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Langobarden: Fragen und Antworten

Wer waren die Langobarden? Was bedeutet der Begriff "Elbgermanen"? Welche Stadt wurde Regierungssitz der Langobarden? Wer oder was wird mit dem Terminus "Patricius Romanorum" bezeichnet? Wer war eigentlich Karlmann? Diese und weitere Fragen sollen mit diesem Beitrag beantwortet werden.

Herkunft

Woher kamen die Langobarden, wohin gingen sie?

Die Langobarden waren ein aus den Volksgruppen der Sueben, Semnonen und ggf. weiterer Gruppen gebildeter germanischer Volksstamm. Etwa um die Zeit von Christi Geburt herum verließen sie Südskandinavien und siedelten an der mittleren Elbe (daher der Begriff: Elbgermanen). In der Gegend um Lüneburg.

Im Rahmen der Völkerwanderung zogen die Langobarden im 5. Jahrhundert nach Ungarn und Niederösterreich, machten sich im 6. Jahrhundert auf den Weg Richtung Balkan, fielen in die Gegenden Mittel-und Süditaliens ein, drangen 568 nach Oberitalien (Lombardei) vor, besetzten 572 Pavia und begannen ihr bis 774 bestehendes Reich zu etablieren.

Während das Langobardenreich 774 von Karl dem Großen attackiert und ins Fränkische Reich integriert wurde, hielten die wenigen süditalienischen Herzogtümer bis ins 11. Jahrhundert hinein durch. Es waren die Normannen, die dem fragmentarisch verbliebenen Langobardenreich endgültig ein Ende setzten.

Kontroversen

Mit wem gerieten die Langobarden ständig in Konflikt?

Die fortwährenden Machtansprüche und Angriffe auf die noch nicht von den Langobarden eingenommenen byzantinischen Restgebiete Italiens führten nonstop zu Konflikten mit den jeweils amtierenden Päpsten.

Erster Versuch, Rom einzunehmen

Die Langobarden marschierten marodierend durch weite Teile Italiens, drangen sogar bis in die Region Latium vor, zerstörten 577 das Kloster Monte Cassino und  drohten Rom einzunehmen – ließen es dann aber bleiben. Weil ...? Weil es Papst Gregor I. (um 540-604) 593 gelungen war, mit den Langobarden zu einer mehr oder minder friedlichen Einigung zu kommen. Statt Rom der Verwüstung anheim zu stellen, zog er nämlich eine Geldzahlung vor.

In zähen Verhandlungen wurde der Langobardenkönig Agilulf schließlich überzeugt, dass Gregors Sicht der Dinge doch die bessere Alternative sei. Dieser Meinungsumschwung soll, so heißt es, auf Agilulfs Ehefrau Dietlinde (Theolind) zurückzuführen sein. Sie setzte sich für den Übertritt ihres Mannes zum Christentum ein, sorgte für die Rückführung konfiszierter Güter an die Bischöfe und drängte 599 ihren Gatten, endlich Friedensverhandlungen mit dem Papst aufzunehmen.

Also nahm Agilulf das Geld. Die Stadt Rom blieb unversehrt. Und Papst Gregor I. bezeichnete sich anschließend selbstironisch als Zahlmeister der Langobarden.

Zweiter Versuch, Rom einzunehmen

Das war im Jahre 742. Allerdings blieb die Einnahme Roms durch Liutprand, König der Langobarden von 712-744, aus. Und das, obwohl Karl Martell (688/91-741) zuvor jegliche Unterstützung für Papst Gregor III. (Papst von 731-741) abgelehnt hatte, weil er sein gutes Verhältnis zu Liutprand nicht belasten wollte. Zwar eroberte Liutprand einige Kastelle und gliederte sie in sein Reich ein, zog dann aber wieder ab. 

Letztlich führte aber wohl auch die Schwächung seiner Truppen, bedingt durch die unergiebigen Auseinandersetzungen mit dem obstinaten Transamund II., Herzog von Spoleto (Umbrien/Italien), zu einer friedlichen Lösung. 

Liutprand zwang Transamund II. ins Kloster, setzte seinen Neffen Gisulf II. an dessen Stelle, und trat mit dem Nachfolger des 741 verstorbenen Papst Gregors III. – Papst Zacharias (679-752) – in Verhandlungen. Mit dem Ergebnis, dass es dem diplomatisch versierten Zacharias gelang, Liutprand endgültig zum Verzicht auf die päpstlichen Gebiete zu bewegen.

Landnahme

Was blieb den Langobarden?

Na ja, vermutlich suchten die Langobarden einen geeigneten Platz, um ein eigenes Königreich zu gründen. Diesen Platz fanden sie in der Lombardei. Hauptstadt und Krönungsort ihrer Könige wurde Pavia.

Aber das allein schien ihnen nicht genug zu sein. Also nutzten sie während des 7. und 8. Jahrhunderts jede passende Gelegenheit, um auch die Mitte Italiens einzunehmen. Bis zu ihrer Zerschlagung 774 durch Karl den Großen (747/48-814) beherrschten sie schließlich – wie schon gesagt – weite Teile Mittel- und Süditaliens.

Wendepunkt

Was bewog Karl den Großen, gegen die Langobarden vorzugehen?

Das war unter anderem die seit zwei Jahrhunderten fortwährende Manie der Langobarden, Unruhe zu stiften. Sie brachen Verträge, besetzten wiederholt päpstliches Land und bedrohten in ständig wiederkehrenden Intervallen die Stadt Rom, den Sitz des Papstes.

Jetzt war es Desiderius, König der Langobarden von 757-774, der dem Papst ans Leder wollte. Auch deswegen, weil Papst Hadrian I. (Papst von 772-795) nicht seinem Willen entsprochen hatte. Desiderius hatte nämlich von Hadrian verlangt, die beiden Söhne der Witwe Karlmanns, des Bruders Karls des Großen, zu fränkischen Königen zu salben, was der aber nicht tat.

Disharmonie

Karlmann (751-771) war seit 768 König der fränkischen Gebiete Burgund, Aquitanien und Alemannien. Als er 771 verstarb, stellte sich seine Witwe mit ihren beiden Söhnen unter den Schutz des Langobardenkönigs Desiderius.

Indem dieser nun versuchte, die Söhne der Karlmann-Witwe durch Papst Hadrian I. zu fränkischen Königen machen zu lassen, geschah das auch in der Absicht, Papst Hadrian I. in Opposition zu Karl dem Großen bringen. Und zwar, weil er sauer auf Karl war, der bereits knappe zwei Jahre nach seiner offensichtlich aus politischem Kalkül geschlossenen Ehe genug von seinem langobardischen Ehegespons, einer Tochter des Desiderius, hatte.

Und nun stand Desiderius auf kirchenstaatlichem Terrain. Und Papst Hadrian I., der sich, wie gesagt, geweigert hatte, Karlmanns Söhne zu fränkischen Königen zu erheben, fürchtete  berechtigterweise den Zorn des Langobardenkönigs Desiderius. Um einem – für Hadrian möglicherweise ungünstig ausgehenden – Waffengang von Beginn an einen Riegel vorzuschieben, bat er Karl den Großen um Hilfe, der das als ausgewiesener "Patricius Romanorum" (Schutzherr der Römer) keinesfalls ablehnen ablehnen konnte.

Welchen Vorteil brachte der Titel "Patricius Romanorum"?

Mit dem Titelzusatz "Schutzherr der Römer" wollte Karl der Große die Fortführung des von seinem Vater, Pippin III., dem Jüngeren (714-768), an Papst Stephan II. (Papst von 752-757), gegebenen Versprechens dokumentieren. Denn der hatte sich bereits 756 zum Schutzherrn über die Stadt Rom erklärt.

Zugleich wollte Karl der Große natürlich auch möglichst großen machtpolitischen Einfluss in Rom gewinnen. Dass die Römer oder vielmehr der damalige Papst Hadrian I.  dem zustimmten, klingt befremdlich, wird aber klarer, wenn man bedenkt, dass Karl der Große Hadrian zuvor im Konflikt mit den Langobarden zu Seite gesprungen war. Das übliche Nehmen und Geben also.

Also folgte Karl dem Hilferuf Papst Hadrians I., diesen und die päpstlich-kirchlichen Latifundien gegen die Langobarden zu verteidigen. 

Und da Karl der Große mit dem Tod des Bruders Karlmann 771 darüber hinaus auch dessen Gebiete übernommen hatte und nun über das gesamte Frankenreich herrschte, schien es ihm machtpolitisch angemessen, jetzt auch noch – sozusagen en passant – das Gebiet der Langobarden in Beschlag zu nehmen. Also marschierte er 773/74 in Richtung Lombardei.

In welcher Beziehung stand Tassilo III.?

Allerdings gab's da noch ein kleines Problem. Durch die eheliche Verbindung mit der langobardischen Prinzessin Liutburc, der jüngsten Tochter des Langobardenkönigs Desiderius (König von 757-774), führte der letzte bayrische Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger, Tassilo III. (741-796), die über viele Jahrzehnte gewachsenen engen Beziehungen zu den Langobarden fort.

Beides, die Heirat sowie die ohnehin freundschaftlichen Bande, haben Tassilo wohl bewogen, sich auf die Seite seines Schwiegervaters zu schlagen. Gegen seinen Cousin, Karl den Großen. Pech für Tassilo. Zumal der Bayer in Karls Augen ohnehin sozusagen als Abweichler galt.

Zwar hatte Tassilo III. das Land Bayern 757 von Pippin dem Jüngeren, dem Vater Karls des Großen, als Lehen erhalten, war damit also nicht nur lehenspflichtig, sondern im Falle kriegerischer Auseinandersetzungen auch verpflichtet, seinen militärischen Beitrag zu leisten. Das allerdings hatte Tassilo 763 anlässlich Karls Feldzug gegen die Aquitanier verweigert. Fortan galt Tassilo als Abtrünniger, Opportunist und Verräter.

Dass er 781 in Worms seinen Treueid gegenüber Karl dem Großen ein zweites Mal leistete, hat dann auch nichts mehr genutzt.

Wer musste in die klösterliche Verbannung?
  • Die Langobarden wurden 774, nach mehrmonatiger Belagerung der Stadt Pavia, endgültig geschlagen,
  • Karl der Große krönte sich – unter dem Jubel seiner Heerführer – spontan und eigenhändig zum König der Langobarden, nahm den Titel: "König der Franken, der Langobarden und Patricius Romanorum" an,
  • König Desiderius wurde samt Gattin ins Kloster abgeschoben, und der obstinate
  • Tassilo folgte ihm – nach wiederholten Aufsässigkeiten, nun wegen seiner als abtrünnig gewerteten "strategischen Partnerschaft" mit den Awaren – einige Jahre später (wie gesagt um 788 herum) – ebenfalls in die klösterliche Verbannung.

War die Aneignung der Langobardenkrone eigentlich rechtens?

Nein, eigentlich nicht. Bereits der Langobardenkönig Desiderius trug die Krone zu Unrecht.

Denn streng betrachtet, gehörte Italien – und damit auch die Lombardei – zu Ostrom (Byzanz). Und nur der oströmische Kaiser hätte sowohl Desiderius als auch Karl krönen können. Wenn er denn überhaupt gewollt hätte. Aber, ob oder ob nicht: Karl pfiff auf dessen Meinung. Er nahm den oströmischen Kaiser ohnehin nicht ernst. Also, sagte er sich, Schwamm drüber! Allerdings ließ er das Königreich der Langobarden formal weiter bestehen.

Autor:

Quellen:

  • "Karl der Große" (Thomas R.P.Mielke/Schneekluth Verlag, München)
  • "Karl der Große" (Dietmar Pieper, Johannes Saltzwedel: Hg./DVA-Spiegel Buchverlag)
  • "Die Welt der Karolinger" (Pierre Riché/Philipp Reclam jun., Stuttgart)
  • "Deutsche Geschichte für Dummies" (Christian v. Ditfurth/Wiley-VCH Verlag, Weinheim)
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