustigen Hunnen das Lebenslicht ausgeblasen.

Bis zu diesem Punkt des Plots hat sich Etzel/Attila auffällig unauffällig zurückgehalten. Erst zu diesem bitteren Ende der blutigen Orgie taucht er auf, trägt trauernd seine tote Gattin hinüber in den brennenden Palast – und wird dort mit ihr von herabstürzenden Trümmern begraben …

Quellen:

  • "Geschichte-kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag, München)
  • "Die Germanen" (Norbert F. Pötzl, Johannes Saltzwedel, Hg./Goödmann: Spiegel Buchverlag)
  • "Der Spiegel": 9/2016
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