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Wer waren die Markomannen?

Wie – unter anderen – die Cherusker, die Sueben (Schwaben), Friesen, Chatten (Hessen), Semnonen (Brandenburg) und -zig Dutzend andere Germanenstämme, werden auch die aus dem Stamm der Sueben hervorgegangenen Markomannen zur übergeordneten Familie der Westgoten gezählt.

Herkunft

Woher kamen die Markomannen, wohin gingen sie?

Ursprünglich irgendwo im geografisch anscheinend nicht exakt zu bestimmenden Norden ansässig, sollen sie etwa zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. im Raum südlich des Mains, westlich des Böhmerwaldes (Tschechien) und nördlich der Donau auffällig geworden sein.

Erstmals erwähnt wurden die Markomannen in Julius Caesars (100-44 v. Chr.) Aufzeichnungen (Commentarii de Bello Gallico) über den Gallischen Krieg von 58-51/50 v. Chr. Und zwar im Zusammenhang mit dem germanischen Heerführer Ariovist, der ihm, Caesar, ziemlichen Ärger bereitet hatte.

Exkurs 1

Ariovist – wer war das denn?

Nun, Ariovist war ein mehr oder weniger unvermittelt aus dem Nebel der Geschichte auftauchender germanischer Heerführer, von dem bis heute nicht wirklich bekannt ist, woher er eigentlich kam.

Ariovist – klug, besonnen, diszipliniert, strategisch denkend und staatsmännisch handelnd – hatte sich (etwa um 70 v. Chr. herum) an die Spitze verschiedenster Stammesgruppen (unter anderen die der Sueben) aus der Völkerfamilie der Germanen gesetzt, um im Zwist der keltisch-gallischen Stämmen der Sequaner, Arverner und Haeduer zu vermitteln.

Fortsetzung

Wie ging es weiter mit den Markomannen?

Go east!

Gute fünf Jahrzehnte später (9 v. Chr.), das Zentrum des markomannischen Machtanspruchs lag zu der Zeit – so heißt es – in der Maingegend um Mainz herum, stießen die Markomannen auf die geballte Militärmaschinerie

  • des römischen Heerführers Nero Claudius Drusus (38-9 v. Chr.),
  • wurden von diesem besiegt,
  • zogen (8-6 v. Chr.) unter ihrem Fürsten/König Marbod (30 v. Chr.-37 n. Chr.) gen Böhmen,
  • und unterwarfen das dort heimische keltische Volk der Boier.

Säbelrasseln

In der darauf folgenden etwa sieben Jahrhunderte dauernden Geschichte der Markomannen, kam es zu diversen militärischen Auseinandersetzungen:

  • 17 n. Chr. im Bruderkrieg mit den Cheruskern unter Arminius dem Cherusker (um 17 v. Chr.-21 n. Chr.), der – trotz eines quasi unentschiedenen Ausgangs – ungünstig für Marbod, den bis dahin unangefochtenen Heerführer der Markomannen, endete
  • sowie mehrfach mit den Römern, von denen die drei so genannten Markomannenkriege (166-182 n. Chr.) ganz besonders hervorzuheben sind, da sie von manchen Historikern als durchaus mögliche Vorstufe sowohl der später einsetzenden Völkerwanderung, als auch des schleichend beginnenden Niedergangs des Römischen Reiches betrachtet werden.

Auf eine Handvoll weiterer Scharmützel auf römischem Gebiet im Laufe des 4. Jahrhunderts folgten

  • die allmähliche Christianisierung der Markomannen,
  • ein von Bischof Ambrosius von Mailand (339-397) in die Wege geleiteter Friedensvertrag mit Rom und – last not least –
  • im Jahre 451 ein Schulterschluss mit Attila dem Hunnenkönig bei dessen Vormarsch gegen Gallien (Schlacht auf den – möglicherweise im Nordosten des heutigen Frankreich gelegenen – Katalaunischen Feldern).

Vom Winde verweht

Dann, im 7. Jahrhundert verliert sich die Spur der Markomannen. Nicht auszuschließen ist, dass sich die in Böhmen Verbliebenen den nachfolgenden Slawen anglichen, und Nachfahren der seinerzeit südlich der Donau Lebenden  heute – wer weiß? – fest im "blau-weißen" Bayern verankert sind …

Exkurs 2

Wer war Marbod?

Marbod (etwa 30 v. Chr.-37 n. Chr.) gehörte, antiken Quellen zur Folge, zu den – aus dem germanischen Stamm der Sueben hervorgegangenen und ursprünglich in der Maingegend siedelnden – Markomannen, den so genannten "Grenzmännern" (Mark=Grenzland/Mannen=Männer).

Bruderzwist

Warum war Arminius der Cherusker sauer auf Marbod, den Markomannen?

Weil Marbod, Heerführer der Markomannen, nicht so wollte, wie es Arminius, Chef der Cherusker, gern gesehen hätte. Nämlich gemeinsam gegen die Römer vorzugehen. Marbod aber hatte schlicht kein Interesse, sich an der Schlacht im Teutoburger Wald zu beteiligen.

Ein Kopf auf Reisen

Der makabre Auslöser des germanischen Bruderkampfes war der abgeschlagene Kopf des zuvor auf tragische Art aus dem Leben geschiedenen römischen Feldherrn Pablius Quinctilius Varus (um 46 v. Chr.-9 n. Chr.).

Der war mit seinen Legionen auf die Tricks des vermeintlich den Römern gewogenen Arminius/Armin hereingefallen,

  • hatte sich 9 n. Chr. auf den vorgeblich sicheren Weg durch den Teutoburger Wald (ob’s tatsächlich dieser Wald gewesen ist, ist nach wie vor umstritten) gemacht,
  • in der so genannten Varusschlacht (auch: Hermannsschlacht) eine verheerende Niederlage erlitten
  • und sich daraufhin das Leben genommen.

Jedenfalls ließ Arminius, der sich in der Folge noch bis etwa 17 n. Chr. beharrlich mit den Römern in den Haaren liegen sollte, die schaurige Trophäe dem Markomannenkönig Marbod überbringen. Sozusagen als Zeichen seines aufrichtigen Werbens für ein gemeinsames Vorgehen beider Stämme gegen Rom.

Aber Marbod, der nach wie vor eher dem Imperium Romanum zugeneigt war, missachtete dieses seitens Arminius durchaus eigennützig gedachte Geschenk, indem er den Kopf umgehend an den römischen Kaiser Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) weiterleitete.

Wobei die Frage bleibt: Was hat Augustus mit diesem Geschenk gemacht?

Exkurs 3

Markomannenkriege – was ist darunter zu verstehen?

Mit dem Begriff Markomannenkriege werden die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und Germanen in den Jahren 166 bis 180 n. Chr. bezeichnet.

Voraus geschickt

Etwa zu Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. war das Römische Reich auf dem Zenit seiner Macht und seiner geografischen Ausdehnung.

Die größte Ausweitung des Römischen Reiches umfasste in etwa die Jahre 98 bis 117 n. Chr. und erstreckte sich (unter anderem) von Britannien, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, den Gegenden westlich des Rheins und südlich der Donau, der Schweiz und der Iberischen Halbinsel über Österreich, Ungarn, weite Teile der Balkanhalbinsel, Griechenland, Zypern und die Türkei bis hin zu den Maghreb-Staaten Marokko, Algerien, Libyen und Tunesien sowie Ägypten bis nach Syrien.

Dieses gewaltige Imperium hieß es zu verwalten und – last but not least – zu verteidigen. In den Jahren der so genannten Markomannenkriege fiel diese Mammutaufgabe dem zu der Zeit (ab 161) amtierenden römischen "Philosophen"-Kaiser Marc Aurel (121-180 n. Chr.) zu.

Warum, weshalb und wieso die Kriege begannen

Auslöser dieser bewaffneten Konflikte soll – so wird vermutet – das Vordringen der Goten und Vandalen in Richtung mittlerer Donau (heute: Gebiete Tschechiens, Ungarns, Rumäniens) und die damit einhergehende Verdrängung der dort ansässigen Germanenstämme (u.a. Langobarden, Markomannen, Quaden) mit dem daraufhin entstandenen Kurs auf die Grenzen der römischen Supermacht gewesen sein. Dem musste dringend Einhalt geboten werden!

Allerdings ging das nicht unmittelbar. Abzuwarten war erst einmal die Rückkehr der unter Marc Aurels Co-Kaiser Lucius Aurelius Verus (130-169) in den Partherkrieg (Persien/Mesopotamien) verwickelten Truppen.

PS

Alles in allem waren die insgesamt gut sechzehn Jahre Krieg gegen die Germanen für Rom eine beschwerliche und anstrengende Angelegenheit. Sozusagen eine Kostprobe dessen, was da in den kommenden gut drei Jahrhunderten noch auf das Imperium Romanum zukommen sollte: 

  • bewaffnete Konflikte  mit Franken und Alemannen (286-291) sowie
  • in Britannien und Ägypten (290-296),
  • mit den Goten (315) und
  • Hunnen (375),
  • die Teilung des Reiches in Ost- und Westrom (395),
  • Plünderungen Roms durch die Westgoten (410) und Vandalen (455) und schließlich
  • 476 das Ende des (West-)Römischen Reiches

durch den germanischen Feldherrn und nachmaligen König von Italien Odoaker (um 433-493) …

Quellen:

  • "Die Germanen" (Norbert F. Pötzl, Johannes Saltzwedel Hg./Goldmann – Spiegel Buchverlag)
  • "Die ersten Deutschen" (S. Fabian Fischer/Droemer Knaur)
  • "Allgemeinbildung Weltgeschichte" Martin Zimmermann/Arena Verlag, Würzburg)
  • "Geschichte – kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag, München)
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