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Wikinger und Normannen: Fragen und Antworten

Wer waren die Wikinger, wer die Waräger? Was sind die Rus von Nowgorod und die Kiewer Rus? Was haben die Normannen mit der Normandie zu tun? Was sind die Danelaws? Wer waren Erik Blutaxt, Harald Blauzahn und Ivar der Knochenlose? Wer könnten die ersten Russen gewesen sein? Fragen, auf die wir in diesem Beitrag Antworten finden möchten.

Begriffsbestimmung

Wer waren die Wikinger?

Als Wikinger, auch Normannen oder Waräger genannt, wurden/werden die germanisch stämmigen Skandinavier (Dänen, Schweden, Norweger) bezeichnet, die vom 8. bis ins 11. Jahrhundert als Seeräuber, Plünderer, Händler, Siedler und Eroberer, aber auch als Staatengründer unterwegs waren.

Der Name Wikinger entstammt mutmaßlich der altnordischen Bezeichnung víkingr, was so viel wie rauben/plündern bedeutet. Als weitere Vermutung werden die Termini wik (Fjord) und/oder vicus (Dorf, Gehöft) angeführt. Beides entspricht in etwa jemandem, der nicht weiter auf seiner Scholle sitzen bleiben, sondern lieber als Seeräuber zur See fahren und dabei fragwürdige Abenteuer erleben will. 

Ob nun aber diese Herleitung des Begriffs Wikinger tatsächlich des Rätsels Lösung ist, darüber, so heißt es, herrscht in der wissenschaftlichen Forschung bisher immer noch ein gerüttelt Maß an Unklarheit.

Eigenschaften

Was waren das für Typen – diese Wikinger?

Die Wikinger (Normannen, Waräger, Rus) waren grundsätzlich nicht zimperlich. Rücksichtslos und brutal verwüsteten sie zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert weite Gegenden Europas, brandschatzten Städte, stürmten Klöster und hinterließen eine breite Blutspur.

Auch mit der Autorität hatten sie es nicht so. Es konnte also durchaus vorkommen, dass diese rauen Skandinavier selbst ihren eigenen König auf unangenehme Art und Weise ins Jenseits beförderten, wenn sie ihre individuelle Unabhängigkeit gefährdet sahen.

Normannen, oder auch Wikinger, Waräger oder Rus genannt, glaubten zwar an die germanischen Götter – zum  Beispiel Odin (Wotan) und Thor (Donar) –, schreckten aber dennoch nicht vor Menschenopfern zurück, und hatten in ihren Schlachten keinerlei Gewissensbisse, wenn es dabei um nichts weniger als um Mord und Totschlag ging.

Was trieb die Wikinger zu ihren Raubzügen?

Angenommen wird, dass im 8. Jahrhundert eine Klimaveränderung und/oder Übervölkerung des zu bewirtschaftenden schmalen Küstenstreifens – die skandinavische Landschaft ist überwiegend bergig und landwirtschaftlich nur bedingt nutzbar – eine Rolle gespielt haben.

So wurden die Skandinavier einerseits mehr und mehr zu Händlern, andererseits sahen sich die Zweit- und/oder Drittgeborenen wegen des vorherrschenden Erbrechts, nachdem nur der erstgeborene Sohn erben konnte, zur Seeräuberei und mit Brachialgewalt unternommener Eroberung gezwungen.

Dänen, Schweden und Norweger machten sich fortan über gut drei Jahrhunderte hinweg einen Namen als ungehobelte, räuberische und vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckende Horde von Wikingern – oder, wie sie oft auch bezeichnet wurden/werden – Normannen, Warägern/Rus.

Wo waren die Wikinger unterwegs?

Während die skandinavischen Wikingerverbände zunächst bevorzugt das nord-westeuropäische Festland attackierten, sich im Nordatlantik tummelten, in Irland wilderten, Island, die Hebriden und Grönland eroberten, sich – etwa ab 865 – in England breit machten und sogar einen Abstecher an die Küste Nordamerikas realisierten, gründeten die scheinbar friedlicheren Schweden (Waräger/Rus) in Osteuropa prosperierende Handelsplätze.

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Was verbindet Karl III. den Einfältigen mit Rollo dem Wikinger?

Karl III. der Einfältige (etwa 879-929), aus der französischen Linie der Karolinger, unter dessen Herrschaft ständig kleinere und größere Heerscharen kriegerischer Wikinger/Normannen das Land im Nordwesten Frankreichs verwüsteten, hatte vermutlich die Lust verloren, weiterhin gegen diese Mordbuben zu kämpfen.

Stattdessen schloss er 911 mit Rollo dem Wikinger (860-932), einem skandinavischen Desperado, den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte. Rollo musste zum Christentum übertreten, erhielt aber ein stattliches Gebiet im nordöstlichen Teil des heutigen Frankreich als Lehen.

Wer waren Erik Blutaxt, Harald Blauzahn und Ivar der Knochenlose?

Die oben erwähnten Typen, bekannt geworden als Normannen, Wikinger, Waräger/Rus, bilden lediglich die Spitze aus der Reihe ihrer barbarischen Rädelsführer.

  • Erik Blutaxt (etwa 885-954) war Nachfolger des norwegischen Königs Harald I.,
  • Harald Blauzahn (etwa 910-987) König von Dänemark sowie später auch von Norwegen, und
  • Ivar der Knochenlose (etwa 794-872), der eigentlich Ragnarsson hieß, war ein dänischer Heerführer, der sich durch besondere Grausamkeit ausgezeichnet haben soll.

Wer war Alfred von Wessex, der Große?

Alfred von Wessex, der Große (etwa 848-899), war ab 871 König der Westsachsen (Wessex/Westseaxe/West-Sachsen/England) und ab 886 auch König der Angelsachsen. Ein kluger Mann und ausgezeichneter Feldherr, dem es 878 gelang, einen militärischen Sieg über die dänischen Wikinger in der Schlacht bei Edington (Wiltshire/England) zu erringen.

Weitere acht Jahre später, im Jahr 886, einigte Alfred sich dann erfolgreich mit seinem Gegner, dem dänischen Wikingerkönig Guthrum (??-890) über eine endgültige Grenzfestlegung Englands, den sogenannten Danelaw/Danelag.

Guthrum trat zum Christentum über, und zog sich in seinen Teil des Landes – das waren im Osten der Insel unter anderen die Grafschaften Cambridgeshire, Norfolk und Suffolk – zurück. Seither gilt die 886 mit dem Friedensvertrag von Wedmore erzielte Vereinigung des Angelsächsischen Reiches (Englands), als Alfreds des Großen wichtigstes Verdienst.

Was sind "Langschiffe"?

Mit Langschiff wurde die erfindungsreiche Konstruktion der Wikinger-, Normannen-, Waräger- oder Rusboote benannt. Zu Beginn nur als Ruderboot genutzt, wurden die Jollen, ausgestattet mit Segel und geringem Tiefgang, zum Schnellsegler – zum sogenannten wendigen Langboot.

Gute zwanzig Meter lang und fünf Meter breit, konnten diese Schiffe bis zu einhundert Mann tragen. Nur wenige davon waren für die Bedienung zuständig. Der große Rest der Besatzung bestand aus schwer bewaffneten Kriegern.

Um Feinde schon von weitem zu beeindrucken, drapierten die Wikinger ihre auch Drachenschiff genannten Segler mit martialischen Galionsfiguren.

Was ist unter "Danelaw" zu verstehen?

Als Danelaw (Danelag) wurden im ausgehenden 9. Jahrhundert die von dänischen Wikingern eroberten Gebiete weiter Teile Mittel- und Nordostenglands bezeichnet.

Seit sich die geradezu invasionsartig eingefallenen Dänen in dieser Gegend festgesetzt hatten (etwa um 865 herum), lagen sie sich über Jahrzehnte mit den bereits dort ansässigen Angelsachsen sowie den, den Nordwesten Englands besetzt haltenden, Norwegern in den Haaren.

Schließlich gelang es dem angelsächsischen König Alfred von Wessex, dem Großen, den Wikingern unter ihrem Anführer Guthrum in der Schlacht bei Edington (Wiltshire/England) 878 eine empfindliche Schlappe beizubringen. 

Ein paar Jahre später, 886, ließ Alfred eine verbindliche Grenzregelung – die Danelaws – vertraglich festschreiben.

Gleichbedeutende Bezeichnungen

Wer waren die "Normannen" genannten Wikinger?

Als Normannen, Nordmänner oder auch Wikinger, die etwa vom 8. bis 11. Jahrhundert die Szene beherrschten, wurde auch der Teil der skandinavischen Raubeine bezeichnet, mit dem sich bereits Kaiser Karl der Große (747-814) gegen Ende des 8. Jahrhunderts, eher mühsam als erfolgreich, herumschlagen musste.

Dabei ging es zu Beginn um Gebiete des nördlichen Deutschland, später dann, Anfang des 9. Jahrhunderts, gegen die zum fränkischen Reich gehörenden Friesen.

Besonders eindringlich bekamen es in der Folge Karls karolingische Nachfahren mit den marodierenden Normannen (Wikingern) zu tun. Ludwigs des Frommen Tod, 840, öffnete den Normannen dann endgültig Tür und Tor ins Frankenreich.

An die wilden Horden der Normannen erinnert noch heute der Name Normandie, eine Region im Nordwesten Frankreichs.

Warum schienen die Normannen den Karolingern überlegen zu sein?

Zum einen, weil die in kleinen, wendigen Gruppen agierenden Normannen (Wikinger, Waräger, Rus), den in schwerfälliger Formation kämpfenden Franken an Flexibilität überlegen waren, zum anderen, weil die fränkische Führung politisch zu schwach war.

Statt sich den Feinden in der Schlacht zu stellen, wurde versucht, sich die furchterregenden Typen mit Tributzahlungen vom Hals zu halten. Was möglicherweise mit einer der Gründe war, die den Zerfall des Fränkischen Reiches beeinflusst haben.

Wie und wann kamen die Normannen nach Süditalien?

Im Norden Italiens hatte im 11. Jahrhundert der deutsche Kaiser, der auch König von Italien war, das Sagen. In der Mitte des Landes sorgte sich der Papst um den Erhalt seiner kirchlichen Macht, und im Süden war das oströmische Kaiserreich bemüht, seine Pfründe nicht zu verlieren.

In dieses von unterschiedlichsten Interessen beherrschte Land, kamen nun die Normannen (auch Wikinger genannt). Allerdings kamen sie nicht mehr als blutrünstige Eroberer, sondern als inzwischen in der Normandie sesshaft gewordene und sich zum christlichen Glauben bekennende Pilger. Das hielt aber die langobardischen Potentaten nicht davon ab, die Normannen – wegen ihrer militärischen Erfahrung – hin und wieder als Söldner anzuheuern.

Der Lohn für diese Dienste, waren ausgedehnte Latifundien als Lehen und ab und an sogar Hochzeiten mit den Töchtern der Auftraggeber. Den Normannen schien es auf Sizilien gefallen zu haben. Sie festigten ihre Stellung, blieben im Lande und gründeten die eine oder andere normannisch-italienische Grafschaft.

Wer waren die Waräger/Rus?

Als Waräger/Rus (etwa vom 8. bis zum 11. Jahrhundert) wurde der schwedische Ableger der Wikinger bezeichnet, der über die Ostsee in das slawisch geprägte Osteuropa (Weißrussland, Ukraine) eindrang und – unter anderen in Städten wie Nowgorod (Rus in Nowgorod) und Kiew (Kiewer Rus) – Handelsniederlassungen gründete.

Nach einer der ältesten – möglicherweise aber nicht wirklich verlässlichen – russischen Geschichtsquelle, sollen die in der Gegend des Kiewer Russland ansässigen Slawen die Waräger gebeten haben, ihre Community zu führen. Das ging bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts gut. Dann mochten die Slawen nicht mehr. Sie setzten die Waräger vor die Tür, merkten aber schon bald, dass es ohne sie nicht ging. Also schickten sie sich an, doch lieber die zuvor aus dem Land beförderten Waräger zurückzuholen.

Was folgte, war nicht nur die Vermischung der Waräger mit den Slawenvölkern der späteren Ukraine, Russlands und Weißrusslands (Belarus), sondern – damit einhergehend – auch die Bildung einer Gesellschaftsschicht, Rus genannt, bestehend aus Adel, Militär und Handel.

Als führende Köpfe der Rus, werden ein gewisser Rjurik und dessen Sohn Oleg genannt. Rjurik gründete die Dynastie der Rus von Nowgorod und Oleg die der Kiewer Rus. Beide bildeten, zumindest spekulativ, die Vorläufer eines ersten russischen Staates. Waren die ersten Russen also schwedische Wikinger?

Unter einer zahlenmäßig nicht zu unterschätzenden Gruppe von Historikern wird jedenfalls angenommen, dass der Name Russland durchaus auf die Rus, einen vergleichsweise kleinen Haufen besitzgieriger Haudegen, zurückzuführen ist. So soll doch – zum Beispiel einer der vier, fünf unterschiedlich bestehenden Theorien zur Folge – das Wort Rus aus dem Skandinavischen stammen. Also hätten sich die Waräger selbst Rus genannt, woraus später eben Russland geworden sei. Klingt plausibel, scheint in der Forschung allerdings noch sehr dünnes Eis zu sein.

Rus hin, Russland her – jedenfalls waren es auch die Waräger, die es mit ihren Schiffen sogar bis vor die Tore Konstantinopels geschafft haben, wo sie in ihrem Expansionsdrang allerdings von den Verteidigern des byzantinischen Reiches erfolgreich gestoppt wurden.

Wann ging die Zeit der Wikinger dem Ende zu?

Das war ein allmählicher Prozess. Begonnen etwa in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts.

Zwar machte sich der dänische König Knut (etwa 995-1035) zwischen 1015 und 1018 noch einmal auf nach England, um in ehrgeiziger Manier sein Reich zu vergrößern, aber die üblichen räuberischen Beutezüge der Wikinger gehörten zunehmend der Vergangenheit an. Deren Abenteuerlust wurde noch vor Ende des 10. Jahrhunderts in friedlichere Kanäle gelenkt. Ein Übriges zur Beendigung der bisher ständigen Gefahr möglicher kriegerischer Überfälle der Wikinger, trug im Wesentlichen allerdings auch die fortschreitende Christianisierung der Skandinavier bei.

Autor:

Quellen:

  • "Zaren, Popen und Bojaren" (Das farbige LIFE Bildsachbuch/rororo)
  • "Geschichte kompakt & visuell" (Philip Parker/Dorling Kindersley Verlag, München)
  • "Deutsche Geschichte: Bd. 1" (Heinrich Pleticha, Hg./Bertelsmann Lexikon Verlag)
  • "Ukraine" (Viktor Timtschenko/Ch. Links Verlag, Berlin)
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